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Wie nachhaltig ist der W & S – Nachhaltiger Stiftungsfonds?
Ein nachhaltiger Fonds ohne Nachhaltigkeitskriterien – ein erstaunliches Konzept. Werte & Sicherheit – Nachhaltiger Stiftungsfonds: So heißt der neue Mischfonds, den die W & S Portfoliomanagement GmbH aus Ulm anbietet. Was steckt dahinter, was ist geplant?
Der Werte & Sicherheit – Nachhaltiger Stiftungsfonds startete im August 2019. Der Fonds will in Aktien und Anleihen von "substanzstarken“ Unternehmen aus dem europäischen Währungsraum investieren. Im Portfolio finden sich (Stand 31.10.2019) unter anderem Anleihen des Versandhändlers Otto, des Autozulieferers ZF Europe und der Autovermietung Europcar. Dazu deutsche Staatsanleihen und die Gold-Anleihe Xetra-Gold. Aktien hält der Fonds unter anderem von Schneider Electric (Elektrotechnik), Evonik (Chemie) und Suez (Wasser).
Am 31.10. hatte der Fonds ein Volumen von knapp 10,4 Millionen Euro. 34 Prozent davon waren in Aktien angelegt, 17 Prozent in Anleihen. Fast 46 Prozent des Fondsvermögens wurden als Bankguthaben gehalten.
Erfolgsvergütung von 15 Prozent
Die Jahresgesamtkosten des Werte & Sicherheit – Nachhaltiger Stiftungsfonds sollen laut W & S 2,07 Prozent betragen. Hinzu kommt gegebenenfalls eine Erfolgsvergütung von 15 Prozent für jährliche Wertsteigerungen über 3 Prozent.
Der Fonds hat zwei Anteilklassen: eine für institutionelle Anleger (ISIN DE000A2PE1B6), eine für Privatanleger (ISIN DE000A2PE1C4). Kapitalverwaltungsgesellschaft des Fonds ist die Hansainvest GmbH aus Hamburg, die zum Versicherungskonzern Signal Iduna gehört.
W & S-Geschäftsführer Heribert Danner erläutert das Konzept des Werte & Sicherheit – Nachhaltiger Stiftungsfonds wie folgt: "Mit dem Fonds wollen wir neben ausschüttungsfähigen Erträgen einen angemessenen Wertzuwachs erzielen. Allerdings nicht um jeden Preis. Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Nachhaltigkeit stehen für uns an erster Stelle. Die Gewinnmaximierung und das Streben nach außergewöhnlichen Renditen sind den genannten Aspekten untergeordnet.“
In den Fondsunterlagen findet sich wenig zum Thema Nachhaltigkeit. W & S gibt an, in "Firmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell“ investieren zu wollen. Beim Auswahlprozess sollen "Nachhaltigkeitsfaktoren“ berücksichtigt werden. Im Anlageausschuss des Fonds sitzt unter anderem Schwester Josefine, Ordensschwester und Generalökonomin des Klosters Brandenburg/Iller. Laut W & S verfügt Schwester Josefine über "langjährige Erfahrungen mit nachhaltigen Geldanlagen“.
Auf Nachfrage von ECOreporter erklärte W & S-Geschäftsführer Danner, man nutze das Nachhaltigkeitsresearch der Nachhaltigkeits-Ratingagenturen ISS ESG und MSCI ESG Research. Aber: Die Nachhaltigkeitskriterien des Fonds werde der Anlagebeirat auf seiner nächsten Sitzung zum Jahreswechsel festlegen.
Fazit
Dass ein nachhaltig ausgerichteter Fonds ohne klar formulierte Nachhaltigkeitskriterien auf den Markt gebracht wird, ist höchst ungewöhnlich. Beim Werte & Sicherheit – Nachhaltiger Stiftungsfonds liegt bislang (noch) kein überprüfbares Nachhaltigkeitskonzept vor. ECOreporter kann daher nicht prüfen, ob der Fonds sein konkretes Nachhaltigkeitsversprechen einhält. Das Portfolio des Fonds scheint noch im Aufbau. Eine Gold-Anleihe und auch eine Evonik-Aktie sind allerdings unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zumindest erklärungsbedürftig. Die Redaktion wird den W & S-Fonds weiter beobachten. Falls die Nachhaltigkeitskriterien des Fonds nicht binnen kurzer Zeit erstellt sind, wird die Frage immer dringlicher: Wie kann sich ein Fonds nachhaltig nennen, wenn er kein Nachhaltigkeitskonzept hat?