Antoine Millioud ist seit 2013 Vorsitzender der aventron-Geschäftsleitung. / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie

aventron AG im Porträt, Teil 1: "Wir haben drei Ressourcen – Sonne, Wind und Wasser" – Interview mit Vorstandschef Millioud

Die aventron AG setzt voll auf grünen Strom. Der Schweizer Kraftwerksbetreiber will an frisches Kapital gelangen und gibt neue Namensaktien aus. Wir sprechen mit aventron-Vorstandschef Antoine Millioud über die Details der Kapitalerhöhung.

Herr Millioud, Ihr Unternehmen führt eine Kapitalerhöhung durch. Wozu benötigen Sie das frische Geld?

Millioud: Wir haben Wachstumsziele. Heute leisten unsere Kraftwerke 400 Megawatt (MW). Im nächsten Jahr sollen es 500 MW sein, und dann peilen wir die 1.000 MW an. Die Mittel, die wir jetzt einwerben möchten, reichen für das Wachstum der nächsten zwei bis drei Jahre.

Ein mittleres Atomkraftwerk wie das Kernkraftwerk Emsland in Nordrhein-Westfalen hat eine Nennleistung von etwa 1.400 MW, das entspricht nach Angaben des Betreibers RWE jährlich elf Milliarden Kilowattstunden Strom – ausreichend für immerhin 3,5 Millionen Haushalte, also circa 8 Millionen Menschen. Irgendwann könnten Sie so eine Leistung auch erreichen. Und das nur mit Erneuerbarer Energie?

Ja, wir setzen ausschließlich auf Wind, Wasser und Sonne. Wir wollen ein Grünstromproduzent sein. Das ist der Auftrag der Firma.

Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt?

Natürlich legen der Aufsichtsrat und der Vorstand die Ziele fest. Aber es gibt auch so etwas wie eine Eigentümerstrategie: Wir sind konzipiert als Erneuerbare-Energie-Produktions-Vehikel. Aus der Sicht der Schweizer Energieversorger ist es wichtig, einen Fuß in der Erneuerbaren Energie zu haben.

Natürlich haben wir auch Finanzinvestoren mit finanziellen Zielen. Ihnen geht es um Realinvestitionen mit langfristigen Assets, die vorhersehbare Renditen liefern. Und das tun wir.

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Zur Person

Der aventron-Vorstandsvorsitzende Antoine Millioud (Jahrgang 1969) ist Diplom-Maschinen-Ingenieur; er studierte an der Eidgenössisch-Technischen Hochschule in Lausanne und erwarb den MBA an der Insead (Frankreich). Seit 2013 ist er bei aventron  Vorsitzender der Geschäftsleitung. Davor leitete er das Beteiligungsmanagement bei den Industriellen Werke Basel (IWB), wo er Solar- und Windprojekte akquirierte und für die Großwasserkraftwerksbeteiligungen der IWB zuständig war. Zuvor war er für ein australisches Family Office tätig, war als Berater bei AT Kearney in Sydney und Projektleiter für Alstom Power. Millioud ist seit seinem Studium Anfang  90er Jahre engagiert für die erneuerbaren Energien unterwegs. Unter anderem forschte er als Assistent an der ETH-Lausanne im Bereich der solarthermischen Kraftwerke. Er wohnt in der Region Basel und ist in seiner Freizeit gerne in der Natur und in den Bergen.

Renditen durch Dividenden?

Wir schütten seit vielen Jahren Dividenden aus, das möchten wir beibehalten. Aufgrund unseres Kraftwerkparks ist das auch möglich. Aber wir erwarten auch steigende Aktienpreise.

Lohnte sich das Investment im letzten Jahr für Ihre Aktionäre?

Wir haben eine Gesamtrendite von 5,5 Prozent erzielt, das beinhaltet die Summe aus der ausgeschütteten Dividenden und der Aktienpreiserhöhung. Das ist für die Zukunft haltbar.

Warum ist Ihr Geschäft so genau kalkulierbar?

Nehmen wir den Umsatz: Unser Preisrisiko ist zu 80 Prozent abgesichert durch Abnahmeverträge und gesetzliche Einspeisevergütungen. Soll heißen: Den Strom, den wir liefern, erhalten wir bezahlt. Das Umsatzrisiko hängt also nur vom Wetter ab. Wenig Sonne, wenig Wind, wenig Niederschläge und damit niedrige Flusspegel – das alles kann zu geringerer Stromproduktion führen. Aber es kommt nie alles zusammen. Das Wetter ist – in unserem Anlagenpark! – sozusagen diversifiziert. Durch die Regionen und durch die jeweilige Technik.

Funktioniert das wirklich so konkret?

Ja, schauen wir beispielsweise auf das letzte Jahr: es war ein außerordentlich trocken. Dafür war es aber ein überdurchschnittliches sonniges Jahr. Die Umsatzeinbußen auf der Wasserseite konnten wir mit dem Umsatzplus auf der Sonnenseite kompensieren. Ähnlich geht es im Wind nach Regionen. Manchmal haben wir ein schwaches Windjahr im Norden, wie Deutschland, und mehr Wind in unseren südlichen Kraftwerken in Spanien und Italien.

Wieviel Strom haben Ihre Kraftwerke denn 2017 erzeugt?

2017 waren es ingesamt 657 Gigawattstunden. 2018 kalkulieren wir mit 850 Gigawasttstunden. Der durchschnittliche Strompreis, den wir erzielen, liegt bei rund 100 Franken pro Megawattstunde.

Was liefern Sie noch außer Strom?

Nichts. Unser Umsatz besteht einzig und alleine aus dem Verkauf von grünem Strom aus sauberen Kraftwerken. Sonst nichts, keine weiteren Dienstleistungen.

Das hört sich an, als könne man auch ohne Mathematik-Diplom errechnen, wieviel Ihr Unternehmen und die Aktie wert sein müssten.

Natürlich kann man einfach die Kraftwerkswerte addieren. Und dann die Abschreibung einrechnen. Und unser Eigenkapital anschauen. Letztlich ist das doch schon eine umfängliche Rechnung.

Man muss bei uns vor allem sehen, dass unsere Kraftwerke recht jung sind. Daher haben wir in manchen Bereichen auch eher etwas „teure“ Kennzahlen. Wir haben beispielsweise viel Wasserkraftwerke. Die sind aber alle sehr jung. Das kann man nicht mit einem 15 oder 20 Jahre alten Solarkraftwerk vergleichen. Das liefert sicherlich hohe Stromerträge, aber es läuft vielleicht auch nur acht Jahre so weiter. Wasserkraftwerke dagegen können 50 Jahre und älter werden.


Die aventron AG betreibt neben Wasser- und Windkraftwerken auch Solarparks. / Foto: Unternehmen

Wo wollen Sie neue Wasserkraftwerke erwerben?

In Norwegen – insgesamt 14 Wasserkraftwerke, in der Regel mit einer Leistung zwischen einem und zehn MW. Die Kraftwerke sind meist gleich: Es gibt eine Hochebene, dort eine sogenannte Wasserfassung, die Treibgut  oder Eis fernhält, dann eine Druckleitung, in der das Wasser 200 bis 300 Höhenmeter hinabschießt. Hinein in ein kleines Turbinenhaus mit einer klassischen Peltonturbine. Das Ganze dann auf der Höhe eines Fjords.

Wie streng ist der Naturschutz?

Das Wasser stammt aus Bächen oder kleinen Flüssen. Der Naturschutz ist immer gesetzlich geregelt, die Gesetze sind in Europa nicht sehr unterschiedlich. Die Kraftwerke sind ja größtenteils neu, oder wir bauen sie jetzt neu . Da ist dann von vorneherein alles eingeplant, was vorgeschrieben ist, wie auch die Fischtreppen jeweils nach der lokalen Gesetzgebung.

Warum setzen Sie auf Wasserkraft in Norwegen?

Weil es in Norwegen sehr große Potenziale gibt, wie sonst nirgends in Europa. Wasserkraftwerke unter 10 MW Leistung können in Norwegen zudem von Privatunternehmen wie unserem betrieben werden.

Und wer verbraucht den Strom aus der Wasserkraft?

Die Norweger selbst. Daher haben wir übrigens als Schweizer Unternehmen wie mit allen anderen europäischen Ländern ein Währungsrisiko.

In welche Kraftwerksarten werden Sie die Erlöse aus der laufenden Emission investieren?

Wir werden massiv in Solarenergie in Spanien, Italien und Frankreich investieren, aber auch in der Schweiz. Neue Wasserkraftwerke planen wir nicht nur für Norwegen, sondern ebenfalls im Alpenraum, in der Schweiz, Italien und Frankreich.

Solarkraftwerke in Spanien galten in der Vergangenheit teilweise wegen nicht eben sicheren staatlich geregelten Einspeisevergütungen als  Risiko.

Das hat sich geändert, denn die Tendenz geht klar zum freien Stromverkauf. Damit sind Regulierungsrisiken minimiert. Wir haben in Spanien neue Solarkraftwerke mit Leistungen zwischen 1 und 50 MW im Blick. Die günstigen Stromherstellungskosten und die vielen Sonnenstunden lassen eine gute Vermarktung des Stroms zu.

Sie setzen auch auf die Windenergie in Deutschland. Wieviel MW Leistung haben Ihre Parks hier, wo sehen Sie deren Vorteile?

Wir haben heute mit unseren letzten Akquisitionen 73 MW erreicht. Das ist bei einem Gesamtportfolio von fast 400 MW doch ein schöner Anteil. Wir möchten den Windbereich „Wind Deutschland“ auch stetig weiter ausbauen. Wir schätzen in unserem Portfolio „Wind Deutschland“ die hohe regulative Sicherheit des Erneuerbare-Energie-Einspeisungsgesetzes.

Für welche Aktionäre eignet sich Ihre Aktie?

Wir haben drei Ressourcen – Sonne, Wind, Wasser. Wir haben langfristig planbare Erträge, wir sind in Schweizer Franken notiert. Deshalb eignet sich die Aktie beispielsweise für private Anleger und Family Offices. Und für Vorsorgeeinrichtungen, die einen guten Kapitalfluss für die Zukunft möchten. Für kurzfristig denkende Spekulanten eignet sich die Aktie nicht. Sondern für diejenigen, die auf Werterhalt und Vorsorge ausgerichtet sind.

Herr Millioud, vielen Dank für das Gespräch!

Morgen in Teil 2 analysieren wir für Sie die aventron-Aktie. Sie erfahren auch, ob sich ein Kauf der neu ausgegebenen Namensaktien für Privatanleger lohnt.

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27.01.18
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