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ETF-Test: iShares MSCI ACWI SRI UCITS ETF
Breit gestreut über viele Branchen, weltweit und nachhaltig: Dafür will der hier getestete ETF stehen, der den komplizierten Namen iShares MSCI ACWI SRI UCITS ETF trägt. Ein Schwerpunkt soll bei Umweltkriterien und dem Ausschluss fossiler Energie liegen. Hält der ETF seine Versprechen ein?
Anbieter des ETFs ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. Dieser bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil des von BlackRock verwalteten Geldes auch in Öl-, Gas- und Kohleunternehmen.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im Dezember 2022. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er von ECOreporter keine Finanznote. Die Jahresgebühren sind mit 0,20 Prozent ETF-typisch günstig.
Nachhaltigkeitskonzept
Die Buchstabenkombination ACWI im ETF-Namen iShares MSCI ACWI SRI UCITS ETF steht für „All Country World Index“. Sie bedeutet, dass der ETF weltweit in Aktien von Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern investiert. Schwellenländer sind Länder wie Brasilien, Chile, Südafrika, aber nach gängiger Handhabung erstaunlicherweise auch noch China und Südkorea. Insgesamt hält der ETF 582 verschiedene Aktien. Das Kürzel "SRI" steht für "Socially Responsible Investment", frei übersetzt: "nachhaltiges Investieren".
Der ETF legt nach dem "Best-in-Class"-Verfahren in zwei Schritten an. Zunächst müssen alle betrachteten Unternehmen bei einer ESG-Bewertung eine bestimmte Mindestnote aufweisen, um für den ETF in Frage zu kommen. ESG steht für die Kriterien Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Unter den verbliebenen Unternehmen wird dann in jeder Branche das nachhaltigste Viertel ausgewählt.
Der ETF bildet auf diese Weise einen Aktienindex des US-Finanzdienstleisters MSCI ab. Bewertung und Auswahl der Unternehmen stammen ebenfalls von MSCI.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die an Geschäften mit geächteten Waffen beteiligt sind oder gegen den UN Global Compact verstoßen, also etwa Menschen- und Arbeitsrechte grob verletzen. Auch die Herstellung von zivilen Schusswaffen und Tabakprodukten ist tabu.
Die Produktion von gentechnisch veränderten Pflanzen oder Saatgut, die Herstellung konventioneller Waffen sowie Kohleförderung sind ebenfalls ausgeschlossen, allerdings nur, wenn Unternehmen in diesen Bereichen mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes erzielen. Erzeugt ein Unternehmen Atomstrom, darf die Nuklearenergie nicht mehr als 5 Prozent Anteil am Elektrizitätsmix des Unternehmens haben – also am Strom, den das Unternehmen insgesamt in seinen verschiedenen Kraftwerken herstellt. Zudem muss der Anteil von Atomkraft an der gesamten installierten Stromerzeugungs-Kapazität des Unternehmens unter 5 Prozent liegen. Die Umsatzschwelle für Geschäfte in Zusammenhang mit Atomkraft liegt bei 15 Prozent – ein großzügiger Wert.
Für „unkonventionelle“ Öl- und Gasförderung gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent, das schließt etwa Ölsande, Schiefergas oder Bohrungen in der Arktis ein. Zudem sind Unternehmen, die Öl und Gas fördern, vollständig ausgeschlossen, wenn sie „weniger als 40 Prozent ihres Umsatzes mit Produkten, Dienstleistungen oder Infrastrukturprojekten erzielen, die die Entwicklung oder Bereitstellung von Erneuerbaren Energien und alternativen Kraftstoffen unterstützen“.
Worin genau eine solche „Unterstützung“ bestehen muss oder welche „Produkte“ als „Unterstützung“ gelten, ist in den öffentlich zugänglichen Unterlagen des ETFs aber nicht näher definiert. Umgekehrt scheint kein Ausschluss für Unternehmen zu gelten, die Öl und Gas fördern, wenn diese nach Einschätzung von MSCI genug Umsatz aus der „Unterstützung“ Erneuerbarer Energien und alternativer Kraftstoffe erzielen.
Kein Ausschluss gilt etwa für Firmen, die Öl und Gas transportieren oder verarbeiten. Eine vollständige Liste der Ausschlusskriterien finden Sie im Premiumbereich.
Wie nachhaltig sind die Aktien in diesem ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF investiert etwa in den US-Energiekonzern und Atomkraftwerksbetreiber Exelon, der die Anlagekriterien des ETFs in den Punkten Energieerzeugung und Umsatz mit Nuklearenergie nicht verletzt. Ebenso sind im ETF zahlreiche Konzerne der Öl- und Gasindustrie vertreten, so etwa aus den USA die Pipeline- und Ölfeldbetreiber Baker Hughes, Halliburton und Kinder Morgan, dazu der italienische Erdgasnetzbetreiber Snam, Pembina Pipeline aus Kanada oder der brasilianische Öl- und Gasförderer Ultrapar Participacoes. Auch hier befinden sich die Investments im Rahmen der ETF-Vorgaben - weil die meisten Unternehmen ihr Geschäftsprinzip zwar ganz auf fossile Energieträger und deren Förderung ausgerichtet haben, selbst aber als Förderer nicht aktiv sind.
Der japanische Technologiekonzern Hitachi hat eine Rüstungssparte und stellt etwa Artilleriewaffen für die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte her, der indische Autokonzern Mahindra & Mahindra baut bewaffnete Fahrzeuge. Beide Unternehmen finden sich im Aktienpaket des ETF, die Rüstungsumsätze liegen jedoch unter 5 Prozent.
Insgesamt investiert der ETF sehr konventionell, den größten Anteil im Aktienpaket machen Unternehmen aus den Bereichen Finanzen und IT aus. Aus den USA stammen mit 56,6 Prozent die meisten Unternehmen, auf Platz zwei liegt Japan mit einem Anteil von 6 Prozent.
Unter den Top-Zehn-Beteiligungen des ETFs finden sich etwa der Elektroautobauer Tesla, die Limonadenhersteller Pepsico und Coca-Cola, der Softwarekonzern Microsoft, aber auch die dänische ECOreporter-Favoriten-Aktie Novo Nordisk.
Transparenz
Der Anbieter iShares veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind dort knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. In einem jährlichen „Stewardship-Report“ des Finanzkonzerns finden Anlegerinnen und Anleger allgemeine Informationen zur Stimmrechtspolitik von BlackRock, etwa, an wie vielen Hauptversammlungen der Konzern teilgenommen hat. Hierzu gehört auch eine Angabe darüber, wie viele Anträge zu Nachhaltigkeitsthemen BlackRock im vergangenen Jahr nach eigener Aussage unterstützt hat – allerdings erhalten Anlegerinnen und Anleger keine Informationen zum Inhalt dieser Anträge oder zu den betroffenen Konzernen. Zu Dialogen mit Unternehmen finden sich keine Angaben.
Stärken:
- Günstige Gebühren
- Keine Investments in Kohle
Schwächen:
- Sehr konventionelle Aktienauswahl
- Kein kompletter Ausschluss fossiler Brennstoffe
- Investments in Öl und Erdgas
- Investments in Atomkraft
- Investments in Waffenhersteller
Fazit
Ein vorgeblich nachhaltiger ETF, der aber zu vielen Teilen auch in Öl-, Gas- und Atomenergie investiert. Die Ausschlusskriterien lassen viele Schlupflöcher. Die Ansprüche nachhaltiger Anlegerinnen und Anleger wird dieser ETF nicht erfüllen.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 5,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Geächtete Waffen
- Nuklearwaffen
- Herstellung Tabakprodukte
- Verstöße gegen den UN Global Compact
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Verkauf Tabakprodukte (5%)
- Förderung und Stromerzeugung von/aus Kohle (5%)
- Förderung Ölsande (5%)
- Förderung Schiefergas (5%)
- Herstellung und Vertrieb zivile Waffen (5%)
- Herstellung und Vertrieb von Waffen für Militär und Sicherheitskräfte (5%)
- Herstellung und Vertrieb Pornografie (5%)
- Angebot/Dienstleistungen Glücksspiel (5%)
- Herstellung Gentechnik (5%)
Weitere Ausschlusskriterien:
- Anteil Atomkraft am Gesamt-Strommix (5%)
- Anteil Kapazität Atomkraft an Kraftwerken (5%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 28.7.2023
Name des ETFs: iShares MSCI ACWI SRI UCITS ETF
ISIN: IE00013A2XD6 / WKN: A3DKFM
Nachgebildeter Index: MSCI ACWI SRI Select Reduced Fossil Fuel Index (USD)
Start des ETFs: 7.12.2022
Jährliche Gebühren: 0,20 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: ausschüttend
Fondsvolumen: 17 Millionen Euro (7/2023)
Internet: ishares.com
Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich