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Nachhaltige Aktien, Meldungen, ECOanlagecheck, Solarenergie-Investments
Unabhängige Analyse: Aktien der solarcomplex AG
Die solarcomplex AG aus Singen gibt neue Aktien heraus. Das Unternehmen betreibt zahlreiche Erneuerbare-Energien-Anlagen und mehrere Nahwärmenetze im Bodenseeraum und inzwischen auch im Schwarzwald. Die solarcomplex AG wandelt Dörfer zu „Bioenergiedörfern“ um, die sich mit Erneuerbarer Energie versorgen. Das Unternehmen plant weitere Projekte in den Bereichen Wärmenetze, Windenergie und Solarenergie. Diese will solarcomplex mit Hilfe der neuen Aktien finanzieren. Die Aktien werden nicht an der Börse gehandelt. Anleger können ab einer Summe von 5.000 Euro Aktien zeichnen; der Stückpreis liegt bei 2,50 Euro. Für Altaktionäre gibt es keine Mindestzeichnungssumme, sie bezahlen 2,40 Euro je Aktie. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Die solarcomplex AG bietet neben den Aktien weiterhin auch Genussrechte an. Den ECOanlagecheck aus dem Juli 2014 zum Genussrechte-Angebot können Sie hier lesen.
Die solarcomplex AG bietet 2,635 Millionen Stammaktien mit einem Nennbetrag von jeweils einem Euro an. Der Ausgabepreis je Aktie liegt bei 2,50 Euro für Neuaktionäre (Erstzeichner) und 2,40 Euro für Altaktionäre.
Eine Zulassung der Aktien zum Handel an einer Börse strebt die solarcomplex AG laut Prospekt auf absehbare Zeit nicht an. Sie bietet aber auf ihrer Internetseite eine Handelsplattform an, die seit mehr als sieben Jahren regelmäßig genutzt wird. Dabei hat sich laut Prospekt ein kontinuierlich steigender Aktienkurs herausgebildet. In den ersten fünf Monaten 2014 wurden laut Prospekt 75.590 Aktien der solarcomplex AG zu Preisen zwischen 2,25 Euro und 2,35 Euro je Aktie gekauft bzw. verkauft. Der gewichtete Durchschnittspreis je Aktie lag bei 2,33 Euro je Aktie.
Die an die Aktionäre ausgeschüttete Dividende betrug in letzten drei Jahren jeweils 0,04 Euro pro Anteil. Das ergibt eine Dividendenrendite von knapp 2 Prozent vor Steuern. In den Jahren 2008 bis 2010 lag die Dividende jeweils 0,05 Euro pro Anteil. Unter Einbeziehung der Kurssteigerungen betrug die Wertsteigerung für die Aktionäre seit 2008 durchschnittlich rund 5 Prozent pro Jahr.
Die Emittentin geht davon aus, dass die neuen Aktien jeweils zur Hälfte von Neuaktionären und Altaktionären gezeichnet werden. In diesem Fall beträgt das Gesamtvolumen der Aktienemission rund 6,46 Millionen Euro.
Laut Prospekt wird die Emittentin eventuell – abhängig vom Erfolg der eigenen Vertriebsmaßnahmen – eine Vereinbarung mit einem Partner abschließen, der eine Vertriebsprovision von max. bis zu 4 Prozent der von ihm eingeworbenen Zeichnungssumme erhalten würde. Die Gesamtkosten (inkl. eventueller Provisionen) der Emission schätzt die Emittentin auf ca. 230.000 Euro. In diesem Fall verbleibt ein Nettoertrag der Aktienemission von rund 6,23 Millionen Euro.
Unternehmensprofil solarcomplex AG
Anbieterin und Emittentin der Aktien ist die solarcomplex AG aus Singen bei Konstanz. Sie hat rund 40 Mitarbeiter. 20 Bürger haben das Unternehmen 2000 zunächst als GmbH gegründet. 2007 erfolgte die Umwandlung in eine – nicht börsennotierte – Aktiengesellschaft. Nach zwei Kapitalerhöhungen halten inzwischen – vor der geplanten, hier besprochenen Aktienkapitalerhöhung – rund 1.000 Aktionäre das eingetragene Grundkapital von 7,173 Millionen Euro. Die Aktien befinden sich im Streubesitz. Nur ein Aktionär hält mit 6 Prozent mehr als 3 Prozent des Grundkapitals des Unternehmens. Grundsätzlich richtet sich das Stimmrecht jedes Aktionärs der solarcomplex nach der Anzahl seiner Aktien. Allerdings ist das Stimmrecht jedes Aktionärs auf die Anzahl der Aktien begrenzt, die 5 Prozent des jeweiligen Grundkapitals des Unternehmens entsprechen.
Ziel des Unternehmens ist laut Satzung der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region Bodensee bis 2030. Die solarcomplex AG versteht sich als „Stadtwerk des 21. Jahrhunderts, welches sich im breiten Streubesitz befindet und ausschließlich mit erneuerbaren Energien arbeitet“. Das Unternehmen übernimmt bzw. koordiniert die Planung, Errichtung und Finanzierung und den Betrieb und die Verwaltung ihrer Erneuerbaren-Energien-Anlagen. Mit dem neuen Aktienkapital sollen neue Projekte geplant, errichtet und finanziert werden.
Die Bilanzsumme der solarcomplex AG belief sich laut des geprüften Jahresabschlusses 2013 auf rund 49 Millionen Euro. Die vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Zuwachs beim Sachanlagenvermögen, der mit einem Anstieg der Verbindlichkeiten einherging. Aufgrund der Kapitalerhöhungen konnte die Eigenkapitalquote aber stabil gehalten werden. Sie lag Ende 2010 bei rund 28,8 Prozent, 2011 bei rund 24,3 Prozent, 2012 bei rund 27,7 Prozent und 2013 bei rund 27,1 Prozent bzw. rund 35,4 Prozent unter Berücksichtigung der Sonderposten. Die Verbindlichkeiten von rund 30,9 Millionen Euro (2013) setzen sich hautsächlich aus Bankverbindlichkeiten (rund 22,0 Millionen Euro) und Genussrechts-Verbindlichkeiten (7,5 Millionen Euro) zusammen.
Die Umsatzerlöse der solarcomplex AG sind 2013 im Vergleich zum Vorjahr von rund 8,4 Millionen Euro auf rund 7,0 Millionen Euro gesunken. 2011 lag der Umsatz noch doppelt so hoch, bei rund 14,3 Millionen Euro. Ursache für den Umsatzrückgang war der Rückgang im Geschäftsbereich Photovoltaik infolge der Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom. Die Erlöse aus dem Verkauf von Photovoltaikanlagen gingen von 9,02 Millionen Euro in 2011 auf 2,26 Millionen Euro in 2012 zurück und betrugen 2013 nur noch 0,25 Millionen Euro. Nach Angaben von solarcomplex ist 2014 im Geschäftsbereich Photovoltaik eine – im Vergleich zum Vorjahr – positive Entwicklung zu verzeichnen, da vermehrt Gewerbebetriebe Solaranlagen zur Eigenstromnutzung kaufen.
Der Jahresüberschuss 2013 betrug rund 202.000 Euro (2012: 248.000 Euro, 2011: 224.000 Euro, 2010: 198.000 Euro, 2009: 330.000 Euro). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EBITDA) konnte laut den vorliegenden Zahlen seit 2007 jedes Jahr kontinuierlich und deutlich auf nunmehr 3,2 Millionen Euro (2013) gesteigert werden. Für das Geschäftsjahr 2014 erwartet solarcomplex nach eigener Angabe Umsatzerlöse und einen Jahresüberschuss, die jeweils leicht über denen des Vorjahres liegen (Stand: 9. Oktober 2014).
Laut Unternehmensplanung soll der Fokus der Geschäftsentwicklung noch wenigstens weitere zehn Jahre auf den Ausbau des eigenen Anlagenbestandes gelegt werden, um das in der Satzung festgelegte Unternehmensziel einer regionalen Energiewende bis zum Jahre 2030 zu erreichen. Mit dem Aufbau des Eigenbestandes steigen auch die (anfänglich hohen) Abschreibungen, wodurch die Jahresüberschüsse tendenziell geringer sind. Zudem erhöhen Anlagen, die in den Eigenbestand übernommen werden, in dem Jahr das Anlagevermögen und nicht die Umsatzerlöse. Das Unternehmen rechnet damit, dass mit dem Erreichen des planmäßigen Ausbaustandes die Jahresüberschüsse steigen, da die Abschreibungen dann geringer ausfallen werden bzw. bei einigen Anlagen die Abschreibungsdauer abgelaufen sein wird.
Investitionen
Im Eigenbestand der solarcomplex AG befinden sich nach eigenen Angaben drei Freiflächen-Solarparks und 30 Photovoltaik-Dachanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund vier Megawattpeak, zwei Biogasanlagen, mit regenerativen Energien betriebene Nahwärmenetze in acht Orten, dazu noch 30 Holzenergieanlagen im Bereich bis zwei Megawatt und eine Windenergieanlage mit 2,3 MW Leistung.
Bildhinweis: Photovoltaikprojekt der solarcomplex AG in Büsingen. / Quelle: Unternehmen
Mit den geplanten 6,23 Millionen Euro aus der Aktienemission sollen laut Prospekt ein Wärmenetz erweitert und eine Windenergieanlage errichtet werden. Beide Vorhaben sind laut Prospekt von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen.
Das Wärmenetz befindet sich in Bonndorf im Schwarzwald und soll um zehn Kilometer Netzlänge sowie um eine mit Holzhackschnitzeln betriebene Heizzentrale erweitert werden. Die Investitionssumme soll ca. 6 Millionen Euro betragen und mit 1,5 Millionen Euro Aktienkapital und 4,5 Millionen Euro aus Bankdarlehen finanziert werden.
In die Errichtung einer Windenergieanlage mit einer Nennleistung von 2 bis 3 MW bei Furtwangen im Schwarzwald will solarcomplex ca. 4,5 Millionen Euro investieren, davon 1,5 Millionen Euro Aktienkapital und 3,0 Millionen Euro Bankdarlehen.
Mit den beiden beschlossenen Investitionen sind derzeit 3,0 Millionen Euro der einzuwerbenden 6,23 Millionen Euro verplant. Laut Prospekt gibt es bis zu vier weitere Windenergieanlagen-Projekte, in die das neue Aktienkapital fließen könnte. Allerdings sind diese Projekte laut Prospekt weder abschließend vorgeplant noch die Investitionen fest beschlossen. Bei der Windenergieanlage Furtwangen und den vier weiteren Windenergieanlagenprojekten sind nach Angaben von solarcomplex jeweils die Grundstücke gesichert und die Netzverknüpfungspunkte zugesagt. Die Baugenehmigungsanträge sollen 2015 gestellt werden.
Ökologische Wirkung
Die von solarcomplex errichteten Erneuerbare-Energien-Anlagen erzeugen laut Prospekt eine Strommenge von rund 30 Millionen kWh pro Jahr. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh können damit rechnerisch rund 8.600 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden somit circa 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Weitere 30 Millionen kWh werden an Wärme erzeugt und über die von solarcomplex realisierten Nahwärmenetze an Kunden geliefert. Die Wärme wird überwiegend in Holzenergieanlagen unter Einsatz von Holzpellets und Holzhackschnitzel erzeugt.
Die Nahwärmenetze sind grundlegender Bestandteil der von solarcomplex initiierten Bioenergiedörfer. Inzwischen gibt es acht Bioenergiedörfer im Bodenseeraum, die sich über den Einsatz von Biogas-, Holzenergie- und Photovoltaikanlagen und Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Energien aus der Umgebung versorgen und so vollständig ihren Strom- und Wärmebedarf decken. Insbesondere für die Bioenergiedörfer hat das Unternehmen verschiedene Auszeichnungen und Förderungen erhalten.
Risiko
Die Emittentin war vor 2012 hauptsächlich im Bereich Photovoltaik tätig. Infolge der Kürzungen bei der Einspeisevergütung für Solarstrom kam es zu einem Markteinbruch, so dass das Unternehmen sich neu auf das Geschäftsfeld Windenergie ausrichten musste. In Deutschland gibt es einen intensiven Wettbewerb um aussichtsreiche Windparkprojekte und um geeignete Standorte für Windparks. Es besteht grundsätzlich das Risiko, dass solarcomplex in diesem Wettbewerb nicht bestehen kann. Zudem hat die Politik das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geändert, und damit könnte die Wettbewerbsposition von kleineren, regionalen Projektentwicklern wie der solarcomplex AG schwächer werden, insbesondere wegen der geplanten Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Die laut Prospekt geplanten Windenergieanlagen, die voraussichtlich mit dem neuen Aktienkapital (teilweise) finanziert werden sollen, befinden sich noch in der Projektentwicklungsphase. Die Bau- und Betriebsgenehmigungsanträge sind noch nicht gestellt werden. Für einen weiteren geplanten Windpark mit drei Anlagen läuft derzeit das Genehmigungsverfahren, das sich nach Einschätzung von solarcomplex aufgrund einer artenschutztechnisch schwierigen Situation noch hinziehen kann. Es besteht das Risiko, dass von der solarcomlex AG geplante Windenergieanlagen nicht genehmigt werden, so dass bereits angefallenen Kosten keine Erträge gegenüberstehen. Bei genehmigten Windenergieanlagen besteht zudem das Risiko, dass bei ihrer Inbetriebnahme die EEG- Einspeisevergütung niedriger sein wird als beim Planungsbeginn des Projektes angenommen, so dass sich die Wirtschaftlichkeit des Projektes reduzieren kann.
Im Geschäftsfeld Wärmenetz besteht das Risiko, dass eine größere Anzahl von Kunden bei Ende der Vertragslaufzeit den Wärmeliefervertrag kündigt, so dass die Investition in das Nahwärmenetz für solarcomplex eventuell weniger rentabel sein könnte. Während der Laufzeiten der Wärmelieferverträge besteht das Risiko von Erlösschwankungen, da die Abnahmepreise für die Wärme teilweise an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt sind. Gleichzeitig bestehen auch auf der Inputseite Risiken aufgrund tendenziell steigender Preise für Holzhackschnitzel und Pellets, die aber nach Angaben der Anbieterin über eine Preisgleitklausel an die Kunden weitergegeben werden.
Es besteht teilweise ein Potential für Interessenkonflikte. Beispielsweise ist der Aufsichtsratsvorsitzende als verantwortlicher Mitarbeiter für den Bereich Marketing bei der solarcomplex AG angestellt. Ein weiteres Aufsichtsratsmitglied erhält als Inhaber einer Steuerberatungs-, Unternehmensberatungs- und Rechtsanwaltskanzlei Aufträge von der solarcomplex AG.
Stärken
solarcomplex AG in der Region etabliert und mit guter Marktposition
Aktien mit stetiger, positiver Kursentwicklung und stabilen Dividendenzahlungen in den letzten Jahren
Risikostreuung über mehrere Geschäftsbereiche
Schwächen
Unternehmen mit noch vergleichsweiser geringer Erfahrung im Bereich Windenergie
Potential für Interessenkonflikte
Fazit:
Finanziell
Die solarcomplex AG ist in der Bodenseeregion etabliert und dort aufgrund der Aktionärsstruktur tief verwurzelt. Das Unternehmen ist in verschiedenen Erneuerbare-Energien-Bereichen und im Nahwärmebereich tätig und hat seit acht Jahren kontinuierlich Jahresüberschüsse erwirtschaftet. In den nächsten ca. zwei Jahren steht das Unternehmen vor der Herausforderung, die geplanten Projekte in seinem – noch relativ – neuen Geschäftsbereich Windenergie zum Abschluss zu bringen und damit auch in diesem Geschäftsbereich einen Kompetenznachweis zu erbringen. Somit ist auch die Entwicklung von Aktienkurs und Dividendenhöhe von diesen Projekten abhängig. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Unternehmen inzwischen über ein größeres Kraftwerksportfolio und 60 Kilometer an Nahwärmenetze verfügt, die – im Vergleich zum schwankenden Projektentwicklungsgeschäft – relativ stabile Einnahmen erbringen.
Nachhaltigkeit
Die solarcomplex AG realisiert Erneuerbare-Energien-Projekte im Rahmen einer ganzheitlich nachhaltigen Ausrichtung. Mit den Bioenergiedörfern verfolgt das Unternehmen ein innovatives, nachhaltiges und überzeugendes Konzept, das für andere (ländliche) Regionen Vorbildcharakter hat.
ECOreporter.de-Empfehlung
Die solarcomplex AG konnte in den letzten Jahren mit einer kontinuierlich positiven Kursentwicklung punkten. Derzeit wird der Geschäftsbereich Windenergie ausgebaut, dessen zukünftiger Beitrag zu den Jahresergebnissen des Unternehmens schwer zu kalkulieren ist. Gleichzeitig ist die solarcomplex AG aber mit ihren verschiedenen Geschäftsbereichen und ihrem Kraftwerkspark so breit aufgestellt, dass eine stabile Entwicklung möglich ist. Die Aktien sind insbesondere – aber nicht nur – für Anleger aus der Bodenseeregion interessant, für die der regionale Aspekt ein wichtiges Kriterium bei der Anlageentscheidung ist.
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: solarcomplex AG, Singen
Anlageform: Stammaktien
Mindestzeichnungssumme: 5.000 Euro (keine für Altaktionäre)
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: 2,635 Millionen Aktien zum Ausgabekurs von 2,50 Euro je Aktie (2,40 Euro für Altaktionäre)
BaFin-Billigung: Ja
Handelbarkeit: kein Börsenhandel
WKN: A0S9PT
Die solarcomplex AG bietet neben den Aktien weiterhin auch Genussrechte an. Den ECOanlagecheck aus dem Juli 2014 zum Genussrechte-Angebot können Sie hier lesen.
Die solarcomplex AG bietet 2,635 Millionen Stammaktien mit einem Nennbetrag von jeweils einem Euro an. Der Ausgabepreis je Aktie liegt bei 2,50 Euro für Neuaktionäre (Erstzeichner) und 2,40 Euro für Altaktionäre.
Eine Zulassung der Aktien zum Handel an einer Börse strebt die solarcomplex AG laut Prospekt auf absehbare Zeit nicht an. Sie bietet aber auf ihrer Internetseite eine Handelsplattform an, die seit mehr als sieben Jahren regelmäßig genutzt wird. Dabei hat sich laut Prospekt ein kontinuierlich steigender Aktienkurs herausgebildet. In den ersten fünf Monaten 2014 wurden laut Prospekt 75.590 Aktien der solarcomplex AG zu Preisen zwischen 2,25 Euro und 2,35 Euro je Aktie gekauft bzw. verkauft. Der gewichtete Durchschnittspreis je Aktie lag bei 2,33 Euro je Aktie.
Die an die Aktionäre ausgeschüttete Dividende betrug in letzten drei Jahren jeweils 0,04 Euro pro Anteil. Das ergibt eine Dividendenrendite von knapp 2 Prozent vor Steuern. In den Jahren 2008 bis 2010 lag die Dividende jeweils 0,05 Euro pro Anteil. Unter Einbeziehung der Kurssteigerungen betrug die Wertsteigerung für die Aktionäre seit 2008 durchschnittlich rund 5 Prozent pro Jahr.
Die Emittentin geht davon aus, dass die neuen Aktien jeweils zur Hälfte von Neuaktionären und Altaktionären gezeichnet werden. In diesem Fall beträgt das Gesamtvolumen der Aktienemission rund 6,46 Millionen Euro.
Laut Prospekt wird die Emittentin eventuell – abhängig vom Erfolg der eigenen Vertriebsmaßnahmen – eine Vereinbarung mit einem Partner abschließen, der eine Vertriebsprovision von max. bis zu 4 Prozent der von ihm eingeworbenen Zeichnungssumme erhalten würde. Die Gesamtkosten (inkl. eventueller Provisionen) der Emission schätzt die Emittentin auf ca. 230.000 Euro. In diesem Fall verbleibt ein Nettoertrag der Aktienemission von rund 6,23 Millionen Euro.
Unternehmensprofil solarcomplex AG
Anbieterin und Emittentin der Aktien ist die solarcomplex AG aus Singen bei Konstanz. Sie hat rund 40 Mitarbeiter. 20 Bürger haben das Unternehmen 2000 zunächst als GmbH gegründet. 2007 erfolgte die Umwandlung in eine – nicht börsennotierte – Aktiengesellschaft. Nach zwei Kapitalerhöhungen halten inzwischen – vor der geplanten, hier besprochenen Aktienkapitalerhöhung – rund 1.000 Aktionäre das eingetragene Grundkapital von 7,173 Millionen Euro. Die Aktien befinden sich im Streubesitz. Nur ein Aktionär hält mit 6 Prozent mehr als 3 Prozent des Grundkapitals des Unternehmens. Grundsätzlich richtet sich das Stimmrecht jedes Aktionärs der solarcomplex nach der Anzahl seiner Aktien. Allerdings ist das Stimmrecht jedes Aktionärs auf die Anzahl der Aktien begrenzt, die 5 Prozent des jeweiligen Grundkapitals des Unternehmens entsprechen.
Ziel des Unternehmens ist laut Satzung der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region Bodensee bis 2030. Die solarcomplex AG versteht sich als „Stadtwerk des 21. Jahrhunderts, welches sich im breiten Streubesitz befindet und ausschließlich mit erneuerbaren Energien arbeitet“. Das Unternehmen übernimmt bzw. koordiniert die Planung, Errichtung und Finanzierung und den Betrieb und die Verwaltung ihrer Erneuerbaren-Energien-Anlagen. Mit dem neuen Aktienkapital sollen neue Projekte geplant, errichtet und finanziert werden.
Die Bilanzsumme der solarcomplex AG belief sich laut des geprüften Jahresabschlusses 2013 auf rund 49 Millionen Euro. Die vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Zuwachs beim Sachanlagenvermögen, der mit einem Anstieg der Verbindlichkeiten einherging. Aufgrund der Kapitalerhöhungen konnte die Eigenkapitalquote aber stabil gehalten werden. Sie lag Ende 2010 bei rund 28,8 Prozent, 2011 bei rund 24,3 Prozent, 2012 bei rund 27,7 Prozent und 2013 bei rund 27,1 Prozent bzw. rund 35,4 Prozent unter Berücksichtigung der Sonderposten. Die Verbindlichkeiten von rund 30,9 Millionen Euro (2013) setzen sich hautsächlich aus Bankverbindlichkeiten (rund 22,0 Millionen Euro) und Genussrechts-Verbindlichkeiten (7,5 Millionen Euro) zusammen.
Die Umsatzerlöse der solarcomplex AG sind 2013 im Vergleich zum Vorjahr von rund 8,4 Millionen Euro auf rund 7,0 Millionen Euro gesunken. 2011 lag der Umsatz noch doppelt so hoch, bei rund 14,3 Millionen Euro. Ursache für den Umsatzrückgang war der Rückgang im Geschäftsbereich Photovoltaik infolge der Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom. Die Erlöse aus dem Verkauf von Photovoltaikanlagen gingen von 9,02 Millionen Euro in 2011 auf 2,26 Millionen Euro in 2012 zurück und betrugen 2013 nur noch 0,25 Millionen Euro. Nach Angaben von solarcomplex ist 2014 im Geschäftsbereich Photovoltaik eine – im Vergleich zum Vorjahr – positive Entwicklung zu verzeichnen, da vermehrt Gewerbebetriebe Solaranlagen zur Eigenstromnutzung kaufen.
Der Jahresüberschuss 2013 betrug rund 202.000 Euro (2012: 248.000 Euro, 2011: 224.000 Euro, 2010: 198.000 Euro, 2009: 330.000 Euro). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EBITDA) konnte laut den vorliegenden Zahlen seit 2007 jedes Jahr kontinuierlich und deutlich auf nunmehr 3,2 Millionen Euro (2013) gesteigert werden. Für das Geschäftsjahr 2014 erwartet solarcomplex nach eigener Angabe Umsatzerlöse und einen Jahresüberschuss, die jeweils leicht über denen des Vorjahres liegen (Stand: 9. Oktober 2014).
Laut Unternehmensplanung soll der Fokus der Geschäftsentwicklung noch wenigstens weitere zehn Jahre auf den Ausbau des eigenen Anlagenbestandes gelegt werden, um das in der Satzung festgelegte Unternehmensziel einer regionalen Energiewende bis zum Jahre 2030 zu erreichen. Mit dem Aufbau des Eigenbestandes steigen auch die (anfänglich hohen) Abschreibungen, wodurch die Jahresüberschüsse tendenziell geringer sind. Zudem erhöhen Anlagen, die in den Eigenbestand übernommen werden, in dem Jahr das Anlagevermögen und nicht die Umsatzerlöse. Das Unternehmen rechnet damit, dass mit dem Erreichen des planmäßigen Ausbaustandes die Jahresüberschüsse steigen, da die Abschreibungen dann geringer ausfallen werden bzw. bei einigen Anlagen die Abschreibungsdauer abgelaufen sein wird.
Investitionen
Im Eigenbestand der solarcomplex AG befinden sich nach eigenen Angaben drei Freiflächen-Solarparks und 30 Photovoltaik-Dachanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund vier Megawattpeak, zwei Biogasanlagen, mit regenerativen Energien betriebene Nahwärmenetze in acht Orten, dazu noch 30 Holzenergieanlagen im Bereich bis zwei Megawatt und eine Windenergieanlage mit 2,3 MW Leistung.
Bildhinweis: Photovoltaikprojekt der solarcomplex AG in Büsingen. / Quelle: Unternehmen
Mit den geplanten 6,23 Millionen Euro aus der Aktienemission sollen laut Prospekt ein Wärmenetz erweitert und eine Windenergieanlage errichtet werden. Beide Vorhaben sind laut Prospekt von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen.
Das Wärmenetz befindet sich in Bonndorf im Schwarzwald und soll um zehn Kilometer Netzlänge sowie um eine mit Holzhackschnitzeln betriebene Heizzentrale erweitert werden. Die Investitionssumme soll ca. 6 Millionen Euro betragen und mit 1,5 Millionen Euro Aktienkapital und 4,5 Millionen Euro aus Bankdarlehen finanziert werden.
In die Errichtung einer Windenergieanlage mit einer Nennleistung von 2 bis 3 MW bei Furtwangen im Schwarzwald will solarcomplex ca. 4,5 Millionen Euro investieren, davon 1,5 Millionen Euro Aktienkapital und 3,0 Millionen Euro Bankdarlehen.
Mit den beiden beschlossenen Investitionen sind derzeit 3,0 Millionen Euro der einzuwerbenden 6,23 Millionen Euro verplant. Laut Prospekt gibt es bis zu vier weitere Windenergieanlagen-Projekte, in die das neue Aktienkapital fließen könnte. Allerdings sind diese Projekte laut Prospekt weder abschließend vorgeplant noch die Investitionen fest beschlossen. Bei der Windenergieanlage Furtwangen und den vier weiteren Windenergieanlagenprojekten sind nach Angaben von solarcomplex jeweils die Grundstücke gesichert und die Netzverknüpfungspunkte zugesagt. Die Baugenehmigungsanträge sollen 2015 gestellt werden.
Ökologische Wirkung
Die von solarcomplex errichteten Erneuerbare-Energien-Anlagen erzeugen laut Prospekt eine Strommenge von rund 30 Millionen kWh pro Jahr. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh können damit rechnerisch rund 8.600 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden somit circa 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Weitere 30 Millionen kWh werden an Wärme erzeugt und über die von solarcomplex realisierten Nahwärmenetze an Kunden geliefert. Die Wärme wird überwiegend in Holzenergieanlagen unter Einsatz von Holzpellets und Holzhackschnitzel erzeugt.
Die Nahwärmenetze sind grundlegender Bestandteil der von solarcomplex initiierten Bioenergiedörfer. Inzwischen gibt es acht Bioenergiedörfer im Bodenseeraum, die sich über den Einsatz von Biogas-, Holzenergie- und Photovoltaikanlagen und Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Energien aus der Umgebung versorgen und so vollständig ihren Strom- und Wärmebedarf decken. Insbesondere für die Bioenergiedörfer hat das Unternehmen verschiedene Auszeichnungen und Förderungen erhalten.
Risiko
Die Emittentin war vor 2012 hauptsächlich im Bereich Photovoltaik tätig. Infolge der Kürzungen bei der Einspeisevergütung für Solarstrom kam es zu einem Markteinbruch, so dass das Unternehmen sich neu auf das Geschäftsfeld Windenergie ausrichten musste. In Deutschland gibt es einen intensiven Wettbewerb um aussichtsreiche Windparkprojekte und um geeignete Standorte für Windparks. Es besteht grundsätzlich das Risiko, dass solarcomplex in diesem Wettbewerb nicht bestehen kann. Zudem hat die Politik das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geändert, und damit könnte die Wettbewerbsposition von kleineren, regionalen Projektentwicklern wie der solarcomplex AG schwächer werden, insbesondere wegen der geplanten Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Die laut Prospekt geplanten Windenergieanlagen, die voraussichtlich mit dem neuen Aktienkapital (teilweise) finanziert werden sollen, befinden sich noch in der Projektentwicklungsphase. Die Bau- und Betriebsgenehmigungsanträge sind noch nicht gestellt werden. Für einen weiteren geplanten Windpark mit drei Anlagen läuft derzeit das Genehmigungsverfahren, das sich nach Einschätzung von solarcomplex aufgrund einer artenschutztechnisch schwierigen Situation noch hinziehen kann. Es besteht das Risiko, dass von der solarcomlex AG geplante Windenergieanlagen nicht genehmigt werden, so dass bereits angefallenen Kosten keine Erträge gegenüberstehen. Bei genehmigten Windenergieanlagen besteht zudem das Risiko, dass bei ihrer Inbetriebnahme die EEG- Einspeisevergütung niedriger sein wird als beim Planungsbeginn des Projektes angenommen, so dass sich die Wirtschaftlichkeit des Projektes reduzieren kann.
Im Geschäftsfeld Wärmenetz besteht das Risiko, dass eine größere Anzahl von Kunden bei Ende der Vertragslaufzeit den Wärmeliefervertrag kündigt, so dass die Investition in das Nahwärmenetz für solarcomplex eventuell weniger rentabel sein könnte. Während der Laufzeiten der Wärmelieferverträge besteht das Risiko von Erlösschwankungen, da die Abnahmepreise für die Wärme teilweise an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt sind. Gleichzeitig bestehen auch auf der Inputseite Risiken aufgrund tendenziell steigender Preise für Holzhackschnitzel und Pellets, die aber nach Angaben der Anbieterin über eine Preisgleitklausel an die Kunden weitergegeben werden.
Es besteht teilweise ein Potential für Interessenkonflikte. Beispielsweise ist der Aufsichtsratsvorsitzende als verantwortlicher Mitarbeiter für den Bereich Marketing bei der solarcomplex AG angestellt. Ein weiteres Aufsichtsratsmitglied erhält als Inhaber einer Steuerberatungs-, Unternehmensberatungs- und Rechtsanwaltskanzlei Aufträge von der solarcomplex AG.
Stärken
solarcomplex AG in der Region etabliert und mit guter Marktposition
Aktien mit stetiger, positiver Kursentwicklung und stabilen Dividendenzahlungen in den letzten Jahren
Risikostreuung über mehrere Geschäftsbereiche
Schwächen
Unternehmen mit noch vergleichsweiser geringer Erfahrung im Bereich Windenergie
Potential für Interessenkonflikte
Fazit:
Finanziell
Die solarcomplex AG ist in der Bodenseeregion etabliert und dort aufgrund der Aktionärsstruktur tief verwurzelt. Das Unternehmen ist in verschiedenen Erneuerbare-Energien-Bereichen und im Nahwärmebereich tätig und hat seit acht Jahren kontinuierlich Jahresüberschüsse erwirtschaftet. In den nächsten ca. zwei Jahren steht das Unternehmen vor der Herausforderung, die geplanten Projekte in seinem – noch relativ – neuen Geschäftsbereich Windenergie zum Abschluss zu bringen und damit auch in diesem Geschäftsbereich einen Kompetenznachweis zu erbringen. Somit ist auch die Entwicklung von Aktienkurs und Dividendenhöhe von diesen Projekten abhängig. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Unternehmen inzwischen über ein größeres Kraftwerksportfolio und 60 Kilometer an Nahwärmenetze verfügt, die – im Vergleich zum schwankenden Projektentwicklungsgeschäft – relativ stabile Einnahmen erbringen.
Nachhaltigkeit
Die solarcomplex AG realisiert Erneuerbare-Energien-Projekte im Rahmen einer ganzheitlich nachhaltigen Ausrichtung. Mit den Bioenergiedörfern verfolgt das Unternehmen ein innovatives, nachhaltiges und überzeugendes Konzept, das für andere (ländliche) Regionen Vorbildcharakter hat.
ECOreporter.de-Empfehlung
Die solarcomplex AG konnte in den letzten Jahren mit einer kontinuierlich positiven Kursentwicklung punkten. Derzeit wird der Geschäftsbereich Windenergie ausgebaut, dessen zukünftiger Beitrag zu den Jahresergebnissen des Unternehmens schwer zu kalkulieren ist. Gleichzeitig ist die solarcomplex AG aber mit ihren verschiedenen Geschäftsbereichen und ihrem Kraftwerkspark so breit aufgestellt, dass eine stabile Entwicklung möglich ist. Die Aktien sind insbesondere – aber nicht nur – für Anleger aus der Bodenseeregion interessant, für die der regionale Aspekt ein wichtiges Kriterium bei der Anlageentscheidung ist.
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: solarcomplex AG, Singen
Anlageform: Stammaktien
Mindestzeichnungssumme: 5.000 Euro (keine für Altaktionäre)
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: 2,635 Millionen Aktien zum Ausgabekurs von 2,50 Euro je Aktie (2,40 Euro für Altaktionäre)
BaFin-Billigung: Ja
Handelbarkeit: kein Börsenhandel
WKN: A0S9PT