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Vorläufige Halbjahresbilanz schickt Vestas-Aktie auf Talfahrt

Trotz eines deutlichen Umsatzanstieges schreibt der dänische Windradhersteller Vestas Wind Systems im zweiten Quartal und im ersten Halbjahr 2012 weiter rote Zahlen. Das geht aus der vorläufigen Bilanz hervor, die Vestas veröffentlichte. Demnach steigerte Vestas zwar den Quartalumsatz zwischen April und Juli auf Jahressicht um 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Dennoch entstand nach 55 Millionen Euro Nettogewinn im Vorjahreszeitraum ein Nettoverlust im Umfang von acht Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) des zweiten Quartals ging um 77 Prozent auf 18 Millionen Euro zurück. Das Ergebnis ist allerdings durch Einmaleffekte belastet. Ohne diese schrumpfte das Quartals-EBIT gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 48 Prozent auf 40 Millionen Euro. Und das obwohl der Quartalsabsatz um 52 Prozent auf Windräder mit 2.160 Megawatt (MW) angestiegen ist.

Für das erste Halbjahr weist die nicht testierte Bilanz des Windturbinenbauers 170 Millionen Euro Nettoverlust aus. Das ist mehr als das Fünffache des Nettoverlustes im ersten Halbjahr 2011. Nach acht Millionen Euro EBIT im Vorjahreshalbjahr schlugen nun 164 Millionen Euro EBIT-Verlust zu Buche. Vestas wies darauf hin, dass sich hier vor allem das „enttäuschende“ erste Quartal 2012 belastend ausgewirkt habe (mehr zu der Bilanzentwicklung des ersten Quartals 2012 lesen Sie Opens external link in new windowhier). Der erste Halbjahresumsatz stieg von knapp 2,5 Milliarden Euro in 2011 um 10 Prozent auf 3,09 Milliarden Euro. Dabei ist es Vestas den vorläufigen Berechnungen zufolge gelungen, den Absatz in diesem Zeitraum um 51 Prozent von 2.051 auf 3.091 MW zu erhöhen. Den verbindlichen Halbjahresfinanzbericht will Vestas am 22. August vorlegen.

Angesichts der finanziellen Schieflage, in der sich der Konzern befinde, ist Vestas nach eigener Darstellung mit seinen Gläubigern darüber übereingekommen, die halbjährliche Prüfung der Kreditlinien bis auf Weiteres zu verschieben. Die Banken und Darlehensgeber hätten der Nutzung einzelner Kreditlinien zugestimmt, die den normalen Geschäftsbetrieb weiter sicherstellten, hieß es.

Die vorläufigen Zahlen des zweiten Quartal 2012 zeigten besonders im Vergleich zum ersten Berichtsabschnitt 2012 eine deutliche Verbesserung, so der Unternehmensvorstand. Vestas verfüge nach wie vor über volle Auftragsbücher. Deshalb sei das Unternehmen zuversichtlich, die Rahmenbedingungen der laufenden Kredite in naher Zukunft wieder zu erfüllen.

Vestas bestätigte die Prognose für das Geschäftsjahr 2012. Der weltweit größte Windkraftanlagenhersteller strebt Umsätze in der Spanne von 6,5 bis 8,0 Milliarden Euro an und eine EBIT-Marge von 0 bis 4 Prozent. Dabei rechnen die Dänen mit Vorzieheffekten aus den USA, da die dortigen Steuergutschriften nur bis Ende des Jahres laufen und eine Verlängerung weiter unwahrscheinlich ist. Entsprechend geht Vestas für das kommende Jahr von einem schwierigen US-Geschäft aus. 


Das Börsenecho auf das aktuelle Zahlenwerk war sehr negativ. Im Xetra der Deutschen Börse sackte die Vestas-Aktie heute bis 10:43 Uhr um acht Prozent auf 3,56 Euro ab. Damit lag sie zwar noch 15,8 Prozent über dem Kurs der Vorwoche. Im Vergleich zu ihrem Wert vor einem Monat verlor sie jedoch 12,4 Prozent. Auf Jahressicht hat sich die Vestas-Aktie um knapp 75 Prozent verbilligt.

Holger Fechner, Analyst der Nord LB, hat seine Verkaufsempfehlung für die Vestas-Aktie kassiert. Er rät Anlegern nun, das Wertpapier zu halten und nennt 3,50 Euro als Kursziel. Dies begründet Fechner mit der „verbesserten operativen Entwicklung und der negativen Kursentwicklung in den letzten Wochen“. Ihm zufolge leidet der Windturbinenbauer „weiterhin unter seiner hohen Kostenstruktur und befindet sich unverändert mitten im Umbau“. Ob die eingeleiteten Maßnahmen in dem mit Überkapazitäten und Preisdruck geprägten Marktumfeld ausreichen, bleibe abzuwarten.

Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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