Das Anlegerkapital soll den Erwerb von mehreren Solaranlagen in Deutschland teilweise finanzieren. Die Projektgesellschaft hat bislang acht Solar-Dachanlagen gekauft, die jeweils mehrere Jahre in Betrieb sind. / Foto: Pixabay

  ECOanlagecheck, Solarenergie-Investments

Unabhängige Analyse: Nachrangdarlehen Solar-Kombi 2017 im ECOanlagecheck

Das Anlegerkapital soll den Erwerb von deutschen Solaranlagen teilweise finanzieren. Die Projektgesellschaft hat bislang acht Solar-Dachanlagen gekauft. Diese sind jeweils bereits mehrere Jahre in Betrieb. Anleger können ab 500 Euro investieren. Das Nachrangdarlehen bietet einen Zins von 3,0 bis 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von knapp 6 Jahren. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.

Laut Anlegerbroschüre sind die Standorte der acht Solaranlagen in Bayern, Niedersachen und Rheinland-Pfalz. Die Projektgesellschaft hat zudem den Angaben nach weitere Solaranlagen identifiziert, die für eine Aufnahme in das Portfolio in Frage kommen (Stand: 22. November 2017).

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.


Anbieterin und Leistungsbilanz

Emittentin, Darlehensnehmerin und Anbieterin des Nachrangdarlehens ist die 2017 gegründete REA Treuhand Solar UG (haftungsbeschränkt) aus Mainz. Ihr einziger Unternehmenszweck ist es, das Kapital, das die Anleger in „Solar-Kombi 2017“ investieren, an die Projektgesellschaft weiterzuleiten und die zweckgerechte Mittelverwendung zu kontrollieren. Geschäftsführerin und alleinige Gesellschafterin der Emittentin (Stammkapital: 1.000 Euro) ist Rachel Andalaft (34 Jahre). Sie ist selbstständige Beraterin und Finanzexpertin mit Spezialisierung auf Erneuerbare Energien. Da die Anbieterin eine neu gegründete Zweckgesellschaft ist, verfügt sie über keine Leistungsbilanz.

Die Emittentin leitet das eingeworbene Anlegerkapital plangemäß als Nachrangdarlehen an die 2017 gegründete Projektgesellschaft WiWi Kombi-Solar GmbH & Co. KG weiter. Als Komplementärin und Geschäftsführerin der Projektgesellschaft fungiert die wiwi Windkraft Beteiligungs GmbH aus Kaiserlautern mit ihren Geschäftsführern Matthias Willenbacher (48 Jahre) und Thomas Zenk (46 Jahre). Hauptgesellschafter der Projektgesellschaft ist laut Anlegerbroschüre Willenbacher, der als Mitgründer und Vorstandsmitglied der juwi-Unternehmensgruppe über rund 20 Jahre Erfahrung in der Solar- und Windbranche verfügt. 2015 ist er aus dem Vorstand der juwi AG ausgeschieden und seitdem als Berater im Bereich der erneuerbaren Energien tätig. Er ist auch geschäftsführender Gesellschafter der wiwin GmbH, über deren Internet-Plattform das vorliegende Angebot für Anleger zu zeichnen ist.


Darlehenshöhe und Platzierungsgarantie

Gesamtfinanzierungsvolumen: 2,477 Millionen Euro
Kommanditkapitalvolumen: 0,087 Millionen Euro (3,5 Prozent)
Nachrangdarlehensvolumen: 0,5 Millionen Euro (20,2 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Fremdkapitalvolumen: 1,889 Millionen Euro (76,3 Prozent)

Laut Anlegerbroschüre handelt es sich bei den dargestellten Anteilen der Gesamtfinanzierung um die geplante Finanzierungsstruktur. Änderungen sind möglich, beispielsweise durch noch zu erwerbende Projekte. Bei zwei der acht bereits von der Projektgesellschaft erworbenen Solaranlagen sind die Bankdarlehen bereits getilgt. Die anderen sechs verfügten über langfristige Bankdarlehen. Diese wurden laut Anlegerbroschüre  abgelöst und im Juni 2017 durch ein neu aufgenommenes Bankdarlehen ersetzt, das laut Aussage in der Anlegerbroschüre zu deutlich günstigeren Konditionen als die abgelösten Kredite verzinst werde. Die Konditionen werden in der Anlegerbroschüre nicht benannt.

Eine Platzierungsgarantie der Emittentin besteht nicht. Laut Vermögensinformationsblatt (VIB) werde die Projektgesellschaft, wenn das Emissionsvolumen von 500.000 Euro nicht erreicht wird, den Differenzbetrag durch vorhandene Eigenmittel oder die Aufnahme zusätzlicher Bankkredite decken.


Nebenkosten
(in Prozent des Darlehensvolumens)

Agio: 0 Prozent
Nachrangdarlehensvermittlung (ohne Agio): 6,0 Prozent
Gesamtweichkosten: 6,0 Prozent
Die Nebenkostenquote liegt im Durchschnittsbereich der von ECOreporter.de in den letzten drei Jahren analysierten Nachrangdarlehensangebote. Betragsmäßig sind die Nebenkosten  mit 30.000 Euro bei Vollplatzierung gering. Der wesentliche Grund hierfür ist, dass die Anbieterin keinen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu prüfenden Vermögensanlagen-Prospekt erstellen musste, weil das Angebot als Crowdinvesting-Angebot (Schwarmfinanzierung) vermittelt wird und ein Emissionsvolumen von 2,5 Millionen Euro nicht überschreitet.


Laufende Kosten

Anlegerverwaltung (durch die wiwin GmbH): 0,5 Prozent der Darlehenssumme (entspricht bei Vollplatzierung 2.500 Euro pro Jahr)

Eventuelle Kosten der Emittentin, z. B. für die Geschäftsführung und die Erstellung der Jahresabschlüsse, sind in der Anlegerbroschüre nicht aufgeführt. Nach Angaben von wiwin sind die Geschäftsführungskosten der Emittentin durch die Projektgesellschaft vertraglich garantiert. Auf Ebene der Projektgesellschaft fallen unter anderem Kosten für Wartung, kaufmännische und technische Betriebsführung, Pacht und Versicherungen an. Laut Anlegerbroschüre verfügt die Projektgesellschaft nicht über eigene Mitarbeiter und lässt die Betriebsführung der Solaranlagen von spezialisierten Dienstleistern ausüben, mit denen langfristige Serviceverträge bestehen. Die Geschäftsführung der Projektgesellschaft will laut Anlegerbroschüre aber auch Einsparpotentiale bei den laufenden Betriebskosten ausschöpfen, indem sie bestehende Versicherungen und Serviceverträge auf ihr individuelles Preis-Leistungs-Verhältnis hin überprüft und gegebenenfalls durch neue Policen und Verträge ersetzt.


Laufzeit und Auszahlungen

Laufzeit: bis zum 30. August 2023
Gesamtauszahlung (Prognose): 116,35 Prozent (inkl. 100 Prozent Kapitalrückzahlung)
Renditeprognose vor Steuer pro Jahr (IRR, Kalkulation; ECOreporter.de-Berechnung): 3,6 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
Einspeisevergütung: rund 23,7 bis rund 50,6 Eurocent/kWh (Solaranlagen des Bestandportfolios)

Anleger können ihr Nachrangdarlehen mit einer Frist von sechs Monaten zum 30. August eines jeden Jahres kündigen. Im Fall der Kündigung ist die Emittentin aber berechtigt, 10 Prozent des gekündigten Darlehensbetrags als Entschädigung für die Ersatzkapitalbeschaffung abzuziehen. Daher ist eine Kündigung weniger eine rentable Option für Anleger, sondern eine Möglichkeit, z. B. bei unvorhergesehenen privaten Veränderungen vorzeitig an sein Kapital zu kommen.

Der jährliche Zinssatz des Nachrangdarlehens steigt mit der Laufzeit:
bis 30. August 2018: 3,0 Prozent
1. September 2018 bis 30. August 2019: 3,3 Prozent
1. September 2019 bis 30. August 2020: 3,6 Prozent
1. September 2020 bis 30. August 2021: 3,9 Prozent
1. September 2021 bis 30. August 2022: 4,2 Prozent
1. September 2022 bis 30. August 2023: 4,5 Prozent

Die Emittentin plant, ab 2018 jährlich einen Teil des Nachrangdarlehens an die Anleger zurückzuzahlen. Die vorgesehene Tilgungsquote beträgt:
30. August 2018: 10 Prozent
30. August 2019: 10 Prozent
30. August 2020: 10 Prozent
30. August 2021: 10 Prozent
30. August 2022: 10 Prozent
30. August 2023: 50 Prozent

Laut Anlegerbroschüre basiert der den Anlegern in Aussicht gestellte Zins „auf konservativ kalkulierten Einnahmeerwartungen auf Ebene der Projektgesellschaft“. Nachprüfbar ist die Aussage auf Basis der Anlegerbroschüre nicht, da in dieser keine Ergebnis- und Liquiditätsrechnung enthalten ist.  wiwin hat aber in Abstimmung mit den beteiligten Firmen ECOreporter.de eine Ergebnis- und Liquiditätsrechnung der Projektgesellschaft zur Verfügung gestellt. Demnach können bei prognosegemäßem Verlauf Zins- und Tilgungszahlungen vollständig an die Emittentin geleistet werden. Nach Angaben von wiwin haben die beteiligten Firmen vereinbart, dass der Anlegerbroschüre noch eine Liquiditätsplanung in vereinfachter Form beigefügt wird.


Investitionen

Die Projektgesellschaft hat acht Solar-Dachanlagen mit einer Nennleistung von zusammen rund 1.100 Kilowattpeak (kWp) erworben. Darunter sind eine größere Anlage mit rund 704 kWp und sieben kleinere Anlagen mit rund 15 kWp bis rund 99 kWp. Die Anlagen sind zwischen 2001 und 2012 in Betrieb gegangen. Die große Anlage ist seit Ende 2010 in Betrieb, so dass ihr Anspruch auf EEG-Einspeisevergütung Ende 2030 ausläuft. Die Solaranlagen liegen in Rheinland-Pfalz (5), Niedersachsen (1) und Bayern (2), wo sich die die große Anlage befindet. Die Solaranlagen unterscheiden sich auch hinsichtlich der eingesetzten Solarmodule (kristallin und Dünnschicht) und verwenden Produkte verschiedener Hersteller, so dass auch in dieser Hinsicht eine Risikostreuung möglich ist. Die Solarmodule kommen hauptsächlich von Canadian Solar und First Solar. Bei der Mehrzahl der acht bereits bekannten Solaranlagen kommen Wechselrichter von SMA Solar zum Einsatz.

Die derzeit noch nicht gekauften Solaranlagen müssen beim Erwerb durch die Projektgesellschaft die im Prospekt aufgeführten Investitionskriterien erfüllen. Grundsätzlich muss es sich um bereits errichtete und Strom produzierende Solaranlagen in Deutschland handeln. Zudem verlangen die Investitionskriterien unter anderem, dass die Anlagen „sich in der Vergangenheit nicht als störanfällig erwiesen oder größere Ertragsausfälle verzeichnet haben“ und ihre „bisherigen Umsatzerlöse einen rentablen Projektverlauf auch in Zukunft erwarten lassen“.


Ökologische Wirkung

Die acht Solaranlagen, welche die Projektgesellschaft bislang erworben hat, befinden sich auf Dachflächen, so dass keine Freiflächen verbraucht werden. Die acht Anlagen erzeugen laut Anlegerbroschüre zusammen rund 1 Millionen kWh Strom pro Jahr. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh versorgen sie so rechnerisch rund 300 Haushalte. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken beträgt die CO2 Einsparung durch den Betrieb der Solaranlagen circa 600 Tonnen Jahr pro Jahr. Mit dem Anlegerkapital will die Projektgesellschaft weitere Solaranlagen kaufen, welche diesen CO2-Einsparungseffekt noch erhöhen.

Das Nachrangdarlehensangebot hat insofern keine direkte ökologische Wirkung, da die Projektgesellschaft in bestehende Solaranlagen investiert, so dass mit dem Kauf der Solaranlagen nicht mehr Solarstrom in Deutschland erzeugt wird. Eine direkte ökologische Wirkung im geringeren Umfang ist aber möglich, falls die Geschäftsführung der Projektgesellschaft wie beabsichtigt die erworbenen Solaranlagen technisch so optimieren kann, dass sie mehr Strom produzieren.


Risiko

Beim Nachrangdarlehen ist die Verzinsung und Rückzahlung des Anlegerkapitals solange und soweit ausgeschlossen, wie deren Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit bei der Emittentin führen würde. Es ist nicht vorgesehen, dass die Emittentin neben dem Nachrangdarlehenskapital weiteres Fremdkapital aufnimmt. Die Projektgesellschaft finanziert sich aber voraussichtlich hauptsächlich durch Bankkapital, das in der Regel vorrangig zu bedienen und besichert ist. Die Ansprüche der Anleger sind hingegen nicht besichert. Daher sind die Risiken für die Nachrangdarlehensgeber vergleichbar mit den Risiken für die Eigenkapitalgeber bei einer Solarpark-Kommanditbeteiligung. Die Emittentin leitet das Nachrangdarlehenskapital der Anleger ebenfalls als Nachrangdarlehen an die Projektgesellschaft weiter.  Der Vertrag zwischen der Emittentin und der Projektgesellschaft ist in der Anlegerbroschüre nicht enthalten.

Die Projektgesellschaft erwirbt Solaranlagen, die bereits in Betrieb sind. Es bestehen daher keine Projektentwicklungs- und Fertigstellungsrisiken. Die Investitionskriterien verlangen aber nicht, dass zum Zeitpunkt des Erwerbs projektbezogene Verträge (z. B. Bankdarlehen, Betriebsführung) bereits geschlossen sind. Zudem trägt die Emittentin mittelbar die mit dem Betrieb von Solaranlagen verbundenen Projektrisiken mit. Zu den marktüblichen Risiken zählen beispielsweise, dass die Sonneneinstrahlung geringer ist als prognostiziert, ungeplante Reparaturen anfallen und die tatsächliche Leistung von Solarmodulen unter der Erwartung bleibt.

Die Anlegerbroschüre ist in einigen Punkten wenig informativ. Auch das Risikokapitel in der Anlegerbroschüre ist im Vergleich zu einem durchschnittlichen, von der BaFin geprüften Vermögensanlagenprospekt kurz gefasst. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Angebot mit Risiken verbunden ist, die in der Anlegerbroschüre nicht aufgeführt sind und für die Anleger erst während der Laufzeit ersichtlich werden.


Stärken
Keine Fertigstellungs- und Projektentwicklungsrisiken
Erfahrene Geschäftsführung der Projektgesellschaft
Risikodiversifiziertes Solaranlagen-Portfolio erworben

Schwächen
Anlegerbroschüre teilweise wenig informativ


Fazit:

Finanziell

Die Emittentin investiert mittelbar über die Projektgesellschaft in Solaranlagen, die bereits in Betrieb sind, so dass keine Fertigstellungs- und Projektentwicklungsrisiken bestehen. Die Projektgesellschaft hat bislang acht Solar-Dachanlagen erworben, die seit mehreren Jahren in Betrieb sind und daher mehrjährige Erfahrungswerte bezüglich des zu erzielenden Stromertrags aufweisen. Dadurch erhöht sich die Kalkulationssicherheit für die Projektgesellschaft. Auf Basis der zur Verfügung gestellten Ergebnis- und Liquiditätsrechnung kann die Kalkulation der Geschäftsführung der Projektgesellschaft als marktüblich bewertet werden. Die Renditeerwartung (IRR) für das Nachrangdarlehensangebot von ca. 3,6 Prozent pro Jahr liegt in dem Bereich, der derzeit bei einer Investition in bestehende Solaranlagen in Deutschland bei einer Laufzeit von sechs Jahren als angemessen gelten kann.

Nachhaltigkeit

Strom mittels Solaranlagen auf Dachflächen zu erzeugen ist nachhaltig.

ECOreporter.de-Empfehlung

Die Projektgesellschaft investiert mit einer erfahrenen Geschäftsführung in mehrere bestehende Solaranlagen in Deutschland. Diesen positiv zu bewertenden Aspekten steht gegenüber, dass die Anlegerbroschüre teilweise wenig aussagekräftig ist.


Basisdaten

Emittentin, Darlehensnehmerin und Anbieterin: REA Treuhand Solar UG (haftungsbeschränkt), Mainz
Projektgesellschaft: WiWi Kombi-Solar GmbH & Co. KG, Mainz
Komplementärin der Projektgesellschaft: wiwi Windkraft Beteiligungs GmbH, Kaiserlautern
Anlageform: Nachrangdarlehen
Nachrangdarlehensvolumen: 0,5 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 500 Euro
Maximale Zeichnungssumme: 10.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Vermittlungs-Internetplattform: wiwin GmbH (www.wiwin.de)

Laufzeit: bis 30. August 2023
Zinssatz: 3,0 Prozent pro Jahr (1. Laufzeitjahr, bis zum 30. August 2018), 3,3 Prozent (2. Jahr), 3,6 Prozent (3. Jahr), 3,9 Prozent (4. Jahr), 4,2 Prozent (5. Jahr), 4,5 Prozent (6. Jahr)
Tilgung (Prognose): jeweils 10 Prozent am Ende (30. August) der Laufzeitjahre 1 bis 5; 50 Prozent an Ende der Laufzeit
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Nein
Handelbarkeit: Keine Zulassung an einer Börse


Sind Sie interessiert an weiteren Tests? Unsere Übersicht über alle ECOanlagechecks finden Sie hier.

Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x