Erneuerbare Energie

Weltweiter Windmarkt im Umbruch - riesiges Potential in Schwellenländern



Ziel: weltweit alle 7 Minuten ein neues Windrad

Bis zum Jahr 2020 sollen weltweit Windkraftwerke mit 1000 Gigawatt (GW) Leistung installiert sein. Genug, um dann 12 Prozent des globalen Strombedarfs zu decken. Das geht aus dem aktuellen Global Wind Energy Outlook hervor, den das Global Wind Energy Council (GWEC) nun zusammen mit Greenpeace vorgelegt hat. Demnach würden auf diese Weise 1,5 Milliarden Tonnen CO2 eingespart. Das würde 50 bis 75 Prozent der Reduktionsziele entsprechen, zu denen sich die Industriestaaten auf dem letzten Welt-Klimagipfel verpflichtet haben, heißt es in dem Bericht.  Zum Vergelich:1000 GW entsprechen der Menge von etwa 1.000 Atomkraftwerken. Derzeit sind weltweit rund 200 Kernkraftwerke am Netz.

Der Welt-Windkraftverband spricht der Windenergie darüber hinaus sogar das Potenzial zu, bis 2030 ein Fünftel des weltweiten Strombedarfs zu decken. „2010 haben die 600.000 weltweit Beschäftigten der Windindustrie alle 30 Minuten drei Windräder errichtet”, sagte Sven Teske, Energieexperte von Greenpeace International. „Bis 2030 könnte der Markt drei Mal so groß sein wie heute. Das würde Investitionen von 202 Milliarden Euro nach sich ziehen. Alle sieben Minuten ein neu installiertes Windrad, das ist unser Ziel”, so Teske weiter.

Ein besonders großes Potential sieht der Report in den Schwellenländern. „Schon heute findet ein großer Teil des weltweiten Wachstums der Windenenergie außerhalb der Industriestaaten statt”, stellt dazu Klaus Rave fest, Vorsitzender des GWEC. „Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2030 knapp die Hälfte aller Windkraftanlagen in Schwellenländern stehen wird.“ Schon heute sei mit China ein solcher Staat der Wachstumstreiber der weltweiten Windkraftbranche. Der chinesische Windmarkt lag 2009 mit 25 GW neu installierter Leistung an der Spitze. Bis 2020 prophezeit der Global Wind Energy Outlook sogar, dass die installierte Windenergieleistung in China verzehnfacht werde. Laut dem Bericht des Weltverbandes wird schon heute jede dritte neue Windkraftanlage in China aufgestellt. Dort sei mittlerweile auch größte Turbinenherstellerindustrie entstanden.

Chinesischer Turbinenhersteller auf der Überholspur

Chinas Nr.1-Windkraftanlagenhersteller ist die Sinovel Wind Group Co. Ltd. mit Sitz in Peking. Im vergangenen Jahr belegte der Konzern am Weltmarkt Rang drei hinter dem US-Technologiekonzern General Electric und dem dänischen Weltmarktführer Vestas Wind Systems. Nach dem Willen von Sinovel-Chef Han Junliang soll Sinovel bis 2015 Vestas vom Thron stoßen und die Weltmarktführerschaft übernehmen.

Dazu hat Sinovel sich Kredite im Wert von 8 Milliarden US-Dollar gesichert, um auch als Offshore-Turbinenhersteller am Weltmarkt eine Rolle spielen zu können. Die Pläne für diesen Geschäftszweig sehen unter anderem vor, am Standort Shanghai Offshore-Windräder der Megawatt-(MW)-Klassen 5, 6 und 10 zu produzieren. Während die erste Prototyp-Produktionslinie für eine 5-MW-Aufseeanlage bereits angelaufen ist, soll die 6-MW-Produktion noch in der ersten Jahreshälfte 2011 anrollen.

Erst kürzlich gewann der Windturbinenhersteller 60 Prozent einer chinesischen Ausschreibung für Offshore-Windprojekte mit 1 GW Gesamtvolumen. Ein Großauftrag, der die Ausnahmestellung des Unternehmens am chinesischen Heimatmarkt untermauert. In diese Marktposition gelangte Sinovel auch mit Hilfe des US-amerikanischen Technologiezulieferers American Superconductor (AMSC), der beim Design und der technischen Ausstattung der Sinovel-Turbinen mitwirkte. Mittlerweile werden nach Konzernangaben 90 Prozent der 1,5-MW- und 80 Prozent der 3 MW-Anlagenproduktion in China realisiert.


Bildhinweis: In China boomt die Windkraft. / Quelle: Nordex


Im Gesamtjahr 2010 will Chinas führender Hersteller von Windkraftanlagen  nach eigenen Angaben 3500 Turbinen des der 1,5 Megawattklasse und 200 bis 300 Windräder der 3-Megawattklasse produzieren. 2009 brachte es Sinovel auf mehr als 2300 neu installierte Windräder in China mit einer Gesamtleistung von 3,51 GW, was einem einheimischen Marktanteil von 25,5 Prozent und einem Weltmarktanteil von 9,2 Prozent entsprach. Bemerkenswert dabei: Nur zehn Windräder wurden 2009 ins Ausland exportiert. Sie alle gingen nach Indien. Speziell hier will Konzernchef Han Junliang ansetzen: Bis 2015 sollen 50 Prozent des Konzernumsatzes im Ausland erwirtschaftet werden. Auch dazu hatte das Unternehmen im August umfangreiche Kredite unter anderem von der China Development Bank und der Industrial & Commercial Bank of China erhalten. Zusätzlich zur Vermarktung von 3 MW-Turbinen in den USA plant Sinovel weitere Niederlassungen in Europa und Nordamerika.

Sinovel ist bislang nicht an der Börse notiert. Der Konzern gehört zu 20 Prozent zu Dalian Heavy Industries. Nachdem im Jahresverlauf schon über ein mögliches Börsendebüt der Sinovel spekuliert worden sei, denke Dalian Heavy Industries erneut über den Börsengang nach, sagt James Stettler, Analyst der UniCredit Bank London. Im Falle des Börsendebüts rechne der Konzern mit 500 Millionen Euro Erlös, so der Experte weiter.

Verliert Vestas die Weltmarktführerschaft?

Angesichts dieses wachsenden Konkurrenzdrucks empfiehlt Stettler die Aktie des dänischen Weltmarktführers Vestas Wind Energy zum Verkauf. Vielen Investoren sei noch nicht klar, wie stark das weltweite Marktumfeld sich in nächster Zukunft wandeln werde, so Stettler. Die Konkurrenz aus China werde anderen bedeutenden unabhängigen Herstellern wie Vestas zusetzen. Unterdessen versucht der im dänischen Randers ansässige Weltmarktführer selbst in China und Asien Fuß zu fassen. In der vergangenen Woche eröffneten die Dänen ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Peking und weitere Investitionen in China im Wert von 50 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre angekündigt (ECOreporter.de Opens external link in new windowberichtete).
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