Nachhaltige Aktien, Meldungen

Windradhersteller Senvion sagt Börsengang ab

Der Windturbinenbauer Senvion wird nicht wie angekündigt zum Ende dieser Woche an die Börse gehen. Das Hamburger Unternehmen wollte eigentlich am 18. März die Windaktie in den Handel an der Deutschen Börse bringen. Der Börsengang sollte Senvion bis zu 702 Millionen Euro einbringen. Die stehen Senvion nun nicht für Investitionen zur Verfügung. Das sind gute Nachrichten für die konkurrierenden Windkraftkonzerne. 

Die Senvion-Führung kommentierte die Entscheidung nicht. Das Unternehmen informierte lediglich in einer knappen Erklärung darüber, dass es gemeinsam mit den Hauptaktionären Centerbridge und Arpwood entschieden habe, doch keine neuen Aktien auszugeben. Der US-Hedgefonds Centerbridge Partners hatte Senvion erst im Frühjahr 2015 für knapp eine Milliarde Euro vom indischen Windkraftkonzern Suzlon Energy übernommen. Kurz darauf war der indische Fonds Arpwood Capital Ltd. als zweiter großer Teilhaber mit 21 Prozent der Senvion-Anteile eingestiegen. Die Eigentümer wollten auch nach dem Börsengang die Mehrheit an Senvion behalten, bis zu 46 Prozent der Aktien in den Streubesitz geben. Senvion war unter dem damaligen Namen REpower Systems bis 2011 an der Börse notiert gewesen. Dann hatte der indische Windkraftkonzern, der 2007 die Mehrheit an dem deutschen Unternehmen erworben hatte, auch alle restlichen Aktien übernommen.

Die Senvion-Führung erklärte die Entscheidung mit dem unsicheren Börsenumfeld, den gegenwärtig starken Kursschwankungen. Eine Anfrage von ECOreporter.de dazu, wie stark das Interesse von Investoren überhaupt sei und ob die gesetzte Preisspanne vielleicht zu hoch war, läuft noch. Wie Reuters unter Bezug auf eingeweihte Personen meldete, sollen wenige Tage vor dem Termin für den angekündigten Börsengang vergleichsweise wenige Orders für die angebotenen Aktien vorgelegen haben. Für die Erstausgabe der Aktien hatte die Senvion-Führung eine Preisspanne von 20 bis 23,50 Euro gesetzt. Das hätte eine Marktkapitalisierung von bis zu 1,5 Milliarden Euro bedeutet. Aber Senvion hat ein Image-Problem. Schließlich war Suzlon aufgrund massiver finanzieller Schwierigkeiten gezwungen gewesen, Senvion zu verkaufen und hatte vorher kaum die Mittel für Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Tochter. Zudem wurde in dieser Woche bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Würzburg gegen Jürgen Geißinger ermittelt, seit Dezember 2015 Vorstandschef von Senvion. Geißinger hatte zuvor viele Jahre lang den fränkischen Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler geleitet. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft richten sich gegen mögliche Schmiergeld-Zahlungen von Schaeffler-Mitarbeitern in der Türkei während der Amtszeit von Geißinger. Auch solche Negativ-Schlagzeilen erschweren das Vertrauen von Investoren in eine neue Aktie.

Senvion muss in Wachstum investieren

Der von Senvion eigentlich angestrebte Bruttoerlös aus der Aktienemission von bis zu 702 Millionen Euro sollte in die Erschließung neuer Märkte fließen. Das wäre eine sinnvolle Maßnahme gewesen, schließlich ist Senvion recht einseitig auf europäische Windmärkte ausgerichtet. Doch in Europa wächst die Nachfrage für Windräder schwächer als in anderen Weltregionen. Deshalb richten sich Hersteller wie Nordex oder die spanische Gamesa verstärkt auf Schwellenländer aus, etwa auf Lateinamerika und Asien. Denn dort verbessern sich die Bedingungen für Windkraftinvestments sehr und gibt es ein riesiges Nachfragepotential. Senvion ist in Lateinamerika noch gar nicht aktiv und in Asien nur in sehr geringem Umfang. Mit dem vorläufigen Scheitern des Börsengangs fehlen den Hamburgern nun viele Millionen Euro, die sie in solche Märkte hätten investieren können.

Senvion gehört im Weltmarkt zu den kleineren Windkraftanlagenherstellern, ist in den letzten Jahren in Bezug auf die Größe der Produktion vor allem von chinesischen Produzenten überholt worden. Aber auch westliche Hersteller haben stark in den Ausbau der Fertigung investiert. Denn je größer die Produktionsmenge ist, desto stärker können die Hersteller die Kosten je Stück senken (Skaleneffekte). Etwa weil sie Materialien dann bei Zulieferern in größeren Mengen bestellen und dabei höhere Rabatte aushandeln können. Die börsennotierte Konkurrentin Nordex produziert derzeit in etwa so viel wie Senvion. Doch Nordex hat bereits einen starken Ausbau der Kapazitäten eingeleitet. Denn Nordex übernimmt demnächst den Wettbewerber Acciona Windpower. Das hat Nordex mit dessen Mutterkonzern vereinbart, der spanischen Acciona. Nordex will den Umsatz auf rund 4,5 Milliarden Euro verdoppeln und in die Riege der weltweit größten Windradhersteller aufsteigen, zu der die börsennotierten Vestas und Gamesa bereits zählen. Senvion droht den Anschluss an diese Konkurrenten zu verlieren. Deren Aktien haben heute nach der Nachricht vom abgelasenen Börsengang Sevions jeweils rund ein Prozent zugelegt. Mehr über das Kurspotential der Aktien von Gamesa, Nordex und Vestas erfahren Sie  hier.

Gamesa Corp. Tecnologica: ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
Nordex SE: ISIN DE000A0D6554  / WKN A0D655
Vestas Wind Systems: DK0010268606 / WKN 913769
Xinjiang Goldwind Science & Technology Co: ISIN CNE100000PP1 / WKN A1C0QD
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