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„Wir legen bei der Titelauswahl immer mehr Gewicht auf das Thema Energiesicherheit“ - ECOreporter.de-Interview mit Pascal Dudle zum Vontobel Fund – Global Trend New Power
Die Wertentwicklung der Erneuerbare-Energien-Aktienfonds konnte in den letzten Jahren nicht überzeugen. Im laufenden Jahr zeigt der Vontobel Fund – Global Trend New Power bislang die beste Wertentwicklung in dieser Fondsgruppe. ECOreporter.de sprach mit Fondsmanager Pascal Dudle von Vontobel unter anderem über die Anlagestrategie des Fonds, über die Perspektiven für Aktien aus den Bereichen Erneuerbare Energien und über Branchen, die er für besonders aussichtsreich hält.
Der Vontobel Fund – Global Trend New Power wurde in 2001 gestartet und gehört damit zu den ältesten Erneuerbare-Energien-Aktienfonds auf dem deutschen Markt. Er verfügt über ein Fondsvermögen von rund 155 Millionen Euro. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,65 Prozent.
ECOreporter.de: Was ist die Anlagestrategie Ihres Fonds?
Pascal Dudle: Der Vontobel Fund – New Power (ISIN: LU0138259048) investiert innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette des Energiemarkts. Dabei konzentriert er sich auf Unternehmen, die einerseits saubere alternative Energien produzieren, installieren und verwalten, andererseits umweltfreundliche Technologien für die Energieproduktion, -übertragung und -verteilung einsetzen und zum Dritten die die Energieeffizienz erhöhen.
Der Fonds ist darauf ausgerichtet, attraktive Anlagechancen zu identifizieren, die sich aufgrund von langfristigen strukturellen Ungleichgewichten zwischen Energieangebot und -nachfrage ergeben. Dabei legen wir immer mehr Gewicht auf das Thema Energiesicherheit in den Industrie- und Schwellenländern.
ECOreporter.de: Inwiefern spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Titelauswahl für den Fonds eine Rolle?
Dudle: Der Vontobel Fund – New Power (Anmerkung der Redaktion: anschliessend "der Fonds" genannt) investiert in Unternehmen, die jene Innovationen vorantreiben, die die Energiebranche in eine nachhaltigere Zukunft führen werden. Das Thema hat daher einen engen Bezug zu den Themen Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. Wir halten nicht speziell nach «umweltverträglichen» Unternehmen Ausschau und schliessen auch keine Unternehmungen aus, die noch immer in der traditionellen Energiewirtschaft tätig sind. Unsere Anlageentscheidungen treffen wir auf der Grundlage einer Fundamentalanalyse. Dabei werden auch nicht-finanzielle und ESG-Faktoren berücksichtigt (ESD steht für Ökologie, Soziales und Governance – die Redaktion), die sich direkt auf das Investment auswirken. Wir treffen keine Anlageentscheidungen aufgrund moralischer oder ethischer Wertungen. Aus Gründen des Geschäftsrisikos, das mit bestimmten Aktivitäten verbunden ist, sind wir indes im Atombereich nur beschränkt engagiert.
ECOreporter.de: Mit rund 40 Prozent des Portfolios ist Ihr Fonds mit weitem Abstand am stärksten in US-Titel investiert. Warum ist das so?
Dudle: Unser Investitionsprozess ist bottom-up-getrieben, das heisst wir investieren in diejenigen Unternehmen, die über das attraktivste Risiko-Rendite Profil verfügen. Die Gewichtung des Portfolios nach Regionen resultiert entsprechend aus dieser Titelselektion. Unternehmen in den USA profitieren zur Zeit vom etwas stabileren Geschäftsumfeld, während in den europäischen Endmärkten wichtige Entscheidungen - insbesondere zu strukturellen Reformen - erst noch bevorstehen. Da viele unserer Portfoliounternehmen global tätig sind, ist eine geografische Betrachtung bezüglich dem Ort der Börsenkotierung nicht allzu aussagekräftig.
ECOreporter.de: Inwiefern bestehen für den Fonds Währungsrisiken und wie gehen Sie damit um?
Dudle: Wir investieren global, die Basiswährung des Fonds ist der Euro, wobei wir unseren Kunden aber auch Tranchen in Schweizer Franken und US-Dollar anbieten. Der Fonds ist sowohl themen-, als auch währungsspezifisch breit diversifiziert. Sollten aufgrund des bottom-up-getriebenen Investitionsansatzes signifikante Währungskonzentrationen auftreten, behalten wir uns Währungsabsicherungen zur Risikobegrenzung vor.
ECOreporter.de: Warum spielen reine Erneuerbare-Energie-Aktien wie Windkraftanlagenhersteller oder Produzenten von Solarmodulen für Ihren Fonds derzeit keine Rolle?
Dudle: Unseres Erachtens werden alternative Energien mittel- bis langfristig bei der Energieerzeugung eine zentrale Rolle spielen und in Kombination mit Erdgas Markanteile gegenüber Kohle gewinnen. Derzeit scheinen uns jedoch die Verbesserung der Energieeffizienz auf Nachfrageseite, die Energieübertragung (diese ermöglicht die effiziente Integration erneuerbarer Energiequellen in den Erzeugungsmix) und die effiziente Energiegewinnung grösseres Potenzial zu bergen. Viele Unternehmen, die im Bereich der Erneuerbaren Energien aktiv sind, kämpfen gegenwärtig mit niedrigen Eintrittsbarrieren und Marktverzerrungen, die sich aus Regulierungen und Übersubventionen ergeben. In diesem Segment bieten sich uns daher momentan nur wenige ausgewählte Möglichkeiten.
ECOreporter.de: Wie schätzen Sie die mittelfristigen Aussichten für Aktien aus der Solarbranche ein? Ab wann dürften Aktien dieser Branche wieder interessant werden und warum?
Dudle: Gerne würden wir neben anderen Erneuerbaren Energien auch in den Solarsektor investieren, sobald sich dessen Risiko-Rendite-Profil verbessert und eine Konsolidierung im Markt stattfindet, welche die Überkapazitäten beseitigen und die Preise stabilisieren würde. Eine Erholung der Weltwirtschaft würde sich ebenfalls zweifellos positiv auswirken, bedürfte es in diesem Fall doch zusätzlicher Kapazitäten für die Energieerzeugung.
ECOreporter.de: Inwiefern schätzen Sie die Branche der Hersteller von Windkraftanlagen ähnlich oder anders ein?
Dudle: Aktien von Windturbinenherstellern wie Vestas und Gamesa erscheinen nach dem deutlichen Kursrückgang der vergangenen Jahre recht günstig. Dennoch bleiben wir gegenwärtig mit Investitionen zurückhaltend, da die hohen Überkapazitäten noch nicht an die Nachfrage angepasst wurden, die Unternehmen noch immer stark verschuldet sind und für das Jahr 2013 eine bestenfalls flache Nachfrageentwicklung zu erwarten ist. In den USA entfällt zudem zunächst einmal die Subventionierung per Ende des Jahres. Dies hatte zur Folge, dass Investitionen deshalb beschleunigt in diesem Jahr durchgeführt wurden.
Betreiber von Windanlagen wie Enel Green Power oder EDPR sind wirtschaftlich sicherlich besser positioniert und profitieren von den niedrigen Turbinenpreisen. Gleichzeitig sind diese Unternehmen in Italien beziehungsweise Portugal beheimatet und haben aufgrund der Projektfinanzierungsstruktur mit stabilen Cash Flows einen hohen Schuldenanteil. Deshalb sind beide Unternehmen von der Euro-Finanzkrise und Sorgen um steigende Schuldzinsen in beiden Länder negativ betroffen.
Bildhinweis: Windturbinen von Siemens. Die Aktie des stark auf Umwelttechnologien ausgerichteten Konzerns aus München zählt zu den größten Titeln im Portfolio des Vontobel-Fonds. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Auf welche Sektoren setzt ihr Fonds aus welchen Gründen?
Dudle: Aufgrund der angespannten konjunkturellen Situation liegt unser Fokus noch stärker auf Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen zur Erhöhung der Energieproduktivität anbieten. Ziel ist es dabei, pro Energieeinheit eine höhere wirtschaftliche Leistung zu ermöglichen und aus ökonomischer Sicht einen klaren Mehrwert zu generieren.
Ein Beispiel dafür sind drehzahlgesteuerten Elektromotoren, deren Leistung dem aktuellen Bedarf angepasst werden kann - anstatt wie heute noch üblich, dauernd auf Volllast zu laufen. Damit kann nicht nur Energie, sondern auch Geld gespart werden.
Ein weiterer Fokus des Fonds liegt auf dem Thema Anpassung der Strom- und Gasinfrastruktur auf heutige und zukünftige Bedürfnisse, wie beispielsweise der Ausbau der Netzinfrastruktur bis hin zu sogenannten intelligenten Netzen oder „Smart Grids“.
ECOreporter.de: Die Schuldenkrise dürfte vor allem viele westliche Staaten in den kommenden Jahren daran hindern, verstärkt in Leitungsnetze und Energieeffizienz zu investieren. Warum haben Aktien aus diesem Sektor dennoch Potential?
Dudle: Selbstverständlich werden die Staaten in den kommenden Jahren haushälterisch mit ihren finanziellen Ressourcen umgehen müssen. Gleichzeitig müssen sie versuchen übermässige Belastungen ihrer Industrien durch hohe Stromkosten zu vermeiden. Dabei ist ganz klar zwischen verzichtbaren und notwendigen, strukturell sinnvollen Projekten zu unterscheiden.
In Wachstumsregionen wie China oder Brasilien ist der Ausbau der Netzinfrastruktur eine Grundvoraussetzung für weiteres wirtschaftliches Wachstum und wird deshalb weiter vorangebtrieben. In den westlichen Staaten steht die Anpassung der Netze auf die zukünftigen Anforderungen im Vordergrund.
Nehmen wir das Beispiel Deutschland: Grosse Stromerzeugungskapazitäten stehen, aufgrund der optimalen Windverhältnisse, im Norden des Landes zur Verfügung und werden weiter ausgebaut. Die wirtschaftlichen Zentren liegen jedoch weiter im Süden, wo gleichzeitig schrittweise Kraftwerkskapazitäten reduziert werden. Ohne Übertragungsnetze kann der Strom nicht zu den Konsumenten transportiert werden.
Neuere Technologien wie die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) ermöglichen zudem eine effizientere, fast verlustfreie Übertragung grosser Strommengen über weite Distanzen. Diese Technologie wird in China bereits kommerziell erfolgreich eingesetzt.
Infrastrukturfonds, Versicherungen und grosse Pensionskassen haben bereits ihr Interesse angemeldet, den Netzwerkbetreibern finanziell zur Seite zu stehen, bieten doch Infrastrukturprojekte langfristige Investitionsmöglichkeiten mit attraktivem Risiko-Rendite-Profil.
ECOreporter.de: Die billigste und umweltschonendste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht, sondern eingespart wird. Dennoch gelingt es seit Jahren nicht, nennenswert Energie einzusparen. Woran liegt das und warum setzt Ihr Fonds dennoch auf Unternehmen, die Geschäfte mit Energieeffizienz und Energieeinsparung machen?
Dudle: Die Steigerung der Energieproduktivität zieht tatsächlich unerwünschte Nebenwirkungen mit sich, die eine Steigerung des Energiebedarfs nach sich ziehen können. Man spricht hier von sogenannten Rebound-Effekten. So führt der Übergang vom Neun- zum Viereinhalb-Liter-Auto einerseits zu einer Halbierung der Benzinkosten, was beim Konsumenten Geld für eine erhöhte Nachfrage freimacht – sei es für weitere Strecken, sei es für weitere Güter oder Dienstleistungen, die ebenfalls Energie verbrauchen.
Gerade in Krisenzeiten ist der Reboundeffekt oft weniger ausgeprägt. Erzielte Kosteneinsparungen sind sehr willkommen, werden aber nicht so leicht für unnötigen Konsum wieder ausgegeben. Eine gewisse Kostensensibilisierung wird vielmehr dazu führen, dass wir vermehrt auf energieeffiziente Produkte wie zum Beispiel LED-Lampen setzen, welche uns helfen, weitere Einsparungen zu erzielen.
ECOreporter.de: Welche globalen Trends werden nach Ihrer Einschätzung die Aktienmärkte in den kommenden zwölf Monaten prägen und wie stellt sich der Vontobel Fund – Global Trend New Power darauf ein?
Dudle: Die weltwirtschaftliche Lage bleibt weiterhin instabil, neben leichten Anzeichen der Erholung, wie beispielsweise bei der Häusermarktsituation in den USA, bleibt die Unsicherheit in Europa trotz erster postitiver Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems weiterhin bestehen. Auch das Wachstum in Asien ist eher moderat. Wir gehen deshalb von einer nur langsam fortschreitenden Erholung aus.
Viel wichtiger erscheint uns mittelfristig, welche strukturellen Massnahmen ergriffen werden, um die Wirtschaft auf einen nachhaltigeren Wachstumspfad zu trimmen. Energiemarktreformen spielen hier eine wichtige Rolle. Ziel ist es, das Energiesystem auf Anforderungen der Zukunft auszurichten und zu optimieren, ohne die drei wichtigsten Faktoren Versorgungssicherheit, Akzeptanz durch die Gesellschaft und Finanzierbarkeit aus den Augen zu verlieren.
ECOreporter.de: Auch Sicht von drei Jahren hat kaum ein Erneuerbare-Energie-Aktienfonds an Wert gewonnen, auf längere Sicht gar keiner? Was spricht aus Ihrer Sicht für eine Trendwende dieses Sektors im Allgemeinen und was für eine positive Wertentwicklung des Vontobel Fund – Global Trend New Power im Besonderen?
Dudle: Der Fonds ist nur sehr selektiv im Bereich der Erneuerbaren Energien investiert, beispielsweise bei Windparkbetreibern, welche eine stabile Cashflow-Generierung aufweisen. Überkapazitäten und eine nur sehr langsam fortschreitende Marktkonsolidierung halten uns vorerst von Investments von Solarmodulherstellern ab.
Gleichzeitig sollten wir aber nicht vergessen, dass die Herausforderungen eines steigenden Energiebedarfs und steigender Energiepreise aufgrund des begrenzten Angebots fossiler Energien weiterhin bestehen bleiben. Daran ändert auch die Wirtschaftskrise nichts.
Der Energiesektor wird sich jedoch alleine aufgrund seiner Grösse und der Tragweite regulatorischer Entscheide nicht von heute auf morgen verändern. Klare Zielsetzungen, strikte Normen- und Industriestandards, wie sie unter anderem im Gebäudeautomationsbereich umgesetzt werden, sind jedoch wichtige Grundvoraussetzungen für die weitere Marktdurchdringung. Die Entwicklung bei diesen Themen stimmt uns positiv für den Bereich der Energieeffizienz, in welchem der Fonds gut aufgestellt ist.
Bei der Stromproduktion sehen wir bereits heute signifikante Veränderungen. So beim Energiemix, wo beispielsweise in den USA Erneuerbare Energien und Erdgas - dank technologischen Fortschritten und sinkenden Kostenstrukturen - Marktanteile auf Kosten von Kohle gewinnen.
Auch das Thema IT spielt eine wichtige Rolle: Der zunehmende Einsatz von Dateninformationssystemen zur Steuerung und Optimierung ganzer Energiesysteme wird uns erlauben, den eingeschlagenen Weg weiter fortzusetzen und die Nachfrage nach Energie mit dem Angebot in Einklang zu bringen, und damit kostspielige Reserverkapazitäten im Kraftwerksbereich zu reduzieren.
ECOreporter.de: Herr Dudle, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Der Vontobel Fund – Global Trend New Power wurde in 2001 gestartet und gehört damit zu den ältesten Erneuerbare-Energien-Aktienfonds auf dem deutschen Markt. Er verfügt über ein Fondsvermögen von rund 155 Millionen Euro. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,65 Prozent.
ECOreporter.de: Was ist die Anlagestrategie Ihres Fonds?
Pascal Dudle: Der Vontobel Fund – New Power (ISIN: LU0138259048) investiert innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette des Energiemarkts. Dabei konzentriert er sich auf Unternehmen, die einerseits saubere alternative Energien produzieren, installieren und verwalten, andererseits umweltfreundliche Technologien für die Energieproduktion, -übertragung und -verteilung einsetzen und zum Dritten die die Energieeffizienz erhöhen.
Der Fonds ist darauf ausgerichtet, attraktive Anlagechancen zu identifizieren, die sich aufgrund von langfristigen strukturellen Ungleichgewichten zwischen Energieangebot und -nachfrage ergeben. Dabei legen wir immer mehr Gewicht auf das Thema Energiesicherheit in den Industrie- und Schwellenländern.
ECOreporter.de: Inwiefern spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Titelauswahl für den Fonds eine Rolle?
Dudle: Der Vontobel Fund – New Power (Anmerkung der Redaktion: anschliessend "der Fonds" genannt) investiert in Unternehmen, die jene Innovationen vorantreiben, die die Energiebranche in eine nachhaltigere Zukunft führen werden. Das Thema hat daher einen engen Bezug zu den Themen Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. Wir halten nicht speziell nach «umweltverträglichen» Unternehmen Ausschau und schliessen auch keine Unternehmungen aus, die noch immer in der traditionellen Energiewirtschaft tätig sind. Unsere Anlageentscheidungen treffen wir auf der Grundlage einer Fundamentalanalyse. Dabei werden auch nicht-finanzielle und ESG-Faktoren berücksichtigt (ESD steht für Ökologie, Soziales und Governance – die Redaktion), die sich direkt auf das Investment auswirken. Wir treffen keine Anlageentscheidungen aufgrund moralischer oder ethischer Wertungen. Aus Gründen des Geschäftsrisikos, das mit bestimmten Aktivitäten verbunden ist, sind wir indes im Atombereich nur beschränkt engagiert.
ECOreporter.de: Mit rund 40 Prozent des Portfolios ist Ihr Fonds mit weitem Abstand am stärksten in US-Titel investiert. Warum ist das so?
Dudle: Unser Investitionsprozess ist bottom-up-getrieben, das heisst wir investieren in diejenigen Unternehmen, die über das attraktivste Risiko-Rendite Profil verfügen. Die Gewichtung des Portfolios nach Regionen resultiert entsprechend aus dieser Titelselektion. Unternehmen in den USA profitieren zur Zeit vom etwas stabileren Geschäftsumfeld, während in den europäischen Endmärkten wichtige Entscheidungen - insbesondere zu strukturellen Reformen - erst noch bevorstehen. Da viele unserer Portfoliounternehmen global tätig sind, ist eine geografische Betrachtung bezüglich dem Ort der Börsenkotierung nicht allzu aussagekräftig.
ECOreporter.de: Inwiefern bestehen für den Fonds Währungsrisiken und wie gehen Sie damit um?
Dudle: Wir investieren global, die Basiswährung des Fonds ist der Euro, wobei wir unseren Kunden aber auch Tranchen in Schweizer Franken und US-Dollar anbieten. Der Fonds ist sowohl themen-, als auch währungsspezifisch breit diversifiziert. Sollten aufgrund des bottom-up-getriebenen Investitionsansatzes signifikante Währungskonzentrationen auftreten, behalten wir uns Währungsabsicherungen zur Risikobegrenzung vor.
ECOreporter.de: Warum spielen reine Erneuerbare-Energie-Aktien wie Windkraftanlagenhersteller oder Produzenten von Solarmodulen für Ihren Fonds derzeit keine Rolle?
Dudle: Unseres Erachtens werden alternative Energien mittel- bis langfristig bei der Energieerzeugung eine zentrale Rolle spielen und in Kombination mit Erdgas Markanteile gegenüber Kohle gewinnen. Derzeit scheinen uns jedoch die Verbesserung der Energieeffizienz auf Nachfrageseite, die Energieübertragung (diese ermöglicht die effiziente Integration erneuerbarer Energiequellen in den Erzeugungsmix) und die effiziente Energiegewinnung grösseres Potenzial zu bergen. Viele Unternehmen, die im Bereich der Erneuerbaren Energien aktiv sind, kämpfen gegenwärtig mit niedrigen Eintrittsbarrieren und Marktverzerrungen, die sich aus Regulierungen und Übersubventionen ergeben. In diesem Segment bieten sich uns daher momentan nur wenige ausgewählte Möglichkeiten.
ECOreporter.de: Wie schätzen Sie die mittelfristigen Aussichten für Aktien aus der Solarbranche ein? Ab wann dürften Aktien dieser Branche wieder interessant werden und warum?
Dudle: Gerne würden wir neben anderen Erneuerbaren Energien auch in den Solarsektor investieren, sobald sich dessen Risiko-Rendite-Profil verbessert und eine Konsolidierung im Markt stattfindet, welche die Überkapazitäten beseitigen und die Preise stabilisieren würde. Eine Erholung der Weltwirtschaft würde sich ebenfalls zweifellos positiv auswirken, bedürfte es in diesem Fall doch zusätzlicher Kapazitäten für die Energieerzeugung.
ECOreporter.de: Inwiefern schätzen Sie die Branche der Hersteller von Windkraftanlagen ähnlich oder anders ein?
Dudle: Aktien von Windturbinenherstellern wie Vestas und Gamesa erscheinen nach dem deutlichen Kursrückgang der vergangenen Jahre recht günstig. Dennoch bleiben wir gegenwärtig mit Investitionen zurückhaltend, da die hohen Überkapazitäten noch nicht an die Nachfrage angepasst wurden, die Unternehmen noch immer stark verschuldet sind und für das Jahr 2013 eine bestenfalls flache Nachfrageentwicklung zu erwarten ist. In den USA entfällt zudem zunächst einmal die Subventionierung per Ende des Jahres. Dies hatte zur Folge, dass Investitionen deshalb beschleunigt in diesem Jahr durchgeführt wurden.
Betreiber von Windanlagen wie Enel Green Power oder EDPR sind wirtschaftlich sicherlich besser positioniert und profitieren von den niedrigen Turbinenpreisen. Gleichzeitig sind diese Unternehmen in Italien beziehungsweise Portugal beheimatet und haben aufgrund der Projektfinanzierungsstruktur mit stabilen Cash Flows einen hohen Schuldenanteil. Deshalb sind beide Unternehmen von der Euro-Finanzkrise und Sorgen um steigende Schuldzinsen in beiden Länder negativ betroffen.
Bildhinweis: Windturbinen von Siemens. Die Aktie des stark auf Umwelttechnologien ausgerichteten Konzerns aus München zählt zu den größten Titeln im Portfolio des Vontobel-Fonds. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Auf welche Sektoren setzt ihr Fonds aus welchen Gründen?
Dudle: Aufgrund der angespannten konjunkturellen Situation liegt unser Fokus noch stärker auf Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen zur Erhöhung der Energieproduktivität anbieten. Ziel ist es dabei, pro Energieeinheit eine höhere wirtschaftliche Leistung zu ermöglichen und aus ökonomischer Sicht einen klaren Mehrwert zu generieren.
Ein Beispiel dafür sind drehzahlgesteuerten Elektromotoren, deren Leistung dem aktuellen Bedarf angepasst werden kann - anstatt wie heute noch üblich, dauernd auf Volllast zu laufen. Damit kann nicht nur Energie, sondern auch Geld gespart werden.
Ein weiterer Fokus des Fonds liegt auf dem Thema Anpassung der Strom- und Gasinfrastruktur auf heutige und zukünftige Bedürfnisse, wie beispielsweise der Ausbau der Netzinfrastruktur bis hin zu sogenannten intelligenten Netzen oder „Smart Grids“.
ECOreporter.de: Die Schuldenkrise dürfte vor allem viele westliche Staaten in den kommenden Jahren daran hindern, verstärkt in Leitungsnetze und Energieeffizienz zu investieren. Warum haben Aktien aus diesem Sektor dennoch Potential?
Dudle: Selbstverständlich werden die Staaten in den kommenden Jahren haushälterisch mit ihren finanziellen Ressourcen umgehen müssen. Gleichzeitig müssen sie versuchen übermässige Belastungen ihrer Industrien durch hohe Stromkosten zu vermeiden. Dabei ist ganz klar zwischen verzichtbaren und notwendigen, strukturell sinnvollen Projekten zu unterscheiden.
In Wachstumsregionen wie China oder Brasilien ist der Ausbau der Netzinfrastruktur eine Grundvoraussetzung für weiteres wirtschaftliches Wachstum und wird deshalb weiter vorangebtrieben. In den westlichen Staaten steht die Anpassung der Netze auf die zukünftigen Anforderungen im Vordergrund.
Nehmen wir das Beispiel Deutschland: Grosse Stromerzeugungskapazitäten stehen, aufgrund der optimalen Windverhältnisse, im Norden des Landes zur Verfügung und werden weiter ausgebaut. Die wirtschaftlichen Zentren liegen jedoch weiter im Süden, wo gleichzeitig schrittweise Kraftwerkskapazitäten reduziert werden. Ohne Übertragungsnetze kann der Strom nicht zu den Konsumenten transportiert werden.
Neuere Technologien wie die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) ermöglichen zudem eine effizientere, fast verlustfreie Übertragung grosser Strommengen über weite Distanzen. Diese Technologie wird in China bereits kommerziell erfolgreich eingesetzt.
Infrastrukturfonds, Versicherungen und grosse Pensionskassen haben bereits ihr Interesse angemeldet, den Netzwerkbetreibern finanziell zur Seite zu stehen, bieten doch Infrastrukturprojekte langfristige Investitionsmöglichkeiten mit attraktivem Risiko-Rendite-Profil.
ECOreporter.de: Die billigste und umweltschonendste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht, sondern eingespart wird. Dennoch gelingt es seit Jahren nicht, nennenswert Energie einzusparen. Woran liegt das und warum setzt Ihr Fonds dennoch auf Unternehmen, die Geschäfte mit Energieeffizienz und Energieeinsparung machen?
Dudle: Die Steigerung der Energieproduktivität zieht tatsächlich unerwünschte Nebenwirkungen mit sich, die eine Steigerung des Energiebedarfs nach sich ziehen können. Man spricht hier von sogenannten Rebound-Effekten. So führt der Übergang vom Neun- zum Viereinhalb-Liter-Auto einerseits zu einer Halbierung der Benzinkosten, was beim Konsumenten Geld für eine erhöhte Nachfrage freimacht – sei es für weitere Strecken, sei es für weitere Güter oder Dienstleistungen, die ebenfalls Energie verbrauchen.
Gerade in Krisenzeiten ist der Reboundeffekt oft weniger ausgeprägt. Erzielte Kosteneinsparungen sind sehr willkommen, werden aber nicht so leicht für unnötigen Konsum wieder ausgegeben. Eine gewisse Kostensensibilisierung wird vielmehr dazu führen, dass wir vermehrt auf energieeffiziente Produkte wie zum Beispiel LED-Lampen setzen, welche uns helfen, weitere Einsparungen zu erzielen.
ECOreporter.de: Welche globalen Trends werden nach Ihrer Einschätzung die Aktienmärkte in den kommenden zwölf Monaten prägen und wie stellt sich der Vontobel Fund – Global Trend New Power darauf ein?
Dudle: Die weltwirtschaftliche Lage bleibt weiterhin instabil, neben leichten Anzeichen der Erholung, wie beispielsweise bei der Häusermarktsituation in den USA, bleibt die Unsicherheit in Europa trotz erster postitiver Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems weiterhin bestehen. Auch das Wachstum in Asien ist eher moderat. Wir gehen deshalb von einer nur langsam fortschreitenden Erholung aus.
Viel wichtiger erscheint uns mittelfristig, welche strukturellen Massnahmen ergriffen werden, um die Wirtschaft auf einen nachhaltigeren Wachstumspfad zu trimmen. Energiemarktreformen spielen hier eine wichtige Rolle. Ziel ist es, das Energiesystem auf Anforderungen der Zukunft auszurichten und zu optimieren, ohne die drei wichtigsten Faktoren Versorgungssicherheit, Akzeptanz durch die Gesellschaft und Finanzierbarkeit aus den Augen zu verlieren.
ECOreporter.de: Auch Sicht von drei Jahren hat kaum ein Erneuerbare-Energie-Aktienfonds an Wert gewonnen, auf längere Sicht gar keiner? Was spricht aus Ihrer Sicht für eine Trendwende dieses Sektors im Allgemeinen und was für eine positive Wertentwicklung des Vontobel Fund – Global Trend New Power im Besonderen?
Dudle: Der Fonds ist nur sehr selektiv im Bereich der Erneuerbaren Energien investiert, beispielsweise bei Windparkbetreibern, welche eine stabile Cashflow-Generierung aufweisen. Überkapazitäten und eine nur sehr langsam fortschreitende Marktkonsolidierung halten uns vorerst von Investments von Solarmodulherstellern ab.
Gleichzeitig sollten wir aber nicht vergessen, dass die Herausforderungen eines steigenden Energiebedarfs und steigender Energiepreise aufgrund des begrenzten Angebots fossiler Energien weiterhin bestehen bleiben. Daran ändert auch die Wirtschaftskrise nichts.
Der Energiesektor wird sich jedoch alleine aufgrund seiner Grösse und der Tragweite regulatorischer Entscheide nicht von heute auf morgen verändern. Klare Zielsetzungen, strikte Normen- und Industriestandards, wie sie unter anderem im Gebäudeautomationsbereich umgesetzt werden, sind jedoch wichtige Grundvoraussetzungen für die weitere Marktdurchdringung. Die Entwicklung bei diesen Themen stimmt uns positiv für den Bereich der Energieeffizienz, in welchem der Fonds gut aufgestellt ist.
Bei der Stromproduktion sehen wir bereits heute signifikante Veränderungen. So beim Energiemix, wo beispielsweise in den USA Erneuerbare Energien und Erdgas - dank technologischen Fortschritten und sinkenden Kostenstrukturen - Marktanteile auf Kosten von Kohle gewinnen.
Auch das Thema IT spielt eine wichtige Rolle: Der zunehmende Einsatz von Dateninformationssystemen zur Steuerung und Optimierung ganzer Energiesysteme wird uns erlauben, den eingeschlagenen Weg weiter fortzusetzen und die Nachfrage nach Energie mit dem Angebot in Einklang zu bringen, und damit kostspielige Reserverkapazitäten im Kraftwerksbereich zu reduzieren.
ECOreporter.de: Herr Dudle, wir danken Ihnen für das Gespräch.