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Was macht eine nachhaltige betriebliche Altersvorsorge sicher und sinnvoll? - Teil 2

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) kann ein hilfreicher Baustein für ein finanziell unabhängiges Alter sein. Welche Produktkategorien gibt es für die bAV? Welche Vorteile und welche Nachteile sind zu beachten? Wie kann sie nachhaltig ausgerichtet werden? Welche Rolle können hierbei Nachhaltigkeitsrating-Agenturen spielen? Was ist ein Deckungsstock-Investment, wie funktionieren fondsgebundene Produkte? Antworten auf diese Fragen finden Sie in der Fortsetzung unseres Beitrags über nachhaltige bAV.

Die Produktkategorien

Es gibt fünf unterschiedliche Wege, die bAV zu gestalten (welche, das lesen Sie im  ersten Teil  dieses Beitrags), und dazu zwei Produktkategorien: Die klassische Direktversicherung als Investment in einen Deckungsstock, die fondsgebundene Versicherung und als zweite die Hybridprodukte. Welche Produkte wie erhältlich sind, hängt vom Anbieter ab.

1. Deckungsstock-Investment: Die Direktversicherung als Investment in einen Deckungsstock ist eine besondere Form der Lebensversicherung, ein Sparprodukt mit einer Mindestverzinsung. 2015 liegt der Zinssatz bei 1,25 Prozent. Bei Pensionskassen, die unter der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht stehen, kann der Garantiezins auch höher liegen. So etwa bei den Hannoverschen Kassen, die nach eigenen Angaben 1,75 Prozent bieten. Gängig ist die klassische Direktversicherung nach Paragraph 3 Nummer 63 Einkommensteuergesetz (EStG). Darin ist geregelt, welche Versicherungsleistungen steuerfrei sind. Der Deckungsstock besteht aus den Vermögensreserven einer Versicherung, mit denen sie unmittelbar arbeitet. Für den Aufbau des Deckungsstocks gelten strenge Anlagevorschriften. Anbieter wie Concordia oeco setzen dazu auf einen „grünen“ Deckungsstock. Roland Räcker ist bAV-Experte des Hauses. Er sagt: „Unser Unternehmen verwaltet das Kundengeld der Produktlinie „Leben oeco“ unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, das ist in der Satzung des Unternehmens festgelegt.“ Bei der Auswahl der Anlagen kämen sowohl Ausschluss- als auch Positivkriterien zur Anwendung, erklärt Räcker. „Ausgeschlossen sind unter anderem Investitionen in Rüstungs-, Atom- oder Automobilindustrie. Ferner werden Aktivitäten wie grüne Gentechnik, Suchtmittel, artwidrige Tierhaltung oder Verstöße gegen Umwelt- und Naturschutzrechte negativ beurteilt“, so Räcker. Bei Investitionen in Staatsanleihen seien beispielsweise Länder wie die USA und China ausgeschlossen, weil es dort noch die Todesstrafe gebe, sagt Räcker.

2. Fondsgebundene Produkte/Hybridprodukte: Hier fließen die Sparbeiträge in ausgewählte Investmentfonds. Eine fondsgebundene bAV eignet sich eher für jüngere Arbeitnehmer, da ihre Wertentwicklung schwanken kann und diese Schwankungen sich unter Umständen erst bei langer Laufzeit ausgleichen. Bei der bAV-Variante garantiert der Versicherer dafür, dass mindestens die eingezahlten Beiträge auch wieder ausgezahlt werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. In Deutschland wird diese Form der bAV wegen dieser Garantie als „Hybridprodukt“ bezeichnet. Bei Hybridprodukten in der bAV wird der Sparanteil der Beiträge meist auf mehrere Töpfe aufgeteilt. Oft sind das drei: Ein Teil fließt in einem so genannten Wertsicherungsfonds. Bei solchen Fonds begrenzt die Fondsgesellschaft die Verluste auf ein bestimmtes Maß. Der zweite Teil wird in freie Investmentfonds investiert und der dritte Teil in den klassischen Deckungsstock des Versicherers. Seit Januar 2015 bietet unter anderem die Stuttgarter Lebensversicherung das Hybridprodukt performance-safe als GrüneRente an. Klaus-Peter Klapper, der Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing der Stuttgarter Lebensversicherung a.G. erläutert, der Wertsicherungsfonds sei in diesem Fall der Nachhaltigkeitsfonds C-Quadrat Nachhaltigkeit Garant 80. „Für die Anlage in den freien Fonds können Kunden aus über zehn Nachhaltigkeitsfonds auswählen“, so Klapper. Neben der Stuttgarter Lebensversicherung bietet auch die  Condor Versicherung  bAV-Hybridprodukte an (Näheres zur Condor Versicherung lesen Sie auch in diesem  Kurzportrait (Link entfernt) ). Arbeitgeber sparen durch die bAV bei den Lohnnebenkosten, zum Beispiel beim Arbeitgeberanteil zum Sozialversicherungsbeitrag. „Wir erleben sehr häufig, dass Arbeitgeber die gesamte Ersparnis bei den Sozialabgaben als Zuschuss in die bAV der Mitarbeiter einfließen lassen“, sagt Roland Räcker von der Concordia oeco Lebensversicherungs- AG. Tipp: Man kann auch statt über eine Gehaltserhöhung über eine bAV verhandeln.

Welche Vorteile bietet die bAV?

Der Arbeitgeber ist laut Betriebsrentengesetz (BetrAVG) verpflichtet, dem Arbeitnehmer mindestens eine bAV-Möglichkeit anzubieten. Und er muss sich um alle vertraglichen Dinge kümmern. Das gilt unabhängig davon, wie groß oder klein ein Unternehmen ist. Im Falle eines Arbeitgeberwechsels geht die betriebliche Altersvorsorge mit. Auch dieses Prinzip ist im BetrAVG festgeschrieben. Der Arbeitgeber steht dafür gerade, dass dem Arbeitnehmer bis zur Rente keine Verluste entstehen. Gelingt das nicht, muss der Arbeitgeber die Verluste ausgleichen. Die bAV wird staatlich gefördert: Arbeitnehmer sparen bei Steuern und gegebenenfalls bei Sozialversicherungsbeiträgen. Das angesparte Guthaben ist Hartz-IV-sicher: Auch bei längerer Arbeitslosigkeit haben Sozialämter darauf keinen Zugriff. Arbeitgeber können die Beiträge zur bAV beim Finanzamt als Betriebsausgaben geltend machen.

Die Nachteile der bAV

Die bAV wird in der Regel nicht vor dem 60. Lebensjahr ausgezahlt. Verträge, die nach 2012 abgeschlossen wurden, werden nicht vor dem 62. Lebensjahr ausgezahlt. Sobald die bAV-Zahlungen beginnen, fallen Steuern an. Entweder auf die einmalige Kapitalauszahlung oder auf die monatliche Rentenzahlung. Die bAV zählt rechtlich zum beitragspflichtigen Einkommen. Deshalb müssen gesetzlich Krankenversicherte ab dem Rentenbeginn die Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Das zusammengenommen kann einen Teil der Ersparnis bei Steuern und Sozialabgaben während der Ansparphase auffressen. Beim Arbeitgeberwechsel ist zu beachten: Das Recht auf Mitnahme der Betriebsrente gilt nur einschränkt. Arbeitnehmer haben lediglich den gesetzlichen Anspruch auf den Übertragungswert ihrer Betriebsrente. Dieser Wert kann kleiner ausfallen als der tatsächlich eingezahlte Betrag. Zum Beispiel, wenn Arbeitnehmer bei der Altersvorsorge auch etwas für den Hinterbliebenenschutz im Todesfall sparen und nicht nur für die eigene Rente. Bei fondsgebundenen Altersvorsorgemodellen können sich die Konditionen für Arbeitnehmer unter Umständen mit einem Jobwechsel verschlechtern. Das hängt davon ab, wie der neue Arbeitgeber die bAV regelt und wie die Verträge dazu im Einzelnen aussehen. Gebühren, die die Anbieter für Vertragsabschluss, Transaktionen, Verwaltung oder Ähnliches nehmen, unterscheiden sich stark. Verträge mit hohen Gebühren können die Erträge der Arbeitnehmer deutlich schmälern. Das gilt besonders in Zeiten niedriger Zinsen.

So kommt die Nachhaltigkeit in die bAV

Nachhaltigkeitsrating-Agenturen helfen etlichen bAV-Anbietern, Staaten und Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeitsleistung hin zu analysieren und zu bewerten, um die richtigen nachhaltigen Investments auswählen zu können. Jon Gallop ist im Vorstand der Hannoverschen Kassen und er ist für die Kapitalanlagen zuständig. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien nicht nur externen Dienstleistern zu übertragen. Wir werden von unserem hauseigenen Nachhaltigkeitsrat beraten und begleitet“, erläutert er. Zusätzlich arbeite man mit der Nachhaltigkeitsrating- Agentur imug Beratungsgesellschaft mbH aus Hannover zusammen. Ähnlich arbeitet die Concordia oeco Lebensversicherungs-AG. Neben einem dreiköpfigen externen Nachhaltigkeitsbeirat setzt die Concordia oeco laut bAV-Experte Räcker unter anderem auf Analysen von Sustainalytics aus Frankfurt. Hinter dem Nachhaltigkeitsansatz der transparente des Volkswohl Bundes steht der Verein für alternative Versorgungskonzepte (VAV), bei der GrüneRente der Stuttgarter Versicherung prüft das Institut für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen e.V. (INAF) die Nachhaltigkeit.

Foto: Jon Gallop / Quelle: Hannoversche Kassen

Fazit

Betriebliche Altersvorsorge kann sich lohnen, sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer. Und nicht nur für Besserverdiener. Auch nachhaltig orientierte Anleger werden fündig. Aber: Genaues Rechnen und eine unabhängige Beratung sind erforderlich, um die passende bAV zu finden.
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