Fonds / ETF

„Wir gehen auf ausgewählte Firmen mit problematischen Geschäftsfeldern direkt zu.“ - ECOreporter.de-Interview mit Denis Schmidli, Leiter Themenfondsprodukte Pictet Funds



ECOreporter.de: Der Pictet Enviornmental Megatrend Selection ist ein Themenfonds zum Thema Ökologie. Was unterscheidet ihn somit konzeptionell und inhaltlich von einem Nachhaltigkeitsfonds?

Denis Schmidli: Der Pictet Enviornmental Megatrend Selection (EMS) investiert weltweit in Firmen, die mit ihren Produkten und Diensten dazu beitragen, dass die immer knapper werdenden Ressourcen schonender und besser genutzt werden. Klassische Nachhaltigkeitsfonds verfolgen häufig den Best-in-Class-Ansatz, der finanzielle und extrafinanzielle SRI-Kriterien berücksichtigt. Im Ergebnis sind die Namen der Aktien in diesen Fonds aber denen in herkömmlichen Aktienfonds oft sehr ähnlich. Der Pictet-Environmental Megatrend Selection (EMS) verfolgt dagegen einen thematischen Ansatz. Der Fonds bündelt die vier Umweltthemen Wasser, saubere Energien, Landwirtschaft und Holzwirtschaft, für welche Pictet teilweise seit zehn Jahren fokussierte Investmentfonds anbietet. Warum diese vier Themen? Sie bauen auf der Überzeugung auf, dass die Basisressourcen Wasser, Energie und Land weltweit stärker denn je durch Übernutzung unter Druck sind. Alle Firmen, weltweit, die aktiv und signifikant in diesen Märkten tätig sind, sind Anlagekandidaten. Wir sprechen hier von über 800 Gesellschaften weltweit, mit einer Marktkapitalisierung von über 1,5 Billionen Euro.

ECOreporter.de: Welche Anlagestrategie verfolgt der Fonds und welchen Erfolg versprechen Sie sich davon?

Schmidli: Der Fonds klont systematisch die Portfolios unserer vier Umweltthemenfonds. Da sowohl die Themenauswahl als auch der Anlagezeitpunkt schwierig zu „timen“ sind, haben wir uns entschlossen, die vier Themen entsprechend ihrer strategischen Bedeutung zu gewichten. Wasser und saubere Energien, die je eine Ressource für sich besetzen, nehmen je 1/3 des Portfoliogewichts in Anspruch; Land- und Holzwirtschaft, die auf die Ressource „Land“ zugreifen, je 1/6. Im Monatsrhythmus werden diese Gewichtungen im Portefeuille durch ein so genanntes „Rebalancing“ wieder eingestellt. Relativ besser performende Themen werden zurückgestutzt, zugunsten der Themen, die relativ schwächer abgeschnitten haben.

ECOreporter.de: Welche Chancen und Risiken hat ein Anleger zu erwarten?

Schmidli: Die vier zugrunde liegenden Themen haben für sich gesehen alle das Potential, langfristig stärker als die Weltaktienmärkte zu wachsen. Dieses Potential überträgt sich durch die Abbildung der Themen in einem einzigen Portfolio auch für den Pictet-Environmental Megatrend Selection. Anlagen in diesen Fonds haben das Potential, besser zu performen als ein breit abgestütztes, traditionelles Investment in Aktien. Dabei sollte der Investor aber die Risiken von Aktienanlagen nicht aus den Augen verlieren. Ein langfristiger Anlagehorizont ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir sprechen hier von mindestens sieben Jahren.

ECOreporter.de: Als ein Schwachpunkt von nachhaltigen Themenfonds gilt die mangelnde Streuung. Was entgegnen Sie dieser konzeptionellen Kritik?

Schmidli: Für den Pictet-Environmental Megatrend Selection kann ich diese Kritik mit Bestimmtheit verneinen. Der Fonds vereint die Summe aller Positionen der zugrunde liegenden vier Strategien, es gibt kaum Überlappungen. Ende Oktober 2010 waren so 260 börsennotierte Firmen im Portfolio. Die Größenordnung dieser Zahl bleibt über die Zeit stabil.

ECOreporter.de: Wie ist ökologische Nachhaltigkeit für den Fonds konkret definiert? Welche Einschluss und Ausschlusskriterien gelten für den Fonds?

Schmidli: Nachhaltigkeit wird im Fonds auf drei Stufen gelebt. Auf der ersten Stufe (Ausschluss) schließen wir die „schwarzen Schafe“ aus. Wir stützen uns dabei auf anerkannte Größen der Anlageindustrie, wie bspw. den staatlichen Pensionsfonds Norwegens, der zur Zeit rund 400 Milliarden US-Dollar verwaltet und ein Referenzpunkt nachhaltigen Investierens ist. Die Norweger führen eine so genannte „Blacklist“ mit Rüstungsfirmen, Tabakproduzenten und vielen anderen. Firmen dieser schwarzen Liste sind für Anlagen im Pictet-Environmental Megatrend Selection systematisch ausgeschlossen.
Auf der zweiten Stufe (Einbezug) untersuchen wir Anlagekandidaten auf ihre Geschäftsführung. Nur jene Unternehmen, die Umweltbelange in ihr Geschäft einbeziehen, können langfristig auch ökonomisch bestehen.
Auf der dritten Stufe (Aktive Aktionärsbeteiligung) führen wir das Konzept des „Engagements“, der aktiven Aktionärsteilhabe, ins Themenfondsinvestment ein. Zusammen mit der schweizerischen Anlagestiftung Ethos gehen wir auf ausgewählte Firmen mit problematischen Geschäftsfeldern direkt zu und streben danach, deren Geschäftspraktiken im Sinne der Nachhaltigkeit positiv zu beeinflussen. Die ersten Ergebnisse - wir verfolgen diesen Prozess für die Strategie „Landwirtschaft“ seit 2009 - sind sehr ermutigend. Anleger können übrigens den entsprechenden Bericht auf unserer Webseite einsehen.

ECOreporter.de: Wie wichtig ist die Unternehmensführung (Corporate Governance) für die Titelauswahl des Fonds?

Schmidli: Corporate Governance Themen sind essentieller Bestandteil der Nachhaltigkeitsanalyse für den EMS. Im Rahmen der Unternehmensanalyse wird auch das Management einer Gesellschaft genauestens untersucht. Dessen Historie, Zusammensetzung und Strategie sind wichtige Determinanten für die Beurteilung. Firmen, die hinsichtlich ihres ökonomischen und ökologischen Verhaltens nicht das liefern, was sie versprechen, laufen Gefahr, im Portefeuille geringer gewichtet oder gänzlich ausgeschlossen zu werden. Bei Kandidaten, bei denen wir trotz verbesserungswürdigen Verhaltens weiter Potential sehen, greift der oben beschriebene Engagementprozess. Wir thematisieren relevante Problembereiche (z. B. Kinderarbeit bei Lieferanten) und favorisieren eine „Agieren statt Davonlaufen“-Strategie. So übernehmen wir als Aktionäre Verantwortung und arbeiten gemeinsam mit dem Unternehmen an Lösungen für ein nachhaltigeres Verhalten.

ECOreporter.de: Von wem kommen die Nachhaltigkeitskriterien des Fonds? Wie oft werden diese wie angepasst?

Schmidli: Wir stützen uns auf externe und interne Nachhaltigkeitskriterien. Die enge Verzahnung unabhängiger Kriterienkataloge (Stichwort Norwegischer Pensionsfonds) mit unseren eigenen Nachhaltigkeitsüberzeugungen und die Einbindung unabhängiger Nachhaltigkeitsexperten (Ethos) erlaubt es uns, die Nachhaltigkeit des Fonds glaubwürdig zu vertreten.

ECOreporter.de: Wer kontrolliert wie häufig, inwiefern eine Aktie oder Anleihe aus Nachhaltigkeitssicht investierbar bleibt?

Schmidli: In erster Linie sind die Portfoliomanagement-Teams für die Betreuung des jeweiligen Portfeuilles der zugrunde liegenden Themenfonds (bzw. Strategien) verantwortlich. Sie sind am nahesten an den Firmen. Durch quartalsweise Portfolioanalysen auf bestimmte, potentiell reputationsschädigende Akteure und die konstante Zusammenarbeit mit Ethos haben wir ein engmaschiges Netz über die Gesamtzahl der Firmen geworfen, mittels dem wir – so unser Ziel – ein nachhaltiges Portfolio erreichen.

ECOreporter.de: Was geschieht, wenn Sie Verstöße feststellen? Wie schnell können Sie reagieren?

Schmidli: Sollte eine Firma im Sinne der Nachhaltigkeit negativ auffallen, so sind in erster Linie die Portfoliomanager der vier Einzelthemenfonds gefordert, hier Abhilfe zu schaffen. Im Rahmen ihrer täglichen Managementtätigkeit können sie eine Firma unverzüglich aus dem Portfolio entfernen oder im Gewicht reduzieren. Dies hat dann automatisch entsprechende Rückkoppelungen auf das Portfolio des Pictet-Environmental Megatrend Selection.

ECOreporter.de: Setzt der Fonds regionale Schwerpunkte? Inwiefern beeinflusst das Thema Corparate Governance die Regionale Gewichtung des Fonds?

Schmidli: Der Pictet-Environmental Megatrend Selection setzt keine regionalen Schwerpunkte, sondern investiert global. Die geographische und sektorielle Zusammensetzung des Fonds ist das Ergebnis der entsprechenden Gewichtungen in den zugrunde liegenden Themenfonds bzw. –strategien. Aber auch die entsprechenden Themenfonds werden nicht nach geographischen Gesichtspunkten verwaltet, sondern ausschließlich fundamental, d.h. nach einem „bottom-up“-Prinzip (hierbei untersucht ein Fondsmanager zunächst ausführlich einzelne Unternehmen, bevor die Aussichten ganzer Branchen und Marktregionen betrachtet werden, die Red.).

ECOreporter.de: Wie viel Anlagevermögen verwaltet der Pictet Environmental Megatrend Selection aktuell? Gibt es kurzfristige und mittelfristige Ziele?

Schmidli: Der Fonds wurde erst vor etwa zwei Monaten lanciert und ist mit etwas unter sechs Millionen Euro noch klein. Mit Blick auf seinen konzeptionellen Bruder, den Pictet-Global Megatrend Selection (GMS), der grundsätzlich den gleichen Anlageansatz verfolgt und mittlerweile eine Größe von über 500 Millionen Euro erreicht hat, gehen wir von einer raschen Zunahme des Fondsvolumens aus.

ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!


Bildhinweis: Der Fonds setzt unter anderem auf die Wasserbranche: eine Abwasseranlage. / Quelle: Fotolia
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