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„Wir setzen bei Grünstrom-Projekten auf eine breite Risikostreuung“ - Interview mit Martin Betzold, Green City Energy AG

Angekündigte Einschnitte bei den Einspeisetarifen für Strom aus Erneuerbarer Energie, Grünstrom-Pleiten von Marktakteuren wie Prokon und Windwärts, neue Spielregeln für Direktbeteiligungen: Das Geschäft der Green City Energy AG ist in den letzten Monaten nicht leichter geworden. Das Unternehmen aus München ist auf Grünstromprojekte spezialisiert und bietet Anlegern Direktinvestments an, um sie zu finanzieren.
Was zeichnet eine seriöse Direktbeteiligung an Grünstromprojekten aus? Würde eine strengere Regulierung Anlegern mehr Sicherheit bieten? Wo kann man noch erfolgreich Grünstrom-Projekte umsetzen? Diesen und weiteren Fragen von ECOreporter.de stellt sich Martin Betzold, Sprecher von Green City Energy AG.
In der Kategorie Nachhaltiges Finanzprodukt hat das Unternehmen das ECOreporter-Siegel für seinen geschlossene Fonds Windpark Maßbach und die Anleihe Kraftwerkspark II erhalten (per  Mausklick (Link entfernt)  erfahren Sie mehr über das Siegel).  Hier (Link entfernt)  gelangen Sie zu einem Kurzportrait des Unternehmens.

ECOreporter: Wie ist die Nachfrage für ihren geschlossenen Fonds Windpark Maßbach? Wie weit sind Sie bei der Umsetzung des Projektes?

Martin Betzold:  Das Interesse in den letzten Wochen war gewaltig. Der Windpark ist in der Schlussplatzierung, wir nehmen bereits keine Anteile mehr an. Das Beteiligungsangebot wird also vorzeitig geschlossen werden. Wir sind mit dem Platzierungsverlauf sehr zufrieden. Auch die Baustelle läuft auf Hochtouren, aktuell werden die Betonelemente der Hybridtürme gesetzt, wir sind voll im Zeitplan.

ECOreporter: Wie funktioniert Ihr neues Angebot "Kraftwerkspark II"? In was für Projekte können Anleger damit investieren?

Betzold:  Das Investitionskonzept sieht den Aufbau eines regenerativen Kraftwerkspools mit mehreren Wind-, Wasser- und Solarkraftanlagen vor. Durch die Kombination der drei wichtigsten regenerativen Energieformen und die Nutzung bestehender gesetzlicher Rahmenbedingungen in den Zielmärkten wollen wir die Chancen bestmöglich nutzen. Die Projekte werden nach definierten Investitionskriterien schrittweise erworben und durch die angebotene Festzins-Anleihe finanziert. Der Kraftwerkspark II zeigt, wie eine saubere Energiezukunft machbar ist.
Ganz konkret haben wir im ersten Paket einen Windpark in Bayern mit drei Nordex-Windrädern vom Typ N117 und ein Wasserkraftwerk in den italienischen Dolomiten gebündelt. Im zweiten Schritt wird das Portfolio um einen interkommunalen Windpark in Baden Württemberg und weitere Wasserkraftwerke in Italien und Frankreich erweitert.

ECOreporter: Wo liegt der Unterschied zu dem Vorgängerprodukt "Kraftwerkspark I"?

Betzold:  Genau darin. Im Kraftwerkspark I haben wir ein von Anfang an feststehendes Kraftwerksportfolio gebündelt. Im Kraftwerkspark II entsteht dieses erst durch Zug-um-Zug Investitionen. Neu ist auch, dass wir den Kraftwerkspark II als festverzinsliche Anleihe im IDW S4 Standard  konzipiert haben und in ausgewählte Märkte in Europa investieren (IDW S4 ist der nicht verpflichtende Prospektierungsstandard gemäß IDW – Institut der Wirtschaftsprüfer; die Red.).  Außerdem beteiligt sich die Green City Energy AG selbst mit fünf Prozent am Investitionsvolumen - das gab es vorher nicht.

ECOreporter: Warum haben Sie Ihr neues Produkt "Kraftwerkspark II" nicht als geschlossenen Fonds konzipiert?

Betzold:  Wir bieten auch weiterhin geschlossene Fonds an, der Kraftwerkspark II läuft parallel. Anleger des Kraftwerkspark II erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen, damit sprechen wir zusätzliche Interessengruppen wie z.B. Stiftungen an. Wir wollen unseren Anlegerinnen und Anlegern eine Wahlmöglichkeit bieten. Letztendlich verfolgen wir weiterhin konsequent unser Ziel einen regenerativen Kraftwerkspark aufzubauen, wir wollen perspektivisch zum alternativen Energieerzeuger werden.

Bildhinweis: Das Wasserkraftwerk „Vallesina“ in den italienischen Dolomiten, an dessen Finanzierung sich Anleger mit der Anleihe Kraftwerkspark II beteiligen können. Per  Mausklick  gelangen Sie zu einem ECOanlagecheck, der das Angebot analysiert und bewertet. / Quelle: Unternehmen

ECOreporter: Zuletzt haben Grünstrom-Pleiten von Unternehmen wie Prokon und Windwärts für Negativschlagzeilen gesorgt? Was entgegnen Sie Anlegern, die nun Misstrauen gegen nachhaltige Direktbeteiligungen hegen?

Betzold:  Die Verunsicherung mancher Anleger können wir gut verstehen. Uns ist es wichtig, den direkten Kontakt zu suchen und ihnen die Unterschiede unseres Geschäftsmodells zu erläutern. Letztendlich sind die Schieflagen der von ihnen angesprochenen Unternehmen hausgemacht, es ist kein Problem der Branche. Wir versuchen also darzulegen, warum eine Beteiligung an Geldanlagen von Green City Energy unverändert eine gute Idee ist: Transparenz durch eine testierte Leistungsbilanz, Unterteilung in überschaubare Einheiten, ein klares Investitionskonzept und strikte Trennung zwischen Unternehmens- und Projektfinanzierung. Und nicht zu vergessen – die Ausgestaltung von Kündigungsfristen analog zu den Investitionszeiträumen. Langfristige Investitionen in Sachwerte bedingen auch eine langfristige Kapitalbindung.

ECOreporter: Nicht zuletzt aus der Politik sind Forderungen erhoben worden, den Markt für Direktbeteiligungen stärker zu regulieren. Wie stehen Sie dazu?

Betzold:  Wir gehen gerade mit Informationsabenden aktiv auf unsere Anlegerinnen und Anleger zu. Dort haben wir uns die Frage gestellt „Wie sicher sind Geldanlagen in Erneuerbare Energien?“. Doch eigentlich lautet die Frage: „Wie sicher sind Geldanlagen überhaupt?“. Wenn sie in Aktien investieren, also in einem vollumfänglich regulierten Marktumfeld ihr Kapital anlegen, dann bedeutet dies noch lange nicht, dass dort ihr Risiko geringer ist. Ein gewisses Maß an Regulierung ist sicherlich sinnvoll. Wir halten die bestehenden Regulierungen durch die BaFin Gestattung und die AIFM-Richtlinie jedoch für ausreichend. Mehr Regulierung schützt nicht automatisch vor den grundsätzlichen Risiken. Anleger können und müssen letztendlich eigenverantwortlich handeln.

ECOreporter: Wie schätzen Sie die Chancen für Green City Energy ein, auch in Zukunft in deutsche Grünstrom-Projekte zu investieren und dafür mit Erfolg Anlageangebote auf den Markt zu bringen?

Betzold:  Gut. Wir haben zahlreiche Windparks in Bayern und Baden Württemberg in konkreter Vorbereitung. Das neue EEG bietet nach wie vor eine ausreichende Grundlage zur Umsetzung von Projekten. Im Bereich Wasserkraft wollen wir auch in Deutschland einige Projekte anpacken, im Bereich Solarenergie bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickelt. Kurzum: Die Rahmenbedingungen könnten besser sein, es bringt aber nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Man muss immer projektbezogen sehen, was möglich ist und was nicht.

Bildhinweis: Bauarbeiten am Windpark Maßbach von Green City Energy. / Quelle: Unternehmen

ECOreporter: Welche Perspektive sehen Sie in dieser Hinsicht für Projekte in Europa? Werden Sie sich verstärkt außerhalb von Deutschland engagieren und dafür Kapital bei Anlegern einsammeln? Warum bzw. warum nicht?

Betzold:  Mit dem Kraftwerkspark II geben wir eigentlich die Antwort auf ihre Frage. Wer erfolgreich sein will, muss die Chancen dort nutzen, wo sie sich bieten. Daher sehen wir in unserem Ansatz, die attraktivsten Märkte mit den regenerativen Leitenergien Sonne, Wind und Wasser zu kombinieren, als zielführend. Im Kraftwerkspark II haben wir so eine breite Risikostreuung, das ist in Zeiten wie diesen entscheidend. Wir glauben, dass es richtig ist, sich auf mehrere Beine zu stellen. Mit unserem verstärkten Engagement vor allem in Frankreich und im nördlichen Italien machen wir uns unabhängiger von Marktentwicklungen in einzelnen Ländern. Gerade im Geschäftsfeld Kleinwasserkraft sehen wir in diesen beiden Zielmärkten ein großes Potential. Wasserkraft ist die Perle unter den Erneuerbaren Energien, hier haben wir zahlreiche tolle Kraftwerke zum Erwerb und zur Modernisierung angebahnt.
Die Anleger scheinen uns Recht zu geben, wir konnten von unserem ersten Kraftwerkspaket in kurzer Zeit bereits über 40 Prozent platzieren. Jetzt arbeiten wir sehr hart dafür, weitere spannende Projekte in den Kraftwerkspark zu integrieren. So schaffen wir die Energiewende in Europa.

ECOreporter: Herr Betzold, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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