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Überbewertet? - Experten raten von chinesischen Solaraktien ab
Zwar sei kurzfristig mit einer starken Nachfrage für Solarprodukte insbesondere aus China zu rechnen, erläutert Michael McNamara, Analyst von Jefferies International. Die gebe es vor allem aus Deutschland und aus Italien, denn dort stünden starke Einschnitte bei der Solarstromvergütung an. Investoren seien daher bemüht, Projekte in diesen Ländern ans Netz zu bringen, so lange sie noch Anspruch auf die bisherige Vergütung haben. Für Deutschland werde erwartet, dass die neue Bundesregierung zur Jahresmitte die im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgeschriebenen Tarife für Sonnenstrom verringert, die Regelung in Italien sei bis 2011 befristet. Laut McNamara entfallen auf diese beiden Märkte derzeit etwa 60 Prozent der von Solarherstellern weltweit erzielten Umsätze. Wenn sich dort die Förderbedingungen verschlechterten, werde dies die Nachfrage auf lange Sicht belasten. Er gehe von deutlichen Überkapazitäten im Markt aus und erwarte, dass dies unter anderem zu einem weiteren Preisverfall bei Solarmodulen um rund 15 Prozent führen wird.
McNamara rät von europäischen Solarunternehmen ab und nennt explizit die Berliner Solon SE und Q-Cells aus Thalheim als Solarwerte, für die er vom Investment abrät. Doch auch sonst sehe er keine Solaraktie, die derzeit attraktiv erscheine. Selbst eine verhältnismäßig günstig bewertete Aktie wie die der deutsch-britischen PV Chrystalox, die zudem mit guten Zahlen aufwarten könne, berge derzeit schwer kalkulierbare Risiken. Denn die sei auf die Produktion von Solarwafern spezialisiert und man könne kaum abschätzen, wie sich die Preise für diese Produkte in 2010 entwickeln.
Ein weiterer Cleantech-Experte von Jefferies International ist der US-Analyst Jesse Pichel. Er rät vor allem bei der chinesischen Renesola zur Vorsicht. Das Solarunternehmen aus Jiashan hatte kürzlich gemeldet, dass die geplante Übernahme der ebenfalls chinesischen Dynamic Green an der Ablehnung durch lokale Behörden gescheitert ist. Durch den Einkauf des Modulbauers wollte Renesola ihre Wertschöpfungskette erweitern. Pichel sieht diese Pläne vorerst als gescheitert an und empfiehlt die Aktie zu verkaufen.
Doch auch andere Experten beurteilen chinesische Solarwerte mit Skepsis. So kritisiert Adam Krop von Ardour Capital Management die Strategie des chinesischen Solarkonzerns Yingli Green Energy, eine eigene Siliziumproduktion auszubauen. Das Unternehmen aus Baoding habe bereits mit der Pilotproduktion begonnen. Dabei werde die eigene Herstellung dieses wichtigsten Rohstoffs für die Fertigung von Solarprodukten die Gewinnmarge von Yingli auf absehbare Zeit deutlich belasten. Krop geht davon aus, dass 2010 in jedem Quartal Abschreibungen auf die Siliziumfertigung in Höhe von neun bis zehn Millionen Dollar anfallen werden.
Der US-Analyst verweist darauf, dass der Solarkonzern nach eigenen Angaben die Produktionskosten pro Kilogramm Silizium für 2010 mit 60 Dollar beziffert. Erst langfristig strebe man an, sie auf 25 Dollar zu reduzieren. Krop führt an, dass im Spot-Handel der Siliziumpreis in den letzten 18 Monaten massiv abgestürzt ist, von mehreren Hundert Dollar auf derzeit rund 50 Dollar. Folglich würde Yingli schon jetzt teuerer produzieren als das Kilo im Markt gehandelt werde. Der Rohstoff drohe sich aufgrund fortbestehender Überkapazitäten im Markt aber noch weiter zu verbilligen. Der Experte von Ardour Capital Management betont, dass kein anderes Solarunternehmen aus China in diesem Marktumfeld den Aufbau einer eigenen Siliziumproduktion anstrebe. Trina Solar habe solche Pläne erst kürzlich verworfen. Und die mit Liquiditätsproblemen kämpfende LDK Solar habe bereits vor dem Beginn der Siliziumproduktion große Anteile daran verkauft.
Krop stuft die Yingli-Aktie von „Akkumulieren“ auf Reduzieren“ herab und nennt als Kursziel 15 Dollar. Das sind umgerechnet 10,4 Euro. In Frankfurt notiert das Papier heute Mittag bei 12,6 Euro. Der Kurs ist seit November 2009 um rund 50 Prozent gestiegen, nachdem das Unternehmen bei der Vorlage der Zahlen für das 3. Quartal seine Prognose für das Gesamtjahr 2009 erhöht hatte. Es rechnet demnach mit einer Gewinnmarge von 19 bis 20 Prozent statt wie bisher prognostiziert 18 Prozent. Für 2010 rechne man sogar mit 25 Prozent bei sich stabilisierenden oder gar steigenden Preisen. Die Auslieferungen sollen sich in diesem Geschäftsjahr auf 490 bis 500 Megawatt belaufen, bislang waren 450 bis 500 Megawatt in Aussicht gestellt worden.
ReneSola Ltd: ISIN VGG7500C1068 / WKN A0KEXQ
Yingli Green Energy Holding Company Limited: WKN A0MR90 / ISIN US98584B1035
Bildhinweis: Präsentation von chinesischen Solarmodulen. / QUelle: Suntech