Finanzdienstleister, Wachhund

Wachhund: noa Bank vor dem Aus? - Annahme von Kundengeldern und die Vergabe von Krediten ist gestoppt

Es ist noch kein Jahr her, dass mit die noa bank mit Sitz in Frankfurt und Düsseldorf eine weitere alternative Bank gestartet ist. Seit Monaten steht das junge Unternehmen wegen seiner Geschäfte in der Kritik (wir Opens external link in new windowberichteten), nun hat sich dessen Situation stark zugespitzt.

Denn wie mit Verspätung bekannt wurde, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) aus Bonn Ende Juni der noa Bank untersagt, weitere Kundengelder anzunehmen. Das hat das Unternehmen auf unsere Nachfrage auch bestätigt. Bislang hatte das Kreditinstitut einen ganz anderen Eindruck erweckt und offiziell behauptet, aus freien Stücken keine Einlagen mehr anzunehmen, weil sie die vielen neu ankommenden Guthaben nicht in Kredite an Unternehmen umwandeln könne. Wenn Kunden sich über die Homepage des Unternehmens dazu informieren wollen, müssen Sie lange suchen. Erst über den Umweg der Rubrik 'noa bank community' gelangt man zu einem Text, in dem sich die Bank darüber beklagt „unter enormem Druck von außen“ zu stehen, das Ziel nicht genannter Gegner sei es, dass die noa bank vom Finanzmarkt verschwindet. Nur wer dazu mehr Details erfahren will und das entsprechende Angebot anklickt gelangt zu Informationen, die Anleger beunruhigen müssen.  

Den in seinem Blog klärt Francois Jozic, der belgische Gründer der noa Bank darüber auf, dass die BaFin ihr verboten hat, Einlagen anzunehmen und auch, Kredite zu vergeben. Demnach sieht die BaFin das Risiko, dass die Bank ihre Eigenkapitalquote nicht erfüllen kann. Grundlage dafür seien Berechnungen, für die die BaFin Ausnahmeregelungen auf die Berechnung des Eigenkapitals anwende und dies mit Hinweis auf die Verluste der Bank in 2009 und in den ersten vier Monaten des Jahres 2010. Zunächst habe die Behörde dazu aufgefordert, dass die noa Bank ihr Eigenkapital um zwei Millionen auf sieben Millionen Euro anzuhebt. Das sei binnen weniger Wochen gelungen. Dann aber habe man verlangt, dass die Eigentümer weitere 10 bis 15 Millionen Euro einbringen.

Darüber hinaus ist die BaFin laut Jozic der Auffassung, dass die noa bank seit de Gründung ihr Geschäftsmodell verändert hat. Daher habe sie verlangt, dass die Bank verkleinert werde: durch die Senkung der Zinsen. Diesem Wunsch habe das Unternehmen nachgegeben und die Zinsen auf unsere Tagesgeldkonten von 2,2 % auf 1,5 % gesenkt.


Folglich hat die BaFin massiv eingegriffen. Warum aber hat die noa Bank, die in ihrer Selbstdarstellung unter anderem „durchgängige Transparenz“ verspricht, dies nicht offen kommuniziert, stattdessen sogar die Unwahrheit über den Stopp der Annahme von Einlagen mitgeteilt? Der Bankgründer entschuldigt sich in seinem Blog dafür. Und reicht die Verantwortung dafür an die BaFin weiter:  „Es war mit der BaFin „abgestimmt“, falls ich das sagen darf, dass die Gründe für die Entscheidung vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen“. ECOreporter.de hat dazu bei der Behörde nachgefragt. Die berief sich auf die bankaufsichtliche Verschwiegenheitspflicht (§ 9 KWG), daher könne sich die BaFin grundsätzlich nicht zu einzelnen Instituten bzw. Maßnahmen äußern.

Jozic kritisiert in seinem Blog die Maßnahmen der BaFin und führt aus, dass sein Unternehmen nicht fair behandelt werde. Leider war er für eine Stellungnahme heute nicht zu erreichen. Für die Unternehmenskommunikation ist eine Agentur zuständig, die vom Hoff Kommunikation GmbH aus Düsseldorf. Für diese erklärte Jennifer Rousseau auf unsere Nachfrage hin, dass sich Jozic derzeit in Verhandlungen mit neuen Investoren befinde. Auf weitere Fragen etwa zu der unwahren Darstellung blieb sie bislang die Antworten schuldig.

ECOreporter.de stuft die noa Bank bis auf Weiteres in die Wachhund-Rubrik ein. Nach unseren Informationen betreut sie 15.000 neue Kunden und insgesamt 300 Millionen Euro Anlageguthaben. Diesen hat sie ihre massiven Schwierigkeiten bewusst verschwiegen. Dies wiegt umso schwerer, dass sie selbst hohe ethische Ansprüche erhebt. Ein solcher Vertrauensbruch lässt sich nicht dadurch ausgleichen, indem der Firmenchef in einem langen Blog-Text weit unten gegen Ende des Beitrags eine Entschuldigung äußert und das Vergehen mit dem Einfluss Dritter erklärt. Der nicht präzisiert vage Hinweis auf Kräfte, die dem Neuling auf dem Markt Übles wollen, erweckt da eher den Eindruck, das mit Nebelkerzen von einem Tabuverstoß abgelenkt werden soll.
Hinzu kommt, dass das Unternehmen bislang keine Angaben darüber machen kann, wie es die Krise überwinden will. Mit attraktiven Tagesgeldzinsen hat es in der ersten Jahreshälfte Neukunden anziehen können, auf Druck der Bafin ist dies nun nicht mehr möglich.

Bildhinweis: Francois Jozic / Quelle: noa Bank

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