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„Wir bieten ab sofort auch Erneuerbare-Energien-Genussrechte an“ - Interview mit Winfried Haas, Gedea-Ingelheim GmbH




ECOreporter.de: Was ist das Geschäftsmodell von Gedea-Ingelheim?

Wilfried Haas: Unser Kerngeschäft ist die schadstofflose Stromerzeugung mit dezentralen Energietechniken. Vor allem plant und betreibt die Gedea-Ingelheim regenerative Energieanlagen, die als sogenannte Bürger-Beteiligungen über Kommanditgesellschaften  angeboten werden. Was vielen Gesellschaftern ganz wichtig ist: Wir bauen Anlagen, die man sehen und jederzeit besichtigen kann. Ganz neu gibt es von uns auch Genussrechte als mittelfristige Geldanlage. Gedea-Ingelheim ist darüber hinaus Ansprechpartner für Landwirte, Gewerbetreibende und Hausbesitzer, die durch eine eigene Anlage auf dem Dach mit der Sonne Geld verdienen wollen. Außerdem beraten wir Kommunen und Städte zur Energieversorgung der Zukunft und gestalten ganzheitliche Energiekonzepte.


ECOreporter.de: Gibt es ein aktuelles Projekt an dem Sie derzeit arbeiten?

Haas: Zurzeit realisiert die Gedea-Ingelheim vor allem Photovoltaik -Anlagen in Rheinhessen. Aktuelles Projekt ist der Solarpark Sprendlingen, die größte Freiflächenanlage mit nachgeführten Photovoltaik-Modulen in Rheinland-Pfalz.

ECOreporter.de: Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern, die Bürgerstrom-Projekte realisieren?

Haas: Im Gegensatz zum Genossenschaftsmodell sind unsere Anlagen zwar in Bürgerhand, werden aber durch die Gedea-Ingelheim professionell gemanagt. Unsere Kommanditgesellschafter haben umfangreiche Mitsprache- und Informationsrechte. Sie treffen grundlegende Entscheidungen über Investitionen, Ausschüttung von Überschüssen, Weiterführung der Gesellschaft oder Auflösung derselben. Das angelegte Kapital kann nur entsprechend den Beschlüssen der Gesellschafter eingesetzt werden. Außerdem gibt es bei uns keine exorbitanten Boni wie man das teilweise von anderen Marktteilnehmern mitbekommt. Bei uns sind die laufenden Geschäftsführungs-Vergütungen abhängig vom Stromertrag gestaltet.

ECOreporter.de: Was war die Initialzündung zur Gründung der Gedea-Ingelheim? Wie hat sich Ihr Unternehmen seit der Gründung entwickelt?

Haas: Das Ingenieurbüro ibee (Ingenieurbüro für erneuerbare Energien) wurde von mir 1986 gegründet, die GEDEA als Spezialistin für Bürgerbeteiligungen in Murrhardt 1990. Zusammen haben wir seit 20 Jahren viele Projekte realisiert und so zum Beispiel die erste privatfinanzierte Windkraftanlage in ganz Süddeutschland aufgebaut und betrieben.
Anlässlich des Bürgerwindparks Kandrich KG in Rheinland-Pfalz hoben wir gemeinsam mit weiteren engagierten Gesellschaftern 2003 die GEDEA-Ingelheim aus der Taufe, um auch große Projekte effizient abwickeln und finanzieren zu können.  Nun decken wir das komplette Spektrum erneuerbarer Energien ab und bieten Finanzierung, Geldanlage, Beratung, Planung, Realisierung, Verwaltung, Wartung und Betrieb aus einer Hand. Und das nicht nur für Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Kommunen, sondern auch für Privatleute.

ECOreporter.de: Was erhoffen Sie sich von der Messe Grünes Geld 2010 in Freiburg?

Haas: Natürlich wollen wir unser Unternehmen und unsere Angebote zur Geldanlage bekannter machen – und das bundesweit. Bislang war unser Schwerpunkt Rheinhessen, wo ja auch die meisten unserer Anlagen stehen. Wir hoffen aber auch, Kooperations- und Vertriebspartner zu finden, die unsere Philosophie teilen. Und schließlich wollen wir die Messe nutzen, um nicht nur Kunden für unsere eigenen Investmentangebote zu finden, sondern auch anderen Kraftwerksbetreibern unser Ingenieurbüro als Generalunternehmen in den Bereichen Planung, Realisierung und Betrieb beziehungsweise Wartung von Anlagen für regenerative Energieerzeugung vorzustellen.

ECOreporter.de: Was wollen Sie auf der Messe Grünes Geld in Freiburg präsentieren?

Haas: Zum einen unsere etablierten Bürgergesellschaften im Bereich Photovoltaik. Aktuell bieten wir Beteiligungen an drei Gesellschaften an – Gedea-Ingelheim GmbH & Co. PV-Meins KG, SolarStorm DEins KG und Solarstrom DZwei KG. Nun wollen wir erstmals auch unsere Genussrechte der breiten Öffentlichkeit vorstellen: Da wäre einmal ein mit 4,5 Prozent per anno  festverzinstes Genussrecht, nach drei vollen Kalenderjahren jährlich kündbar sowie ein erfolgsabhängig verzinstes Genussrecht mit bis zu 9 Prozent per anno, nach fünf vollen Kalenderjahren jährlich kündbar. Genussrechte erlauben uns, die Mittel flexibel in neuen Projekten einzusetzen. Wobei klar ist: Wir investieren nur in ökologisch-ethische Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien. Wir werden außerdem auf der Messe einen Vortrag halten, der insbesondere die Chancen von grünen Investments für kleinere und mittlere Vermögen aufzeigt.

ECOreporter.de: Kann grundsätzlich jeder Teil der Investorengemeinschaft werden, oder gibt es Einschränkungen?


Haas: Es gibt keinerlei Einschränkungen. Die Beteiligung an einer KG bietet sich für jeden an, der Geld langfristig anlegen will. Schon ab 2.000 Euro können Anleger bei unseren Projekten dabei sein. Wenn jemand Geld nur kurzfristig anlegen möchte, ist eine Beteiligung an einer KG nicht das Richtige. Wer eher mittelfristig orientiert ist, für den gibt es nun unsere Genussrechte. Hier liegt die Mindestsumme bei 1.000 Euro.
Wir haben in den Gesellschaften der Gedea-Ingelheim mehr als 440 Anteilseigner mit zusammen mehreren Millionen Euro Anlagesumme. Vom Arbeiter bis zum Vorstandsvorsitzenden sind alle vertreten.

ECOreporter.de: Welche Chancen und Risiken ergeben sich für Anleger, die sich für ein Investment bei Ihnen entscheiden?

Haas: Alle unsere bisherigen Anlagen sind in Deutschland mit hochwertigen Komponenten errichtet. Das heißt es gibt eine hohe Sicherheit durch die über 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung und die Langlebigkeit moderner Module und Wechselrichter. Wir prognostizieren bei Photovoltaik-Anlagen vorsichtig mehr als fünf Prozent Rendite pro Jahr. Risiken, die wir kennen, berücksichtigen wir in der Kalkulation.
Das Risiko ist jedoch überschaubar, da man bei der KG-Beteiligung  in Sachwerte investiert. Der Großteil der Anlagen ist bereits gebaut und wir lösen mit dem Kommanditkapital dort nur kurzfristiges Fremdkapital ab.
Es gibt natürlich ein theoretisches Risiko. Der Anleger wird Gesellschafter bei einem Wirtschaftsunternehmen und das kann in Not kommen. Aber bei unseren Projekten weiß ich gar nicht, was passieren müsste, dass dieser Fall eintrifft. Da müsste schon jahrelang gar kein Wind mehr wehen. Und auch eine Photovoltaik-Anlage produziert Strom, so lange Sonne da ist. Betriebsrisiken wie Hagel, Vandalismus oder Diebstahl sind versichert.
Bei den Genussrechten sieht es etwas anders aus, da nicht in ein bestimmtes Projekt investiert wird, sondern in Projektanschubfinanzierung und neue Technologien. Natürlich gibt es das Risiko des Totalverlusts des eingesetzten Kapitals. Unsere langjährige Expertise und Erfahrung sind jedoch sicher ein Grund dafür, dass bislang alle realisierten Anlagen positiv abgeschnitten haben. Die offene Unternehmenskultur untermauert unsere Vertrauenswürdigkeit. Kurzum ist auch hier eine attraktive Rendite bei überschaubarem Risiko zu erwarten.

ECOreporter.de: Wie wirkten sich die Kürzungen der Solarstromvergütung auf das Geschäft der Gedea-Ingelheim aus? Und wie bewerten Sie diese generell?


Haas: Wir schätzen die Zukunft der Photovoltaik und damit unsere Entwicklung weiterhin positiv ein. Glu?cklich sind wir mit der Neuregelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aber nicht: Für uns ist die Kürzung ein fauler Kompromiss, der die Solarbranche in Deutschland deutlich schwächt. Auch die Aufteilung in zwei Stufen bringt keine Verbesserung. Die ganze Aktion zeigt die Unkenntnis von Politikern bezu?glich Wirtschaftsfragen und widerspricht allen wirtschaftspolitischen Grundsätzen. Die erhofften Lenkungseffekte wird man damit nicht erzielen. Stattdessen wurden Interessenten und die Solarwirtschaft verunsichert. Es hat den Anschein, dass die Solarwirtschaft geschwächt und die Atomindustrie gestärkt werden soll. Für Hausbesitzer gibt es allerdings keinen Grund, nun auf den Bau einer Solaranlage zu verzichten. Photovoltaikanlagen lassen sich nach wie vor wirtschaftlich betreiben. Und wer noch von der „alten“ Vergu?tung profitieren will, kann in unsere Anlagen investieren, die schon länger am Netz sind. Insofern wirken sich die Kürzungen nur bedingt auf unser Geschäft aus. Darüber hinaus sind wir auch in den Bereichen Windkraft, Wasserkraft, Biomasse und Biogas involviert,  decken also das ganze Spektrum Erneuerbarer Energien ab.

ECOreporter.de: Auf welche zukünftigen Marktherausforderungen haben Sie sich eingestellt? Was oder wer wird den Markt für geschlossene Solarfonds in Zukunft maßgeblich beeinflussen?

Haas: Eine direkte Folge der gekürzten Solarstromvergütung ist, dass die Qualität der verbauten Komponenten noch wichtiger wird, damit die Anlage u?ber Jahrzehnte zuverlässig Strom produziert und damit die prognostizierten Erträge erwirtschaften kann. Wir setzen ausschließlich auf hochwertige Komponenten und Leistungen von heimischen Meisterbetrieben. Nächstes Jahr werden sich kleine und mittlere produzierende Betriebe sicher fragen, wie sie überproportional von der Eigennutzung selbsterzeugten Stroms aus regenerativen Energiequellen profitieren können. Das ist ein Pluspunkt für unser traditionelles Geschäft mit Ingenieursdienstleistungen. Außerdem fangen langsam aber sicher Stadtwerke und Gemeinden an zu hinterfragen, wie sie von erneuerbaren Energien profitieren können. Auch dafür bieten wir Beratung und Lösungen.

ECOreporter.de: Was erwarten Sie für die Zukunft der Gedea-Ingelheim? Wo sehen sie die das Unternehmen im Jahr 2012?

Haas: Wir sehen die Zukunft unseres Unternehmens durchweg positiv. In den nächsten Jahren werden wir weiter wachsen, da durch dezentrale Energietechniken und Bürgerbeteiligungen eine Demokratisierung der Energieerzeugung möglich wird. Strom wird nicht nur günstig lokal produziert und angeboten, sondern auch die Rendite verbleibt in der Region. Der Trend zu erneuerbaren Energien hält damit nicht nur an, er verstärkt sich durch die zunehmende Sensibilisierung breiter Bevölkerungsschichten.
Wir werden im zweiten Halbjahr 2010 weitere Sonnenstrom-Anlagen mit einem Investitionsvolumen von rund einer halben Million Euro bauen, auch in Form von Bu?rgerbeteiligungen anbieten. Unser Ziel ist es aber vor allem, den Bereich Genussrechte deutlich auszubauen und neue Projekte darüber  zu finanzieren, da Anleger momentan besonders mittelfristig laufende Anlageformen und Finanzprodukte suchen. Die klassischen Bereiche des Ingenieurbüros werden durch Planungsaufträge als Generalunternehmer ebenfalls wachsen. Der Bereich kommunale Beratung von Städten und Gemeinden wird an Bedeutung zunehmen.

ECOreporter.de: Was raten Sie einem Privatanleger, der erstmals in Erneuerbare Energien investieren einsteigen möchte?


Haas: Risikostreuung ist bei allen Finanzinvestitionen entscheidend. Das Chancen-Risiko-Verhältnis sollte stimmen, denn kein Unternehmen verschenkt Geld. Es gibt keine sicheren, garantierten und nachhaltigen 10 Prozent Rendite pro Jahr ganz ohne Risiko, das muss jedem klar sein. Windkraft bietet gute Chancen auf hohe Renditen, ist aber risikoreicher, da es gute und schlechte Windjahre gibt. Diese Differenz kann bei zu optimistisch kalkulierten Anlagen nach zwei, drei schlechten Jahren problematisch werden. Daher sollte man insbesondere bei Windkraftanlagen Vorsicht walten lassen. Sonnenstrom ist besser planbar und stetiger, somit weniger risikoreich, aber nicht ganz so renditestark.
Es gibt einige Punkte, die man prüfen sollte: Wie seriös ist der Betreiber, welche Projekte hat der Betreiber bisher ausgeführt? Welche Kosten entstehen und wofür? Welche Infos gibt es zu der Anlage, in die ich investieren will? Wie detailliert sind die Prospekte? Welche Mitbestimmungsrechte habe ich in der Gesellschafterversammlung? Das Risiko ist besonders hoch, bevor der Bau von Anlagen abgeschlossen ist. Daher ist eine wichtige Frage auch, ob das Geld in bereits bestehende Anlagen investiert ist oder ob die Anlage erst noch geplant wird. Und schließlich: Welche Annahmen liegen dem Berechnungsmodell zugrunde und wie ist die Worst-Case-Rechnung?

ECOreporter.de: Herr Haas, herzlichen Dank für das Gespräch.


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