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Zugreifen oder abwarten? - Chancen und Risiken von Windaktien




In 2011 sind weltweit mehr Windkraftanlagen aufgestellt worden als jemals zuvor. Diese neuen Anlagen können zusammen rund 40.000 Megawatt (MW) Windstrom produzieren. Zum Vergleich: eine Windkraftanlage mit fünf MW Leistung deckt den Strombedarf von 4.900 Haushalten ab. Das entspricht einer Kleinstadt mit über 14.000 Einwohnern. Die 2011 neu aufgestellte Windkraftkapazität entspricht 8.000 solcher Anlagen mit fünf MW. Nach inoffiziellen Zahlen des Weltwindkraftverbandes WWEA (World Wind Energy Association) kamen bis Mitte 2012 neue Windräder mit einer Gesamtkapazität von 16.546 MW hinzu und summierte sich die weltweite Windkraftleistung damit auf 254.000 MW. Das würde über 50.000 solcher Anlagen mit fünf MW entsprechen.

Trotz dieses enormen Zubaus schreiben die börsennotierten Hersteller von Windrädern weiter rote Zahlen, nachdem sie schon in 2011 zum Teil hohe Verluste erwirtschaftet. Ihre Aktienkurse brachen ein. Denn sie verkaufen zwar mehr Windräder als je zuvor, sie verdienen damit je Stück aber immer weniger. Seit 2009 sind die Preise für Windräder um etwa ein Viertel gefallen. Sinkende Produktionskosten glichen das nicht aus.

Windturbinenbauer ohne Wachstumsperspektive

Daher sind die börsennotierten reinen Windanlagenhersteller Nordex aus Hamburg, Vestas aus Dänemark und Gamesa aus Spanien in die Krise geraten. Zumal auch die Großkonzerne General Electric und Siemens mit Tochtergesellschaften auf den Markt drängen, denen die Finanzkraft der Mutterkonzerne zu Gute kommt. Ihnen allen sind neue Konkurrenten aus Indien und vor allem aus China erwachsen, aus wichtigen Wachstumsmärkten, in denen westliche Hersteller kaum zum Zug kommen. 2011 wurde fast jede zweite Neuanlage in China aufgestellt. Doch einheimische Akteure teilen diesen Markt fast vollständig unter sich auf, aufgrund staatlicher Hindernisse für ausländische Konkurrenten, und weil chinesische Produzenten wie Goldwind oder Sinovel geringere Preise verlangen. Sie stechen daher auch in anderen Wachstumsmärkten Asiens Hersteller aus dem Westen aus.

Die sind in Europa stark aufgestellt. Aber dort hat die Euro-Krise den Ausbau der Windkraft gebremst. In Krisenstaaten wie Spanien und Italien ist es deutlich schwerer geworden, Windkraftprojekte zu finanzieren. Das belastet die Nachfrage für Windräder. Hinzu kommt, dass die Hoffnungen auf einen starken Ausbau der Offshore-Windkraft sich bislang nicht erfüllt haben, den vor allem Deutschland anstrebt. So bieten derzeit vor allem die USA westlichen Herstellern von Windkraftanlagen Hoffnung auf neues Wachstum. Im zweitgrößten Windmarkt der Welt sind in 2011 ein Drittel mehr Windräder neu aufgestellt worden als im Vorjahr. Davon profitiert insbesondere die stark auf den US-Markt ausgerichtete Nordex SE. Nur: In den USA ist es sehr viel billiger geworden, Strom mit Gaskraftwerken zu produzieren. Windkraftwerke sind daher derzeit nur zu niedrigeren Preisen abzusetzen. Das bedeutet: Auch hier sinken die Gewinne der Hersteller. Und ab 2013 wird die staatliche Förderung der Windkraft in den USA zum Teil enden.

Daher rät Pascal Dudle, Fondsmanager des Erneuerbare-Energie-Aktienfonds Vontobel Fund - Global Trend New Power Tech, bei Aktien der Windturbinenbauer zur Vorsicht. Die Unternehmen seien hoch verschuldet und würden weiter mehr Anlagen produzieren als bei ihnen nachgefragt werde. Die Aktie von Nordex hat sich auf Jahressicht im Xetra um 33 Prozent verbilligt. Der Anteilsschein von Gamesa fiel um fast 60 Prozent und der von Vestas gar um 70 Prozent.

Schwankungen im Geschäft der Windkraftprojektierer

Vom Preisverfall bei Windkraftanlagen profitieren Windkraftprojektierer wie PNE Wind AG. Das Unternehmen aus Cuxhaven leidet aber unter Schwankungen im Geschäft mit Windparks auf See. So gelang der Verkauf des Offshore-Parks Gode Wind II erst im zweiten Anlauf. Die Energiekontor AG aus Bremen hat dagegen ihre Projektrechte an dem Offshore-Windpark Borkum Riffgrund West verkaufen und hohe Gewinne verbuchen können.

Bildhinweis: Montage eine Offshore-Windkraftanlage. / Quelle: REpower Wind Systems


Auch das Geschäft mit Windparks an Land birgt für Projektierer manche Unsicherheit. Die Vorbereitung der Projekte ist aufwendig. Sinkende Preise für Windkraftanlagen werden dadurch ausgeglichen, dass die Pachtzahlungen für gute Windstandorte kräftig angestiegen sind. Sowohl PNE als auch Energiekontor sind lange am Markt und in der Lage, Windparks effizient umzusetzen. Sie verfügen über gute Netzwerke, was unter anderem den Umgang mit den Behörden er-leichtert, die Projekte genehmigen. Die Euro-Finanzkrise könnte die Finanzierung von Windparks aber erschweren, vor allem im Ausland. Die Börsianer schätzen die Aussichten der Aktien dieser beiden Unternehmen offenbar positiv ein. Sie haben über die letzten zwölf Monate hinweg leicht an Wert gewonnen.

Fazit

Windaktien sind derzeit günstig. Nur besteht wenig Hoffnung darauf, dass die börsennotierten Windturbinenbauer bald wieder profitabel wirtschaften. Langfristig orientierte Investoren mit Risikobereitschaft können bei PNE und Energiekontor darauf setzen, dass diese weiter mit Erfolg Windkraftprojekte errichten, verkaufen und betreiben. Sie müssen sich allerdings auf starke Kursschwankungen einstellen, da sich Projekte und damit auch Einnahmen verschieben können.

Energiekontor AG: ISIN: DE0005313506 / WKN: 531350
Gamesa Corp. Tecnologica:  ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
Nordex SE: ISIN DE000A0D6554 / WKN A0D655
PNE Wind AG: ISIN DE000A0JBPG2 / WKN A0JBPG
Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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