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Welche Trends werden kurzfristig die Photovoltaikbranche prägen? - Analyst bilanziert Eindrücke von der Intersolar
Die deutsche Solarbranche hatte sich ja auf der weltweit führenden Solarmesse zuversichtlich geäußert (ECOreporter.de berichtete darüber). Dafür gibt es laut Götz Fischbeck, Analyst der BHF Bank, auch gute Gründe. Insgesamt sei es aber zu früh, für den Sektor von einer sich abzeichnenden Entspannung der Situation zu reden. Auch wenn in vielen Märkten derzeit ein deutliches Wachstum zu beobachten sei. Das gelte insbesondere für die Bundesrepublik, für die Fischbeck für 2009 ein Marktvolumen von 2,0 bis 2,5 Gigawatt prognostiziert. Dort gebe es insbesondere im Bereich großer Freiflächenanlagen eine dynamische Entwicklung. Sie werde mit rund 500 Megawatt (MW) voraussichtlich eine Fünftel oder gar ein Viertel zur neu installierten Kapazität beitragen. Früher habe dieser Anteil gewöhnlich lediglich zehn bis zwölf Prozent betragen.
Der Analyst führt den Aufschwung bei den Anlagen mit einer Kapazität von ein bis fünf Megawatt darauf zurück, dass hier lokale Finanzinstitute und Genossenschaftsbanken die Finanzierung ermöglichen. Diese seien weniger stark von der Finanzkrise betroffen und arbeiteten bei der Finanzierung von Solarprojekten mit der KfW zusammen. In seinen Gesprächen auf der Intersolar hat Fischbeck erfahren, dass es mittlerweile schwierig wird, in Bayern attraktive Standorte für große Solarprojekte zu erwerben. Der Wettbewerb um die besten Flächen sei stark gestiegen, die Preise dafür hätten sich verdoppelt bis verdreifacht. Diese steigenden Unkosten würden durch den Preisverfall bei Solarmodulen aber überwiegend ausgeglichen. Leichter sei es, in Ostdeutschland geeignete Flächen zu finden. Dort sei aber auch die Sonneneinstrahlung nicht so stark, weshalb die Gewinnaussichten für Solarparks dort unterm Strich etwas geringer seien als in Süddeutschland.
Der Experte der BHF Bank verweist darauf, dass der spanische Solarmarkt nach der Veränderung der Einspeisevergütung im letzten September kaum noch Wachstumspotential besitzt. Besonders großes Potential sieht er für Italien, dort sei eine Verdoppelung der Neuinstallationen auf 400 bis 500 MW in 2009 möglich. Jedoch sei es dort aufgrund des bürokratischen Aufwandes weiterhin schwierig, Photovoltaikprojekte umzusetzen. Projekte mit mehreren Hundert MW seien in Vorbereitung und verzögerten sich um etliche Monate, weil auf die Genehmigungen gewartet werden müsse. Eine Ausnahme sei die Region Apulien, wo sich die Behörden vor Ort der Photovoltaik gegenüber besonders aufgeschlossen zeigten. Das habe aber dazu geführt, dass in Apulien bislang 60 Prozent der italienischen Solarprojekte umgesetzt wurden. Damit werde die Region zu sehr beansprucht und nur wenn andere Regionen des Landes nachzögen könne Italien sein Potential auch ausschöpfen.
Fischbeck geht davon aus, dass im französischen Solarmarkt in diesem Jahr 200 bis 300 MW neu installiert werden, Belgien könne seine Kapazitäten von 60 auf 200 MW mehr als verdreifachen. Die Entwicklung in Osteuropa, vor allem in Tschechien und in Bulgarien, hänge stark von der weiteren Entwicklung der Wechselkurse ab (ein Mausklick führt Sie zu einem Hintergrundbericht von ECOreporter.de über die Solarmärkte in Osteuropa, ein weiterer zu einem aktuellen Beitrag über die Photovoltaik in Tschechien). Davon sei abhängig, ob westliche Geldgeber dort in Solarprojekte investieren. Weltweit erwartet der Analyst für 2009, dass fünf bis sechs Gigawatt an Photovoltaikleistung neu installiert werden. Damit erreiche der Markt in etwa die 5,5 GW des Vorjahres.
Ihm zufolge ist es nicht die im Jahresvergleich stagnierende Nachfrage, die ihn für viele Solaraktien skeptisch stimmt, sondern das die Hersteller und Händler von Solarprodukten noch immer Lagerbestände abbauen müssen. Dies vor allem führe dazu, dass die Preise weiter abstürzen. Klar im Vorteil seien die Unternehmen, die über gute Absatzkanäle verfügten, so Fischbeck. Zwar würden gegenwärtig über die gesamte Wertschöpfungskette die Lieferverträge neu verhandelt, doch werde es dauern, bis die Unternehmen sich von dem Margendruck befreien können, der durch den Preisverfall entstanden sei. Branchenweit werde voraussichtlich erst im 3. Quartal wieder profitabel gewirtschaftet.
Der Analyst geht davon aus, dass bis dahin der Kilopreis für Silizium, den wichtigsten Rohstoff für Photovoltaikprodukte, im Schnitt der Lieferverträge auf 90 bis 85 Dollar sinken wird. Bei multikristallinen Wafern sei ein Absinken des durchschnittlichen Kontraktpreises von 1,05 bis 1,15 Euro je Watt auf 0,90 Euro zu erwarten. Fischbeck gibt keine aktuellen Empfehlungen zu Solaraktien. Allerdings sieht er Kunden von First Solar im Vorteil, die kostengünstige Dünnschicht-Solarmodule herstellt. Diese basieren nicht auf dem Einsatz von Silizium, dass gegenwärtig in weitaus größeren Mengen angeboten als benötigt wird.
Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender der Bonner SolarWorld AG, rechnet damit, dass der Preisverfall bei den Solarmodulen an seinem Unternehmen größtenteils vorbei zieht. Das erklärte er heute in einem ,Börse Online'-Interview. Einen Großteil des Preisverfalls habe die SolarWorld bislang abfangen können und im 1. Quartal nur ein Prozent Marge verloren. „Wir sind optimistisch, dass das im laufenden Jahr so bleibt", erklärte Asbeck. Er gehe jedoch davon aus, dass einige Konkurrenten die Krise nicht überleben und auf der Strecke bleiben.
Bildhinweis: Auf der Intersolar präsentiertes Solarmodul. / Quelle: ECOreporter.de