Anleihen / AIF

Warum der Druck auf German Pellets weiter steigt

Die Kurse der drei Anleihen der German Pellets GmbH halten sich beharrlich im Keller. Die Pläne von German Pellets zur Verlängerung der Anleihe von 2011 stoßen auf harsche Kritik von Anlegerschützern. Die fordern gar den Rücktritt von Firmengründer und Geschäftsführer Peter Leibold. Es zeichnet sich ab: Um die Restrukturierung der Anleihe wird German Pellets wohl hart ringen müssen. Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum die Anleihen von German Pellets nicht allzu schnell wieder aus dem Kurskeller kommen dürften. Aktuell notieren die drei Anleihen und das Genussrecht des Unternehmens aus Wismar bei Börsenkursen zwischen 15,5 und 27,2 Prozent vom Nominalwert.

German Pellets hat zwischen 2011 und 2015 vier Wertpapiere auf den Markt gebracht, die an der Börse notiert sind. Das sind drei Anleihen mit jeweils 7,25 Prozent als jährlichem Zins und ein Genussrecht, das erfolgsabhängig mit 8 Prozent jährlich verzinst ist. Über diese Wertpapiere sammelte German Pellets mehr als 250 Millionen Euro ein. Das Geld floss German Pellets zufolge vor allem in den Aufbau von zwei großen Pellet-Werken in den USA und in den Ausbau des Vertriebsnetzes. Bisher stand das 2005 gegründete Unternehmen mit inzwischen 650 Mitarbeitern ohnehin für schnelles Wachstum. Das jüngste Großprojekt: Im August 2015 wurde bekannt, dass German Pellets mit E.on die Übernahme eines Kohlekraftwerks in Belgien vereinbart hat, um es dann auf Biomassebetrieb umzustellen. Allein die Kosten für die Umstellung wurden damals Berichten zufolge von E.on auf 150 Millionen Euro geschätzt.


Jetzt, so scheint es, bekommt die rasante Wachstumsgeschichte von German Pellets einen Knick: Ende März 2016 wird die Anleihe 2011/2016 (ISIN DE000A1H3J67) planmäßig zur Rückzahlung fällig. Dabei geht es um 52,4 Millionen Euro, die German Pellets Investoren zurückzahlen muss. Weil diese Rückzahlung aber offenbar Schwierigkeiten bereitet, will die Unternehmensführung die Anleger davon überzeugen, ihr Geld zwei Jahre länger im Unternehmen zu lassen, bis Ende März 2018. Zugleich sollen die Investoren in der zusätzlichen Zeit auf zwei Prozent Zinsen pro Jahr verzichten. Im Gegenzug will die Eigentümerfamilie Leibold 50 Prozent der Unternehmensanteile als Sicherheit einsetzen. (ECOreporter.de  berichtete über die Pläne).
Creditreform-Analysten sehen „erhöhte Risiken für eine Zahlungsunfähigkeit“

Die German-Pellets-Anleihe 2010/2016 war nach der Ankündigung der Verlängerungspläne für knapp einen Tag lang nicht gehandelt worden. Inzwischen läuft der Handel aber weiter. Das bestätigte die Börse Stuttgart auf Anfrage von ECOreporter.de. Und auch die Analysten der Creditreform Rating AG haben reagiert und ihre Einschätzung zur Bonität bei German Pellets angepasst: Sie benoten German Pellets mit „C (watch)“. Das ist die niedrigste mögliche Bewertung in der Ratingsystematik der Creditreform AG. Sie zeigt eine „ungenügende Bonität“ und eine „akute Gefahr eines Zahlungsverzuges“ an. Die Verlängerung der Anleihe zu neuen Konditionen stelle „einen temporären Ausfall des Unternehmens gemäß unserer Ratingsystematik dar“, begründet die Ratingagentur den Schritt. „Sollte die Laufzeitverlängerung nicht beschlossen werden, sehen wir dennoch erhöhte Risiken für eine Zahlungsunfähigkeit bei Fälligkeit der Anleihe am 1.April 2016“, so die Analysten weiter.

SdK fordert Rücktritt der Geschäftsführung: wirtschaftliche Lage „völlig ungewiss“

Anlegerschützer kritisieren diese Pläne von German Pellets jetzt schwer. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) plädiert dafür, bei der Gläubigerversammlung von German Pellets am 10. Februar 2016 gegen die Verlängerung zu votieren: „Mit dem Begehren einer Laufzeitverlängerung hat die German Pellets GmbH eingestanden, die am 1. April 2016 fällige Anleihe nicht zurückzahlen zu können“, erklärt der Verein. Die wirtschaftliche Lage von German Pellets sei „aktuell völlig im Ungewissen“, so die Anlegerschützer weiter. Sowohl die Verlängerung der Laufzeit als auch die Kürzung der Zinsen lehnt die SdK strikt ab. Damit würden „die vorhandenen operativen Probleme nicht gelöst“, so die Anlegerschützer. Weil das Insolvenzrisiko deutlich gestiegen sei, „wäre eine höhere Verzinsung angemessen“, argumentiert die SdK. Die geplante Besicherung der Anleihe durch die Hälfte aller Unternehmensanteile sei „im Falle einer Insolvenz wertlos“, so die SdK weiter. Hinzu kommt, dass mit 50 Prozent der Gesellschaftsanteile die Gläubiger für wichtige Beschlüsse immer noch auf die Zustimmung der anderen Gesellschafter angewiesen wären“, sagt die SdK. Und der Verein geht noch weiter: Er fordert die Ablösung von des German-Pellets Geschäftsführers Peter Leibold durch eine übergangsweise Geschäftsführung. Zudem solle eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Finanzen von German Pellets überprüfen.

German Pellets sieht Anleihe-Pläne als alternativlos – über ein Jahr Verhandlungen mit Geldgebern

Konkrete Nachfragen von ECOreporter.de zu der Kritik und den Forderungen der Anlegerschützer lehnt German Pellets ab. Stattdessen verweist das Unternehmen auf eine im Internet veröffentlichte kurze Stellungnahme zu den Plänen. Demnach ist der Restrukturierungsplan der für die Unternehmensführung „die einzig sinnvolle Option“, wie es dort heißt: „Alternative Refinanzierungsmöglichkeiten – vorausgesetzt der Gesellschaft gelingt es, diese bis zum 31. März 2016 umzusetzen – werden vom Management als potenziell nachteilig für die Gesellschaft eingeschätzt“, so das Unternehmen weiter. Zudem befinde sich „das Management seit mehr als zwölf Monaten intensiv in Gesprächen zur Optimierung der Kapital- und Finanzierungsstruktur“. Die planmäßige Rückzahlung im März 2016 habe einen Handlungsdruck erzeugt, der diese Verhandlungen störe. Damit lässt German Pellets einmal mehr Raum für Spekulationen, die es nicht leichter machen dürften, den Anlegern ihre Sorgen zu nehmen.

Wird die Insolvenz des Ofenherstellers Kago Wärmesysteme GmbH ein zusätzliches Problem?

Befeuert werden diese Sorgen der Anleger zusätzlich durch eine Insolvenz innerhalb der German-Pellets-Gruppe. Getroffen hat es die den Ofenhersteller Kago Wärmesysteme GmbH. German Pellets hatte das Unternehmen aus Neumarkt in der Pfalz 2010 selbst aus einer Insolvenz heraus gekauft. Das vorläufige Verfahren ist jüngst eröffnet worden. Insolvenzverwalter ist Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun. Er zieht ein ernüchterndes erstes Fazit: „Die Lage ist außerordentlich schwierig. Das Unternehmen hat schon seit längerem Probleme mit der Liquidität. Aktuell ruht deshalb auch der Geschäftsbetrieb. Die Löhne und Gehälter der 66 Beschäftigten sind seit November offen“, teilt er mit. Böhm hatte auch die Kago-Insolvenz von 2010 als Insolvenzverwalter geleitet. Mit dem neuen Insolvenzantrag der Kago Wärmesysteme GmbH könnte German Pellets viel Geld verlieren. Laut dem Prospekt zur jüngsten Genussrechte-Emission vom November 2015 stehen noch Darlehen in Höhe von 27,4 Millionen Euro aus, die German Pellets Kago gewährt hatte. Schon im Prospekt warnt German Pellets: „Da die KAGO Wärmesysteme GmbH in den letzten Geschäftsjahren keine Gewinne erzielte, besteht das Risiko, dass die Cash-Flows der KAGO Wärmesysteme GmbH nicht ausreichen, um eine Rückzahlung der Darlehen zu ermöglichen.“

Andere Unternehmen tun sich schwer mit der Restrukturierung von Anleihen

Ohnedies wird es nicht leicht werden, die Anleihegläubiger von den Plänen zu überzeugen. Das zeigen auch die aktuellen Fälle der Rostocker Windkraftspezialistin eno energy GmbH und des Solarausrüsters Singulus. Die eno energy GmbH konnte ihre Anleger auch in mehreren Anläufen nicht davon überzeugen, eine Anleihe zu gleichbleibenden Konditionen um zwei Jahre zu verlängern (mehr lesen Sie  hier). Und die mittlerweile akut insolvenzbedrohte Singulus Technologies AG ringt ebenfalls seit Monaten mit Anleihegläubigern um ein Sanierungskonzept (mehr lesen Sie  hier (Link entfernt)).

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