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VGF veröffentlicht Marktzahlen 2008 für geschlossene Fonds - Energie- und Waldfonds auf dem Vormarsch

Geschlossene Energie- und Waldfonds befanden sich 2008 auf dem Vormarsch. Das hat der VGF Verband Geschlossene Fonds e.V. festgestellt. Laut der heute vom VGF vorgestellten offiziellen Marktzahlen für geschlossene Fonds haben Anleger im vergangenen Jahr insgesamt  495,5 Millionen Euro Eigenkapital in Investitionsbereiche wie Energie (220,0 Millionen Euro), Infrastruktur (139,5 Millionen Euro) und Waldfonds (44,9 Millionen Euro) investiert.


Wie der Verband bekannt gab, haben geschlossene Fonds 2008 8,3 Milliarden Euro Eigenkapital bei privaten Anlegern eingesammelt. Davon entfielen 5,9 Milliarden Euro auf Verbandsmitglieder. Das Gesamtinvestitionsvolumen für die in 2008 platzierten Anteile der Unternehmen lag bei 15,4 Milliarden Euro. Davon hätten VGF Mitglieder 11,2 Milliarden Euro investiert.

Für die Erhebung befragt wurden die 44 Mitglieder des Verbandes sowie Fondsanbieter, die in den vergangenen drei Jahren kumuliert mindestens 5 Millionen Euro Eigenkapital und mindestens einen Fonds in 2008 platziert haben. Diese Häuser sind dauerhaft präsent und bilden laut dem VGF den relevanten Markt. Von diesen 143 Unternehmen haben 93 Unternehmen dem Verband Zahlen gemeldet. Schätzungen und Hochrechnungen wurden nicht vorgenommen. "Geschlossene Fonds sind wesentlich charakterisiert durch eine professionelle Anlegerverwaltung und ein professionelles Assetmanagement. Das setzt eine gewisse Dauerhaftigkeit in der Marktpräsenz voraus. Deshalb erfassen wir mit den VGF-Marktzahlen nicht jede GmbH & Co. KG und vor allem nicht solche Modelle, bei denen es beispielsweise um Nachbarschaftsmodelle im Solarbereich oder etwa lokal vertriebene Windparks geht", erklärte VGF-Vorstandsvorsitzender Oliver Porr zur Methodik der Erhebung.

Im Ergebnis hat sich das Platzierungsvolumen im Vergleich zum Vorjahr (platziertes Eigenkapital des relevanten Marktes: 11,1 Milliarden Euro) um 2,8 Milliarden Euro verringert, so der VGF. Das entspreche einem Rückgang von 25,3 Prozent im relevanten Markt. Die Entwicklung liege damit über den Erwartungen der Branche. Allgemein seien bisher knapp 8 Milliarden Euro platziertes Eigenkapital erwartet worden. Denn aus den Vertrieben - insbesondere im Bankenbereich - sei aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise von einer starken Kaufzurückhaltung berichtet worden.

Unter den einzelnen Anlageklassen des Marktes sind geschlossene Immobilienfonds und Schiffsbeteiligungen weiterhin Spitzenreiter. Geschlossene Immobilienfonds platzierten 2008 insgesamt 3,1 Milliarden Euro Eigenkapital (2007: 4,1 Milliarden Euro / -26,1 Prozent). Hiervon entfielen 2,2 Milliarden Euro auf Auslandsimmobilienfonds (2007: 3 Milliarden Euro / -26,5 Prozent). Schiffsbeteiligungen erreichten 2,5 Milliarden Euro (2007: 3,2 Milliarden Euro / -22,4 Prozent).

Für Flugzeugfonds ermittelte der Verband die stärksten Zuwächse. Sie erreichten nach seinen Erhebungen mit 703,2 Millionen Euro platziertem Eigenkapital einen Zuwachs von 165,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2007: 265 Millionen Euro). Energiefonds verbuchten mit 220 Millionen Euro platziertem Eigenkapital ein Plus von 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2007: 129,2 Millionen Euro). Leasingfonds erreichten mit 56,4 Millionen Euro 56,3 Prozent mehr als 2007 (36,1 Millionen Euro). Ein leichtes Plus verzeichnen auch Spezialitätenfonds, zu denen der VGF auch die Waldfonds rechnet. Sie platzierten 2008 mit 704,6 Millionen Euro 2,6 Prozent mehr als 2007 (686,6 Millionen Euro).

Geschlossene Private-Equity-Fonds verzeichneten laut dem Verband bei einem platzierten Eigenkapital von 742,2 Millionen Euro einen Rückgang von 59,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, 2007 lag das Eigenkapital hier noch bei 1,8 Milliarden Euro. Ebenfalls signifikant zurückgegangen seien die Investitionen in Lebensversicherungszweitmarktfonds: Sie hätten mit 358,7 Millionen Euro platziertem Eigenkapital ein Minus von 58,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgewiesen (2007: 857,3 Millionen Euro).

Weiter teilte der VGF mit, dass freie Vertriebe 2008 mit 43 Prozent einen größeren Anteil am Vertrieb geschlossener Fonds hatten als Banken (38 Prozent). 14 Prozent wurden über sonstige Wege und 5 Prozent direkt über die Anbieter vertrieben, so der Verband weiter. Nach wie vor würden geschlossene Fonds überwiegend von Anlegern über 50 Jahre gezeichnet (51-60 Jahre: 24,8 Prozent, 61-70 Jahre: 27,1 Prozent). 12,7 Prozent der Anleger seien älter als 70 Jahre. Der Anteil jüngerer Zeichner sei mit 22 Prozent (41-50 Jahre) bzw. 9,1 Prozent (31-40 Jahre) deutlich geringer. Weitere 3,3 Prozent der Zeichner seien jünger als 30 Jahre und 1 Prozent juristische Personen. "Geschlossene Fonds werden für die Altersvorsorge zunehmend wichtiger. Gerade ältere Zeichner schätzen die Eigenschaft des geschlossenen Fonds, in Sachwerte zu investieren und damit das Portfolio zu stabilisieren", so Markus Derkum, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des VGF.

Die Platzierungsergebnisse auf Monatsbasis zeigen laut Einschätzung des VGF die Wirkung der Finanzkrise auf den Markt. Im September 2008 platzierten Anbieter geschlossener Fonds 727,8 Millionen Euro Eigenkapital. Nach der Insolvenz von Lehman und der Staatsgarantie für Spareinlagen durch die Bundesregierung Mitte September / Anfang Oktober kam ihm zufolge der Absatz von geschlossenen Fonds im Oktober mit 422 Millionen Euro zunächst ins Stocken. Bis zum Jahresende stiegen die Platzierungszahlen wieder auf 475 Millionen Euro im November und 516 Millionen Euro im Dezember. Damit habe sich der Vertrieb geschlossener Fonds zum Ende des Jahres 2008 auf verringertem Niveau stabilisiert.

Wie der Verband erläutert, entfiel im 4. Quartal der größte Teil des platzierten Eigenkapitals auf Immobilienfonds (482,67 Millionen Euro) und Schiffsbeteiligungen (385,87 Millionen Euro). Derkum: "Wir werten das als Signal, dass Anleger sich zunehmend bewusst werden, dass die Investition in einen geschlossenen Fonds in der aktuellen Situation eine Reihe von Vorteilen bietet: Geschlossene Fonds investieren in Sachwerte, das bietet Anlegern Schutz vor Inflation, die sich durch die erhebliche Ausdehnung der Geldmengen fast zwangsläufig ergeben wird." Ein besonderer Vorzug von geschlossenen Fonds sei die Transparenz: "Der Anleger weiß genau, in was er investiert. Die Transparenz und Klarheit der Produkte heben geschlossene Fonds damit deutlich von Anlagealternativen ab. Gleichzeitig finden auf nahezu allen Märkten Preiskorrekturen statt, was den Ankauf von attraktiven Objekten zu historisch günstigen Preisen ermöglicht. Zudem sinken die Zinsen für Festgeld, was die Renditen geschlossener Fonds wieder attraktiver macht", so Markus Derkum weiter.

Die rund 1 Millionen Anleger der VGF-Mitgliedsunternehmen haben dem Verband zufolge 2008 knapp vier Milliarden Euro Erträge aus der laufenden Fondsbewirtschaftung und Verkäufen (Exits) erhalten. Das Verhältnis des Eigenkapital-Bestandsvolumens zu den geleisteten Auszahlungen liege damit bei 7,6 Prozent. "Dieser Wert zeigt, wie bedeutsam geschlossene Fonds für deutsche Privatanleger sind. Viele Menschen in Deutschland haben 2008 mit komplex strukturierten Kapitalanlagen wie Zertifikaten oder Wertpapieren viel Geld verloren. Geschlossene Fonds erwiesen sich dagegen 2008 als ertragreiche Anlage", so Oliver Porr.

Der VGF-Erhebung zufolge verfügten die erfassten geschlossenen Fonds 2008 über ein Bestandsvolumen (Assets under Management) von 142 Milliarden Euro. Das sei mehr als das BIP von Tschechien (2007: 133,6 Milliarden Euro) und knapp doppelt so viel wie die Goldreserven der Deutschen Bundesbank (1.1.2009: 68 Milliarden Euro). Damit gehörten die Anbieter geschlossener Fonds zu den größten Assetmanagern in Deutschland.
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