Nvidia im Fokus – USA wollen angeblich Chip-Exporte nach China weiter einschränken

Die US-Regierung plant angeblich, die Einschränkungen für den Export von Technologie-Hardware nach China auszuweiten. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider im US-amerikanischen Handelsministerium. Betroffen wäre davon besonders der auf Grafikprozessoren (GPUs) spezialisierte Chipentwickler Nvidia. Was heißt das für dessen Aktie?

Hintergrund ist, dass Nvidia speziell für den chinesischen Markt abgewandelte Varianten seiner GPU-Beschleuniger A100 und H100 aufgelegt hat, um aktuelle Exportbeschränkungen zu umgehen. Bei den für China bestimmten Versionen A800 beziehungsweise H800 ist die Übertragungsrate von 600 auf 400 Gigabyte pro Sekunde (GByte/s) gebremst.

Neue Einschränkungen schon ab Juli?

Die GPUs in der gedrosselten Version kommunizieren langsamer miteinander, was etwa das Training großer KI-Modelle verlangsamt. Die US-Exporteinschränkungen bei Serverchips für chinesische Kunden greifen bislang erst ab einer Übertragungsrate von mehr als 400 GByte/s.

Das "Wall Street Journal" will nun aus Regierungskreisen erfahren haben, dass das US-Handelsministerium bereits im Juli die Exporte nach China weiter einschränken könnte. Ähnliches berichten auch die "Financial Times" und der US-Sender CNN unter Berufung auf eigene Quellen. Den Vereinigten Staaten geht es besonders darum, China von Schlüsseltechnologien abzuschneiden, die sein Militär unterstützen können. Welche neuen Maßnahmen konkret geplant sind, schrieben die Medien nicht.

"Wir sind uns der Berichte bewusst, dass das US-Handelsministerium weitere Kontrollen erwägt, die den Export unserer A800- und H800-Produkte nach China einschränken könnten", sagte Nvidia-Finanzchefin Colette Kress auf einer Investmentkonferenz. Sie erwarte jedoch keine "unmittelbaren materiellen Auswirkungen" auf das Unternehmen, falls die Beschränkungen eingeführt würden.

Das wäre allerdings nur eine Momentaufnahme. "Langfristig würden Beschränkungen, die den Verkauf unserer Rechenzentrums-GPUs nach China verbieten, zu einem dauerhaften Verlust von Möglichkeiten für die US-Industrie führen, auf einem der größten Märkte der Welt zu konkurrieren und führend zu sein, und sich auf unsere zukünftigen Geschäfts- und Finanzergebnisse auswirken", so Kress weiter.

China ist ein wichtiger Markt für Nvidia. Die Einnahmen aus dem chinesischen Festland und Hongkong machten im Geschäftsjahr 2022/23 rund 22 Prozent des Konzernumsatzes aus, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht. Das US-Handelsministerium hat auf Anfragen zu einer Stellungnahme durch mehrere Medien bislang nicht geantwortet.

Die Nvidia-Aktie sackte im gestrigen Handel an der US-Heimatbörse Nasdaq zwischenzeitlich um bis zu 5 Prozent ab und schloss letztlich 1,8 Prozent im Minus. Im Tradegate-Handel ist die Aktie aktuell 1 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 380,65 Euro (Stand: 29.6.2023, 11:43 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 6,7 Prozent an Wert gewonnen, im Jahresvergleich ist sie 155,5 Prozent im Plus.

Die 1-Billion-Dollar-Aktie

Nvidia profitiert aktuell massiv vom Boom bei der Nachfrage nach seinen KI-Chips, die letzten Geschäftszahlen übertrafen die Erwartungen deutlich. Derzeit ist das Unternehmen mehr als 1 Billion Dollar wert, auf fünf Jahre betrachtet stieg der Kurs um 628 Prozent.

Nach Einschätzung von ECOreporter ist die Nvidia-Aktie mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das laufende Geschäftsjahr von 241 derzeit klar zu teuer. Das aktuell sehr hohe Gewinnniveau wird das Unternehmen zudem möglicherweise nicht dauerhaft halten können. Der Wettbewerbsdruck im KI-Markt durch andere Hightech-Hersteller wie AMD, Intel, Apple, Broadcom und IBM steigt derzeit deutlich.

Wer schon in Nvidia investiert ist, kann überlegen, einen Teil seiner Aktien zu verkaufen, um Buchgewinne zu realisieren. Bei den Papieren, die im Bestand bleiben, empfiehlt sich ein langer Anlagehorizont.

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Nvidia Corp.: ISIN US67066G1040 / WKN 918422