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Wie nachhaltig sind chinesische Solarunternehmen?
Vor wenigen Wochen hat ein Giftmüllskandal Schatten über die chinesische Solarbranche geworfen. In der Provinz Henan südlich des Gelben Flusses hatte die Siliziumproduzentin Luoyang Zhonggui High-Technology Co. über Monate hinweg giftige Chemikalien, die als Restmüll bei der Herstellung von Silizium anfallen, in die Landschaft gekippt und das betroffene Areal unbewohnbar gemacht. Durch einen Bericht in der Washington Post drang die Nachricht davon in den Westen. Vor allem in den Vereinigten Staaten schlug die Nachricht hohe Wellen, hatten doch viele US-Investoren erst im letzten Jahr chinesische Solarunternehmen als interessantes Anlageobjekt für sich entdeckt. Wichtige Kunden der Skandalfirma waren drei prominente, in den USA und auch in Deutschland börsennotierte Gesellschaften: die Solarzellenhersteller Suntech und China Sunergy sowie die Solarwaferproduzentin LDK Solar.
Doch nicht nur diese drei Firmen, die gesamte chinesische Solarbranche zog seither kritische Blicke auf sich. Denn im Rahmen der Berichte über den Giftmüllvorfall wurde vermutet, dass Luoyang Zhonggui womöglich nur ein Beispiel von vielen sei. Schließlich müssen die oft erst vor wenigen Jahren gegründeten chinesischen Hersteller von Solarprodukten den Rohstoff Silizium überwiegend teuer auf den Spothandel einkaufen, während die seit Jahren im Markt etablierten westlichen Konkurrenten sich über langfristige Verträge damit zu Festpreisen ausgestattet haben. Wie Pilze waren zuletzt chinesische Siliziumhersteller aus dem Boden geschossen, die sich in der Nähe der Produktionsstandorte von Unternehmen wie Suntech aufgestellt haben, um sie kostengünstig mit dem Rohstoff zu versorgen. Die umweltschonende Entsorgung oder das Recycling der dabei entstehenden hochgiftigen Abfallprodukte ist recht kostspielig. Indem Unternehmen wie Luoyang Zhonggui darauf verzichten, können sie ihre Produktionskosten mehr als halbieren und ihr Silizium billiger anbieten. Hinzu kommt, dass die Behörden vor Ort durchaus über solche Verstöße von Umweltauflagen hinwegsehen. Denn die einzelnen Regionen in China stehen im wirtschaftlichen Wettbewerb zueinander und Provinzbehörden bremsen daher die Dynamik eines Unternehmens wohl eher ungern durch das Einfordern von Umweltschutz.
Deutschland ist als weltweit führender Solarmarkt für Suntech, China Sunergy und LDK Solar die wichtigste Absatzregion. Zum Beispiel zählt Q-Cells zu den Kunden der LDK, ist aleo Solar AG ein Abnehmer von China Sunergy. Suntech beliefert etwa die IBC Solar AG, Krannich Solar und die Phönix Solar AG aus Sulzemoos. Dieses TecDax-Unternehmen plant, baut und betreibt Photovoltaik-Großkraftwerke und ist Fachgroßhändler für Solaranlagen, Solarmodule und Zubehör. Auf Nachfrage bezeichnete Firmensprecherin Andrea Zepf den Vorfall beim Siliziumlieferanten von Suntech als „absolut inakzeptabel“. Phoenix verurteile ihn „aufs Schärfste“ und habe ihren Zulieferer um Stellungnahme dazu gebeten. In Kürze würden Firmenvertreter Suntech vor Ort aufsuchen und das Thema dort nochmals ansprechen. Die Chinesen haben sich gleich nach Bekanntwerden des Skandals von der Luoyang Zhonggui öffentlich distanziert und nach eigener Darstellung die Geschäftsbeziehung zur Luoyang Zhonggui vorerst auf Eis gelegt. Wie Firmensprecher Rory Macpherson auf Nachfrage erläuterte, nehme Suntech den Vorfall „außerordentlich ernst“ und verlange von ihren Zulieferern, dass sie Umweltstandards erfüllen und etwa Sondermüll entweder nach Vorschrift entsorgen oder recyceln. Ihm zufolge ist der Vorfall in Luoyang „ein Einzelfall“.
Matthias Fawer, Nachhaltigkeitsanalyst der Bank Sarasin & Cie AG aus Basel, stellt das in Frage. „Bei den sozialen und den Umweltstandards chinesischer Solarunternehmen gibt es Riesenunterschiede“, lautet seine Einschätzung. Zwar erfüllten etliche Firmen europäische Standards, aber es gebe eben auch schwarze Schafe. „Man kann extrem Kosten sparen, wenn man Standards unterschreitet“, so Fawer. Im Vergleich zu Europa gebe es in China „mehr Möglichkeiten, zu tricksen“. Allerdings bestehe für den Sektor inzwischen die Gefahr, dass die chinesische Solarbranche als Ganzes in Verruf gerate. Bei den großen Firmen, die wie etwa Suntech an der Weltspitze agieren, vermutet der Schweizer keine größeren Mängel bei den Umwelt- und Sozialstandards. „Weil diese ihre Kunden im Westen haben und auch dort börsennotiert sind, können sie sich schlimme Verstöße gar nicht leisten“, meint er. So sieht es auch Gerhard Stryi-Hipp, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft. Wenn zum Beispiel ein deutscher Händler einen Anbieter aus China einsetze, wolle er nicht in Skandale verwickelt werden, nur um etwas Geld beim Einkauf zu sparen. „Gerade in der Solarbranche erwartet der Endkunde, dass die Produkte ökologisch einwandfrei sind“, sagt Stryi-Hipp. „Kleinere Produzenten, die kurzfristig agieren und sich gegebenenfalls schnell umfirmieren können, haben diesen Druck von außen dagegen nicht unbedingt“, so der Verbandsvertreter weiter.
Aber wie sicher ist es, dass Solarprodukte aus China wirklich zu Recht als ökologisch gelten können? Wie stark ist die Position der deutschen Kunden, um hohe Umwelt- und Sozialstandards durchzusetzen? Der Bedarf ist schließlich groß. Laut Stryi-Hipp stammen von den Modulen im deutschen Markt „nach grober Einschätzung bereits ca. 20 Prozent aus China“. Wie Nachhaltigkeitsexperte Fawer betont, sind chinesische Anbieter vor allem als Lieferanten von Solarwafern und -zellen für deutsche Solarunternehmen von großer Bedeutung. Wer weiter wachsen wolle, sei aufgrund der Engpässe bei Wafern und Zellen auf Lieferungen aus China angewiesen. Das bestätigt auch Andrea Zepf für die Phönix Solar. Ihr zufolge können westliche Hersteller die Nachfrage nicht mehr befriedigen, weshalb ihr Unternehmen „mit ausgesuchten chinesischen Herstellern“ zusammenarbeite. In Zukunft dürfte die Abhängigkeit von chinesischen Produzenten weiter wachsen. Denn die deutschen Unternehmen geraten etwa durch die geplanten Senkungen der im EEG festgeschriebenen Solarstromvergütung unter immer stärkeren Kostendruck. China eröffnet da Möglichkeiten einer vorteilhafteren Kostenstruktur.
Allzu angenehm scheint vielen deutschen Solarfirmen die Nähe zu den chinesischen Akteuren im weltweiten Solargeschäft aber nicht zu sein. Zumindest scheinen nur wenige bereit, Presseanfragen über ihre Geschäftsbeziehungen nach China offen zu beantworten.
Ein Gegenbeispiel dafür ist die SolarWorld AG. Allerdings bezieht die kaum Produkte aus dem chinesischen Solarmarkt, wie Milan Nitzschke erklärt, Leiter der nachhaltigen Unternehmensentwicklung des Bonner Solarkonzerns. Die intensivere Zusammenarbeit mit Suntech aus früheren Jahren sei von vornherein zeitlich befristet gewesen und ausgelaufen. Die SolarWorld verfolge als integrierter Solarkonzern die Strategie, möglichst ganz aus eigener Kraft zu produzieren und sei auf Lieferungen aus China nur in Phasen angewiesen, in denen neue Kapazitäten noch aufgebaut werden müssen. Nitzschke sieht bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen vor allem „ein Problem der Transparenz“. Schließlich sei nicht immer von Deutschland aus zu überprüfen, wie in Asien produziert wird. Wer bei Zulieferern in China hohe Standards bei den Umwelt- und Sozialbedingungen der Produktion durchsetzen wolle, müsse selbst dafür Sorge tragen und vor Ort konkret vorschlagen. So habe etwa ein Mitarbeiter der Solarworld bei einem früheren chinesischen Partner einen Luftabzug in der Produktionshalle verlangt, um das Arbeiten erträglicher zu machen. Beim nächsten Besuch sei dieser dann installiert gewesen.
Nach Ansicht von Matthias Fawer „bedarf es seitens der deutschen Kunden von chinesischen Solarunternehmen einer wirksamen Kontrolle der Zulieferer und der Zulieferketten“. Er empfiehlt, in dieser Hinsicht von anderen Branchen zu lernen. So habe etwa die Textilbranche schon Erfahrungen damit gemacht, wie negativ sich Skandale im Zulieferbereich auf die Auftraggeber auswirken können und daher Kontrollsysteme aufgebaut. Allerdings müsse man „gewillt sein, für solche Standards ein paar Dollar mehr zu zahlen“. Die chinesischen Solarfirmen strebten ja selbst ein hohes Qualitätsniveau der Produktion an, um so ihre Exportchancen zu verbessern. Dass es auf Seiten der Chinesen durchaus eine große Bereitschaft gebe, hohe Umwelt- und Sozialstandards zu erfüllen, betont auch Oliver Kuan von der Sustainomics Group. Seine Unternehmensberatung mit Hauptbüros in München und Shanghai ist spezialisiert auf Geschäftsbeziehungen zwischen chinesischen und deutschen Solarfirmen. Ihm zufolge können die meisten chinesischen Akteure zumindest auf dem Papier schon heute Zertifizierungen wie ISO 14000 vorweisen. „Viel wichtiger ist jedoch eine enge Zusammenarbeit, um Sinn und Nutzen von hohen Umweltstandards zu vermitteln“, glaubt er. Dafür müsse über häufige Besuche eine enge Beziehung aufgebaut werden, die es ermögliche, Umweltprobleme gemeinsam zu lösen.
Wie Kuan erläutert, gibt es zwar auch in dieser Hinsicht einige kulturelle Barrieren zwischen Deutschen und Chinesen zu überwinden. Aber das Umweltbewusstsein der Einheimischen nehme zu. Dies vor allem in den von großen Umweltproblemen geplagten Städten. Doch nicht nur dort, wie gerade der Giftmüllskandal in Luoyang zeige. Denn der sei publik geworden, weil Bauern sich bei der lokalen Rundfunkanstalt in Livesendungen darüber beschwert hätten, dass die abgekippten Giftstoffe stänken und den Boden unfruchtbar machten. Es gebe eine zunehmende Tendenz, dass die Bevölkerung sich gegen Umweltsünder wehrt. Auch erzeuge die Zentralregierung in Peking einen Druck, die durchaus strengen Umweltauflagen für die Industrie einzuhalten. Dies weniger wegen der bevorstehenden Olympischen Spiele, sondern weil die bestehenden Umweltproblemen bereits gravierend seien. Kuan gibt ferner zu bedenken, dass Investitionen in den Umweltschutz keine Größe darstellten, die sich nennenswert auf die Kostenvorteile der chinesischen Solarproduktion auswirken würden. Die geringen Arbeitskosten, niedrige Energie- und Baukosten und weitere Vergünstigungen würden solches mehr als wettmachen.
Nach Einschätzung von Unternehmensberater Kuan wird sich die Zusammenarbeit von deutschen und chinesischen Solarunternehmen in Zukunft ohnehin intensivieren, so dass sich die Standards weiter angleichen dürften. Das gelte ebenso für die sozialen Bedingungen in Solarunternehmen, die wie die Umweltstandards über dem chinesischen Durchschnitt lägen. Um die erforderliche hohe Qualität der Solarprodukte zu garantieren, müssten die chinesischen Solarunternehmen vergleichsweise gute Löhne zahlen. Sie könnten sich dies aber auch leisten. Im Solarsektor herrschten andere Bedingungen als zum Beispiel in der Textil- und Spielzeugindustrie. Die wandere zudem verstärkt nach Süd- und Südostasien ab. „Chinesische Firmen konzentrieren sich zunehmend auf technologisch anspruchsvollere Güter, auch um höhere Kosten durch höhere Wertschöpfung zu kompensieren“, so Kuan. Dass bei chinesischen Solarfirmen die Sozialstandards besser sind als weithin angenommen, hat auch der Solarzulieferer Roth & Rau festgestellt.
„Insbesondere bei den großen Firmen beobachten wir zunehmend, dass auf das soziale Umfeld und die Unternehmenskultur mehr Wert gelegt wird als bisher“, berichtet Silvia Roth, Sprecherin des Anlagenbauers. So gebe es bei großen Solarzellenherstellern betriebseigene Weiterbildungseinrichtungen, Sporteinrichtungen, Bibliotheken u.ä. Möglicherweise sei dies der Tatsache geschuldet, dass nicht beliebig viele Photovoltaik-Experten verfügbar seien und man qualifizierte Mitarbeiter an das Unternehmen binden möchte.
Dass chinesische Solarunternehmen durchaus den Ehrgeiz haben, in Sachen sozialer und ökologischer Verantwortung eine Spitzenposition zu erobern, zeigt das Beispiel der durch den Giftmüllskandal in die Kritik geratenen Suntech. Das Unternehmen hat angekündigt, sein Hauptquartier in Wunxi so umzugestalten, dass es CO2-neutral betrieben werden kann. Über eine Photovoltaikanlage mit 1 Megawatt Leistung soll es seinen Energiebedarf zu 85 Prozent selbst decken, mit Erdwärme beheizt und mit Systemen ausgestattet werden, die das Wiederverwerten von Müll und verbrauchtem Wasser ermöglichen. Wenn diese Maßnahmen abgeschlossen sind, hätte Suntech westlichen Konkurrenten und Kunden in dieser Hinsicht sogar einiges voraus.
Bilder: Solarkraftwerk der IBC Solar; Solarmodule aus der Produktion der SolarWorld AG; durch Roth & Rau beschichtete Solarzelle / Quelle: Unternehmen
Doch nicht nur diese drei Firmen, die gesamte chinesische Solarbranche zog seither kritische Blicke auf sich. Denn im Rahmen der Berichte über den Giftmüllvorfall wurde vermutet, dass Luoyang Zhonggui womöglich nur ein Beispiel von vielen sei. Schließlich müssen die oft erst vor wenigen Jahren gegründeten chinesischen Hersteller von Solarprodukten den Rohstoff Silizium überwiegend teuer auf den Spothandel einkaufen, während die seit Jahren im Markt etablierten westlichen Konkurrenten sich über langfristige Verträge damit zu Festpreisen ausgestattet haben. Wie Pilze waren zuletzt chinesische Siliziumhersteller aus dem Boden geschossen, die sich in der Nähe der Produktionsstandorte von Unternehmen wie Suntech aufgestellt haben, um sie kostengünstig mit dem Rohstoff zu versorgen. Die umweltschonende Entsorgung oder das Recycling der dabei entstehenden hochgiftigen Abfallprodukte ist recht kostspielig. Indem Unternehmen wie Luoyang Zhonggui darauf verzichten, können sie ihre Produktionskosten mehr als halbieren und ihr Silizium billiger anbieten. Hinzu kommt, dass die Behörden vor Ort durchaus über solche Verstöße von Umweltauflagen hinwegsehen. Denn die einzelnen Regionen in China stehen im wirtschaftlichen Wettbewerb zueinander und Provinzbehörden bremsen daher die Dynamik eines Unternehmens wohl eher ungern durch das Einfordern von Umweltschutz.

Matthias Fawer, Nachhaltigkeitsanalyst der Bank Sarasin & Cie AG aus Basel, stellt das in Frage. „Bei den sozialen und den Umweltstandards chinesischer Solarunternehmen gibt es Riesenunterschiede“, lautet seine Einschätzung. Zwar erfüllten etliche Firmen europäische Standards, aber es gebe eben auch schwarze Schafe. „Man kann extrem Kosten sparen, wenn man Standards unterschreitet“, so Fawer. Im Vergleich zu Europa gebe es in China „mehr Möglichkeiten, zu tricksen“. Allerdings bestehe für den Sektor inzwischen die Gefahr, dass die chinesische Solarbranche als Ganzes in Verruf gerate. Bei den großen Firmen, die wie etwa Suntech an der Weltspitze agieren, vermutet der Schweizer keine größeren Mängel bei den Umwelt- und Sozialstandards. „Weil diese ihre Kunden im Westen haben und auch dort börsennotiert sind, können sie sich schlimme Verstöße gar nicht leisten“, meint er. So sieht es auch Gerhard Stryi-Hipp, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft. Wenn zum Beispiel ein deutscher Händler einen Anbieter aus China einsetze, wolle er nicht in Skandale verwickelt werden, nur um etwas Geld beim Einkauf zu sparen. „Gerade in der Solarbranche erwartet der Endkunde, dass die Produkte ökologisch einwandfrei sind“, sagt Stryi-Hipp. „Kleinere Produzenten, die kurzfristig agieren und sich gegebenenfalls schnell umfirmieren können, haben diesen Druck von außen dagegen nicht unbedingt“, so der Verbandsvertreter weiter.
Aber wie sicher ist es, dass Solarprodukte aus China wirklich zu Recht als ökologisch gelten können? Wie stark ist die Position der deutschen Kunden, um hohe Umwelt- und Sozialstandards durchzusetzen? Der Bedarf ist schließlich groß. Laut Stryi-Hipp stammen von den Modulen im deutschen Markt „nach grober Einschätzung bereits ca. 20 Prozent aus China“. Wie Nachhaltigkeitsexperte Fawer betont, sind chinesische Anbieter vor allem als Lieferanten von Solarwafern und -zellen für deutsche Solarunternehmen von großer Bedeutung. Wer weiter wachsen wolle, sei aufgrund der Engpässe bei Wafern und Zellen auf Lieferungen aus China angewiesen. Das bestätigt auch Andrea Zepf für die Phönix Solar. Ihr zufolge können westliche Hersteller die Nachfrage nicht mehr befriedigen, weshalb ihr Unternehmen „mit ausgesuchten chinesischen Herstellern“ zusammenarbeite. In Zukunft dürfte die Abhängigkeit von chinesischen Produzenten weiter wachsen. Denn die deutschen Unternehmen geraten etwa durch die geplanten Senkungen der im EEG festgeschriebenen Solarstromvergütung unter immer stärkeren Kostendruck. China eröffnet da Möglichkeiten einer vorteilhafteren Kostenstruktur.
Allzu angenehm scheint vielen deutschen Solarfirmen die Nähe zu den chinesischen Akteuren im weltweiten Solargeschäft aber nicht zu sein. Zumindest scheinen nur wenige bereit, Presseanfragen über ihre Geschäftsbeziehungen nach China offen zu beantworten.

Nach Ansicht von Matthias Fawer „bedarf es seitens der deutschen Kunden von chinesischen Solarunternehmen einer wirksamen Kontrolle der Zulieferer und der Zulieferketten“. Er empfiehlt, in dieser Hinsicht von anderen Branchen zu lernen. So habe etwa die Textilbranche schon Erfahrungen damit gemacht, wie negativ sich Skandale im Zulieferbereich auf die Auftraggeber auswirken können und daher Kontrollsysteme aufgebaut. Allerdings müsse man „gewillt sein, für solche Standards ein paar Dollar mehr zu zahlen“. Die chinesischen Solarfirmen strebten ja selbst ein hohes Qualitätsniveau der Produktion an, um so ihre Exportchancen zu verbessern. Dass es auf Seiten der Chinesen durchaus eine große Bereitschaft gebe, hohe Umwelt- und Sozialstandards zu erfüllen, betont auch Oliver Kuan von der Sustainomics Group. Seine Unternehmensberatung mit Hauptbüros in München und Shanghai ist spezialisiert auf Geschäftsbeziehungen zwischen chinesischen und deutschen Solarfirmen. Ihm zufolge können die meisten chinesischen Akteure zumindest auf dem Papier schon heute Zertifizierungen wie ISO 14000 vorweisen. „Viel wichtiger ist jedoch eine enge Zusammenarbeit, um Sinn und Nutzen von hohen Umweltstandards zu vermitteln“, glaubt er. Dafür müsse über häufige Besuche eine enge Beziehung aufgebaut werden, die es ermögliche, Umweltprobleme gemeinsam zu lösen.
Wie Kuan erläutert, gibt es zwar auch in dieser Hinsicht einige kulturelle Barrieren zwischen Deutschen und Chinesen zu überwinden. Aber das Umweltbewusstsein der Einheimischen nehme zu. Dies vor allem in den von großen Umweltproblemen geplagten Städten. Doch nicht nur dort, wie gerade der Giftmüllskandal in Luoyang zeige. Denn der sei publik geworden, weil Bauern sich bei der lokalen Rundfunkanstalt in Livesendungen darüber beschwert hätten, dass die abgekippten Giftstoffe stänken und den Boden unfruchtbar machten. Es gebe eine zunehmende Tendenz, dass die Bevölkerung sich gegen Umweltsünder wehrt. Auch erzeuge die Zentralregierung in Peking einen Druck, die durchaus strengen Umweltauflagen für die Industrie einzuhalten. Dies weniger wegen der bevorstehenden Olympischen Spiele, sondern weil die bestehenden Umweltproblemen bereits gravierend seien. Kuan gibt ferner zu bedenken, dass Investitionen in den Umweltschutz keine Größe darstellten, die sich nennenswert auf die Kostenvorteile der chinesischen Solarproduktion auswirken würden. Die geringen Arbeitskosten, niedrige Energie- und Baukosten und weitere Vergünstigungen würden solches mehr als wettmachen.
Nach Einschätzung von Unternehmensberater Kuan wird sich die Zusammenarbeit von deutschen und chinesischen Solarunternehmen in Zukunft ohnehin intensivieren, so dass sich die Standards weiter angleichen dürften. Das gelte ebenso für die sozialen Bedingungen in Solarunternehmen, die wie die Umweltstandards über dem chinesischen Durchschnitt lägen. Um die erforderliche hohe Qualität der Solarprodukte zu garantieren, müssten die chinesischen Solarunternehmen vergleichsweise gute Löhne zahlen. Sie könnten sich dies aber auch leisten. Im Solarsektor herrschten andere Bedingungen als zum Beispiel in der Textil- und Spielzeugindustrie. Die wandere zudem verstärkt nach Süd- und Südostasien ab. „Chinesische Firmen konzentrieren sich zunehmend auf technologisch anspruchsvollere Güter, auch um höhere Kosten durch höhere Wertschöpfung zu kompensieren“, so Kuan. Dass bei chinesischen Solarfirmen die Sozialstandards besser sind als weithin angenommen, hat auch der Solarzulieferer Roth & Rau festgestellt.

Dass chinesische Solarunternehmen durchaus den Ehrgeiz haben, in Sachen sozialer und ökologischer Verantwortung eine Spitzenposition zu erobern, zeigt das Beispiel der durch den Giftmüllskandal in die Kritik geratenen Suntech. Das Unternehmen hat angekündigt, sein Hauptquartier in Wunxi so umzugestalten, dass es CO2-neutral betrieben werden kann. Über eine Photovoltaikanlage mit 1 Megawatt Leistung soll es seinen Energiebedarf zu 85 Prozent selbst decken, mit Erdwärme beheizt und mit Systemen ausgestattet werden, die das Wiederverwerten von Müll und verbrauchtem Wasser ermöglichen. Wenn diese Maßnahmen abgeschlossen sind, hätte Suntech westlichen Konkurrenten und Kunden in dieser Hinsicht sogar einiges voraus.
Bilder: Solarkraftwerk der IBC Solar; Solarmodule aus der Produktion der SolarWorld AG; durch Roth & Rau beschichtete Solarzelle / Quelle: Unternehmen