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Wie nachhaltig ist der Windanlagenbauer Vestas Wind Systems? – ECOreporter.de-Interview mit Robert Hauser, Zürcher Kantonalbank
Da sie die Technologie für die klimaschonende Produktion von Ökostrom liefern, sind die Aktien von Windturbinenherstellern in vielen Nachhaltigkeitsfonds enthalten. Doch wie nachhaltig sind diese Unternehmen wirklich? Wie hoch ist der Energieverbrauch in der Produktion? Wie ist der Umgang mit den Mitarbeitern? ECOreporter.de ist diesen Fragen am Beispiel der Vestas Systems nachgegangen, dem weltweit führenden Windanlagenbauer. Robert Hauser, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der Zürcher Kantonalbank, hat unsere Fragen zu dem Unternehmen beantwortet:
ECOreporter.de: Wie ist die Ökobilanz der Produkte von Vestas?
Robert Hauser: In diesem Bereich hat Vestas schon verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Das Ergebnis der Ökobilanzen ganz allgemein formuliert lautet: Es lohnt sich, Windräder aufzustellen. Die Anlagen zahlen sich energetisch und von der Umweltbelastung her kurz- und auch langfristig aus.
ECOreporter.de: Wie lange muss eine Windkraftanlage mit durchschnittlicher Leistung laufen, um die Energie zu erzeugen, die für ihre Herstellung verbraucht wurde?
Hauser: Bei einer neuen 3-Megawatt-Anlage geht man von sieben Monaten aus, dann ist die Energiebilanz gleich Null und die Anlage produziert mehr Energie als zu ihrer Herstellung nötig war. Diese Aussage gilt für eine durchschnittliche Anlage. Eine 2-Megawatt-Anlage benötigt noch etwas mehr Zeit, nämlich neun Monate.
ECOreporter.de: Wie hoch ist der Energieverbrauch in der Produktion? Arbeitet das Unternehmen mit Strom aus erneuerbaren Energien?
Hauser: Ja, das tut Vestas. Der Anteil erneuerbarer Energien lag zuletzt bei etwa einem Drittel des verbrauchten Stroms. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, die Nr. 1 in der modernen Energieproduktion zu werden. Das bedeutet, dass langfristig der gesamte Strom aus regenerativen Quellen kommen soll.
ECOreporter.de: Informiert das Unternehmen auch über die CO2-Einsparung durch den Einsatz der Turbinen?
Hauser: Dazu bietet Vestas sehr umfangreiche Zahlen an. Die Einsparung pro Megawatt ist demnach in den letzten Jahren stark gestiegen. Das liegt an Energieeinsparungen in der Produktion und an der stark gewachsenen Leistung der Turbinen. Dadurch hat sich das Verhältnis zwischen eingesetztem Material und Leistung deutlich verbessert.
ECOreporter.de: Inwieweit wird das Recycling der Anlagen bereits in der Produktion berücksichtigt?
Hauser: Darüber hat man sich bei Vestas viele Gedanken gemacht. Am einfachsten sind natürlich die Stahlanteile zu recyceln, das funktioniert reibungslos. Wenn man die Verkabelung anschaut, spielt das Kupfer die wichtigste Rolle. Das lässt sich auch sehr leicht wieder verwerten. Die Kunststoffummantelung allerdings nicht.
Ein Problem sind nach wie vor die Rotorblätter. Die bestehen aus Verbundstoffen wie Glasfaser, Kohlenstoffen und Harzen. Zum Recycling der Blätter habe ich bisher von keinem Hersteller befriedigende Antworten erhalten. Zurzeit werden sie verbrannt und die thermische Energie genutzt, was natürlich nicht ideal ist. Oder man deponiert sie und hofft, dass es irgendwann eine Technologie geben wird, sie zu verwerten. Das ist relativ unproblematisch, weil das Material stabil ist und nichts ausläuft oder strahlt. Es werden keine Giftstoffe frei.
ECOreporter.de: Wie ist der Umgang mit den Mitarbeitern? Sind sie gewerkschaftlich organisiert? In welchem Umfang?
Hauser: Dazu liegen uns relativ wenige Informationen vor. Was ich dazu sagen kann ist, dass Vestas nach wie vor überwiegend in Europa tätig ist. Von 15.300 Mitarbeitern waren Ende letzten Jahres 12.000 in Europa beschäftigt, 1.000 in Amerika und etwa 2.300 im asiatisch-pazifischen Raum. Das heißt, dass in den meisten Werken von Vestas mindestens durchschnittliche europäische Arbeitsbedingungen herrschen, die nicht schlecht sind. Man muss dabei auch bedenken, dass das Unternehmen auf viele Spezialisten angewiesen ist und in einem stark wachsenden Markte werden diese generell besser bezahlt.
Auch in China ist es aber inzwischen so, dass Unternehmen, die qualifizierte Mitarbeiter haben wollen, auch gut bezahlen. Sonst sind sie weg, wenn sie woanders mehr Geld bekommen. Kinderarbeit kommt bei solchen qualifizierten Arbeiten ebenfalls nicht in Frage.
ECOreporter.de: Sind die Mitarbeiter der internationalen Werke untereinander vernetzt?
Hauser: Das haben wir noch nicht genau angeschaut. Es existiert aber beispielsweise ein Bonussystem, das an allen Standorten wirksam ist.
Jede Geschäftseinheit von Vestas unterhält zu dem einen eigenen Verwaltungsrat. Der hat die Aufgabe, die Zusammenarbeit im Konzern zu organisieren. Das Gremium setzt sich aus jeweils drei bis sieben Mitgliedern des Managements und einer nicht definierten Anzahl von Mitarbeitervertretern zusammen. Die Mitarbeiter müssen allerdings selbst entscheiden, dass sie jemanden für den Verwaltungsrat wählen wollen.
ECOreporter.de: Bemüht sich Vestas um eine transparente Unternehmensführung? Hauser: In diesem Punkt beachtet Vestas die gesetzlichen Vorschriften: Die Gehälter des Managements und des Aufsichtsrates sind im Geschäftsbericht festgehalten. Auch die Optionsprogramme für die Geschäftsleitung werden aufgeführt.
ECOreporter.de: Geht das Unternehmen aktiv gegen Korruption vor?
Hauser: Dazu ist uns nichts bekannt. Vestas hatte aber bisher noch kein Problem mit Korruption.
ECOreporter.de: Wie gut werden die Zulieferer kontrolliert?
Hauser: Da stellt Vestas recht hohe Ansprüche. Es wird kontrolliert, ob die Zulieferer bestimmte internationale ethische Richtlinien beachten. Auch gesundheitliche Richtlinien sind formuliert und werden geprüft. Zudem gibt es eine „Material-Blacklist“ von Materialien, die nicht eingesetzt werden dürfen.
Für sogenannte „Whistleblower“ hat das Unternehmen eigens Mechanismen formuliert, wie sie Missstände melden können. Whistleblower sind Insider, die oft wesentliche Hinweise zur Aufdeckung von Problemen geben.
Als Empfehlung gibt Vestas den Zulieferern die Orientierung an den internationalen Standards der Umweltmanagementnorm ISO 14001 mit. Das sagt natürlich nichts darüber aus, wie im konkreten Fall verfahren wird.
ECOreporter.de: Zusammenfassend gefragt: Ist Vestas nach Ihrer Einschätzung ein nachhaltiges Unternehmen? Wie steht der Marktführer im Vergleich zur Peer Group da?
Hauser: Vestas bietet umfangreiche Informationen zur Nachhaltigkeit des Unternehmens an. Der Standard ist sicher hoch. Was noch fehlt ist die umfassende Berichterstattung, die die vielen Einzelberichte anschaulich zusammenfasst.
ECOreporter.de: Herr Hauser, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Vestas Wind Systems A/S: WKN 913769 / ISIN DK0010268606
Bildhinweis: Robert Hauser / Quelle: ZKB; Produktion bei Vestas / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Wie ist die Ökobilanz der Produkte von Vestas?
Robert Hauser: In diesem Bereich hat Vestas schon verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Das Ergebnis der Ökobilanzen ganz allgemein formuliert lautet: Es lohnt sich, Windräder aufzustellen. Die Anlagen zahlen sich energetisch und von der Umweltbelastung her kurz- und auch langfristig aus.
ECOreporter.de: Wie lange muss eine Windkraftanlage mit durchschnittlicher Leistung laufen, um die Energie zu erzeugen, die für ihre Herstellung verbraucht wurde?
Hauser: Bei einer neuen 3-Megawatt-Anlage geht man von sieben Monaten aus, dann ist die Energiebilanz gleich Null und die Anlage produziert mehr Energie als zu ihrer Herstellung nötig war. Diese Aussage gilt für eine durchschnittliche Anlage. Eine 2-Megawatt-Anlage benötigt noch etwas mehr Zeit, nämlich neun Monate.
ECOreporter.de: Wie hoch ist der Energieverbrauch in der Produktion? Arbeitet das Unternehmen mit Strom aus erneuerbaren Energien?
Hauser: Ja, das tut Vestas. Der Anteil erneuerbarer Energien lag zuletzt bei etwa einem Drittel des verbrauchten Stroms. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, die Nr. 1 in der modernen Energieproduktion zu werden. Das bedeutet, dass langfristig der gesamte Strom aus regenerativen Quellen kommen soll.
ECOreporter.de: Informiert das Unternehmen auch über die CO2-Einsparung durch den Einsatz der Turbinen?
Hauser: Dazu bietet Vestas sehr umfangreiche Zahlen an. Die Einsparung pro Megawatt ist demnach in den letzten Jahren stark gestiegen. Das liegt an Energieeinsparungen in der Produktion und an der stark gewachsenen Leistung der Turbinen. Dadurch hat sich das Verhältnis zwischen eingesetztem Material und Leistung deutlich verbessert.
ECOreporter.de: Inwieweit wird das Recycling der Anlagen bereits in der Produktion berücksichtigt?
Hauser: Darüber hat man sich bei Vestas viele Gedanken gemacht. Am einfachsten sind natürlich die Stahlanteile zu recyceln, das funktioniert reibungslos. Wenn man die Verkabelung anschaut, spielt das Kupfer die wichtigste Rolle. Das lässt sich auch sehr leicht wieder verwerten. Die Kunststoffummantelung allerdings nicht.
Ein Problem sind nach wie vor die Rotorblätter. Die bestehen aus Verbundstoffen wie Glasfaser, Kohlenstoffen und Harzen. Zum Recycling der Blätter habe ich bisher von keinem Hersteller befriedigende Antworten erhalten. Zurzeit werden sie verbrannt und die thermische Energie genutzt, was natürlich nicht ideal ist. Oder man deponiert sie und hofft, dass es irgendwann eine Technologie geben wird, sie zu verwerten. Das ist relativ unproblematisch, weil das Material stabil ist und nichts ausläuft oder strahlt. Es werden keine Giftstoffe frei.
ECOreporter.de: Wie ist der Umgang mit den Mitarbeitern? Sind sie gewerkschaftlich organisiert? In welchem Umfang?
Hauser: Dazu liegen uns relativ wenige Informationen vor. Was ich dazu sagen kann ist, dass Vestas nach wie vor überwiegend in Europa tätig ist. Von 15.300 Mitarbeitern waren Ende letzten Jahres 12.000 in Europa beschäftigt, 1.000 in Amerika und etwa 2.300 im asiatisch-pazifischen Raum. Das heißt, dass in den meisten Werken von Vestas mindestens durchschnittliche europäische Arbeitsbedingungen herrschen, die nicht schlecht sind. Man muss dabei auch bedenken, dass das Unternehmen auf viele Spezialisten angewiesen ist und in einem stark wachsenden Markte werden diese generell besser bezahlt.
Auch in China ist es aber inzwischen so, dass Unternehmen, die qualifizierte Mitarbeiter haben wollen, auch gut bezahlen. Sonst sind sie weg, wenn sie woanders mehr Geld bekommen. Kinderarbeit kommt bei solchen qualifizierten Arbeiten ebenfalls nicht in Frage.
ECOreporter.de: Sind die Mitarbeiter der internationalen Werke untereinander vernetzt?
Hauser: Das haben wir noch nicht genau angeschaut. Es existiert aber beispielsweise ein Bonussystem, das an allen Standorten wirksam ist.
Jede Geschäftseinheit von Vestas unterhält zu dem einen eigenen Verwaltungsrat. Der hat die Aufgabe, die Zusammenarbeit im Konzern zu organisieren. Das Gremium setzt sich aus jeweils drei bis sieben Mitgliedern des Managements und einer nicht definierten Anzahl von Mitarbeitervertretern zusammen. Die Mitarbeiter müssen allerdings selbst entscheiden, dass sie jemanden für den Verwaltungsrat wählen wollen.
ECOreporter.de: Bemüht sich Vestas um eine transparente Unternehmensführung? Hauser: In diesem Punkt beachtet Vestas die gesetzlichen Vorschriften: Die Gehälter des Managements und des Aufsichtsrates sind im Geschäftsbericht festgehalten. Auch die Optionsprogramme für die Geschäftsleitung werden aufgeführt.
ECOreporter.de: Geht das Unternehmen aktiv gegen Korruption vor?
Hauser: Dazu ist uns nichts bekannt. Vestas hatte aber bisher noch kein Problem mit Korruption.
ECOreporter.de: Wie gut werden die Zulieferer kontrolliert?
Hauser: Da stellt Vestas recht hohe Ansprüche. Es wird kontrolliert, ob die Zulieferer bestimmte internationale ethische Richtlinien beachten. Auch gesundheitliche Richtlinien sind formuliert und werden geprüft. Zudem gibt es eine „Material-Blacklist“ von Materialien, die nicht eingesetzt werden dürfen.
Für sogenannte „Whistleblower“ hat das Unternehmen eigens Mechanismen formuliert, wie sie Missstände melden können. Whistleblower sind Insider, die oft wesentliche Hinweise zur Aufdeckung von Problemen geben.
Als Empfehlung gibt Vestas den Zulieferern die Orientierung an den internationalen Standards der Umweltmanagementnorm ISO 14001 mit. Das sagt natürlich nichts darüber aus, wie im konkreten Fall verfahren wird.
ECOreporter.de: Zusammenfassend gefragt: Ist Vestas nach Ihrer Einschätzung ein nachhaltiges Unternehmen? Wie steht der Marktführer im Vergleich zur Peer Group da?
Hauser: Vestas bietet umfangreiche Informationen zur Nachhaltigkeit des Unternehmens an. Der Standard ist sicher hoch. Was noch fehlt ist die umfassende Berichterstattung, die die vielen Einzelberichte anschaulich zusammenfasst.
ECOreporter.de: Herr Hauser, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Vestas Wind Systems A/S: WKN 913769 / ISIN DK0010268606
Bildhinweis: Robert Hauser / Quelle: ZKB; Produktion bei Vestas / Quelle: Unternehmen