Die durchsuchte Zentrale der Deutsche Lichtmiete AG in Oldenburg. / Foto: Unternehmen

  Anleihen / AIF, Wachhund

Deutsche Lichtmiete AG: Betrugsverdacht, Hausdurchsuchung - Anleihen brechen ein

Polizei und Staatsanwaltschaft haben Geschäftsräume und Privatwohnungen des Lampenvermieters Deutsche Lichtmiete durchsucht. Gegen vier Verantwortliche des Oldenburger Unternehmens wird wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Betrug ermittelt. Die Lichtmiete-Anleihen verlieren dramatisch an Wert.

Die mit mehreren Wirtschaftspreisen ausgezeichnete Deutsche Lichtmiete vermietet Beleuchtungsanlagen an Industrie- und Gewerbekunden und hat in den letzten Jahren von tausenden Anlegerinnen und Anlegern ungefähr 200 Millionen Euro eingesammelt.

ECOreporter hat mehrfach zur Vorsicht bei den Anleiheangeboten der Deutschen Lichtmiete geraten. In der Analyse der EnergieEffizienzAnleihe 2027 wies die Redaktion etwa auf die geringe Transparenz der Unternehmensgruppe hin. Im ECOanlagecheck zur EnergieEffizienzAnleihe 2023 nannte ECOreporter als weitere Anlagerisiken unter anderem die komplexe Struktur der Lichtmiete-Gruppe und mögliche Interessenskonflikte innerhalb des Firmengeflechts.

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In einer Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Oldenburg und der Zentralen Kriminalinspektion Oldenburg zu den Hausdurchsuchungen heißt es:

„Das zur Finanzierung des Geschäftsmodells benötigte Kapital wurde in erheblichem Umfang von Investoren erlangt. Hierzu bediente sich die Gruppe zweier Finanzierungsmodelle. Dies war anfänglich das Modell der Direktinvestition. Dabei erwarben die Anleger Technikprodukte von den ausgebenden Konzerngesellschaften, die sie anschließend von den Anlegern mieteten und an gewerbliche Kunden weitervermieteten. Nach Ablauf der fest vereinbarten Mietzeit erwarben die Gesellschaften ihre Produkte von den Anlegern zu einem vorab fest vereinbarten Kaufpreis zurück, wobei den Anlegern eine jährliche Rendite von über 5 Prozent zugesagt wurde.

Es besteht der Anfangsverdacht, die Beschuldigten hätten zu einem bislang nicht bekannten Zeitpunkt, möglicherweise während des Laufs der Direktinvestitionsprogramme, erkannt, dass das von ihnen betriebene Investorenmodell nicht tragfähig und ungeeignet war, um die Bezahlung der fälligen und künftig fälligen Forderungen der Anleger aus den Einnahmen der vermieteten technischen Einrichtungen zu generieren. Gleichwohl sollen sie von 2018 bis 2021 weiteres Kapital von Investoren durch die Platzierung von Inhaber-Schuldverschreibungen (Unternehmensanleihen) in einer Gesamthöhe von über 100 Millionen Euro eingeworben haben.“

Die Deutsche Lichtmiete bestätigte gestern in einer Mitteilung die Durchsuchung ihrer Betriebsräume. Alexander Hahn, Vorstand der Deutsche Lichtmiete AG, teilte mit, man kooperiere „vollumfänglich mit den ermittelnden Behörden“ und werde „aktiv dazu beitragen, die Vorwürfe schnellstmöglich aufzuklären“. Zu Details der Ermittlungen äußert sich das Unternehmen bislang nicht, „da es sich um ein laufendes Verfahren handelt“.

Anleihen brechen dramatisch ein

Die börsengehandelten Anleihen der Deutsche Lichtmiete verlieren seit gestern stark an Wert. Im Tradegate-Handel notieren die EnergieEffizienzAnleihe 2018/2022 (ISIN: DE000A2G9JL5) und die EnergieEffizienzAnleihe 2018/2021(23) (DE000A2NB9P4) nur noch bei 8,20 Prozent. Die EnergieEffizienzAnleihe 2019/2025 (DE000A2TSCP0) steht derzeit bei 8,10 Prozent, die EnergieEffizienzAnleihe 2021/2027 (DE000A3H2UH3) bei 17,00 Prozent (Stand Schlusskurs 9.12.2021 bzw. Kurs zum Handelsbeginn am 10.12.2021). Bis gestern hatten alle Anleihen noch in der Nähe ihres Nennwertes von 100 Prozent notiert.

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