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Plus 442 % mit Cannabis-Aktien: Nachhaltiges Investment oder Hype?
Aktien von Cannabis-Unternehmen werden regelmäßig als Börsen-Geheimtipps angepriesen. Wie viel Substanz steckt hinter dem Hype? ECOreporter analysiert die Kursentwicklung von 62 in Deutschland handelbaren Cannabis-Aktien.
Cannabis (oder auch Hanf, die Begriffe sind weitestgehend synonym) ist eine der ältesten und vielseitigsten Kulturpflanzen der Welt. Aus Cannabis lassen sich Speiseöle und ätherische Öle gewinnen, widerstandsfähige Textilien und Seile herstellen. Die Pflanze ist pflegeleicht, schädlingsresistent und benötigt viel weniger Wasser als beispielsweise Baumwolle.
Die Cannabis-Industrie boomt seit einigen Jahren allerdings vor allem wegen der psychoaktiven Wirkstoffe der Pflanze. In zahlreichen Ländern darf Cannabis zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden. Zur Anwendung kommen dabei in erster Linie getrocknete Blätter (Marihuana) und isolierte Wirkstoffe wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). In Deutschland dürfen seit 2017 neben zugelassenen Cannabis-Fertigarzneimitteln auch Cannabisblüten und -extrakte verkauft werden, wenn deren Anbau zu medizinischen Zwecken staatlich überwacht wird.
Immer mehr Firmen entwickeln Medikamente auf Cannabis-Basis. Eines dieser Unternehmen, GW Pharmaceuticals aus Großbritannien, analysiert ECOreporter regelmäßig in seinem Überblick über die nachhaltigen Gesundheitsaktien.
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In Kanada und zehn US-Bundesstaaten ist mittlerweile auch der Konsum von Cannabis als Rauschmittel legal. In Kalifornien arbeiten mehr als 80.000 Menschen in der Cannabis-Industrie. Der Bundesstaat Washington hat 2017 deutlich höhere Steuereinnahmen durch Cannabis als durch Alkohol erzielt. Konzerne wie Coca-Cola und Heineken planen die Herstellung von cannabishaltigen Getränken.
In den letzten Jahren sind die Umsätze der Cannabis-Branche stark gestiegen – doch das muss nicht so bleiben. Sollten die Drogengesetze in Nordamerika wieder verschärft werden, würde das die junge Industrie empfindlich treffen.
Die meisten Firmen machen bislang keinen Gewinn
Viele Cannabis-Unternehmen befinden sich noch in der Start-up-Phase und schreiben rote Zahlen. Vor allem im medizinischen Bereich, denn die Kosten für Forschung und Entwicklung sind hoch, und Cannabis-Medikamente erhalten in vielen wichtigen Märkten bislang keine Zulassung.
Diese Geschäftsrisiken spiegeln sich auch in der Wertentwicklung der börsennotierten Cannabis-Unternehmen wider. Der Kurs des Global Cannabis Stock Index, in dem die wichtigsten Firmen der Branche geführt werden, ist nach der bislang spektakulärsten Cannabis-Kurs-Rallye im März 2014 (damaliger Höchststand des Index: 930 Punkte) um mehr als 90 Prozent gefallen und hat sich bis heute nicht von diesem Absturz erholt. Nach einem kleinen Zwischenhoch im Januar 2018 (174 Punkte) steht der Index aktuell bei 80,5 Punkten (Stand 17.06.).
Bis zu 442 Prozent Plus
ECOreporter hat sich die Entwicklung von 62 in Deutschland handelbaren Cannabis-Aktien näher angesehen (siehe Tabelle unten). Das Ergebnis ist ernüchternd: Die meisten Aktien haben in den letzten zwölf Monaten an Wert verloren, viele davon mehr als 50 Prozent.
Außerdem liegen zahlreiche Kurse aktuell unter einem Euro. Die Aktien sind also sogenannte Pennystocks, anfällig für Spekulationsgeschäfte und große Kursschwankungen.
Der derzeitige Cannabis-Aktien-Hype fußt vor allem auf den spektakulären Kursanstiegen einiger weniger Unternehmen wie MediPharm Labs oder Captor Capital, die auf Sicht von zwölf Monaten um mehr als 400 Prozent zugelegt haben. Solche extremen Gewinne wurden in der Vergangenheit aber auch oft schnell wieder abgegeben.
Die ECOreporter-Empfehlung
Cannabis-Aktien sind hoch spekulativ und eignen sich vor allem für sehr risikofreudige Anleger, die den Verlust ihres "Wetteinsatzes" verkraften können. Für vorsichtigere Anleger sind allenfalls die Aktien von Branchengrößen wie Canopy Growth und Aurora Cannabis oder Spezialisten wie GW Pharmaceuticals oder dem Bio-Hanfbauer Organigram interessant. Diese Unternehmen sind allerdings teilweise sehr hoch bewertet. Wer ihre Aktien kauft, sollte einen langen Atem haben und auf ein ungebremstes Wachstum der Cannabis-Industrie vertrauen.