Erneuerbare Energie

Weltweite Energiewende auf dem Vormarsch - Experten sehen riesiges Potential

In den nächsten 15 Jahren können und müssen die erneuerbaren Energien weltweit Kohle und Öl als wichtigste Energiequellen bei der Stromerzeugung ablösen. Das stellt nicht eine Umweltschutzorganisation klar, sondern die Internationale Energieagentur (IEA). In einer aktuellen Analyse fordert sie massive Investitionen in die regenerative Energieproduktion.

IEA-Chefökonom Fatih Birol hat den Report mit dem Titel 'World Energy Outlook Special Report, Energy and Climate Change' in London vorgestellt. Dabei machte er klar, dass wirksamer Klimaschutz nur durch eine schnelle und umfassende Trendwende im Energiesektor möglich ist. Denn dieser produziere doppelt so viel Treibhausgas wie alle anderen Energieverbraucher zusammen. Daher sei es unerlässlich, sehr bald alte Kohlekraftwerke mit starken Emissionen vom Netz zu nehmen und die Subventionen für Verbraucher fossiler Energieträger zu beenden. Nach Berechnungen der IEA hatten sich die jährlichen Subventionen für fossile Energien zuletzt weltweit auf rund 550 Milliarden Dollar summiert – gegenüber rund 100 Milliarden Dollar an staatlicher Förderung für die Erneuerbaren. Vor allem aber muss laut der IEA in den kommenden Jahren viel Geld in den Ausbau der erneuerbaren Energien fließen, insbesondere in regenerative Stromproduktion. Sie hat ermittelt, dass dafür 2014 weltweit 270 Milliarden Dollar investiert wurden. Laut den IEA-Experten müssen diese jährlichen Investitionen aber auf 400 Milliarden US-Dollar ansteigen. So könne man erreichen, dass schon in 2030 die weltweite Stromproduktion zu 60 Prozent aus regenerativen Quellen stammen kann.

Die Regenerativen stoppten 2014 den Anstieg der Treibhaushasemissionen

Das Renewable Energy Policy Network for the 21st Century (REN21) hat seinen Sitz ebenso wie die IEA in Paris. Dieses politische Netzwerk für den Ausbau der Erneuerbaren Energien wird unter anderem von dieser und vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) unterstützt. Christine Lins, die Geschäftsführerin des REN21, hat einen Statusreport zum globalen Ausbau der Regenerativen vorgelegt und dabei ebenfalls darauf hingewiesen, dass die staatliche Förderung von fossiler und von Atomenergie weiter ein großes Hindernis für die verstärkte Nutzung von umweltfreundlichen Energien sind. Diese Unterstützung der herkömmlichen Energieproduktion verschaffe Kohle- und Atomkraft einen enormen Kostenvorteil und erschwere die Wettbewerbsbedingungen für die erneuerbaren Energien. Fairere Rahmenbedingungen würden dagegen den Ausbau der Regenerativen weltweit beflügeln.

Wie dem Status-Report von REN21 zu entnehmen ist, wurden 2014 neue Ökostromkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 135 Gigawatt (GW) neu errichtet – 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht in etwa der Kapazität von 100 Atommeilern. Insgesamt erreichte die globale Grünstromkapazität damit 1.712 GW. In dem Sektor sind weltweit laut REN21 direkt oder indirekt rund acht Millionen Arbeitnehmer beschäftigt.

Christine Lins hob bei der Präsentation des Berichts hervor, dass dieser Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion entscheidend dazu beigetragen habe, dass die weltweiten Treibhaushasemissionen in 2014 nicht angestiegen sind – trotz drei Prozent mehr weltweiter Wirtschaftsleistung und trotz 1,5 Prozent mehr globalem Energieverbrauch. Eine solche Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Klimabelastung habe es seit vielen Jahrzehnten nicht gegeben. Dieser Erfolg verdeutliche Nutzen und Potential der erneuerbaren Energien.

Im Statusreport von REN21 ist zu lesen, dass vor allem in Schwellenländern massiv in den Ausbau der Regenerativen investiert wird. Demnach kletterten hier in 2014 die Investitionen in den Sektor gegenüber dem Vorjahr um 36 Prozent auf 131,3 Milliarden US-Dollar. Von dieser Menge entfielen allein 63 Prozent auf China, das sich ehrgeizige Ziele beim Ausbau umweltschonender Energieproduktion gesetzt hat. Schon seit Jahren ist die Volksrepublik mit weitem Abstand der Wind- und der Solarmarkt mit dem stärksten Wachstum, gemessen nach neu installierter Leistung. Dagegen wuchsen die Investitionen in alternative Energie in den Industrieländern in 2014 lediglich um drei Prozent auf 138,9 Milliarden US-Dollar.
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