Faires Gold

Wie sicher und rentabel ist Gold wirklich?

Warren Buffet, Starinvestor aus den USA, ist kein Freud der Geldanlage in Gold. „Heute beträgt der Goldvorrat der Welt über 170.000 Tonnen und sein Wert ungefähr 9,6 Billionen Dollar. Dafür könnten wir zum Beispiel das gesamte Ackerland der USA erwerben plus 16 Mal Exxon Mobil, und wir würden immer noch eine weitere Billion Dollar besitzen“, erläuterte Buffett in einem Rundschreiben an die Aktionäre seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway Inc. Doch selbst mit dem gesamten Goldvorrat der Welt wäre man nicht in der Lage, irgendetwas zu produzieren, stellte er dazu fest. Dagegen würde das gesamte Ackerland der USA mit seinen insgesamt 162 Millionen Hektaren pro Jahr etwa 200 Milliarden Dollar Ertrag bringen. Exxon Mobil erwirtschafte jährlich über 40 Milliarden Dollar Gewinn, könne daher an die Aktionäre üppige Dividenden ausschütten. Wer in Gold investiere, müsse dagegen auf einen Spekulationsgewinn hoffen, der angesichts der starken Preisschwankungen für dieses Edelmetall sehr unsicher sei.

Auch Andrew Murphy, Geschäftsführer von Murphy&Spitz Umwelt Consult, beurteilt Investments in Gold skeptisch: Wir halten Aktien und somit einen realen Wert an einem Unternehmen für sehr viel sicherer als Gold. Gold hat nur einen fiktiven und keinen realen Wert. Ein Anteil an einem Unternehmen jedoch, das eine Wertschöpfung vornimmt, etwa klimaschonend Strom erzeugt, ist ein realer wirtschaftlicher Wert. Aktien sind eine reale Absicherung gegen eine mögliche Inflation, sollte diese kommen. Denn die Unternehmen schwimmen quasi sowohl auf der Kosten- als auch auf der Preisseite einfach mit nach oben, wenn man das so ausdrücken kann.“

Wie schwankungsanfällig der Goldpreis ist, zeigen insbesondere die vergangenen 30 Jahre. In den 1980er Jahren pendelte er um die Marke von 900 US-Dollar. In den 1990er Jahren, in der Stabilität nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, verbilligte sich das Edelmetall dann deutlich: Der Preis fiel bis 1999 auf rund 250 US-Dollar. Mit dem 11. September 2001 setzte dann erneut eine Aufwärtsspirale ein, die ab der 2008 einsetzenden Finanzkrise an Dynamik gewann. Bis Ende 2012 kletterte der Goldpreis auf rund 1.700 US-Dollar. Danach fiel er bis Ende 2015 auf etwas über 1.000 Dollar. In Krisenzeiten steigt die Nachfrage nach Gold deutlich an, in einem stabilen Umfeld sinkt sie und mit ihr der Goldpreis.

Viele Faktoren wirken auf den Goldpreis ein und können Schwankungen auslösen. So beflügelt zum Beispiel die Feiertags- und Hochzeitssaison in Indien zum Jahresende häufig die Nachfrage nach Goldschmuck, ist der Subkontinent doch der weltweit größte Absatzmarkt für Goldschmiede. Umgekehrt können Meldungen über den weiteren Ausbau der Goldförderung in China den Goldpreis drücken, da dieser das Angebot erhöht. Vor allem aber verstärkte der zunehmende Einfluss von Spekulationsgeschäften zuletzt die Schwankungen beim Goldpreis. Insbesondere mittels Termingeschäften können Spekulanten Preistrends nach unten oder nach oben verstärken.

Labiles Verhältnis von Angebot und Nachfrage

Außerdem nimmt der weltweite Goldbestand jedes Jahr weiter zu. Pro Jahr wird für ungefähr 160 Milliarden Dollar Gold gefördert. Dieses Zusatzangebot belastet den Goldpreis, wenn es nicht durch eine steigende Nachfrage durch Käufer von Gold aus der Schmuckbranche oder der Industrie oder durch Anleger ausgeglichen wird. Sobald das zuletzt starke Interesse von Investoren an Goldanlagen sinkt, etwa weil die Euro-Krise abebbt, dürfte es für den Goldpreis deutlich nach unten gehen. Zumal absehbar ist, dass die Notenbanken weltweit ihre Goldreserven nicht länger so stark aufstocken werden.

Von jeher hat ein Goldrausch meist nur ganz wenige reich gemacht. Das lehrt zum Beispiel der große Goldrausch in Alaska zum Ende des 19. Jahrhunderts. Kaum einer der unzähligen Goldsucher wurde reich. Doch wer mit Spaten und Spitzhacken Handel trieb und die hohe Nachfrage zu bedienen wusste, konnte sich binnen kurzer Zeit Gold leisten.

Gold war einmal ein wertbeständiges Investment

Viele Anleger hoffen, mit Gold den Wert ihres Vermögens zu sichern. Den Ruf als  wertbeständiges Investment hat Gold in Deutschland erhalten, weil das Edelmetall während der großen Inflation der 1920er Jahre seinen Wert langfristig wahrte wie keine andere Anlageklasse. Nur wer damals Gold oder den goldgedeckten US-Dollar besaß, konnte seine Kaufkraft sichern. Schließlich ist der Wert von Gold im Gegensatz zu Aktien oder festverzinslichen Anlagen nicht an Zahlungsversprechen von Regierungen oder Unternehmen gebunden.
Im Gegensatz zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schwankt die Kaufkraft von Gold seit wenigen Jahrzehnten sehr stark. Denn spätestens seit 1969 die Goldpreisbindung an den US-Dollar aufgehoben wurde, hat sich der Goldmarkt deutlich verändert. Zum Beispiel wird das Edelmetall in zunehmendem Umfang an den Rohstoffbörsen gehandelt.

Im Vergleich zur Vorkriegszeit beherrschen zudem ganz andere Marktteilnehmer das immer unübersichtlicher werdende Geschehen am Goldmarkt. Ein Beispiel dafür ist China, das im 20. Jahrhundert auf dem Goldmarkt nur eine kleine Nebenrolle spielte. Privatpersonen durften in China über viele Jahrzehnte keinen Goldschmuck erwerben, und erst 2001 gab die Zentralbank ihr Monopol auf den Goldhandel auf. Mit der Gründung der Goldbörse Shanghai Gold Exchange in 2002 hat die Volksrepublik den Goldhandel stark ausgeweitet. Inzwischen  ist China nach Indien bereits der zweitgrößte Abnehmer von Gold und beeinflusst die Preise.

Gold wird in US-Dollar gehandelt. Die US-Notenbank besitzt die mit Abstand größten öffentlichen Goldreserven weltweit. Wertschwankungen des US-Dollar schlagen sich deutlich im Goldpreis nieder. Folglich wirkt sich auch die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Vereinigten Staaten stark auf Anlagen in Gold aus.

Aufgrund der starken Schwankungen beim Goldpreis kommt das Edelmetall kaum für Anleger in Frage, die eine Geldanlage auf kurze oder mittlere Sicht suchen. Nur auf sehr lange Sicht, also ein bis zwei Jahrzehnte, wirkt sich die Anlage in Gold wertsichernd aus. Studien zeigen, dass über einen derart langen Zeitraum auch in den letzten vierzig Jahren Gold zu den Anlagen mit der besten Wertentwicklung zählte. Doch wer lange Phasen mit gesunkenen Goldpreisen nicht aussitzen kann, gerät mit der Anlage in Gefahr, zu verlieren. Hinzu kommt, dass die Anlage in Gold keinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Welt leistet – im Gegenteil. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie hier.
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