Nachhaltige Aktien, Meldungen

Ist VW bald ein nachhaltiges Investment?

Dieselskandal und E-Mobilitäts-Offensive – Volkswagen ist ein Konzern der Gegensätze. Ist die VW-Aktie für nachhaltig orientierte Anleger interessant? Ein Pro und Contra der ECOreporter-Redaktion.

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Ja, VW ist auf dem Weg zum nachhaltigen Investment

Kein anderer Autokonzern hat durch Dieselbetrügereien einen so großen Imageschaden erlitten wie Volkswagen. Aber das Wolfsburger Unternehmen scheint aus seinen Fehlern gelernt zu haben. VW will in Zukunft konsequenter als die Konkurrenz die Verkehrswende vorantreiben.

"Aus unserer Sicht gibt es in der nächsten Dekade keine Alternative zur E-Mobilität”, verkündet Konzernchef Herbert Diess und nennt konkrete Zielvorgaben: In den nächsten zehn Jahren will VW 22 Millionen E-Fahrzeuge bauen, 50 bis 70 verschiedene E-Modelle sind vorgesehen. Bis 2030 soll der Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge an der Gesamtproduktion auf mindestens 40 Prozent steigen. So ambitioniert gibt sich bislang kein anderer großer Autobauer.

VW plant, in den nächsten Jahren 44 Milliarden Euro in seine E-Sparte zu investieren. Langfristige Batterielieferverträge mit Unternehmen wie LG Chem und Samsung SDI sind bereits abgeschlossen. Außerdem prüft der Konzern die Beteiligung an einer Batteriezellenfertigung in Europa. Dazu hat VW mit mehreren europäischen Unternehmen, darunter dem schwedischen Batteriespezialisten Northvolt, ein Forschungsnetzwerk gegründet.

Aber die Pläne von VW reichen noch weiter: Der CO2-Ausstoß aller Werke des Konzerns soll bis 2025 um 30 Prozent gegenüber 2010 sinken. Und mit dem Hamburger E-Sammeltaxi-Dienst MOIA hat VW eine Tochtergesellschaft gegründet, die komplett auf Nullemissionsfahrzeuge setzt.

Natürlich verwandelt sich Volkswagen durch seine Neuausrichtung nicht in ein tiefgrünes Unternehmen. Und wie konsequent die E-Mobilitäts-Strategie umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Aber VW bewegt sich in die richtige Richtung und könnte schon in wenigen Jahren der nachhaltigste große Autokonzern der Welt sein.

Nein, VW ist kein nachhaltiges Investment

Die Autoindustrie hat Dreck am Auspuff. VW ist keine Ausnahme. Wird mit dem Schwenk zur E-Mobilität nun alles anders? Wer das glaubt, soll selig werden. 

VW hat sich zwar wie die Wettbewerber bemüht, den Verbrauch der Fahrzeuge zu senken. Aber die Wagen sind immer schwerer und ihre Motoren immer stärker geworden. Im Schnitt verbrauchen heute Pkw genauso viel Benzin wie vor 30 Jahren. Und sie pusten immer noch CO2 und Feinstaub aus – in der Summe noch mehr als in den Jahren davor. In der Werbung spielen die teuren Modelle mit mehr Gewicht und mehr Verbrauch die Hauptrolle, weil an ihnen viel zu verdienen ist.

Zwar hat das E-Auto eine bessere Umweltbilanz als der Verbrenner, was den CO2-Ausstoß und die Feinstaubemissionen angeht, selbst wenn das E-Auto mit Kohlestrom betankt wird. Aber die Zukunft der Mobilität sieht anders aus.

Was wir brauchen, ist eine radikale Verkehrswende. Weg vom individuell genutzten Auto und hin zum gemeinschaftlich genutzten Pkw. Weg vom Auto als Statussymbol und hin zum schnörkellosen Vehikel, um von A nach B zu kommen. Nicht viele Pferdestärken und langer Radstand, sondern so sparsam wie möglich.

Der Autor Marc-Uwe Kling hat in seinem Roman “Quality Land“ schon einen Blick in die Zukunft geworfen, in der das Auto zu dem geworden ist, was es eigentlich sein sollte: ein reines Fortbewegungsmittel. Wenn Klings Held von A nach B kommen will, ruft er ein autonom fahrendes Auto, das lautlos über die Straßen gleitet. Ein eigenes Auto kennt man in der Zukunft nicht. Wie viel PS es unter der Haube hat oder wie breit die Reifen sind, spielt keine Rolle. Es zählt nur, sicher und schnell anzukommen.

Arbeitet VW daran, das Auto zu dem zu machen, was es eigentlich sein sollte? Nein. Genauso wie Kohlekonzerne nicht an der Zukunft der Energieversorgung mitarbeiten.

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