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Wow! SPIEGEL! Du bist zu retten!
„Der verheizte Planet“ als Titelgeschichte - SPIEGEL in grün. Bootsfahrt über versunkenes Land, der Delphin (ja, wirklich!) nahe den ehemaligen und mittlerweile wegen des Klimawandels überfluteten Grabstätten der Indianer - anschaulich. Und dann das Interview mit der Bestsellerautorin Naomi Klein, deren Buch „Die Entscheidung - Kapitalismus vs. Klima“ Anfang März erscheinen wird. Auch journalistisch eine Besonderheit. Da will eine Aktivistin den Kapitalismus abschaffen, um das Klima zu retten. Und man hat den Eindruck, dass sich der SPIEGEL-Interviewer nicht an der Abschaffung aufhält, sondern daran, dass die Klimarettung auf diese Weise bestimmt nicht funktionieren wird.
Der Interviewer wird zum Statement-Geber: „SPIEGEL: Frau Klein, das ist Unfug, weil es illusorisch ist: viel zu groß gedacht. Wenn Sie zuerst den Kapitalismus abschaffen wollen, ehe gehandelt werden kann, wissen Sie doch selbst: Es wird nicht passieren.“ Kleins Entgegenung ist Standard, das nächste Statement von SPIEGEL-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer (der in der Bilderklärung zurückhaltend als Redakteur gekennzeichnet ist) nicht: „SPIEGEL: Wenn Sie ein spezielles Problem dadurch lösen wollen, dass Sie die gesamte Gesellschaftsordnung umstürzen, werden Sie es nicht lösen. Das ist utopisch.“ Die Lektüre lohnt allerdings schon auch wegen Kleins Antworten. Aber das Ende des Interviews ist nicht das Ende der SPIEGEL-Statements zu Technologien, Umwelt- und Tierthemen. Seite 69, ein kurzer Text von Dieter Hawranek endet mit dem Satz: „Der VW-Konzern will für seine Marke Bugatti ein Modell mit 1500 PS entwickeln. Das sind Autoträume von vorgestern.“ (Was wohl Anzeigenkunde Mercedes-Benz dazu sagt, denn die Stuttgarter haben ein doppelseitiges Inserat auf den teuren Seiten zwei und drei der neuen SPIEGEL-Ausgabe gebucht: „Handcrafted bei Racers“, darauf ein seltsam gallig-gelbes Modell des neuen Supersportwagens Mercedes-AMG GT?). Dann kritisiert der SPIEGEL etliche Konzerne, die sich dazu verpflichtet haben, Holz aus besonders nachhaltiger Fortwirtschaft zu verwenden und ihre Versprechen wohl nicht einhalten.
Ab Seite 48 geht es um „Die Schwanzfrage“: Dürfen Tiere in der Massentierhaltung einen Schwanz haben? Was darf Massentierhaltung überhaupt? Lesenswert! Allerdings, kleine Seitenbetrachtung: Wenn der SPIEGEL auf Seite 50 rhetorisch fragt, ob man nach Kuhstall riechen müsse, um Minister zu sein („Nein...“), ist das dann abgestimmt mit dem Beitrag über Intellektuelle auf Seite 32, Titel: „Wer will schon nach Stall riechen?“ Nun, das werden wir wohl nie erfahren. Dafür lesen wir ab Seite 120, wie sich Gartenbesitzer an Bäumen vergreifen. Schlechte Taten, gut zu lesen, ein Aufreger. Und dann, Seite 122: Im Mittelalter wurden Schweine und Tiere vor Gericht gestellt, wenn sie etwas verbrochen hatten. Nun ja, das ist alles skurril, aber doch wohlbekannt, da muss der SPIEGEL auch nicht die genannten Wissenschaftler zitieren.... da gibt es wesentlich näherliegende Quellen, und vor 22 Jahren ging das alles schon ausführlich durch die Medien. Wenn auch nicht durch den SPIEGEL; da sind wir uns sicher.
Ach, SPIEGEL. Den Windmühlenwahn-Titel vor über zehn Jahren, den tragen wir Dir ja noch nach. Aber für diese Ausgabe haben wir die 4,60 Euro doch gerne investiert. Und hoffen, dass das viele andere auch tun werden.
Von Jörg Weber
Der Interviewer wird zum Statement-Geber: „SPIEGEL: Frau Klein, das ist Unfug, weil es illusorisch ist: viel zu groß gedacht. Wenn Sie zuerst den Kapitalismus abschaffen wollen, ehe gehandelt werden kann, wissen Sie doch selbst: Es wird nicht passieren.“ Kleins Entgegenung ist Standard, das nächste Statement von SPIEGEL-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer (der in der Bilderklärung zurückhaltend als Redakteur gekennzeichnet ist) nicht: „SPIEGEL: Wenn Sie ein spezielles Problem dadurch lösen wollen, dass Sie die gesamte Gesellschaftsordnung umstürzen, werden Sie es nicht lösen. Das ist utopisch.“ Die Lektüre lohnt allerdings schon auch wegen Kleins Antworten. Aber das Ende des Interviews ist nicht das Ende der SPIEGEL-Statements zu Technologien, Umwelt- und Tierthemen. Seite 69, ein kurzer Text von Dieter Hawranek endet mit dem Satz: „Der VW-Konzern will für seine Marke Bugatti ein Modell mit 1500 PS entwickeln. Das sind Autoträume von vorgestern.“ (Was wohl Anzeigenkunde Mercedes-Benz dazu sagt, denn die Stuttgarter haben ein doppelseitiges Inserat auf den teuren Seiten zwei und drei der neuen SPIEGEL-Ausgabe gebucht: „Handcrafted bei Racers“, darauf ein seltsam gallig-gelbes Modell des neuen Supersportwagens Mercedes-AMG GT?). Dann kritisiert der SPIEGEL etliche Konzerne, die sich dazu verpflichtet haben, Holz aus besonders nachhaltiger Fortwirtschaft zu verwenden und ihre Versprechen wohl nicht einhalten.
Ab Seite 48 geht es um „Die Schwanzfrage“: Dürfen Tiere in der Massentierhaltung einen Schwanz haben? Was darf Massentierhaltung überhaupt? Lesenswert! Allerdings, kleine Seitenbetrachtung: Wenn der SPIEGEL auf Seite 50 rhetorisch fragt, ob man nach Kuhstall riechen müsse, um Minister zu sein („Nein...“), ist das dann abgestimmt mit dem Beitrag über Intellektuelle auf Seite 32, Titel: „Wer will schon nach Stall riechen?“ Nun, das werden wir wohl nie erfahren. Dafür lesen wir ab Seite 120, wie sich Gartenbesitzer an Bäumen vergreifen. Schlechte Taten, gut zu lesen, ein Aufreger. Und dann, Seite 122: Im Mittelalter wurden Schweine und Tiere vor Gericht gestellt, wenn sie etwas verbrochen hatten. Nun ja, das ist alles skurril, aber doch wohlbekannt, da muss der SPIEGEL auch nicht die genannten Wissenschaftler zitieren.... da gibt es wesentlich näherliegende Quellen, und vor 22 Jahren ging das alles schon ausführlich durch die Medien. Wenn auch nicht durch den SPIEGEL; da sind wir uns sicher.
Ach, SPIEGEL. Den Windmühlenwahn-Titel vor über zehn Jahren, den tragen wir Dir ja noch nach. Aber für diese Ausgabe haben wir die 4,60 Euro doch gerne investiert. Und hoffen, dass das viele andere auch tun werden.
Von Jörg Weber