Erdöl-Investments trotz Nachhaltigkeitsprüfung? Das Aktienpaket dieses ETFs wirft Fragen auf. / Foto: Pixabay

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ETF-Test: MSCI USA ESG Screened UCITS ETF

Der iShares MSCI USA ESG Screened ETF investiert in mittlere und große Unternehmen aus den USA. Firmen mit nicht-nachhaltigen Geschäften sollen dabei außen vor bleiben. Doch wie streng ist der ETF bei seinen Ausschlüssen wirklich? ECOreporter hat genau nachgeschaut und auch die finanzielle Entwicklung analysiert.

Anbieter des ETFs ist iShares, eine Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock aus den USA. Dieser bemüht sich um ein nachhaltiges Image. Aber immer noch steckt ein bedeutender Anteil des von BlackRock verwalteten Geldes in Öl-, Gas- und Kohleinvestments.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im Oktober 2018 und hat sich finanziell gut entwickelt. Auf ein Jahr gesehen ist er 22,7 Prozent im Plus, der weltweite Aktienindex MSCI World hat in der gleichen Zeit lediglich 18,4 Prozent an Wert gewonnen. In den letzten drei Jahren konnte der ETF 71,3 Prozent zulegen (MSCI World: 52,3 Prozent).

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung.

Die Jahresgebühr (TER) ist mit 0,07 Prozent auch für einen ETF sehr günstig, die Wertschwankungen fallen allerdings überdurchschnittlich stark aus. ECOreporter empfiehlt daher eine Haltedauer von mindestens sieben Jahren.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF investiert in 594 mittlere und große Unternehmen aus den USA. Als einziges Kriterium für die Nachhaltigkeit dient dabei eine Reihe von Ausschlusskriterien für vom ETF-Anbieter als nicht ESG-konform erachtete Geschäfte. ESG steht für die (nicht allgemeinverbindlich definierte) Leistung in den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance).

Zum Vergleich: Der ohne Nachhaltigkeitskriterien zusammengestellte reguläre MSCI USA Index enthält 628 Positionen. Viel aussortiert wird für diesen ETF also nicht.

Der ETF bildet einen Index des US-Finanzdienstleisters MSCI nach. Die Überprüfung der Unternehmen und die Ausschlusskriterien stammen ebenfalls von MSCI.

Die Ausschlusskriterien

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF schließt Unternehmen vollständig aus, die Umsätze mit geächteten Waffen (beispielsweise Landminen oder Streumunition), Nuklearwaffen, der Herstellung von Tabakprodukten sowie zivilen Schusswaffen machen.

Zusätzlich sollen Unternehmen draußen bleiben, die gegen den UN Global Compact verstoßen (u. a. ausbeuterische Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Verbot von Gewerkschaften, Diskriminierung von Minderheiten).

Für Umsätze aus der Förderung von Thermalkohle und Ölsanden (Fracking) sowie der Stromerzeugung aus Kohle gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent.

Keinerlei Beschränkung gilt damit etwa für konventionelle Ölförderung, Nuklearenergie, Rüstung, Alkohol, Gentechnik oder Glücksspiel.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der ETF investiert in die Energiekonzerne Exelon, Entergy, Public Service Enterprise und NextEra Energy. Alle vier betreiben Atomkraftwerke, Entergy produziert auch Kohlestrom. Dabei bleiben die Konzerne laut ihren Geschäftsberichten aber unter der kritischen Umsatzschwelle von 5 Prozent. Im Aktienpaket vertreten sind außerdem mehr als 20 Ölkonzerne, darunter Schwergewichte wie ConocoPhillips, Exxon Mobil, Chevron, Phillips 66 und Kinder Morgan.

Zahlreiche Finanzkonzerne, an denen der ETF Anteile hält (u.a. BlackRock, The Carlyle Group, JPMorgan Chase), finanzieren zudem Geschäfte mit fossiler Energie und Rüstung. Der Einzelhandelsriese Walmart verkauft in Nordamerika Waffen und Munition, außerdem ist er für seine strikte Anti-Gewerkschafts-Politik berüchtigt. Diverse Unternehmen (u.a. Ball Corporation, Howmet Aerospace, Caterpillar) sind in geringem Umfang als Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie aktiv.

Weiter finden sich im ETF Aktien aus den Geschäftsbereichen Kreuzfahrten (Carnival, Royal Caribbean, Walt Disney), Glücksspiel (u.a. Caesars Entertainment, Las Vegas Sands, MGM Resorts International) und Alkoholherstellung (Constellation Brands, Brown-Forman, Molson Coors Beverage).

Der ETF investiert insgesamt sehr konventionell. Zu den größten Positionen gehören die IT-Konzerne Apple, Microsoft und die Google-Mutter Alphabet, dazu kommen der Chipkonzern Nvidia, der Elektroautobauer Tesla und der Pharmakonzern Johnson & Johnson. Der IT-Sektor dominiert mit einem Anteil von 30 Prozent das Aktienpaket klar.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht alle aktuellen Aktienpositionen des ETFs. In den Unterlagen zum ETF wird das Auswahlverfahren vollständig beschrieben. Auf der Internetseite des Indexanbieters MSCI erfahren Anlegerinnen und Anleger mehr über das Auswahlprinzip des nachgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

BlackRock als Mutter des Anbieters iShares übt nach eigenen Angaben Stimmrechte aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden in den ETF-Unterlagen aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Niedrige Gebühren
  • Breite Aktienstreuung

Schwächen:

  • Sehr schwaches Auswahlverfahren
  • Investitionen in Öl und Kohle
  • Investitionen in Atomkraft
  • Investitionen in Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie
  • Investitionen in viele Unternehmen mit kontroversen Geschäftsfeldern

Fazit

Der ETF investiert konventionell, günstig und vergleichsweise breit aufgestellt in den USA. Die finanzielle Entwicklung überzeugt. Deutlich weniger überzeugend ist die ESG-Prüfung des Aktienpakets. Der ETF unterscheidet sich kaum von einem herkömmlichen Produkt - keine Geldanlage für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: 2,0

Nachhaltigkeit: 6,0

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Das schließt der ETF aus:

Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:

Geächtete Waffen

Nuklearwaffen

Herstellung von Schusswaffen oder Munition für den zivilen Markt

Herstellung von Tabakprodukten

Unternehmen, die gegen den UN Global Compact verstoßen

Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:

Vertrieb von Waffen oder Munition für den zivilen Markt (5%)

Vertrieb Tabakerzeugnisse (5%)

Kohlebergbau (5%)

Stromerzeugung aus Kohle (5%)

Ölsandförderung (5%)

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 3.3.2022

Name des ETFs: iShares MSCI USA ESG Screened UCITS ETF

ISIN: IE00BFNM3G45 / WKN: A2N6TB

Nachgebildeter Index: MSCI USA ESG Screened Index

Start des ETFs: 19.10.2018

Jährliche Gebühren: 0,07 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 4,6 Milliarden US-Dollar (3/2022)

Internet: www.ishares.com/de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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