Jeder braucht Wasser. Kann auch jeder Anleger einen Wasseraktienfonds gebrauchen oder ist das nur ein Thema für Spezialisten? Der ECOreporter-Test deckt die Unterschiede der Produkte auf und zeigt, wo nachhaltige Investoren richtig liegen. / Foto: arttim, Fotolia

 

Wasserfonds marsch – bis zu 74 Prozent Plus!

In Wasseraktien können Anleger über Wasserfonds nachhaltig investieren. Auf welche Aktien setzen diese Fonds, überzeugt die Rendite im Test?

Wasser und Nachhaltigkeit gehören eng zusammen – ein spannendes Investment-Gebiet: Wasser ist schließlich ein Grundbedürfnis der Menschheit. Methoden, um den Wasserverbrauch zu senken, Wasser rein zu halten und verschmutztes Wasser zu säubern sind ökologische Kernthemen. Wasserpreise bezahlbar zu halten ist dagegen ein soziales Anliegen. Wie lösen die Wasseraktienfonds diese Aufgaben? Sind faire Renditen möglich?

Acht Wasseraktienfonds hat die ECOreporter-Redaktion unter die Lupe genommen und verglichen. Die Testfelder sind Finanzen und Nachhaltigkeit, und die Noten zeigen in beiden Bereichen erhebliche Unterschiede. Das bedeutet: Bei weitem nicht alle Wasseraktienfonds eignen sich gleich gut für die Geldanlage. Sorgfältige Auswahl ist angesagt.

Wachstum mit Wasser

Ein Plus von über 70 Prozent schafften die drei Wasseraktienfonds von KBC, Pictet und Tareno im Zeitraum von fünf Jahren (bezogen auf Daten von Anfang Mai 2016). Nicht weit dahinter mit jeweils etwa 65 Prozent liegen die Fonds von Swisscanto und RobecoSAM.

Der JSS- und der Öko- World-Fonds schafften auch noch gute 55 bzw. 41 Prozent. Lediglich das DWS-Produkt fällt mit einem Plus von rund 17 Prozent deutlich aus dem Rahmen.

Natürlich liefen die Aktienmärkte in diesem Jahrzehnt insgesamt zunächst sehr gut. Ab Ende letzten Jahres jedoch wurde das Fahrwasser ruppiger, was auch die Wasserfonds-Anleger zu spüren bekommen haben.

Allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß: Während etwa der Tareno-Fonds auf Sicht von zwölf Monaten (vor Anfang Mai 2016) circa 10 Prozent verlor, der ÖkoWorld-Fonds gar 14 Prozent, lagen die anderen sechs Fonds mit minus 5 Prozent bis fast 2 Prozent Plus (JSS) noch im erträglichen Rahmen.

Wasseraktienfonds sollte man nur dann kaufen, wenn man vorhat, sie für fünf oder mehr Jahre zu behalten. Daher gehen die 5-Jahres- Ergebnisse auch mit deutlich mehr Gewicht in die Testwertung ein als die 1-Jahres-Ergebnisse. Zieht man bei den Wasserfonds die schlechten Monate von Ende 2015 und Anfang 2016 ab, dann zeigt sich übrigens zwischen allgemeinen nachhaltigen Aktienfonds und den Wasserfonds gar kein so großer Unterschied bei der Wertentwicklung.

Das heißt: Wer auf die richtigen Wasserfonds setzt, kann respektable Renditen erzielen. Im Punkt Wertentwicklung zeigten mehrere Fonds eine "1" vor dem Komma – klasse Leistung!

Wie sicher oder riskant sind die Fonds?

Dass man mit einem Wasserfonds sein gesamtes Geld verliert, scheint nahezu ausgeschlossen. Und auch wenn Wasserfonds sogenannte Themenfonds sind, mit etwas weniger Bandbreite als allgemeine Aktienfonds, so macht sich die beschränkte Auswahl bei den Aktien der getesteten Fonds nicht sehr deutlich bemerkbar.

Etliche haben zwar immer wieder auch Verlustphasen, doch halten ich die monatlichen Verluste meistens in Grenzen. Um kurzfristig Geld zu parken, eignen sich die Fonds jedoch nicht, denn dafür schwanken die Kurse dann doch zu viel.

Ebbe oder Flut ? Der Kostenpegel

Wer 10.000 Euro in einen Wasseraktienfonds investiert, der muss dafür von knapp 150 Euro (beim DWS-Fonds) bis zu gut 250 Euro (ÖkoWorld) pro Jahr an Kosten bezahlen, also 1,5 bis 2,5 Prozent.

Wenn sich die Fonds gut entwickeln, fallen diese Kosten kaum auf, in schlechteren Jahren schon. Die Hälfte der getesteten Fonds lag bei maximal 2,1 Prozent Gesamt-Jahreskosten ("TER"): neben dem günstigen DWS-Fonds auch die Produkte von KBC (1,8), Swisscanto und Pictet.

Die andere Hälfte blieb darüber. Der ÖkoWorld-Fonds fällt hier mit wertentwicklungsgebundenen Kosten auf: Je besser der Fonds abschneidet, desto höher sind die Kosten. Zwei Fonds schafften eine Finanznote mit einer „1“ vor dem Komma: KBC (1,7) und Pictet (1,8).

Der Wasserstand im Fonds

Welche Firmen erwartet man in einem Wasseraktienfonds? Natürlich Unternehmen, die Trinkwasser oder industriell nutzbares Wasser liefern, Städte und Dörfer damit versorgen oder Abwasser sammeln, filtern, klären. Man denkt an Technik-Spezialisten, die Filtersysteme herstellen, Rohre, Pumpen, Aufbereitungsanlagen, Wasseruhren, Toiletten, Duschen, Tanks oder Bewässerungstechnik für die Landwirtschaft. Das alles findet sich – erwartungsgemäß – in den Wasserfonds. Aber wie viel Wassergeschäft hat ein Wasseraktienfonds wirklich in sich?

Geht es danach, was die Fonds sich selbst vorschreiben, ist der Wasserstand eher leer als halb voll: Etliche Fonds legen beispielsweise fest, zu zwei Drittel in Wasseraktien zu investieren und zu einem Drittel anderweitig. Nur: Eine Wasseraktie ist für einige Fonds schon dann gegeben, wenn ein Unternehmen mindestens 20 Prozent seines Umsatzes im Wassersektor erwirtschaftet.

Rechnet man beide Faktoren zusammen, dann muss das Wassergeschäft in manchem Wasseraktienfonds gerade einmal trockene 13 Prozent ausmachen. Sehr liquide hören sich die Mindestvorgaben also nicht an. Die folgende Grafik zeigt das anschaulich.

In der Realität aber weicht der Anteil des Wassergeschäfts in den Fonds teilweise deutlich von den Mindestvorgaben nach oben ab. So hat etwa der Pictet-Fonds fast komplett in Wasseraktien investiert. Weil sich die Wasser-Investments jederzeit ändern können, ohne die Mindestvorgaben der einzelnen Fonds zu verletzen, hat ECOreporter den Punkt Wasserstand nicht bewertet.

Eine Besonderheit gibt es beim ÖkoWorld Water for Life: Er investiert in Unternehmen, die schonend mit Wasser umgehen. Dazu gehören Wasserversorger oder Spezialisten wie die chinesische CT Environmental, die darauf spezialisiert ist, Abwasser aus den Betrieben der Textilindustrie, auch den Färbereien, zu klären.

Aber im Fonds finden sich auch Erneuerbare-Energie-Aktien. Die Begründung dafür: Diese verbrauchten, anders als Atom- und Kohlekraftwerke, weit weniger Wasser.

Wasser: Nicht immer nachhaltig

Nicht jedes Unternehmen, das sein Geld mit Wasser verdient, muss nachhaltig sein. Beispiel Mineralwasser in Flaschen: Die Ökobilanz ist gut, solange die Entfernung zwischen Abfüller und Kunde gering ist. Abgepacktes Wasser aber über hunderte oder gar Tausende Kilometer auf den Tisch zu bringen, das kann nicht umweltschonend sein. Entsprechende Aktien sind daher beispielsweise für den Pictet-Fonds tabu.

Auch Wasserversorger muss man kritisch betrachten: Wer etwa in Schwellenländern die Wassernetze kontrolliert und Preise diktieren kann, der wird für nachhaltige Fonds kaum in Frage kommen. Der ÖkoWorld-Fonds sowie die Produkte von Swisscanto und JSS haben bei den Punkten Aktien-Auswahl und Quotenfokus/Kriterientiefe besonders überzeugt. Der KBC-Fonds dagegen kann von den  Vorgaben her sogar in Konzerne investieren, die mit Atomenergie arbeiten.

Lediglich Unternehmen, die "neue Atomkraftwerke" bauen, sollen nicht in den Fonds aufgenommen werden, hieß es erläuternd gegenüber der Redaktion. Unter dem Stichwort "Kriterientiefe" fließt in die Testnoten ein, wie scharf die Fonds die eigenen Auswahlkriterien anwenden.

So schließt der DWS-Fonds zwar Unternehmen aus, die Geschäfte mit Tabak, Glücksspiel oder Kinderarbeit machen – aber nur dann, wenn die entsprechenden Umsätze mehr als 10 Prozent des Gesamtumsatzes erreichen. Insgesamt können DWS und Tareno beim Aktienauswahlprinzip und Quotenfokus/Kriterientiefe weniger überzeugen.

Transparenz: Trübes Wasser ärgert kritische Anleger

Die Noten für den Bereich Transparenz fallen mit am schlechtesten aus. Erstaunlich, denn nachhaltige Anleger gelten als kritisch und informationshungrig. Sie wollen selbst den Eindruck gewinnen, ob die Fondsgesellschaften das einhalten, was sie versprechen.

Hier können die Anbieter noch deutlich nachlegen, indem sie die Kunden aktuell informieren. Beispielsweise darüber, welche Aktien sich in einem Fonds finden. Das heißt: Alle Aktien sollten aufgeführt sein. Nicht nur die "Top-Fünf" oder die "Top-Zehn".

Natürlich, in den halbjährlichen und jährlichen Berichten der Fonds, die sehr nüchtern gestaltet sind, kann man die gesamten Aktienlisten einsehen. Doch das sind dann alte Informationen.

Dass es auch anders geht, zeigt RobecoSAM: Dort können die Anleger das komplette Portfolio prüfen - und das ganze nur sechs Wochen nach Anlageentscheidung. (Da das Unternehmen hier jedoch andere Informationen schlechter aufbereitet hat als bei den Wettbewerbern, sticht der RobecoSAM-Wasserfonds in der Transparenznote nicht heraus).

Nachhaltige Wirkung

Aktien nach einem nachhaltigen, klaren Prinzip sauber auszuwählen, das gehört zu einem nachhaltigen Fonds. Aber ändert das die Welt außerhalb dieses Fonds? Nur wenig. Damit sich in der realen Welt etwas tut, kann das Fondsmanagement beispielsweise bei Hauptversammlungen abstimmen. Oder es kann Kontakt zu Unternehmen aufnehmen, kritisch nachfragen.

Die Fonds von Pictet, Swisscanto, RobecoSam und JSS erreichen in diesem Wertungspunkt jeweils eine glatte Note zwei, weil sie mindestens Stimmrechte ausüben, das auch belegen können und weil sie direkte Kontakte zu Unternehmen pflegen.

Acht Einzelanalysen

ECOreporter.de hat für den Vergleichstest Einzelanalysen von acht Wasserfonds erstellt. Wir veröffentlichen sie in gesonderten Beiträgen. Jeder Fonds erhält in dem Vergleichstest eine Gesamtnote sowie Einzelnoten für jeweilige Leistungen in den Bereichen Finanzen und Nachhaltigkeit.

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