Fonds / ETF

„Wir messen dem Fonds eine sehr hohe soziale Nachhaltigkeit bei.“ – ECOreporter.de-Interview mit Martin Cech vom Espa Vinis Microfinance





ECOreporter.de: Warum lanciert die ErsteSparinvest einen Mikrofinanzfonds?

Martin Cech: In der Erste Sparinvest sehen wir das Thema Mikrofinanz als eine ideale und sinnvolle Ergänzung und Verbreiterung zu unserer bestehenden nachhaltigen Produktpalette. Weiters erwarten wir – insbesondere von institutioneller Seite – in Hinkunft verstärkte Nachfrage nach derartigen Investments.

ECOreporter.de: Welche Anlagestrategie hat der Fonds? Welche Länder und Sektoren kommen in Frage, welche nicht und mit welcher Begründung?

Cech: Der Fonds investiert global in Mikrofinanzprodukte – mit einem Schwerpunkt in Loans (Anleihen, die Red.), aber auch der Möglichkeit, bis zu 10 Prozent in Beteiligungen in Mikrofinanzinstitute (MFIs) zu investieren. Der Espa Vinis Microfinance wählt seine Subfonds bzw. Subinvestments nach eingehender Due Dilligence aus; wobei insbesondere deren Investmentstrategie, Risikomanagement sowie Track Record von großer Bedeutung sind. Ziel des Fonds ist es, über die Streuung auf mehrere Investments sowohl regional als auch thematisch gut diversifiert zu sein.
Bei Fondsstart haben wir regional folgende Bandbreiten definiert:
20 bis 35 Prozent: Südamerika;
je 15 bis 30 Prozent: Zentralamerika, Zentral- und Osteuropa, Russland und Zentralasien;
5 bis 15 Prozent Ostasien und Pazifik;
bis zu 5 Prozent Afrika und Naher Osten.

ECOreporter.de: Nach welchen Kriterien investiert das Fondsmanagement?

Cech: Es wurden qualitative und quantitative Kriterien festgelegt. Neben der Auswertung eines Fragebogens an alle potentiellen Mikrofinanz-Manager bilden Eindrücke aus den Gesprächen mit dem Management Entscheidungskriterien. In der Auswertung der Fragebögen wurde folgende Gewichtung der einzelnen Bereiche festgelegt:
25 Prozent (je): Risikomanagement, Performance / Track Record;
20 Prozent: Investmentprozess;
10 Prozent (je) Reporting, Gesamteindruck;
 5 Prozent (je): Liquidität, Management Fee

ECOreporter.de: Wie ethisch bzw. nachhaltig ist das Investment in den Espa Vinis Microfinance?

Cech: Mit der Lancierung und den getätigten Investments des Fonds versuchen wir über Mikrofinanz-Dienstleistungen einer Vielzahl von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu helfen, durch den Aufbau eigener Existenzen aus der Armut zu entkommen. Wir sehen Mikrofinanz viel mehr als „Hilfe zur Selbsthilfe“ für einzelne Menschen als konventionelle Entwicklungshilfe. Daher messen wir dem Fonds eine sehr hohe soziale Nachhaltigkeit bei.

ECOreporter.de: Welche Kompetenz hat die ErsteSparinvest im Bereich der Mikrofinanz?

Cech: In der ErsteSparinvest wurde im Laufe des Jahres 2009 viel Hintergrundwissen zu Mikrofinanz aufgebaut, das in die Umsetzung des Fondsmanagements einfließt.

ECOreporter.de: Was kommt von dem gesamten Fondsvolumen des Espa Vinis Microfinance bei Mikrofinanzinstituten an und wie viel davon bei den Kreditnehmern?

Cech: Neben Cashreserven, die strategisch und aus Liquiditätsgründen im Fonds gehalten werden, wird ein Großteil (über 90 Prozent) in Mikrofinanzinvestments veranlagt, die wiederum – je nach Marktumfeld – im Schnitt zu 70 bis 100 Prozent in Mikrofinanzinstitute investiert sind. Bis zu 10 Prozent des gesamten Fondsvolumens können in Beteiligungen an MFIs investiert werden, den Rest bilden Kleinkredite.

ECOreporter.de: Inwiefern wird die Wirkung der Investments vor Ort überprüft oder werden Anleger darüber informiert?

Cech: Manager der Mikrofinanzfonds sowie deren Advisor überzeugen sich regelmäßig vor Ort über die Wirksamkeit der Investments. Darüber hinaus wird enger Kontakt zu den MFIs gehalten, die wiederum in engen Beziehungen zu den einzelnen Kreditnehmern bzw. -gruppen stehen.
Durch die Bündelung der Investments im Espa Vinis Microfinance sehen wir es als unsere Aufgabe, Anleger in geeigneter Weise über die Investments zu informieren. Eine Vision für die Zukunft ist eine Investorenreise in ein oder mehrere Länder, um sowohl die Arbeit der MFIs als auch Kreditnehmer und deren Lebenssituation kennen zu lernen.

ECOreporter.de: Inwiefern führt der Mittelzufluss westlicher Investoren über Mikrokredite in Regionen mit anderer Kultur zu einer „Kolonisation der Werte“, werden westliche Wertvorstellungen mittels Kreditvergabe durchgesetzt? Werden Partner vor Ort eingebunden, um so etwas zu vermeiden?

Cech: Diese Frage ist aus unserer Warte nicht so leicht zu beantworten. Grundsätzlich sehen wir jedoch Mikrofinanz als nachhaltigeres und profaneres Mittel der Entwicklungszusammenarbeit als konventionelle Entwicklungshilfe. Hierbei geht es nicht nur um die finanzielle Unterstützung zur Armutsbekämpfung sondern auch um Bildung, eigene Wertschätzung und Selbstachtung sowie Vorbildwirkung (Weitergabe von Werten, Multiplikatoreffekt).
Als Dachfonds bindet der Espa Vinis Microfinance keine Partner vor Ort ein, da wir nach eingehender Auswahl darin vertrauen, dass die investierten Subfonds diese Thematik sehr gewissenhaft und mit dem nötigen Know-how behandeln.

ECOreporter.de: Wächst nicht die Gefahr schwarzer Schafe unter den Mikrofinanzinstituten, wenn immer mehr Mittel in den Sektor fließen? Bis zu welchem Investitionsvolumen kann noch wirksam kontrolliert werden, was mit dem bereit gestellten Kapital geschieht?

Cech: Man kann leider nie ausschließen, dass auch in diesem Sektor Missbrauch erfolgen könnte. Um diese Gefahren jedoch zu vermeiden bzw. im Keim zu ersticken, erwarten wir auch hierbei von den Mikrofinanz-Managern, dass sie in ihrer Zusammenarbeit mit MFIs ausreichende Kenntnis über deren Geschäftsgebaren haben sowie auch über den Rahmen, innerhalb dessen Investitionsvolumen wirksam kontrolliert werden kann. Aus diesem Grund messen wir dem Monitoring – sowohl der MFIs als auch der Mikrofinanz-Manager – große Bedeutung zu. Der Fokus wird auf größere, etablierte MFIs gestellt, die einen mehrjährigen, etablierten Track Record aufweisen können und auch über eine entsprechende Marktstellung verfügen. Wir erwarten hier eine Konsolidierung, bei der größere Gesellschaften deutlich bessere Positionierungen haben sollten.

ECOreporter.de: Was unterscheidet den Espa Vinis Microfinance von anderen Mikrofinanzfonds auf dem Markt?

Cech: Das Hauptunterscheidungsmerkmal ist, dass der Espa Vinis Microfinance ein Dachfonds ist, der in 10 – 20 Subinvestments investiert. Dadurch können wir eine breitere Diversifikation – sowohl regional als auch thematisch – herstellen. Auch in der Beimischung von Beteiligungsinvestments können wir hier einen guten Mittelweg finden; da eine Vielzahl an Mikrofinanzfonds ausschließlich in Loans investiert, andere wiederum aufgrund deren Expertise auch hohe Anteile an Beteiligungen halten können.
Der Dachfonds bietet eine bessere Liquidität als einzelne Mikrofinanzinvestments. Die weitgehende Absicherung von Fremdwährungspositionen erfolgt auf Dachfondsebene. Weiters werden Reporting und Know-how zu sämtlichen Investments in der Erste Sparinvest gebündelt.

ECOreporter.de: Welches Fondsvolumen und welche Rendite streben Sie für den Fonds an?

Cech: Wir starten mit einem Fondsvolumen von knapp 10 Millionen Euro. Als Ziel haben wir uns ein Volumen von rund 50 Millionen Euro nach 12 Monaten gesetzt. Die Zielrendite liegt aus langfristiger Sicht bei 4 – 6 Prozent p.a.

ECOreporter.de: Welche Anleger wollen Sie mit dem Fonds ansprechen?
Warum ist der Fonds nur für den Vertrieb in Österreich zugelassen und inwiefern streben Sie die Zulassung in Deutschland an?


Cech: Wir sprechen mit dem Fonds sowohl institutionelle Kunden wie Pensionskassen, weitere Vorsorgeeinrichtungen, Versicherungen, kirchliche Investoren, Stiftungen als auch Privatinvestoren an, die neben einer marktadäquaten Rendite auch eine „soziale Rendite“ erzielen wollen. Volumensmäßig wird der Fokus voraussichtlich im institutionellen Bereich liegen.
Da der Fonds als § 20a nach österreichischem Investmentfondsgesetz nicht UCITS III –konform ist, besteht derzeit leider keine Vertriebszulassung außerhalb Österreichs. Inwieweit aus steuerlichen Gründen ausländische Kunden den Fonds erwerben dürfen, muss von rechtlicher Seite geklärt werden.


ECOreporter.de: Herr Cech, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Basisdaten des Espa Vinis Microfinance
Anlagecharakteristik: Mikrofinanzdachfonds
Rechtsform: Österreichischer Investmentfonds nach § 20a InvFG
Depotbank: Erste Group Bank AG
Geschäftsjahr des Fonds: 01.01.-31.12.
Fondsstart: 04.01.2010
Stückelung: 100 Euro
ISIN: AT0000A0G249 (ausschüttend), AT0000A0G256 (thesaurierend)
Verwaltungsgebühr: 1,00 % p. a.




Bildhinweis: Mikrofinanzkunde in der Mongolei. / Quelle: Dexia Asset Management
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