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BMW und die neue E-Auto-Kooperation in China
Die BMW-Aktie zählte 2015 zu den ersten nachhaltigen ECOreporter-Dividendenkönigen. Im Zuge des Diesel-Skandals und von Kartell-Absprachen schien das Papier nicht mehr als nachhaltig genug. Nun hat der bayerische Autohersteller seine Anteile an der chinesischen Partnerfirma Brilliance erhöht, um die steigende Nachfrage nach Elektroautos besser zu bedienen. Wird BMW damit ein Tesla-Konkurrent, ist die Aktie wieder auf dem Weg zu einem nachhaltigen Papier? Wie stehen die Kurschancen und die Dividendenrendite?
Ein grüner Traum wäre ein Auto, gebaut mit Holzteilen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Mit Innenraumstoffen aus Hanffasern. Und wenn schon Leder, dann wenigstens nicht mit Chemikalien gegerbt, sondern mit Extrakten aus Olivenblättern. Abgasfrei müsste es sein, das ganze Gefährt, also ein Elektroauto, und der Strom zur Herstellung des Autos selbst sollte am besten auch aus grüner Energie stammen.
So etwas gibt es nicht. Oder? Eben. Gibt es doch. Bei BMW. Das Modell heißt i3 und verkörpert den Willen der Bayerischen Motorenwerke zum Aufbruch in eine neue Zeit. Leider fährt der deutsche Käufer aber noch zu selten mit.
Der i3 ist zwar eines der beliebtesten Elektroautos in Deutschland. Hierzulande sind in diesem Jahr auch bereits für fast 14.000 BMW-Elektromobile Umweltboni beantragt worden - womit der bayerische Autobauer die Nummer eins in Deutschland bei den Umweltförderungen ist. Andererseits: 14.000 in einem Jahr - das schafft VW alleine mit einem konventionellen Golf in einem einzigen, guten Monat (von denen Volkswagen derzeit nicht so viele hat, zugegeben).
BMW übernimmt nun in China für 3,6 Milliarden Euro 75 Prozent an seinem Gemeinschaftsunternehmen mit dem lokalen Autohersteller Brilliance. In den nächsten drei Jahren sollen mehr als 3 Milliarden Euro investiert werden. Mit einem neuen Werk werde die Kapazität am Standort Tiexi verdoppelt, teilte BMW mit. "Wir setzen unsere Wachstumsstrategie für China konsequent um", sagte der BMW-Vorstandsvorsitzende Harald Krüger. Mit kontinuierlichen Investitionen und der Entwicklung und Produktion elektrischer Fahrzeuge komme China eine große Bedeutung als dynamischer Wachstumsmarkt zu.
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Die Gesamtkapazität von BMW soll ab Anfang der 2020er-Jahre auf 650.000 Autos pro Jahr gesteigert werden. Im vergangenen Jahr liefen in den beiden Werken in Tiexi und dem benachbarten Dadong etwa 400.000 Autos vom Band – ein Plus von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Mit unserem hochflexiblen Produktionssystem können wir schnell auf die Marktnachfrage reagieren und wären in der Lage, bis zu 100 Prozent elektrische Fahrzeuge zu produzieren", sagte Produktionsvorstand Oliver Zipse.
Was wenige wissen: BMW hatte bereits 1999 auf der IAA einen serienreifen Elektroauto-Prototypen vorgestellt. / Foto: Unternehmen
BMW setzt sich auch für die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards bei den Zulieferern ein und ist ein beliebter Arbeitgeber. Daher ist die BMW-Aktie in vielen Fonds mit sozial-ökologischer Ausrichtung zu finden, etwa in den Aktienfonds der Steyler Bank. Die katholische Bank ist sozial-karitativ ausgerichtet und investiert nach strengen Nachhaltigkeitskriterien.
"BMW zählt weltweit zu den Nachhaltigkeitsvorreitern in der Automobilbranche. Die Verankerung von Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette ist vorbildlich", heißt es in einer Begründung von der Steyler Bank, weshalb der Autobauer in den eigenen Aktien-Fonds vertreten ist.
Dividende: Immer mehr, hohe Rendite
Das Investment in die BMW-Aktie erscheint attraktiv. Die BMW-Vorzüge stehen momentan an der Börse Xetra bei 65,75 Euro (17.10., 9:30 Uhr). Auf Jahressicht hat die Aktie 14 Prozent im Kurs nachgegeben. Momentan beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 7,13.
Der BMW-Konzern will für 2018 eine Dividende von 3,88 Euro ausschütten, was bei dem momentanen Aktienkurs einer Dividendenrendite von 5,19 Prozent entspricht. BMW zahlt bereits seit 1924 Dividenden. Die Zahlungen schwankten häufig. Seit 2009 zahlt BMW jedes Jahr mehr.
2017 verbuchte die BMW-Gruppe, zu der auch die Marken Mini und Rolls Royce gehören, 98,67 Milliarden Euro Umsatz. Weltweit beschäftigen die Münchner rund 130.000 Mitarbeiter. Der Konzern hat Umsätze und Mitarbeiterzahlen über die Jahre stetig gesteigert.
Doch die Börse sieht den gesamten Automobilsektor momentan kritisch. Nicht nur die drohende Konkurrenz aus China, auch die immer weitere Verbreitung des Carsharings und die durch die zunehmende Elektromobilität sinkenden Einkünfte aus dem Wartungsgeschäft sollen laut Analysten-Prognosen den klassischen Autoherstellern zukünftig stark zusetzen. BMW im Besonderen plagen derzeit kostspielige Rückrufaktionen in Korea, China und den USA. Das alles erklärt den gesunkenen Aktienkurs.
Trotzdem verfügt der BMW-Konzern über ein herausragendes Markenportfolio, viel Erfahrung im Fahrzeugbau, ein solides Management und starke Finanzen. Die Münchener rechnen mit einem Plus bei den Verkäufen im Premiumsegment bis 2031 von jährlich 2 Prozent. Die Wachstumsimpulse sollen vor allem aus China, Nordamerika und den Schwellenländern kommen.
Auch für das veränderte Verhalten der Nutzer hat sich BMW gewappnet. Der Carsharing-Dienst Drive Now, den BMW in einem Joint-Venture mit Daimler betreibt, soll weiter wachsen. Nach Angaben des Münchener Autobauers soll Drive Now bis 2025 mehr als 100 Millionen Nutzer haben.
Nachhaltigkeit: Eine Eintagsfliege sind die Elektro-BMWs nicht: Schon zur Olympiade 1972 präsentierte BMW zwei Elektroautos. Nachhaltige Mobilität mit BMW? Möglich wäre es. Wenn die Kunden mitziehen würden. Nachhaltiges Investment mit der BMW-Aktie? Umweltmanagement und Anstrengungen im Bereich Soziales ernten viel Lob.
Es gibt umfassende Sozial- und Umweltstandards für die Zulieferkette, auch Maßnahmen zur Wiederverwendbarkeit und zum Recycling von Produkten loben Nachhaltigkeitsrating-Agenturen. Aber immer noch beherrschen die Diesel- und Benzinmotoren den Markt, auch bei BMW. Gerade in Europa glänzt BMW zwar mit den derzeit saubersten Dieseln - aber nachhaltige Mobilität ist auch das noch nicht.
K.O.-Kriterien: Die meisten Autos, die BMW baut, sorgen im Betrieb für den Ausstoß von Gasen, die den Klimawandel beschleunigen.
Fazit: Eine Aktie mit finanziell guter Perspektive und hoher Dividendenrendite. Aber derzeit reicht es nur für das "Schattenkabinett" - also für Aktien, die ECOreporter beobachtet, weil sie die Chance haben, eine nachhaltige Favoriten-Aktie zu werden.
BMW AG: ISIN DE0005190037 / WKN 5019003