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Nachhaltige Aktien, Institutionelle / Anlageprofis, Fonds / ETF
Welche Wasseraktie favorisiert der Profi? Gerhard Wagner von Swisscanto im Interview
Mineralwasseraktien? Derzeit nicht interessant für Dr. Gerhard Wagner, Manager des Wasserfonds Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest. Welche Wasseraktien bevorzugt er? Warum gibt es auch nicht-nachhaltige Wasseraktien? Warum sind Wasserversorger vor allem in Entwicklungsländern kritisch zu betrachten?
Wo liegen die Aktienchancen, wenn man den Markt für Wasserinfrastruktur betrachtet? Wagner, seit Jahren im Wassermarkt bewandert, gibt Antworten – und lässt sich an dem Ziel messen, den Weltaktienindex MSCI mit Wasseraktien jedes Jahr um 2 Prozent oder mehr zu schlagen.
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ECOreporter: Wie haben sich die Wasseraktien in der Corona-Zeit bisher verhalten?
Dr. Gerhard Wagner: Wasseraktien mit einer bestimmten Qualität, etwa mit einer hohen Kapitalrendite, haben sich durchschnittlich besser entwickelt als der breite Aktienmarkt. Defensive Wasserversorger schlugen sich sehr gut. Bemerkenswert finde ich die Kursentwicklung von Ecolab nach dem Corona-Einbruch im März….
….ja, eine steile Aufwärtskurve! Aber die Corona-Krise hat in zahlreichen Ländern die Finanzen der öffentlichen Hand gebeutelt. Das kann dazu führen, dass Investitionen in öffentliche Wasser- und Abwasserleitungen und andere Wasser-Infrastrukturprojekte aus Geldmangel zurückgestellt werden. Welche Wasserfirmen betrifft das, für wie groß halten Sie die Gefahr von Umsatzeinbußen?

Dr. Gerhard Wagner, Fondsmanager bei Swisscanto. / Foto: Unternehmen
Es könnten Unternehmen betroffen sein, die direkt Produkte für die Wasserinfrastruktur herstellen. Xylem wäre hier ein Beispiel. Die Gewinne der Unternehmen dürften aufgrund der jüngsten Ereignisse dieses und nächstes Jahr unter den Gewinnen von 2019 liegen. Doch die Unternehmen sind mittelfristig gut aufgestellt, da die Wasserinfrastruktur unabhängig von konjunkturellen Rückschlägen zwingend erneuert beziehungsweise ausgebaut werden muss.
Nie ohne Regenschirm aus dem Haus! Das sagte man früher in England, und auch in anderen westeuropäischen Ländern regnete es im Sommerhalbjahr früher erheblich mehr als heute. Jetzt leiden wir hier teilweise unter Trockenheit. Dieser Klima- oder zumindest Langfristwetter-Wandel: Hat der einen Einfluss auf Wasserunternehmen?
Hat er durchaus. Die Infrastruktur muss sich in vielen Regionen dem Klimawandel anpassen. Wo mit deutlich mehr Trockenheit zu rechnen ist, gilt es, Wasserreservoirs entscheidend zu vergrößern. Dies führt zu zunehmenden Investitionen, von denen in diesem Segment tätige Unternehmen profitieren.
Wasserknappheit und Wasserverschmutzung sind vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern wichtige Themen. Investieren Sie in entsprechende Unternehmen?
In den Schwellenländern investieren wir vor allem in Wasserversorger, sofern dort ein zuverlässiger Wasser-Regulator vorhanden ist. Da Versorger Monopolisten sind, muss ein Regulator dafür sorgen, dass einerseits faire Wasserpreise angeboten werden und andererseits ausreichend Kapital in den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur investiert wird. Die international tätigen Unternehmen für Wasserinfrastruktur finden wir in erster Linie in Nordamerika, wo wir übrigens generell etwas über 60 Prozent des Portfolios von knapp 160 Millionen Euro investieren. Xylem sei hier als Beispiel genannt, eine der größten Positionen im Fonds.

Rührwerk von Xylem. / Foto: Unternehmen
Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern: Wer hier die Versorgung mit Wasser in die Hand bekommt, steuert das Schicksal von Millionen von Menschen, die auf kostenloses oder zumindest bezahlbares Trinkwasser angewiesen sind. Können Sie Aktien nennen, die Sie in diesem Bereich gerade nicht empfehlen würden - und auch Unternehmen, die dieses Problem zu lösen helfen?
Uns ist es sehr wichtig, dass Kunden nur für die Verteilung von Trinkwasser bezahlen und nicht für den Rohstoff selbst. Dafür muss der Regulator sorgen. Leider sehen wir in vielen Entwicklungsländern einen schwachen Regulator als Hauptursache des Problems. Ein aktuelles Beispiel sind die Philippinen. Wir investieren aus diesem Grund nicht in Manila Water.
Weltweit wird die Nachfrage nach sauberem Trinkwasser in jedem Fall steigen. Profitieren dürften auch die Firmen, die den Wasserbedarf etwa in der Industrie senken helfen, denn dann bleibt mehr Wasser zum Trinken übrig. Welche Firmen sind das, auf welche setzen Sie für Ihren Wasserfonds?
Aus unserer Sicht ist es entscheidend, die steigende Wassernachfrage von der wachsenden Wirtschaftsentwicklung, die wir seit Jahren bis zur Corona-Krise hatten und danach wieder haben sollten, zu entkoppeln. Das ist unser Investmentansatz, und aus technischer Sicht ist es auch möglich. Wir suchen also in der Tat Unternehmen, die helfen, die Nachfrage nachhaltig zu senken.
Beispielsweise geht es in der Industrieproduktion und bei Hotelketten darum, den Anteil an recyceltem Wasser massiv zu erhöhen. Beide Zweige können ihr Abwasser selbstständig reinigen und wiederverwenden. Dabei werden sie vom Unternehmen Ecolab unterstützt, welches sich unter anderem darauf spezialisiert hat und ein Wert in unserem Fondsportfolio ist.
Wie halten Sie es mit Mineralwasseraktien? Unterscheiden Sie hier zwischen Herstellern, die regional arbeiten, nur bestimmte Verpackungen nutzen oder ähnliches? Welche sind hier Ihre Favoriten?
Grundsätzlich sehen wir einen nachhaltigen Nutzen von Mineralwasser nur in Ländern, in denen kein sauberes Trinkwasser erhältlich ist. In Staaten, in denen Trinkwasser vernünftig verfügbar ist, ist Mineralwasser ökologisch alles andere als sinnvoll. Da wir derzeit keine finanziell attraktiven Mineralwasseraktien sehen, die in unser Raster bezüglich der Verfügbarkeit von Trinkwasser passen, sind wir in diesem Bereich aktuell nicht investiert.
Gibt es auch Wasseraktien, die Sie als nicht nachhaltig bezeichnen würden?
Die gibt es selbstverständlich auch. Wasser ist per se nicht automatisch und grundsätzlich ein Nachhaltigkeitsthema. Ein Wasserversorger ohne eigenes Nachhaltigkeitsmanagement, der nur auf einen zunehmenden Wasserverkauf aus ist, gehört sicherlich nicht zur Kategorie Nachhaltigkeit.
Sie wollen mit dem Fonds 2 Prozent besser abschneiden als der Weltaktienindex. Haben Sie Ihr Ziel in 2020 bisher erreicht? Warum glauben Sie, dass gerade das Anlagethema Wasser mit seinen vielen Facetten einen Übergewinn gegenüber dem MSCI ermöglicht?
Wir haben das Ziel im bisherigen Jahresverlauf mit der sehr volatilen Entwicklung an den Aktienmärkten erreicht, da ein wesentlicher Teil des Portfolios durch hohe Qualität besticht und die Outperformance erklärt. Auch im Jahr 2019 gelang es, den MSCI zu schlagen.
Auch für die Zukunft sind wir positiv gestimmt für das Anlagethema Wasser. Der Sektor verfügt über einen gewichtigen Vorteil: Es gibt keinen Ersatz für Wasser - und es sind keine „disruptiven Technologien“ in Sicht, welche die Wasserindustrie fundamental verändern könnten.
Zudem hat das World Economic Forum die drohende Wasserknappheit als eines der zehn größten globalen Risiken für die Menschheit eingestuft. Vor diesem Hintergrund sind Unternehmen, die dazu beitragen, den Wasserverbrauch vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln, sehr gut positioniert. Wir gehen davon aus, dass diese Unternehmen zusätzliche Unterstützung seitens der Politik und bzw. oder durch die regulatorischen Rahmenbedingungen erhalten werden. Zudem dürfte die globale Erwärmung die lokale Wasserknappheit weiter verschärfen und unterstreicht deutlich die Wichtigkeit des Themas Wasser.
Dr. Gerhard Wagner ist seit 2008 bei Swisscanto und Manager verschiedener nachhaltiger Aktienfonds, auch des 2007 gestarteten Wasserfonds. Swisscanto ist eine Produktmarke der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Wagner hat Physik an der Universität Konstanz studiert und in Naturwissenschaften an der ETH Zürich promoviert. Er ist zudem diplomierter Finanzanalyst.