Erneuerbare Energie

Wie der Ölpreis die arabische Energiewende beeinflusst

Einige Staaten der arabischen Welt haben ihre Ausbauziele für Erneuerbare-Energien neu ausgerichtet. Dabei spielt auch der aktuell sehr schwache Ölpreis eine Rolle.

Das Königreich Saudi-Arabien nimmt die Abwärtsspirale des Ölpreises zum Anlass, den Umbau der Energieversorgung hin zu mehr Nachhaltigkeit weiter in die Zukunft zu verschieben. Ursprünglich hatte das Königshaus das Ziel ausgegeben, die Leistungskapazität aus regenerativen Energiequellen bis 2032 auf 41.000 Megawatt zu bringen. Diese Wegmarke wurde inzwischen ins Jahr 2041 vertagt. Angesichts des stark gefallenen Ölpreises sehe die Regierung die Abkehr vom Öl als Hauptenergie- und Geldquelle des Landes nicht mehr als so dringlich an wie zuvor, so die Begründung des Königshauses.

Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte „Brent Crude“ hat sich in den vergangenen sieben Monaten mehr als halbiert. Ende Juni 2014 kostete das Barrel (159 Liter) noch 112 Euro. Ende 2014 lag der Preis bei 57,57 Euro. Und heute am Mittag, knapp 30 Tage später, kostete es noch 49,20 Euro. Ölkonzerne haben angesichts dieser Entwicklung ihre Pläne für Fracking-Bohrungen in der Arktis verworfen (mehr lesen sie  hier).  

Das auf Erneuerbare Energie spezialisierte Marktforschungsinstitut IHS nahm diese Kurskorrektur des saudischen Königshauses zum Anlass, seine Ausbauprognosen für Saudi-Arabien deutlich herabzustufen. Bislang hatten die Analysten damit gerechnet, dass in Saudi-Arabien in den kommenden fünf Jahren Solaranlagen mit 1.600 MW Gesamtkapazität errichtet werden. Nun gehen die Experten nur noch von halb so viel neu  installierter Photovoltaikkapazität bis 2020 aus: 800 MW. In den Folgejahren bis 2040 werde Saudi-Arabien maximal weitere 1.000 MW Photovoltaikkapazität  hinzufügen, so die IHS-Forscher weiter. Im Durchschnitt sollen den Berechnungen zufolge im kommenden Vierteljahrhundert jährlich Solaranlagen mit 640 MW ans saudische Stromnetz angeschlossen werden.

Vereinigten Arabischen Emirate setzen auf Energieeffizienz
Mehr Dynamik in den Ausbau der regenerativen Energien wollen indes die Vereinigten Arabischen Emirate bringen. Das kündigte Saeed Mohammed Al Tayer an, der Leiter der staatlichen Elektrizitäts- und Wasserbehörde der Emirate, auf dem World Future Energy Summit in Abu Dhabi. Demnach soll der Anteil der Erneuerbaren Energien am Energiemix der Emirate bis 2030  zehn Prozent höher liegen als heute. Von aktuell 5 Prozent werde er in den kommenden 15 Jahren auf 15 Prozent gebracht werden, so Al Tayer. Als neue Wegmarken bis zu diesem Ziel nannte der Behördenchef 7 Prozent bis 2020. Zudem wollen die Emirate beim Energieverbrauch bis 2030 deutlich sparsamer werden: Dieser soll in den kommenden Jahren um 30 Prozent gesenkt werden, erläuterte Al Tayer. Ein entsprechend überarbeitetes Energiestrategie-Papier für die Zeit bis 2035 wollen die Emirate noch in diesem Jahr vorlegen.

Algerien verdoppelt Erneuerbare-Energieziel bis 2030
Auch in Nordafrika gibt es Bestrebungen, die globale Energiewende zu beschleunigen. Jüngst hat die Regierung in Algier ihre Ausbauziele für Grünstromkraftwerke bis 2030 mehr als verdoppelt. Statt 12.000 MW soll das Land in 15 Jahren über regenerative Energiekapazitäten in Höhe von 25.000 ME verfügen. Das meldete die staatliche Presseagentur APS. Eine Rolle soll dabei auch die Photovoltaik spielen. Aktuell werden in Algerien neue Solaranlagen mit 350 MW Gesamtkapazität errichtet. Algerien verfügt über ein Einspeisetarifsystem für Solarstrom. Aktuell bekommen Betreiber pro Kilowattstunde umgerechnet 17,6 Eurocent. Dieser Tarif wird zunächst fünf Jahre pauschal gezahlt. Danach richtet sich die Vergütung nach der Performance der Anlagen. In den kommenden fünf Jahren bis 2020 soll dieses System helfen, die installierte Solarstromkapazität des Landes auf 800 MW zu bringen.
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