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Erneuerbare Energie, Meldungen
Grüner Strom superbillig – doppelt so viele Ölheizungen
Knapp 9 Cent. So viel bekommen sie für eine Kilowattstunde Strom, die sie ins deutsche Stromnetz einspeisen: Ein Bauer, der Ferkel züchtet, ein Immobilienunternehmen, die Deutsche Post in Bayern. Und 122 andere, die im März die Genehmigung erhalten haben, eine größere Solaranlage zu betreiben. Etwas über 40 Cent zahlt ein durchschnittlicher deutscher Haushalt dagegen für die Kilowattstunde Strom. Und etwas über 26 Cent haben die auf der Rechnung, die jetzt einen neuen Stromvertrag abschließen.
Der Bauer, das Unternehmen, die Deutsche Post und die 122 anderen müssen sich übrigens verpflichten, ihren Solarstrom für 20 Jahre für genau diesen Preis zu liefern. Egal, wie sich die Inflation entwickelt und wie hoch eventuelle Reparaturen an den Anlagen sein sollten. Und in den knapp 9 Cent sind schon die Gewinne der Kraftwerksbesitzer enthalten.
Bei der Windenergie sind die Preise und Regeln in etwa gleich. Wenn der Erneuerbare Strom in der Herstellung so billig ist im Vergleich zum Preis auf der Stromrechnung, dann bräuchten wir mehr grüne Kraftwerke, oder? Klingt nicht nur logisch, ist es auch, hat eine der weltgrößten Beratungsfirmen: PwC (PricewaterhouseCoopers) festgestellt. Entsprechend komme die Volkswirtschaft langfristig günstiger weg, wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werde und nicht erst 2050.
Studie: Eine schnellere Energiewende spart Geld
Ein schnellere Energiewende würde zwar mehr Investitionen erfordern, aber über 13 Billionen Euro Gesamtkosten sparen helfen. Eine Billion sind übrigens 1.000 Milliarden. Wäre schön, wenn wir die alle sparen würden, indem wir mehr saubere Kraftwerke und Speichersysteme nutzen. Wäre auch gesünder und klimafreundlicher. Übrigens berücksichtigte die Studie nicht nur die Kosten für die Kraftwerke, sonder auch die Kosten für deren Betrieb. Dabei verglich sie natürlich, was ansonsten andere Kraftwerke für Kohle, Öl, Gas oder Uranbrennstäbe bezahlt hätten. Sonnen- und Windenergie beruhen demgegenüber ja auf kostenlosen Energielieferungen.
Fazit: Je mehr und je schneller Erneuerbare Energie, desto mehr sparen die Deutschen und ihre Volkswirtschaft. Und die Außenhandelsbilanz wird auch noch besser, weil jedes Jahr über 70 Milliarden Euro nicht in die Öl- und Gasländer abfließen.
Tja.
Alles seriös berechnet, alles logisch, aber was sagt die Politik? Der energiepolitische AfD-Fraktionssprecher Dr. Uwe Hellstern nennt die PwC-Studie völlig realitätsfern und ein linksgrünes Propagandamittel, ein grün angestrichenes Deindustrialisierungs- und Wohlstandsvernichtungsprogramm. Sollte die Energiewende weitergehen, drohten noch höhere Kosten, die Abwanderung der produzierenden, wert- und wohlstandschaffenden Industrie werde beschleunigt.
So weit die AfD. Die FDP wählt für das alles andere Worte, aber der Sinn dahinter weicht nicht wesentlich ab. Nur: Die FDP regiert mit. Die Springer-Medien, insbesondere BILD und Welt, stoßen oft in das gleiche Horn. Wobei: AUTOBILD beispielsweise hat etliche Autoren, die den Sinn der Elektromobilität gut erklären und verteidigen. Und die sozialen Medien? Da sind die AfD- und FDP-Kämpfe gegen Klimaschutz und Energiewende so massiv, als gäbe es kein Morgen.
Tja.
Und die Folge? Bei einer Befragung gaben 36 Prozent der Deutschen an, durch Klimaschutzmaßnahmen Geld verloren zu haben. Und laut ZDF Politbarometer fühlten sich 46 Prozent sehr stark oder stark finanziell durch den Klimaschutz belastet. Was tun sie alle: auf Erneuerbare Energie setzen, damit es billiger wird? Nun ja, die Zahlen lauten so: Letztes Jahr wurden in Deutschland doppelt so viel Ölheizungen verkauft wie im Jahr zuvor und fast 40 Prozent mehr Gasheizungen. Das Interesse an Wärmepumpen hat dagegen stark nachgelassen. Quelle dafür: der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie.
Kein Aprilscherz
Ebenfalls im letzten Jahr importierte Deutschland übrigens Rohöl im Wert von rund fast 43 Milliarden Euro und Erdgas für rund 25 Milliarden Euro. Die Verbräuche für Benzin, Heizöl und Flugzeugkraftstoff stiegen um etwa 3 bis 7 Prozent. Die Elektroauto-Verkäufe blieben dagegen weit hinter den Erwartungen zurück.
Liebe AfD, liebe FDP, liebe BILD-Zeitung, lieber Markus Söder, ihr Hater in den sozialen Medien: Unseretwegen leugnet den Klimawandel und verbreitet eure Propaganda gegen alle grünen Gedanken. Aber fangt endlich an zu rechnen. Investitionen in saubere Energie sind ein Billionenprogramm, auch für die deutsche Wirtschaft. Und bedeuten zugleich eine Billioneneinsparung von Zahlungen für stinkiges Öl und Gas ans Ausland. Es gibt wirtschaftlich nichts Sinnvolleres als zu investieren, um zu sparen. Kann euch jedes Unternehmen vorrechnen.
Natürlich, wir wissen, dass ihr das alles wisst. Und dass ihr eure Propaganda nicht verbreitet, weil ihr die deutsche Wirtschaft und die Verbraucher und Verbraucherinnen schützen wollt. Sondern weil ihr auf Stimmenfang seid und die Demokratie aushöhlen wollt. Aber wenn die deutsche Automobilindustrie demnächst den Sprung in die Elektromobilität verpasst, weil die chinesische Autoindustrie den Zug der Zeit eher erkannt hat, wenn wir demnächst wieder Milliarden an Mietzuschüssen aus Steuergeldern zahlen müssen, weil die Gasrechungen in die Höhe schießen: Hofft nur nicht, wir würden euch das vergessen,
Warum ECOreporter das alles hier als Aprilscherz bringt? Weil die Realität absurder ist, als jeder Aprilscherz es jemals sein könnte. Leider auch viel bitterer für alle, die die nächsten Jahrzehnte erleben werden.