Erneuerbare Energie

Verstärkt sich der Boom noch? - China hat Einspeisetarif für Windstrom eingeführt

In China ist jetzt ein Einspeisetarif für Windstrom eingeführt worden. Das nationale Komitee für Entwicklung und Reform hatte das System zunächst verabschiedet, nun ist es offiziell in Kraft getreten. Ein wesentlicher Unterschied etwa zu dem Vergütungssystem, wie es in Deutschland mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt und von vielen anderen Ländern übernommen wurde, besteht darin, dass regional unterschiedliche Tarife gelten. In China werden in vier so genannten Energiezonen unterschiedliche Vergütungen für Windstrom gezahlt. Damit trägt Peking dem unterschiedlich starken Windangebot in dem riesigen Land Rechnung. Die Tarife liegen aber alle deutlich unter den Vergütungen in Europa. Sie reichen von 0,052 bis 0,062 Euro je Kilowattstunde. Gezahlt werden die Tarife von den jeweiligen Netzbetreibern und der Zentralregierung.


Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien setzt die Regierung in Peking vor allem auf die Windkraft und hat damit einen Boom des Sektors ausgelöst. Laut dem internationalen Branchendachverband GWEC (Global Wind Energy Council) hat sich 2008 die installierte Windkraftkapazität in China von 6,3 GW auf 12,2 GW nahezu verdoppelt. 2007 hatte das Land einen Zuwachs um 3,4 GW erreicht, also ebenfalls um fast 100 Prozent zugelegt. Li Junfend, Chef der Chinese Renewable Energy Industry Association (CREIA), rechnet für 2009 mit einem ähnlich hohen Wachstum. Die Regierung in Peking habe bereits angekündigt, den weiteren Ausbau der einheimischen Windkraft verstärkt zu fördern. Ihre Zielvorgabe lautete bislang, bis 2020 eine Gesamtkapazität von 30 GW zu erreichen. Bei anhaltender Dynamik des chinesischen Windmarktes dürfte das Land weitaus früher diese Marke erreichen und schon bald bei den Neuinstallationen die weltweite Spitzenposition erlangen.

In Zusammenarbeit mit der Pekinger Tsinghua Universität hat die US-amerikanische Harvard’s School of Engineering and Applied Sciences jetzt eine Studie über das Windkraftpotential in China veröffentlicht. Das Ergebnis: China könnte trotz eines bis 2030 prognostizierten verdoppelten Energiebedarfs diesen in der Theorie sämtlich durch Windkraft decken. Die Internationale Energie Agentur geht davon aus, dass der Energiebedarf der wirtschaftlich stark prosperierenden Landes bis dahin auf 800 Gigawatt (GW) ansteigt. Die Windstudie hat ermittelt, dass wenn man diverse Hindernisse in Rechnung stellt, es noch immer realistisch ist, dass dann 640 GW durch Windkraft bereitgestellt werden können. Zugleich könne es China damit gelingen, seine Treibhausemissionen um 30 Prozent zu senken.

Die Studie ist besonders aufschlussreich vor dem Hintergrund, dass in wenigen Wochen in Kopenhagen die Weltklimakonferenz stattfindet. Dort sollen auch aufstrebende Schwellenländer wie China dazu verpflichtet werden, Klimaschutzstrategien umzusetzen. Erst vor kurzem hatte Peking die Bereitschaft angedeutet, sich darauf einzulassen. Das Land ächzt schon heute unter gravierenden Umweltproblemen. Vor allem die enormen Abgasemissionen der Kohlekraftwerke sind ein Dilemma, sie tragen 80 Prozent der Energieversorgung des Milliardenvolkes. Denn aufgrund des enormen Energiebedarfs werden Hunderte neuer Kohlekraftwerke gebaut, zugleich sorgen Folgelasten wie Gesundheitsschäden und Umweltbelastungen schon jetzt für immer größere Unkosten. Es mehren sich die Zeichen, dass man in Peking in den Erneuerbaren Energien verstärkt eine Zukunftsoption sieht. Die nun vorgelegte Studie von chinesischen und amerikanischen Wissenschaftlern wurde mit öffentlichen Mitteln unterstützt.
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