Finanzdienstleister, Fonds / ETF

Wie und wo können Privatanleger in Mikrofinanz investieren? – ECOreporter gibt einen Überblick

Seit Juli 2014 können deutsche Privatanleger kaum noch in Mikrofinanzfonds investieren. Doch es gibt Alternativen. ECOreporter stellt die für Privatanleger verfügbaren Produkte und ihre Konditionen vor. Sie ermöglichen es, dass Geldanlage in Mikrofinanz sich nicht nur rentiert, sondern wirksam dazu beiträgt, Armut zu bekämpfen. Dies geschieht, indem das Anlegerkapital Mikrofinanzinstituten (MFI) vor Ort zur Verfügung gestellt wird, die damit Darlehen an Kleinstunternehmer in armen Weltgegenden finanzieren, die damit eine wirtschaftliche Existenz aufbauen, absichern oder ausbauen können.

Nur ein Mikrofinanzfonds steht zur Verfügung

Es gibt immerhin noch einen Mikrofinanzfonds, der zum Vertrieb in Deutschland zugelassen ist, den Anleger also weiterhin zeichnen können: Das ist der IIV-Mikrofinanzfonds der Invest In Visions GmbH aus Frankfurt. Warum die übrigen Mikrofinanzfonds nicht mehr für Privatanleger in Frage kommen und was den Fonds der Invest In Visions GmbH von diesen unterscheidet, können Sie  hier (Link entfernt)  nachlesen. Der IIV-Mikrofinanzfonds ist erst seit knapp drei Jahren auf dem Markt. Weil er erst einmal umfassend MFI prüfen, um sicher zu gehen, dass die Mittel nur in professionell geführte Institute fließen, die auch eine nachhaltige Vergabe von Kleinkrediten garantieren. „Bevorzugt sind Geschäftsideen mit hoher gesellschaftlicher sowie ökologischer Nachhaltigkeit, beispielsweise Investitionen in die Landwirtschaft“, erklärt Edda Schröder, Geschäftsführerin von Invest In Visions. Der IIV-Mikrofinanzfonds konnte wegen der umfangreichen Prüfungen recht lange nicht sein gesamtes Vermögen investieren und erzielte daher zunächst wenige Zinseinnahmen. Ende August 2014 waren aber rund 80 Prozent der knapp 62 Millionen Euro des Fonds investiert. Knapp 21 Millionen Euro davon entfielen auf die Tranche für Privatanleger. Diese erwirtschaftete seit dem Start in 2011 insgesamt eine Rendite von 6,9 Prozent. Die jährliche Rendite stieg mit den Investitionen an, in 2013 auf 2,6 Prozent.

Eine Nebentür zu Mikrofinanzfonds: Zertifikate

Eine der Alternativen zum Mikrofinanzfonds-Investment für deutsche Privatanleger sind Zertifikate, die indirekt das Investment in die beiden österreichischen Mikrofinanzfonds Vision Microfinance und Vision Microfinance Local Currency ermöglichen. Die Anbieterin Absolute Portfolio Management (APM) aus Wien hat diese Zertifikate auf ihre beiden Mikrofinanzfonds in Zusammenarbeit mit dem Emissionshaus Oaklet aufgelegt. Ihre AIV Vision Microfinance Zertifikate sind in Deutschland zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Die Laufzeit endet im Dezember 2040, ein Verkauf ist aber jederzeit möglich. Das so investierte Kapital fließt laut APM zu annähernd 100 Prozent in die beiden Mikrofinanzfonds. Die Kaufpreise für das AIV Vision Microfinance Zertifikat (ISIN XS0554544428) und das AIV Vision Microfinance Local Currency Zertifikat (ISIN XS0554549575) werden täglich ermittelt. Die Zertifikate spiegeln die Wertentwicklung der beiden Fonds. Diese vergeben breit gestreut Darlehen an Mikrofinanzinstitute (MFI) in Lateinamerika, Zentral- und Osteuropa, Asien und Afrika.

Bildhinweis: Besuch von Investoren bei Mikrofinanzkunden in Sri Lanka. / Quelle: Bank im Bistum Essen

Das Mikrofinanz-Sparbuch

Die Bochumer GLS Bank bietet das Oikocredit Sparkonto an. Hier fließt das eingezahlte Kapital an Oikocredit International, eine 1975 auf Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen gegründete Genossenschaft mit Hauptsitz in Amsterdam. Diese vergibt Kredite an Mikrofinanzinstitute, Genossenschaften und Fairhandelsorganisationen in aller Welt, vor allem aber in Lateinamerika. Laut ihrer letzten „Wirkungsbilanz“ hat Oikocredit 2013 mit ihrem Engagement im Mikrofinanzwesen insgesamt 28 Millionen Menschen erreicht. Es gibt für das Oikocredit Sparkonto der GLS Bank keine Mindesteinlagesumme. Die Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Ein Plus: Die Einlage ist bei dieser Geldanlage unbegrenzt abgesichert über die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, der die GLS Bank angehört. Der Preis für diese hohe Sicherheit ist die geringe Verzinsung dieser Geldanlage, die sich am Leitzins orientiert.

Die Alternative: Genossenschaftsanteil einer Mikrofinanz-Organisation

Eine höhere Rendite verspricht das direkte Investment in Genossenschaftsanteile von Oikocredit. Anleger können diese über einen der acht deutschen Förderkreise von Oikocredit erwerben, wenn sie dort Mitglied werden (www.oikocredit. de) Die Anteile gibt es ab 200 Euro, und der jeweilige Förderkreis verwaltet sie als Treuhänder. Mit einer solchen treuhänderischen Verwaltung geht ein Totalverlustrisiko einher. Die jährliche Dividende eines Anteils an Oikocredit liegt in der Regel bei zwei Prozent. Die Höhe ist nicht garantiert, die Oikocredit-Generalversammlung legt sie jedes Jahr neu fest. Dabei soll die Dividende den Wert von zwei Prozent nicht übersteigen. Seit 1995 wurden nach Angaben von Oikocredit immer diese zwei Prozent ausgeschüttet – bis auf zwei Mal, da waren es je ein Prozent. Eine gesetzliche Einlagensicherung wie bei dem Sparbuch gibt es bei dieser Anlageform nicht.

Mit einem  Mausklick  öffnen Sie unser PDF mit der Übersicht der noch erhältlichen Mikrofinanzprodukte im Vergleich.

Und  hier (Link entfernt)  gelangen Sie zu einem aktuellen Beitrag über eine Studie, die untersucht hat, wie wie Investoren die Bekämpfung von Armut in Entwicklungsländern finanzieren können.
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