Wette mit unbekannten Größen - Das DWS GO Asian Solar Plus Zertifikat

Diese Performance kann sich sehen lassen. Seit der Emission im März hat das DWS GO Asian Solar Plus Zertifikat über 20 Prozent an Wert gewonnen. Das Wertpapier wird an den Börsen von Frankfurt und Stuttgart gehandelt. Der Ausgabepreis hatte 50,25 Euro betragen, 70.000 Papiere waren ausgegeben worden. Gestern ging das Zertifikat mit einem Briefkurs von 62,050 Euro und einem Geldkurs von 60,820 Euro aus dem Handel. Der Spread betrug knapp zwei Prozent.

Bei diesem Zertifikat beteiligen sich Anleger an der Wertentwicklung eines Fonds, des DWS Asian Solar Plus SIF. Dieser in Luxemburg aufgelegte Spezialfonds ist nicht zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassen. Wie dem Prospekt für das DWS GO Asian Solar Plus Zertifikat zu entnehmen ist, investiert der Fonds überwiegend in Aktien von asiatischen Solarunternehmen. Dabei handelt es vor allem um kleine und mittlere Unternehmen, zudem will das Fondsmanagement insbesondere auf Börsenneulinge setzen.

Das Investment spekuliert auf einen asiatischen Solarmarkt
Laut der DWS hat Asien als Solarmarkt großes Potential. Schon heute werde fast ein Drittel der weltweit produzierten Solarzellen und –module allein in China und Taiwan hergestellt. Zwar säßen die Abnehmer dieser Produkte gegenwärtig fast ausschließlich in den westlichen Industrienationen. Es sei jedoch nur eine Frage weniger Jahre, bis auch in Asien selbst ein aussichtsreicher Solarmarkt entstehe. Die DWS beruft sich auf eine Expertise der Arcane Capital Advisors aus Singapur, die das Management des DWS Asian Solar Plus SIF berät. Ihr zufolge sind Solarprodukte derzeit für asiatische Abnehmer schlicht noch zu teuer. Der Grund dafür sei vor allem der hohe Preis für Silizium, dem wichtigsten Rohstoff für die Produktion von Solarmodulen. Aufgrund der in den letzten Jahren enorm gestiegenen Nachfrage für Solarprodukte ist der Siliziumpreis um ein Vielfaches angestiegen. Allerdings wollen die Siliziumhersteller ihre Produktionskapazitäten massiv ausbauen. Zudem sind neue Akteure in die Produktion des Rohstoffs eingestiegen. Arcane Capital Advisors geht davon aus, dass sich die Angebotssituation bis 2010 entspannt. Das werde dazu führen, dass die Herstellungskosten rapide sinken und sich damit eine Nachfrage in den asiatischen Märkten entwickeln kann.

Laut der DWS, strebt etwa die Regierung in Peking an, den Anteil der Erneuerbaren Energien auf zwölf Prozent zu steigern. Für einen Großteil es riesigen Landes sei die Photovoltaik eine Option, da dort die Zahl der Sonnenstunden deutlich höher sei als etwa in Deutschland, dem gegenwärtig weltweit größten Solarmarkt. Noch besser seien die Bedingungen für Photovoltaik in Indien. Dort stecke zwar im Gegensatz zu China die Solarindustrie noch in den Kinderschuhen. Aber es gebe bereits staatliche Förderprogramme und Anreizsysteme für Investoren, um den Anteil der regenerativen Energieerzeugung massiv zu steigern. Bei der Windkraft habe sich der Subkontinent als viertgrößter Produzent von Windenergie bereits eine internationale Spitzenposition erobert.

Schwerpunkte der Titelauswahl
Wohl um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es in Asien gegenwärtig noch keinen nennenswerten Solarmarkt gibt, investiert der Fonds keineswegs nur in Solarfirmen aus dieser Region. Wie Andreas Engesser für die DWS gegenüber ECOreporter.de erklärte, darf der Fonds bis zu 35 Prozent des Nettovermögens in Gesellschaften investieren, die nicht in Asien ansässig sind oder die aus der Windbranche stammen. Wie er auf Nachfrage feststellte, entfallen aktuell 12,9 Prozent des Fondsvermögens auf deutsche Aktien. In der Länderverteilung nimmt Deutschland damit nur knapp hinter Taiwan (13,3 Prozent) den 3. Rang ein. Ausgewählt habe man Papiere von deutschen Unternehmen, die als Anbieter oder als Produzent von Solarprodukten in Asien präsent seien. Auch die Schweiz mit 3,7 Prozent und die USA mit 3,5 Prozent sind stark im Portfolio vertreten. Der Löwenanteil entfällt jedoch mit über 56 Prozent auf  chinesische Papiere. Bei den zehn größten Positionen im DWS Asian Solar Plus SIF handelt es sich fast ausschließlich um Firmen aus China. Es sind dies folgende Solarunternehmen:
•    Canadian Solar
•    China Sunergy
•    E-Ton Solar (Taiwan)
•    JA Solar
•    LDK Solar
•    Renesola
•    Solarfun
•    Suntech Power Holdings
•    Trina Solar
•    Yingli Green Energy

Die Transparenz des Portfolios
Nach Angaben von Engesser hat der Fonds mittlerweile die Investitionsphase abgeschlossen. Lediglich rund sechs Prozent des Kapitals seien noch nicht investiert. Die Entscheidungen bei der Titelauswahl liege zwar beim DWS-Fondsmanagement, das jedoch eng mit der Arcane Capital Advisors zusammenarbeite. Die Gesellschaft aus Singapur kenne die Verhältnisse vor Ort sehr gut und besuche auch die Unternehmen, die für ein Investment in Frage kämen. Eine Mindestkapitalisierung müssen diese nach Angaben von Engesser nicht aufweisen. Auch an Neuemissionen wolle man sich beteiligen. Über die Titelauswahl werde man ab dem Sommer in monatlichen Berichten informieren, darin etwa die zehn Top-Positionen dokumentieren und auch die Sektorenverteilung. Bei dieser liegt der Fokus des Fonds derzeit mit 70,8 Prozent eindeutig auf der Halbleiterbranche. Es folgen die Elektronik mit 8,3 Prozent und die Chemie mit 5,5 Prozent. Die Nachhaltigkeit der Unternehmen spielt bei der Titelauswahl keine Rolle, stellte Engesser gegenüber ECOreporter.de klar. Der Fonds investiere in mindestens 15 verschiedene Wertpapiere, wobei maximal 20 Prozent des Nettoinventarvermögens in ein einzelnes Unternehmen fließen.

Die Gebühren
Käufer des DWS GO Asian Solar Plus Zertifikats werden an der Performance dieses Fonds im Bezugsverhältnis 1 : 1 beteiligt. Einen Kapitalschutz gibt es nicht, es ist also ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Als jährliche Gebühren fallen nach Aussage von Engesser 1,90 Prozent als Kostenpauschale an. Hinzu kommt eine Vergütung, die kassiert wird, wenn der DWS Asian Solar Plus SIF sich besser entwickelt als der MSCI World Energy Index. Wenn dem Fonds dies gelingt, werden 20 Prozent des Wertes, um den der Weltindex übertroffen wurde, einbehalten und verringert sich die Rendite des Anlegers entsprechend. Die Laufzeit des Zertifikats ist unbefristet.

Nachhaltigkeit ist kein Thema
Aus Nachhaltigkeitssicht ist das Investment in das DWS GO Asian Solar Plus Zertifikat nicht zu empfehlen. Es findet keine Nachhaltigkeitsanalyse der ausgewählten Unternehmen statt. Dies wiegt umso schwerer, als die Region, aus der der dem Zertifikat zu Grunde liegende Fonds Aktienunternehmen auswählt, für Mängel bei den Arbeitsbedingungen berüchtigt ist. Es wird zum Beispiel nicht überprüft, ob die Mitarbeiter fair entlohnt werden und unter welchen Umständen produziert wird. Zudem fällt etwa bei der Herstellung von Solarprodukten auch Giftmüll an, der fachgerecht entsorgt oder wiederaufbereitet werden muss.

Das DWS GO Asian Solar Plus Zertifikat ist zudem eine recht riskante Geldanlage. Denn der Anleger geht im Kern eine Wette darauf ein, dass in den kommenden Jahren ein dynamischer Solarmarkt in Asien entsteht, obwohl dort bislang nur der Nukleus dafür existiert. Zwar erwarten viele Experten für die kommenden Jahre in der Tat einen Preisverfall für Solarprodukte. Aber es ist offen, wann er tatsächlich erfolgt und auch, wann er eine nennenswerte Dynamik in Asien anstoßen wird. Hinzu kommt, dass das Fondsmanagement auf eher kleine Unternehmen und auf Börsenneulinge setzen will. Die Emittentin räumt im Prospekt des Zertifikats selbst ein, dass deren Aktien ausgesprochen schwankungsanfällig sind. Dieses Performance-Risiko können langfristig ausgerichtete Anleger allerdings aussitzen, da die Laufzeit des DWS GO Asian Solar Plus Zertifikat nicht begrenzt ist.

Fazit:
Bei diesem Zertifikat handelt es sich um ein Wertpapier, das sich auf eine im Kern sehr nachhaltige Branche bezieht, aber selbst keine Nachhaltigkeitskriterien anlegt. Finanziell lässt sich der Anleger hier auf eine echte Spekulation ein, mit hohem Risiko, aber auch mit sehr großen Chancen. Dieses Wertpapier ist nur für Anleger geeignet, die einen langen Atem haben und die Verluste verkraften können. Ein weiteres Minus dieses Angebots: die Gebühren sind höher als bei vielen Nachhaltigkeitsfonds.


DWS GO Asian Solar Plus Zertifikat
WKN: DWS0JG
ISIN: DE000DWS0JG5
Laufzeit: unbegrenzt
Börsennotiz: Stuttgart, Frankfurt

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