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„Wir gewichten Aktien etwas unterhalb der strategischen Quote“ – ECOreporter.de-Interview mit Achim Gilbert, Dexia Asset Management



ECOreporter.de: Herr Gilbert, wie wirkt sich nach Ihrer Einschätzung die Finanzmarktkrise auf das Nachhaltige Investment aus?
Achim Gilbert: Während am Markt quer durch alle Assetklassen von Mittelabflüssen die Rede ist, haben sich die Investoren in der Dexia Sustainable-Fondsfamilie ruhig verhalten, d.h. es gab kaum nennenswerte Rückgaben von Fondsanteilen. Die Kunden investieren in unsere Nachhaltigkeitsfonds mit einer langfristigen Perspektive.


ECOreporter.de: Gibt es möglicherweise sogar eine positive Rückkopplung?
Gilbert: Ja, SRI (Socially Responsible Investing) wird noch wichtiger: Die Situation an den Finanzmärkten wirft Fragen zur Corporate Governance (gute Unternehmensführung) auf, die zu unseren wichtigen Nachhaltigkeitskriterien gehören.


ECOreporter.de: In einigen Bereichen des Sektors wie zum Beispiel der Solarbranche ist der Kapitalbedarf für weiteres Wachstum sehr groß. Wird es dort zu Einbrüchen kommen?
Gilbert: Viele Solarwerte sind gering- bis mittelstark kapitalisierte Wachstumswerte. Diese reagieren in einer Krise generell stärker als Large-Caps. Auf der Ebene der Unternehmensfinanzierung könnte die Kapitalbeschaffung für kleinere Unternehmen schwieriger werden. Wir sehen Solarwerte weiterhin als interessante Beimischung in unseren themenorientierten Fonds.


ECOreporter.de: Welche Strategie planen Sie für Ihre Nachhaltigkeitsfonds in den nächsten vier Wochen und in 2009?
Gilbert: Wir gewichten Aktien etwas unterhalb der strategischen Aktienquote. Innerhalb der Aktienquote favorisieren wir Unternehmen mit gesunden Bilanzen. Anhaltspunkte dafür sind: geringe Fremdkapitalquote, gute Fähigkeit zum Schuldendienst, geringer kurzfristiger Finanzierungsbedarf. Es geht also um Unternehmen, die Ihre Kapitalkosten gut erwirtschaften können. Wir sind leicht untergewichtet in zyklischen Werten und Investmentbanken und übergewichtet in Pharmaunternehmen.


ECOreporter.de: Welche Unternehmen werden nach Ihrer Einschätzung gestärkt aus der Krise hervorgehen? Welche Firmen stehen durch die Anspannung an den Märkten besonders unter Druck?
Gilbert: Kurz- und mittelfristig werden Unternehmen mit niedriger Fremdkapitalquote bessere Chancen haben. Generell gilt, dass die zukunftsträchtigsten Geschäftsmodelle von folgenden Megatrends profitieren werden: Verbrauch natürlicher Ressourcen, Gesundheit, alternde Gesellschaften, Interkonnektivität, wachsende und aufstrebende Gesellschaften, Klimawandel.


ECOreporter.de: Liegt der Tiefpunkt der Entwicklung an den Börsen bereits hinter uns?
Gilbert: Prognosen zum Market-Timing sind extrem schwierig. Die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzmarktkrise werden erst nach und nach sichtbar. Andererseits nehmen die Aktienmärkte konjunkturelle Tiefpunkte auch sechs bis neun Monate vorweg.

ECOreporter.de: Herr Gilbert, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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