Erneuerbare Energie

Verpasst Deutschland das Klimaschutzziel für 2020? – Germanwatch attackiert Bundesregierung

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch aus Bonn hat die aktualisierte Klimaschutz-Projektion der Bundesregierung für 2020 heftig kritisiert. "Jetzt ist es offiziell, dass Deutschland sein Emissionsreduktionsziel für 2020 selbst bei vollständiger Umsetzung der bislang beschlossenen Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit verfehlen wird", sagte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.


Für Deutschlands internationale Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz sei das kurz vor der Übernahme der G20-Präsidentschaft eine schlechte Nachricht. "Man kann doch nicht den Klimawandel mit gutem Grund zu einem der wichtigsten Probleme der Menschheit erklären und dann schulterzuckend die selbst gesteckten Ziele verfehlen", kritisierte Bals.

Germanwatch: Anhaltend hohe Kohleverstromung in Deutschland gefährdet das Klimaschutzziel

Die Bundesregierung hatte aktualisierte Szenarien für die Treibhausgasemissionen in Deutschland in den nächsten zwanzig Jahren an die EU-Kommission übermittelt. Denn Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind verpflichtet, alle zwei Jahre eine Schätzung vorzunehmen, wie sich ihre jeweiligen Treibhausgasemissionen in den nächsten etwa 20 Jahren voraussichtlich entwickeln.

Dem Bericht zufolge liegen die Emissionen des Verkehrs auf demselben Niveau wie 1990. Auch die Energieeffizienz komme nicht wie versprochen voran, monierte Germanwatch. Vor allem aber gefährde die anhaltend hohe Kohleverstromung das Klimaschutzziel von 40 Prozent CO2-Reduktion bis 2020 im Vergleich zu 1990.  Im vergangenen Jahr waren die deutschen Treibhausgasemissionen gestiegen, obwohl der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung ein neues Rekordniveau erreicht hat.


Die Szenarien der Bundesregierung sind den Aktivisten zufolge mit unrealistisch optimistischen Annahmen gerechnet, etwa was den CO2-Preis im EU-Emissionshandel oder den Ölpreis angeht. Dennoch werde nur in einem der Szenarien selbst bei voller Umsetzung der Maßnahmen das selbst gesteckte Ziel erreicht. Alle anderen Szenarien landeten bis 2020 nicht bei minus 40 Prozent, sondern allenfalls bei 37 bis 39 Prozent. "Nur eine spürbare und zusätzliche Reduktion der massiven Überkapazitäten bei der Kohleverstromung kann nach Einschätzung von Germanwatch das Klimaschutzziel für 2020 noch retten", sagte Geschäftsführer Bals.
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