Die Menschheit stößt zu viel Treibhausgas aus. / Foto: imago images, Jan Hübner

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"Earth Overshoot Day": Ab heute lebt die Menschheit auf Pump

Heute, am 29. Juli, ist "Earth Overshoot Day": der Tag, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die eine sich selbst erhaltende Natur in zwölf Monaten liefern kann (Biokapazität). Nach Berechnungen der Nicht-Regierungsorganisation Global Footprint Network bräuchte die Menschheit derzeit statistisch 1,7 Erden, um den Planeten nicht zu überlasten.

Theoretisch dürften der Natur ab heute für den Rest des Jahres keine Rohstoffe mehr entnommen werden. Weil das natürlich trotzdem geschieht heißt das: Die Menschheit zapft das Kapital der Erde an, sie lebt quasi "auf Pump". Die Erde ist ökologisch überschuldet.

Waldfläche schrumpft immer weiter

US-Wissenschaftler im kalifornischen Oakland bestimmen das Datum jedes Jahr neu. Dabei rückt der Tag, an dem die Ressourcen theoretisch verbraucht sind, fast jedes Jahr weiter nach vorne: In den 80ern des vergangenen Jahrhunderts fiel der "Earth Overshoot Day" noch in den Dezember. Nur in der Coronakrise im vergangenen Jahr wurde der Tag einmal wieder nach hinten verschoben und lag "erst" im August. In diesem Jahr wurde mit dem 29. Juli nun wieder das Datum von 2019 erreicht.

Besonders problematisch ist auch in diesem Fall Kohlendioxid: Die Menschheit stößt mehr von dem Treibhausgas aus, als die Erde absorbieren kann. Die Umweltorganisationen BUND und Germanwatch - die deutschen Partner im Global Footprint Network - prognostizieren, dass die Treibhausgas -Emissionen in diesem Jahr um 6,6 Prozent gegenüber 2020 ansteigen werden, so stark wie nie zuvor. Gegenrechnet wird die Fläche, die nötig wäre, um die gleiche Menge an Treibhausgasen auf natürliche Weise langfristig zu binden - etwa in Wäldern.

Genau diese Waldflächen schrumpfen aber jährlich um 0,5 Prozent. Grund dafür ist vor allem die Abholzung von Regenwald im Amazonasgebiet – allein in Brasilien wurden 2020 rund 1,1 Millionen Hektar Wald vernichtet. Auch der Bedarf an Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen, steigt immer weiter.

Natürlich verbrauchen verschiedene Länder auch unterschiedlich schnell unterschiedlich viele Ressourcen: Würden alle auf der Welt so leben wie die US-Amerikaner, wären fünf Erden notwendig. Aber: Auch Deutschland braucht jedes Jahr drei Erden. Die Ressourcen der Bundesrepublik waren in diesem Jahr bereits am 5. Mai verbraucht.

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