Aktientipps, Nachhaltige Aktien

Das Unternehmen hinter Tempo und Zewa: Ist Essity AB eine nachhaltige Favoriten-Aktie?

Die Essity AB stellt Hygieneartikel her. In diesem Bereich gehört das Unternehmen aus Schweden zu den Weltmarktführern. Zu den bekanntesten Marken in Deutschland zählen Tempo, Zewa  und Leukoplast. ECOreporter hat den Hersteller von Hygieneprodukten analysiert und geschaut, ob das Unternehmen auch in Sachen Nachhaltigkeit führend ist.

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Essity entstand Anfang 2017 aus einer Produktsparte des schwedischen Forstbetreibers und Holzverarbeiters Svenska Cellulosa AB (SCA); seit Sommer 2017 ist die Essity-Aktie an der Börse notiert. SCA dagegen konzentriert sich nun auf Forstbetrieb und Holzverarbeitung.

Essity entwickelt, produziert und vertreibt Produkte und Lösungen für Hygienebereiche – es geht um Reinigung mittels speziell aufbereitetem Papier und Hygiene für Krankenhäuser und Kliniken.

Der Name Essity setzt sich zusammen aus den Worten ‘Essentials‘ (engl. für Wesentliches) und ‘Necessities‘ (engl. für Notwendigkeiten). Der Konzern hat seinen Firmensitz in Stockholm und beschäftigt fast 48.000 Menschen (2016: 42.500).

Wichtigster Absatzmarkt USA

Essity vertreibt seine Produkte weltweit in mehr als 150 Länder. Der wichtigste Absatzmarkt ist die USA (Umsatzanteil Ende 2017: 15 Prozent), gefolgt von Deutschland (11 Prozent) und China (10 Prozent). Der Umsatzanteil im Heimatmarkt Schweden lag 2017 bei unter 3 Prozent.

Zweistellige Zuwächse erzielte Essity in den letzten Jahren vor allem in Südamerika, Deutschland und den USA, während die Bedeutung des Geschäfts in England und Spanien, wenn auch nur geringfügig, abgenommen hat.

Wettbewerber von Essity sind beispielsweise Procter & Gamble, Unilever und Henkel (Procter & Gamble ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Dividendenkönige).

In Ismaning hat die deutsche Essity-Gesellschaft ihren Hauptsitz. Das Werk Mannheim ist mit 2.000 Mitarbeitern der größte Standort der Essity-Gruppe in Europa.

Ansteigende Umsätze bis 2020 geplant

Im Geschäftsjahr 2017 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von umgerechnet 11,3 Milliarden Euro (2016: 10,7 Milliarden Euro). Der um Zinsen, Steuern und Abschreibungen bereinigte Gewinn betrug 2017 mehr als 1,3 Milliarden Euro (2016: fast 1 Milliarde Euro). Den Gewinn je Aktie für 2017 gibt Essity mit 1,12 Euro an (2016: 52 Eurocent je Aktie).

Bis 2020 rechnet Essity mit jährlich weiter ansteigenden Gesamtumsätzen im hohen einstelligen Prozentbereich. Auch die Gewinne sollen bis 2020 jedes Jahr ansteigen. Essity hat eine Marktkapitalisierung von derzeit 14,1 Milliarden Euro. Ende 2017 betrug die Anzahl aller ausgegebenen Aktien mehr als 702 Millionen Stück.

Seit dem Gang an die Börse hat die Essity-Aktie 12 Prozent an Wert verloren (Stand 25.9., Handelsschluss).

Der Konzern ist im schwedischen Aktienindex OMX Stockholm 30 gelistet.

Großaktionär hält fast 10 Prozent Anteile

Die schwedische und ebenfalls börsennotierte Beteiligungsgesellschaft Industrivärden AB hält 9,5 Prozent der Essity-Anteile. 5 Prozent hält die in den USA ansässige MFS Investment Management Company und 4,7 Prozent die Investmentsparte der norwegischen Zentralbank Norges Bank Investment Management.

Dividende: Nach eigenen Angaben will Essity seinen Aktionären langfristig stabile und steigende Dividenden auszahlen. Primäres Ziel ist jedoch die Expansion durch Unternehmenszukäufe und –übernahmen.

Mitte April 2018 schüttete Essity umgerechnet 56 Eurocent je Aktie für das Geschäftsjahr 2017 an seine Aktionäre aus. Berücksichtigt man den Aktienkurs am Tag der Ausschüttung (19. April 2018), ergibt das eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent. Die Ausschüttungsquote lag 2017 bei knapp 50 Prozent des Unternehmensgewinns.

Das aktuelle (25.9.) Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt auf Basis der Geschäftszahlen von 2017 bei 20.

Essity erzielt einen Großteil seiner Einnahmen in den USA. Die Verkäufe lagen 2017 bei fast 1,4 Milliarden Euro (Gesamtumsatzanteil: 15 Prozent). Das macht das Geschäft der Schweden anfällig und schwieriger planbar (möglicher Handelskrieg mit Europa, Strafzölle).

Nachhaltigkeit: Essity verwendet für die Herstellung seiner Produkte rund 40 Prozent Zellulose aus recyceltem Zellstoff und 60 Prozent Zellulose aus frischen Holzfasern, die aus einer nachhaltigen Forstbewirtschaftung stammen. Die frischen Holzfasern werden mit chlorarmen oder chlorfreien Verfahren gebleicht.

Markus Grünewald von der Nachhaltigkeitsresearch-Agentur imug aus Hannover sagt: “Essity kann einschlägige Zertifizierungen für ESG-Themen nachweisen, und Lieferanten werden zur Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards verpflichtet. In den letzten Jahren hat sich der CO2-Fußabdruck für eine Reihe von Produkten verbessert.“

Aber nur einige Produktionsstätten seien nach den Standards OHSAS 18001 und ISO 14001 zertifiziert. Die frischen Holzfasern bleicht Essity mit zwei Verfahren: Zum einen mit dem sogenannten "Elemental Chlorine Free (EFC)“-Verfahren. Das ist chlorarm, es kommen aber Chlorverbindungen, beispielsweise Chlordioxyd oder Hypochlorid, zum Einsatz. Trotzdem soll die Freisetzung von Dioxin vermieden werden. Zum anderen dem "Total Chlorine Free (TCF)“-Verfahren, das ist chlorfrei.

Das eingesetzte Holz will Essity nach eigenen Angaben und einer schriftlichen Verpflichtung vor allem aus FSC-zertifizierter Waldwirtschaft beziehen. Allerdings ist das FSC-Siegel selbst in die Kritik geraten, und es ist nicht in jedem Fall deutlich, wie nachhaltig Holz mit FSC-Zertifikat ist.

Fazit: Essity AB kann mit der Aussicht auf weiterhin gute Geschäftszahlen punkten. Die Dividendenrendite ist mit zuletzt 2,6 Prozent attraktiv. Das Unternehmen überzeugt mit skandinavischer Sozialpolitik, ist allerdings verbesserungsfähig, was die Chlorbleiche von Papieren angeht. ECOreporter setzt das Unternehmen auf die Beobachtungsliste, weil die Aktie als ECOreporter-Favoriten-Aktie in der Kategorie Dividendenkönige in Frage kommt.

Essity AB: ISIN SE0009922164 / WKN A2DS20

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