Aktientipps, Erneuerbare Energie

Weltweiter Solarmarkt im Umbruch - Experten nennen ausssichtreiche Märkte und Aktien



Die US-amerikanische Investmentbank Ardour Capital legt ihren Fokus auf den Bereich Umwelttechnologien und alternative Energien. Sie geht laut einem neuen Report davon aus, dass der internationale Photovoltaik in den beiden kommenden Jahren stärker wachsen wird als bislang angenommen. Die neu installierte Kapazität werde 2011 mit voraussichtlich 17 Gigawatt (GW) um 22 Prozent höher ausfallen als in 2010 und der Weltmarkt 2012 um weitere 20,3 GW anwachsen. Ein Zuwachs wie die rund 90 Prozent, wie ihn Ardour Capital für 2010 veranschlagt, sei nicht wieder zu erwarten.

Die Marktforscher der ebenfalls US-amerikanischen IMS Research kalkulieren für das kommende Jahr mit einem Zubau der weltweiten Photovoltaik-Leistung um 19 GW. Zwar werde sich das Wachstum in führenden Solarmärkten wie Tschechien und vor allem in Deutschland aufgrund deutlicher Verringerungen der Solarförderung deutlich abschwächen, dafür der Weltmarkt aber insgesamt in der Breite weiter wachsen. Laut Erhebungen von IMS Research wollen 18 Länder 2011 mehr als 100 Megawatt Photovoltaik installieren, deren Anzahl werde sich damit im Vergleich zu 2009 mehr als verdoppeln. Für kommenden vier Jahre rechnen die Marktforscher mit wachsenden Zubauraten und mehr als 100 Gigawatt neu installierte Kapazität.

Der US-amerikanische Solarverband SEIA (Solar Energy Industries Association) hat im Umfeld des im mexikanischen Cancun tagenden Welt-Klimagipfels einen Bericht vorgestellt, dessen Prognose für die weitere Marktentwicklung bis 2020 reicht. Demnach kann die weltweit installierte Photovoltaikleistung bis 2010 auf 980 GW anwachsen und wäre damit imstande, 100 Kohlekraftwerke zu ersetzen.

Ardour Capital geht in ihrer Analyse ausführlich auf einzelne Märkte ein. Nach ihren Prognosen wird Deutschland trotz der in 2010 durchgeführten und für 2011 angekündigten Kürzungen der EEG-Tarife der weltweit führende Solarmarkt bleiben. Es sei davon auszugehen, dass über 35 Prozent der Neuinstallationen in 2011 in der Bundesrepublik erfolgen. Allerdings werde sich das Wachstum bereits ab dem vierten Quartal 2010 verlangsamen. Für das laufende Jahr rechnen die Experten der Investmentbank mit einem Zubau von 7,2 GW, für das kommende Jahr mit 6 GW.

In der Folge werde auch das Wachstum in Europa insgesamt schwacher ausfallen, von geschätzten 10,9 GW in 2010 auf 10,4 GW im kommenden Jahr. Dennoch werde der Ausbau der weltweiten Photovoltaikleistung auch in 2011 zu deutlich mehr als 60 Prozent in Europa erfolgen. Wobei Frankreich mit einem Zubau von 185 Megawatt (MW) auf 500 MW in diesem Jahr zwar stark zugelegt habe, aber bis 2010 nur noch auf 700 MW zulegen werde, da die Regierung in Paris die Förderung stark verringere. Spanien werde ebenfalls in 2010 einen starken Sprung verzeichnen, von rund 70 auf 250 MW, könne 2011 auf 450 MW weiter zulegen, werde danach aber stagnieren.

Einen Riesensprung dürfte dagegen dem britischen Solarmarkt gelingen. Der wird laut der vorgelegten Prognose in diesem Jahr von 10 auf 30 MW wachsen, um sich dann in 2010 auf 200 MW und in 2012 auf 400 MW zu steigern. Die Schwäche des deutschen Marktes wird in den beiden kommenden Jahren aber vor allem von Italien ausgeglichen. Auch dort stehen zwar für 2011 Kürzungen der Vergütung an. Aber zum einen bleiben Investitionen in Photovoltaik dort aufgrund der starken Sonneneinstrahlung weiter attraktiv. Zum anderen erfolgt die Drosselung der Solartarife sehr behutsam. Um die bis Ende 2010 befristeten Tarife in Anspruch nehmen zu dürfen reicht es, dass die Projektierer ihre Anlagen bis Mitte 2011 ans Netz bringen. Zudem werden die Tarife in mehreren Schritten im Abstand von vier Monaten verringert. Auch der eingeführte Deckel stellt laut Ardour Capital kein Problem dar. Er begrenzt den Zubau der Photovoltaikleistung in den Jahren 2011 bis 2013 zwar auf 3 GW. Aber wenn diese Marke erreicht ist, wird den Entwicklern von Solarprojekten noch eine 14 Monate währende Übergangsfrist gewährt, um ihre Anlagen ans Netz zu bringen.

Für 2010 rechnet die Bank damit, dass die installierte Gesamtleistung der italienischen Photovoltaik auf 1,6 GW oder 1.600 MW ansteigt, nach 711 MW im Vorjahr. Im kommenden Jahr werde sie einen Anteil am Weltmarkt von knapp zwölf Prozent erreichen und erneut damit hinter Deutschland Rang 2 einnehmen. Bis 2012 dürfte die italienische Solarkapazität Ardour Capital zufolge auf 2,4 GW anwachsen, dann aber von den USA übertroffen werden. Dort werde im kommenden Jahr mit rund 1,7 GW ein Zehntel der neuen Photovoltaikleistung errichtet nach 0,9 GW in 2010 und rund 480 MW in 2009. Trotz auslaufender Förderungen durch die Bundesregierung werde die Entwicklung des US-Solarmarktes durch Maßnahmen auf Ebene der Bundesstaaten und der Kommunen befördert. Ferner sei davon auszugehen, dass sich nach dem Abklingen der Finanzkrise auch Großinvestoren wieder verstärkt an Photovoltaikprojekten beteiligen.

Eine entscheidende Rolle beim Ausbau der US-amerikanischen Photovoltaik kommt den Energieversorgern zu. Die  verfügen nicht nur weiterhin über ausreichende Mittel, in solche Projekte zu investieren. Sie müssen dies auch, da sie in den meisten Bundesstaaten Mindestquoten für den Anteil von Erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung gibt. Um diese zu erfüllen, benötigen sie auch große Mengen an Solarstrom. Nicht zuletzt aus diesem Grund nennt Ardour Capital den Anteilsschein von First Solar als eine besonders aussichtsreiche Solaraktie. Das Unternehmen aus Arizona ist nicht nur der weltweit größte Hersteller von Dünnschichtmodule, die aufgrund ihrer Kostenvorteile bevorzugt für Großanlagen eingesetzt werden, wie sie vor allem für Energieversorger in Frage kommen. Seit 2009 setzt es auch große Solarparks, die sie mit eigenen Modulen bestückt und an Energieunternehmen verkauft, meist in deren Auftrag betreibt.

Das gleiche gilt für die kalifornische SunPower, die Produzentin von hochwertigen Silizium-Modulen mit sehr hohen Wirkungsgraden hat in Europa und in den USA bereits etliche Solarparks für Energieversorger umgesetzt. Laut einer Untersuchung von GTM Research haben ausschließlich First Solar und SunPower die zehn größten US-Solarparks umgesetzt und stammen über 90 Prozent aller in US-Projekten verbauten Module von diesen beiden Herstellern. Dabei hätten sie davon profitiert, dass bislang einheimische Hersteller bevorzugt wurden, auch wenn allmählich ausländische Konkurrenten im US-Markt Fuß zu fassen begännen.

Der asiatische Solarmarkt wird erst mit Verzögerung ins Laufen kommen, glauben die Experten von Ardour Capital, zeigen sich für die Region langfristig aber sehr optimistisch. Japan werde bereits 2011 einen Anteil am Weltmarkt von fast zehn Prozent erobern, nachdem hier die Regierung eine wirksame Förderung mit Vergütungstarifen und Steuervergünstigungen installiert habe und diese durch lokale Maßnahmen ergänzt werde. 2010 habe sich die Gesamtleistung voraussichtlich auf 1 GW verdoppelt, sie werde im kommenden Jahr auf 1,6 und bis 2012 auf 1,8 GW ansteigen.

Dicht gefolgt werde dieser Markt von China. Dort existierten zwar bislang nur regional erste Fördersysteme, die aber zügig ausgebaut und verstärkt ab 2011 greifen würden. Die Regierung in Peking setzt verstärkt auf den Ausbau der alternativen Energien, weil der Energiehunger der boomenden Wirtschaft dies erfordert und die Umweltprobleme durch das Verbrennen von Kohle immer gravierender werden. Nicht zuletzt hat sie Umwelttechnlogien als Märkte der Zukunft erkannt, die sie frühzeitig besetzen will. Laut einer Erhebung von Bloomberg New Energy Finance wurden im letzten Jahr in China rund 35 Milliarden Dollar in Grünstromtechnologie investiert und damit doppelt so viel wie in den USA. Ein Fokus liege dabei auf der Photovoltaik. 2009 hat sich die chinesische Solarstromkapazität auf 160 MW mehr als verdreifacht, für 2010 wird mit 350 MW gerechnet. Ardour Capital sagt für 2011 einen Zubau auf 900 MW voraus und für 2012 einen Sprung auf 1,6 GW. Als aussichtreiche Solaraktie nennen die Experten den chinesischen Solarkonzern Trina Solar. Der setzt auch verstärkt auf das Geschäft in den Vereinigten Staaten.

Bildhinweis: Italienisches Solarprojekt von Voigt & Coll. / Quelle: Unternehmen
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