Anleihen / AIF, Wachhund

Windreich GmbH nimmt Stellung – Bank Sarasin in der Kritik

Der Windkraftprojektierer Windreich braucht offenbar Geld: Die mittlerweile zur GmbH gewandelte Firma aus der Nähe von Stuttgart erwägt  unter anderem laufende Onshore-Windparks kurzfristig zu verkaufen. Ihre Anleihe-Gläubiger, die dem Unternehmen 149 Millionen Euro anvertraut haben, bittet die Windreich GmbH um Vertrauen. Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation. Die Bank Sarasin steht wegen der Windreich-Anleihen in der Kritik.


Wie angespannt die finanzielle Lage der Windreich GmbH aus Wolfschlugen tatsächlich ist, will Gründer und Alleinvorstand Willi Balz auf Nachfrage von ECOreporter.de nicht konkret erläutern. Allerdings räumt er ein, dass Windreich einiges tun müsse, um die Liquidität bis auf Weiteres sicherzustellen. Zum einen könne Windreich eine laufende Anfechtungsklage gegen eine Kapitalerhöhung beim Windreich-Offshore-Windkraftprojekt Global Tech 1 zurücknehmen, um so „innerhalb der nächsten Wochen elf Millionen Euro aus zu viel gezahlten Gesellschafterdarlehen“ zurückzuerhalten. Zum anderen erwäge Windreich laufende Onshore-Windparks zu schon jetzt zu verkaufen anstatt zum Jahresende, um weiteres Geld zu erhalten. In einem offenen Brief an die Anleihe-Gläubiger vom 21. Mai 2013, der ECOreporter.de vorliegt, erklärt Balz zudem, dass der Verkauf der Projektrechte des 210-Megawatt-Projekts Deutsche Bucht beim Schuldenabbau des Unternehmens geholfen habe. Die Umwandlung von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH bezeichnet Balz als „Baustein zur Verschlankung der Organisation und zur Optimierung der operativen finanziellen Handlungsfähigkeit.“ Der Schritt spare jährlich „fast eine Million Euro Kosten“, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Allerdings geht er auch einher mit weniger aktuelen Berichtspflichten.


Windreich braucht Geld, um die zwei Milliarden Euro schwere Projektfinanzierung für den 400 Megawatt (MW) starken Nordsee-Windpark MEG 1 abzuschließen. Im Zusammenhang mit diesem Ziel schließt Balz nicht aus, auch Anteile an einem weiteren Offshore-Großprojekt zu verkaufen, dem 400-MW-Nordsee-Windpark Global Tech 1. Balz selbst hält 14 Prozent der Anteile an Global Tech I. Allerdings drängt die Zeit inzwischen, denn Balz zufolge soll das so genannte Financial Closing des Bauvorhabens noch im Sommer 2013 abgeschlossen werden. Auf der Internetseite zu MEG1 heißt es allerdings, dieses Closing sei zu 65 Prozent vollendet.

Die Zahlungsfähigkeit der Windreich GmbH wird von der Staatsanwaltschaft Stuttgart untersucht. Die Behörde hatte im März 2013 die Büroräume der Windreichdurchsuchen lassen und Ermittlungen wegen Bilanzmanipulation aufgenommen (ECOreporter.de berichtete). Windreich hatte diese Vorwürfe stets als haltlos zurückgewiesen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete inzwischen unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, dass es bei dem Vorwurf der Bilanzmanipulation um den Verkauf eines Aktienpaketes an eine Tochtergesellschaft im Wert von 30 Millionen Euro gehe. Hierzu Unternehmensgründer Willi Balz gegenüber ECOreporter.de: „Wir kooperieren vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft, da uns an einer schnellen Ausräumung der Vorwürfe gelegen ist. Die Transaktionen waren im Sinne der Windreich und der Anleihezeichner.“


Windreich hat 2010 und 2011 über zwei Anleihen 149 Millionen Euro bei Anlegern eingeworben. ECOreporter.de hat die beiden jeweils mit 6,5 Prozent fest verzinsten Wertpapiere hier und hier ECOanlagechecks unterzogen. Vorstandschef Balz zufolge werde es kein Problem sein, bereits im März 2015 74 Millionen Euro beziehungsweise im Juli 2017 75 Millionen Euro an die Anleihe-Zeichner zurückzuzahlen.

Bank Sarasin in Kritik wegen Windreich

Im Zusammenhang mit Windreich-Anleihen geriet auch die Bank Sarasin schwer in die Kritik von Anlegerschutzanwälten. Der Vorwurf: Das Baseler Bankhaus soll die Wertpapiere den eigenen Kunden angeboten haben, obwohl es Windreich selbst ein Darlehen in Höhe von 70 Millionen Euro gewährt habe. Ein Interessenkonflikt, so der Vorwurf. Außerdem soll Anlegern die Anleihe ohne ausreichenden Hinweis auf die damit verbundenen Risiken empfohlen worden sein. Banksprecherin Franziska Gumpfer-Keller weist das zurück. „Die Kunden der Bank Sarasin AG werden über die Risiken von Anlagen gemäß den einschlägigen Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) aufgeklärt. Entsprechend wurden alle Kunden über die Risiken der empfohlenen Anleihen mündlich und schriftlich informiert. Darüber hinaus legt die Bank grundsätzlich mögliche Interessenkonflikte, die sich nicht vermeiden lassen, gegenüber ihren Kunden vor einem Geschäftsabschluss oder einer Beratung offen“, erklärt sie gegenüber ECOrepoerter.de.


Ohnedies haben die Anleger seit Monaten wenig Freude an ihren Windreich Anleihen. Sie notierten heute an der Stuttgarter Börse beide weiter deutlich unter ihrem Nominalwert. Die 2010/2015 (DE000A1CRMQ7) wurde von Unternehmensseite (Asksize) für 38,95 Prozent des Nominalwertes angeboten. Käufer indes boten für das Wertpapier 35,50 Prozent. Die Anleihe 2011/2016 (DE000A1H3V38) lag mit 28,24 Prozent vom Nominalwert auf Angebotseite beziehungsweise 27,50 Prozent auf der Nachfrageseite sogar noch deutlich darunter. Dafür, dass beide Anleihen seit Monaten im Kurskeller stecken, macht Willi Balz vor allem die Gegner der Energiewende verantwortlich: „Die Kurse unserer Unternehmensanleihen beruhen vor allem auf negativer Berichterstattung. Diese wiederum wurde ausgelöst durch anonymes Streuen falscher, negativer Nachrichten. Mit der Errichtung des Umspannwerks von Global Tech I und dem daraus resultierenden Beginn der Stromerlöse, dem Verkauf unserer Anteile von Global Tech I sowie mit dem Financial Close von MEG 1 werden unsere tatsächlichen Leistungen und unsere führende Marktposition wieder in den Vordergrund rücken“, sagt Balz. Die Negativberichte würden nicht anerkennen, dass Windreich seine Offshore-Projekte im Griff habe und von den Problemen der Offshore-Windkraft-Branche, die mit teils langfristigen Verzögerungen kämpft, nicht betroffen sei. Windreich hat Einspruch gegen ein Bonitätsrating der Creditreform eingelegt, weil man sich darin „nicht angemessen bewertet“ sah, wie es im Brief an die Anleihe-Anleger vom 21. Mai 2013 heißt.

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