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Windkraftriese am Boden – wie will Babcock & Brown die Pleite abwenden?



Noch zum Jahresbeginn wäre dieser Absturz kaum vorstellbar gewesen. Der australische Großinvestor Babcock & Brown, mit einem Windkraftportfolio von rund 2.000 Megawatt (MW) Gesamtleistung im Bereich der Erneuerbare Energien einer der größten Akteure weltweit, ist so gut wie pleite. Ihn drücken Verbindlichkeiten in Höhe von 3,1 Milliarden australischen Dollar, also rund 1,5 Milliarden Euro. Nur weil zwei Dutzend Gläubigerbanken dem Unternehmen einen Überbrückungskredit gewährt haben, kann es seine Geschäfte noch weiterführen. Die Aktie (ISIN AU000000BNB2) hat einen selbst in der Finanzkrise ungewöhnlichen Einbruch erlitten. Die Marktkapitalisierung von Babcock & Brown, die vor zwei Jahren noch 5,8 Milliarden Euro betrug, ist auf nun rund 5,8 Millionen Euro zusammen geschmolzen. Innerhalb der letzten zwölf Monate hat die Aktie an der Nasdaq 99,65 Prozent ihres Wertes verloren. Kein Wert im Weltindex MSCI World hat sich in diesem Jahr so stark verbilligt. In Frankfurt ist das Papier auf Pennystock-Niveau abgesunken, notierte dort am 18.12. mit nur noch 0,09 Euro. Was war passiert?

Nach Einschätzung von Europachef Martin Rey wurde die Krise von Babcock & Brown vor allem durch Hedgefonds ausgelöst. Wie er gegenüber ECOreporter.de ausführte, hätten diese durch Leerverkäufe die Aktie des Unternehmens massiv unter Druck gesetzt. Im Laufe des Jahres sei der Kurs schließlich so tief gefallen, dass eine Klausel in Kreditverträgen griff, die Gläubigerbanken des Unternehmens den Ausstieg erlaubte, wenn die Marktkapitalisierung von Babcock & Brown unter ein bestimmtes Niveau fiel. Diese Option habe die Bank dann gezogen und den Kredit eingefroren. Rey wollte den Namen dieses Kreditinstitutes nicht nennen. Doch laut Medienberichten aus Australien hat die Münchener UniCredit-Tochter HVB im November Mittel im Umfang von 70 Millionen Euro eingefroren. Der frühere Vorstandssprecher der HVB und heutige Verwaltungsratschef der UniCredit, Dieter Rampl, verließ das Board des Unternehmens. Die Bank lehnt Stellungnahmen dazu ab.

Laut Martin Rey geriet Babcock & Brown durch diese Maßnahme in existenzgefährdende Liquiditätsprobleme. Er verwies darauf, dass in Australien börsennotierte Gesellschaften die wesentlichen Klauseln ihrer Kreditverträge frei zugänglich machen müssen. Das hätten die Hedgefonds ausgenutzt und bewusst die Aktie seines Unternehmens auf Talfahrt geschickt, um daraus Kapital zu schlagen. Doch nicht nur eine Bank zog sich bei Babcock & Brown zurück. Die ebenfalls schlingernde Wachovia aus den USA kündigte im November an, auf Sicherheiten für einen Kredit in Höhe von 89 Millionen Euro zurückzugreifen. Angesichts der Bankenkrise kann Babcock & Brown bei Finanzinstituten gegenwärtig nur wenig Geduld erwarten. Die über lange Jahre erfolgreiche Strategie, ihre riesigen Investments überwiegend mit Krediten zu finanzieren, hat das Unternehmen in die Sackgasse geführt. Immerhin ist es ihm gelungen, von einem Bankenkonsortium einen Überbrückungskredit in Höhe von umgerechnet etwa 100 Millionen Euro zu erhalten. „Andernfalls hätten wir Gläubigerschutz beantragen müssen“, stellte Europachef Rey im Gespräch mit ECOreporter.de klar. Das aber habe das Gros der Gläubigerbanken verhindern wollen.


Bis zum 9. Januar muss Babcock & Brown diesen Finanzinstituten ein neues Geschäftsmodell mit Aussicht auf Rückzahlung von Schulden vorlegen. Das war eine Bedingung für den Überbrückungskredit. Laut Rey ist dieser Termin aber nicht fix, die Banken hätten da eine gewisse Toleranz signalisiert. Ihm zufolge gehören Institute aus Australien, Nordamerika und Europa der Bankengruppe an, die dem Großinvestor weitere Mittel zur Verfügung gestellt haben. Darunter seien auch deutsche Banken. Namen wollte Rey nicht nennen. Die Vorgaben für die Zinsen, die Babcock & Brown für seine Schulden zahlen muss, seien gelockert worden, sagte Rey. Im kommenden Jahr gelte hierfür eine „Zahle, wenn du kannst“-Regelung. Doch mit welcher Strategie will das Unternehmen wieder festen Boden unter die Füße bekommen?


Nach Angaben von Rey plant die Gesellschaft, sich wieder auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, auf den Bereich Infrastruktur. Sie müsse sich verschlanken und Bereiche abstoßen. Neben Projekten wie Kraftwerken und Pipelines wolle Babcock & Brown weiter stark auf Erneuerbare Energien setzen. Hier liege der Fokus auch in Zukunft auf Photovoltaik und vor allem auf Windkraft. Wie er auf Nachfrage erläuterte, will das Unternehmen aber weiter Windparks verkaufen. In den letzten Monaten hatten die Australier unter anderem ein Portfolio von Windparks in Spanien und Portugal mit einer Gesamtleistung von über 1.000 MW verkauft (wir berichteten am 2.9.2008 und 25.11.2008). Nach Angaben von Rey ist auch der Verkauf deutscher Windparks geplant. Es gebe aber noch keine guten Angebote dafür. Man wolle die Projekte nicht unter Wert abstoßen. Zudem stünden Windparks in Griechenland und weitere Projekte auf der iberischen Halbinsel zum Verkauf.


Rey betonte aber, dass dies keinen schleichenden Ausstieg aus der Windkraft darstelle. Vielmehr sehe sich Babcock & Brown als Entwickler von Windparks. Den Betrieb solcher Projekte wolle das Unternehmen Akteuren überlassen, die sich darauf spezialisiert hätten, und lieber neue Windparks in Angriff nehmen. „Wir verkaufen die Projekte, wenn es sich lohnt, und um neue Windparks finanzieren zu können“, stellte Rey klar. Wie er auf Nachfrage ausführte, sind die europäischen Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien durch die Liquiditätsprobleme von Babcock & Brown nicht unmittelbar bedroht. Die Gesellschaft agiere hier meist als Asset Manager und habe „diese nicht in der eigenen Bilanz“.

Neben der Konzentration aufs Kerngeschäft will das Unternehmen massiv Personal abbauen und die Belegschaft mehr als halbieren. Ob es Babcock & Brown gelingt, trotz der enormen Schuldenlast wieder auf die Beine zu kommen, erscheint angesichts der enormen Schuldenlast und der weiter sehr hohen Abhängigkeit von Fremdkapital jedoch fraglich. Vieles spricht dafür, dass die Banken die Gesellschaft nur noch stützen, um wenigstens einen Teil ihrer Kredite zurück zu bekommen. „Wir sind noch längst nicht aus dem Schneider“, räumte Martin Rey gegenüber ECOreporter.de ein.

Babcock & Brown Ltd.: ISIN AU000000BNB2 / WKN A0DKNV


Bildhinweis: Windparks in Ostfriesland (Quelle: ECOreporter.de) und in Portugal (Vestas)
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