ECOanlagecheck

Wasser, Energie, Leben: Der neue WEL Fonds im Anlagecheck

Die Hamburger WEL Fonds GmbH & Co. KG sammelt derzeit Kapital für einen geschlossenen Fonds. In welche Projekte der WEL Fonds (Wasser Energie Leben) investieren wird, steht noch nicht fest. Es handelt sich um eine sogenannte „Blind Pool“-Konstruktion. Der Fonds wird laut den Initiatoren Anteile “ausgesuchter, auf Wasser, Energie und Leben fokussierter Unternehmen“ kaufen. Anleger können sich ab 5.000 Euro an dem Fonds beteiligen, plus fünf Prozent Agio. ECOreporter.de hat geprüft, wie Erfolg versprechend das Angebot aus Hamburg ist.
Zwischen jeweils 250.000 Euro bis 5 Millionen Euro pro Zielunternehmen wolle man in kleine und mittelständische inländische Unternehmen investieren, heißt es im Emissionsprospekt des WEL Fonds. „Zielunternehmen“ sind die Unternehmen, an denen sich der Fonds beteiligt. Was die Art der Beteiligung angeht, halten sich die Hamburger fast alle Türen offen. Möglich sind demnach sowohl Wachstumsfinanzierungen als auch Projektfinanzierungen. Als Vertragsarten nennt WEL Stammkapitalbeteiligungen, Joint-Venture-Verträge, Stille Beteiligungen, Mezzanine-Finanzierungen oder auch Genussrechte.
Die Laufzeit der einzelnen Investments solle mindestens drei Jahre betragen, heißt es weiter. Die zu kaufenden Unternehmen sollen geprüft werden. Dabei sollen Beratungsunternehmen und Experten helfen. Nach dem Kauf sollen Planungen und Entwicklungen fortlaufend kontrolliert werden. Die „Messlatte“ bei der Rentabilität der Zielunternehmen hat WEL auf mindestens 8 bis 15 Prozent Rendite pro Jahr gelegt.

Rechtliche Konstruktion
Grundsätzlich werden Anleger des Fonds Kommanditisten der WEL Fonds GmbH & Co. KG. Der Gesellschaftsvertrag legt fest, dass der Status eines im Handelsregister eingetragenen Direktkommanditisten erst ab einer Mindestzeichnungssumme von 50.000 Euro möglich ist. Investoren mit geringeren Beteiligungssummen können der Gesellschaft als sogenannte „Treugeber“ der Treuhandkommanditistin Nortrust Vermögenstreuhand GmbH beitreten. 
Die Kommanditisten können Unterlagen über Investitionsvorhaben des Fonds nicht selbst einsehen. Sie müssen dafür auf eigene Kosten den Angehörigen eines „zur Berufsverschwiegenheit verpflichteten rechts- oder steuerberatenden Berufes“ beauftragen. Ausgeschlossen ist ein Widerspruchsrecht der Kommanditisten nach § 164 HGB. Martin Rinck, Sprecher der WEL, erklärt dazu auf Nachfrage von ECOreporter.de: „Hintergrund dieser üblichen Regelung ist die Sicherstellung einer projektangemessenen Entscheidungsfreiheit der Fondsgeschäftsführung.“ Dieser Ausschluss allerdings plausibel – ohne ihn würden die Verhandlungs- und Investitionsmöglichkeiten des Fonds unsicher und sehr stark eingeschränkt.
Treuhandkommanditistin ist die Gesellschaft Nortrust. Sie ist verpflichtet,  in der Gesellschafterversammlung gemäß den schriftlichen Weisungen der Anleger abzustimmen. Wenn die Kommanditisten keine Weisungen erteilen, hat sie alle Optionen offen. „Im Zweifel übt die Treuhandkommanditistin die Rechte entsprechend den Vorschlägen der Geschäftsführung aus“, heißt es. Also: Wer sicher sein will, dass seine Stimme Berücksichtigung findet, muss entsprechende Weisungen erteilen.
Ein Prospektprüfungsbericht nach IDW S 4 soll Anfang Mai für interessierte Anleger bereitstehen. Der Verkaufsprospekt wurde am 11. April durch die BaFin gestattet.

Eigenkapitalhöhe, Platzierungsgarantie und Mittelverwendungskontrolle
Das Emissionsvolumen beträgt maximal 10 Millionen Euro. Der WEL Fonds finanziert sich ausschließlich durch das Kommanditkapital, die Aufnahme von Fremdkapital ist nicht vorgesehen. Es gibt keine Platzierungsgarantie. Allerdings haben die Initiatoren die Schwelle für die Realisierung der Gesellschaft sehr niedrig angesetzt: Der Mindestbetrag beträgt 50.000 Euro. Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 31. Dezember 2008.
Eine Mittelverwendungskontrolle ist für den Fonds nicht vorgesehen. Rinck erläutert: „Innerhalb der Fondsgeschäftsführung gibt es zahlreiche Mechanismen einer ‚internen’ Mittelverwendungskontrolle. Üblicherweise sind die Zusatzkosten einer externen Mittelverwendungskontrolle nicht gerechtfertigt.“

Fondsnebenkosten
Gemäß dem Investitions- und Finanzierungsplan der WEL belaufen sich die Weichkosten inklusive Agio auf 1,25 Millionen Euro. Darin enthalten sind vor allem Kosten für Eigenkapitalbeschaffung (800.000 Euro) und das Marketing (300.000 Euro). Der Anteil der Weichkosten ohne Agio an der Gesamtfinanzierung liegt demnach bei 12,5 Prozent. „Die Prospektangabe stellt das obere Limit dar“, sagt Rinck. Das Agio beläuft sich auf 5 Prozent (500.000 Euro). Bei Zeichnung bis zum 15. Juni 2008 wird es nicht erhoben.
Weitere einmalige Kosten sind den Angaben zufolge Ende 2008 bzw. mit Schließung des Fonds fällig. Rinck bestätigt im Gespräch mit ECOreporter.de, dass die Komplementärin des Fonds, die WEL Fonds Verwaltungs GmbH, für die Übernahme der uneingeschränkten Haftung und der Geschäftsführung für das Jahr 2008 einmalig einen Vorabgewinn von 50.000 Euro erhalte, hinzu kämen 0,5 Prozent des zum 31.12.2008 gezeichneten Kommanditkapitals. Wenn die Initiatoren die geplanten 10 Millionen Euro einwerben, kostet das den Fonds 100.000 Euro.

Laufende Kosten
Die laufenden Kosten des WEL Fonds setzten sich im wesentlichen aus den Vergütungen für die Komplementärin und die Treuhandkommanditistin zusammen. Beide erhalten laut Emissionsprospekt je 0,5 Prozent des gezeichneten bzw. treuhänderisch vertretenen Kommanditkapitals jährlich. Wenn der Fonds voll platziert wird und Nortrust das gesamte Kapital verwaltet, werden sich die Kosten auf 100.000 Euro pro Jahr belaufen. Das ist ein Prozent des Gesamtvolumens. Zum Vergleich: Windfonds kommen auf ein mehrfaches an kaufmännischen- und technischen Betriebsführungskosten. Aktienfonds haben eine laufende Managementgebühr von meist etwa 1,5 Prozent pro Jahr.
Die Verwendung der Gewinne hat die Initiatorin festgelegt; sie sollen zu 80 Prozent den Kommanditisten und zu 20 Prozent der Komplementärin zugewiesen werden.

Laufzeit und Ausschüttung
Der WEL Fonds soll bis mindestens 31. Dezember 2015 laufen, grundsätzlich ist eine unbegrenzte Laufzeit des Fonds möglich. Als angestrebte Rendite nennt WEL zwölf Prozent. Aufgrund des Blind Pool-Charakters des Angebots enthält der Emissionsprospekt keine Prognoserechnung.

Technik, Erträge und Leistungsbilanz
Für das Konzept des WEL Fonds zeichnet die Kramer GmbH M&A Consulting International verantwortlich. Welche Referenzprojekte hat das von Holger Karl Kramer geleitete Unternehmen in den letzten Jahren realisiert? Unternehmenssprecher Rinck erklärt gegenüber ECOreporter.de, dass die Gesellschaft in der Vergangenheit sogenannte „Private Placements“ durchgeführt habe, Projekte mit einem kleinen Kreis vermögender Investoren. „Die Projektvolumina betrugen mehrere Hunderttausend Euro. Alle Investoren erhielten die Ausschüttungen entsprechend der zuvor aufgestellten Prognoserechnungen“, so Rinck. Kramer verfüge über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung und werde als „Hamburger Kaufmann alter Schule“ wertgeschätzt. Eine Leistungsbilanz im Sinne der geschlossenen Fonds existiere noch nicht.

Ökologische Wirkung
Zum ökologischen und nachhaltigen Anspruch an die Investitionen bietet der Emissionsprospekt des WEL Fonds kaum Informationen. Wie Rinck im Gespräch mit ECOreporter.de erklärt, haben die Initiatoren aber genaue Vorstellungen, welche Nachhaltigkeitskriterien die Unternehmen erfüllen sollen, in die investiert wird. Voraussetzung ist demnach, dass die Firmen umweltschonend produzieren, verkaufen oder beschaffen und die Produkte hohen ökologischen und nachhaltigen Ansprüchen genügen. Ausschlusskriterien sind seinen Angaben zufolge: Waffenindustrie, Tierversuche, Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Pornografie und die Missachtung von Menschenrechten. Laut Rinck ist der WEL Fonds dabei, einen Nachhaltigkeitsbeirat zu installieren, der nach definierten Nachhaltigkeitskriterien arbeiten soll.

Risiko
Typisch für einen Blind Pool: Der Anleger braucht volles Vertrauen in die Seriosität und Kompetenz des Anbieters. Durch die weitgehende Gestaltungsfreiheit der Geschäftsführung hat der WEL Fonds den Charakter eines Private Equity-Fonds. Welche Anlegergruppe will die Initiatorin mit dem Fonds ansprechen? Rinck:„Unser Angebot richtet sich an natürliche Personen, die Beteiligungen im Privatvermögen halten und ihre Vermögenswerte diversifizieren wollen. Der WEL Fonds ist für Anleger konzipiert, die eine sicherheitsorientierte, wertbeständige und bequeme Geldanlagemöglichkeit suchen.“Ein Fremdkapitalrisiko weist der Fonds nicht auf.
Laut Angaben von Rinck soll der Schleier über den Projekten des WEL Fonds bald gelüftet werden. „Derzeit befinden sich mehrere Unternehmen, die den Investitionskriterien des Fonds entsprechen, in der fortgeschrittenen Prüfungsphase. Daher wird man in Kürze in einem ersten Prospektnachtrag die aktuellen Entwicklungen nachlesen können“, sagt der Sprecher. „Aus gutem Grund“ habe man im Verkaufsprospekt weder die möglichen Investitionsziele noch die Experten genannt, die die Investments prüfen sollen.

Vertrauen in die Qualität des Fonds schafft die Zusammenarbeit der Initiatoren mit dem Wasserexperten und Preisträger des Weltbank-Innovationspreises Professor Dr. Dr. Karl-Ulrich Rudolph, Universität Witten/Herdecke. Nach Angaben von Rinck wird der Wissenschaftler den Fonds „exklusiv unterstützen“. Konkret werde Rudolph bei der Auswahl und Prüfung der Zielunternehmen behilflich sein. Auch könne er technische Machbarkeitsstudien erstellen. Zudem habe sich der Experte bereit erklärt, in einem Beirat mitzuwirken, den die Kommanditisten nach Schließung des Fonds wählen können.
Wie Rinck gegenüber ECOreporter.de erläutert, will sich sein Unternehmen intensiv darum bemühen, die Investoren zeitnah über die weitere Entwicklung zu informieren. „Wir planen einen in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Newsletter, der die Zielunternehmen konkret vorstellt. Er soll aktuelle Nachrichten zu dem Fonds enthalten. Es sollen Fragen von Anlegern beantwortet werden und die Vertriebe können sich vorstellen“, so der Sprecher. Aktuelle Informationen findet man auf www.wel-fonds.de

Fazit:
Finanziell
Ein Manko des WEL Fonds ist die fehlende unabhängige Mittelverwendungskontrolle. Bei Blind Pool-Konstruktionen fällt es zudem  schwer, eine Empfehlung auszusprechen:  In jedem Fall kommt es auf die Erfahrung und Seriosität des Anbieters an. WEL kann zu diesem Punkt insbesondere auf die Kompetenz des externen Beraters verweisen, die dem Fondsmanagement mit Professor Dr. Dr. Karl-Ulrich Rudolph zur Seite steht.
Die angepeilten Investitionsbereiche sind attraktiv. Der Anleger findet am Markt allerdings ausreichend Beteiligungsangebote, deren Investitionskriterien scharf formuliert sind und bei denen die Investitionen bereits getätigt sind. Er kauft dann keine „Katze im Sack“. Erst wenn der angekündigte Nachtrag zum Prospekt vorliegt, ist die Katze aus dem Sack. Die Anleger werden den Fonds besser beurteilen können.
Die laufenden Vergütungen für das Fondsmanagement erscheinen nicht überzogen. Vielmehr werden sie erst lohnend, wenn das Fondsmanagement an den Gewinnen des Fonds (mit 20 Prozent) partizipiert. Das sollte genügend Motivation sein, um auch den Anlegern gewinne zu bescheren.
Aufgrund der Unklarheit über die Investitionsziele ist der Fonds nach Einschätzung von ECOreporter.de derzeit für durchschnittliche private Anleger mit Interesse an Umweltthemen nicht geeignet. Vermögende Investoren mit hoher Risikobereitschaft können ihn jedoch als Beimischung in ihrem Depot verwenden. Mit der Zeichnung sollten Anleger abwarten, bis der Nachtrag erscheint und die ersten Zielinvestments bekannt und beurteilbar sind.

Nachhaltigkeit
Über die ökologische Wirkung des WEL Fonds lässt sich solange wenig sagen, wie unbekannt ist, in welche konkreten Vorhaben der Fonds investieren wird. Im Prospekt sind keine Nachhaltigkeitskriterien fixiert. Die Initiatorin erteilte dazu auf Nachfrage bereitwillig und umfassend Auskunft. Da zudem ein Nachhaltigkeitsbeirat installiert werden soll und nach Nachhaltigkeitskriterien arbeiten soll, könnte der Fonds einmal eine hohe ökologische Wirkung mit seinen Investments erzielen. Auch hier sind genauere Urteile erst möglich, wenn diese Meilensteine erreicht sind.

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Bild: Professor Dr. Dr. Karl-Ulrich Rudolph / Quelle: Privat
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