Solarpark von Green City: Neue Solaranlagen produzieren günstiger Strom als neue fossile Kraftwerke. / Foto: Green City AG

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"Die EEG-Umlage wird sich schneller reduzieren als vorhergesagt" - Interview mit Frank Wolf (Teil 2)

Gestern hat ECOreporter Frank Wolf, Finanzvorstand der Green City AG, nach Auswirkungen des Zusammenschlusses der Green City Energy AG und der Green City Projekt GmbH zur Green City AG befragt und neue Geschäftsfelder wie die Elektromobilität beleuchtet. Heute im zweiten Teil des Interviews erfahren Sie, welche Chancen die Energiewende bietet und wie Green City sich auf die kommenden Neuerungen vorbereitet.

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ECOreporter.de: Wie hoch wird der Anteil der neuen Geschäftsfelder am Umsatz des Green City-Konzerns in 5 oder 10 Jahren schätzungsweise sein?

Frank Wolf: Der Markt für Erneuerbare wird in 5 oder 10 Jahren viel stärker durch die Kombination von Stromerzeugung und Stromvermarktung in einer Hand geprägt sein. Genau darauf bereiten wir uns seit geraumer Zeit strategisch vor. Der Anteil neuer Geschäftsfelder an unserem Umsatz wird dementsprechend steigen. Es ist allerdings schwierig, dies aktuell zu beziffern, da wir hier auch von externen Entwicklungen abhängig sind. Genannt sei hier die Verkehrswende, da sind uns andere Länder wie z.B. Norwegen deutlich voraus. Wir wünschen uns mehr Unterstützung von der Politik, aber auch von der Industrie.


Frank Wolf ist Finanzvorstand der Green City Energy AG. / Foto: Dominik Parzinger

Welche Chancen und Risiken sind nach Einschätzung von Green City mit der geplanten Ausweitung der Bereiche Verkehr/Elektromobilität/ Speicher/kommunale Energieberatung für die Anleger der Green City AG verbunden?

Wir sehen uns in unserem Geschäftsmodell beim Blick auf die Gegenwart wie auch die Zukunft starken Umbrüchen gegenüber. Zur Gegenwart: Aus unserer Sicht ist die Energiewende 1.0. vollendet. Wir definieren dies dadurch, dass die Stromerzeugungskosten neuer Solar- und Onshore-Wind-Anlagen unter denen von neuen Kapazitäten im fossilen und nuklearen Bereich liegen. Die letzte Ausschreibung für Solar in Deutschland hat mit einem mittleren Zuschlagswert von 4,59 Cent pro Kilowattstunde (kWh) geendet, ein neues Kohlekraftwerk produziert Strom zu Preisen zwischen 6 und 10 Cent.

Das bedeutet zweierlei: Die Erneuerbaren produzieren zu Kosten, wie selbst wir es vor zwei Jahren noch nicht für möglich gehalten haben. Zum Zweiten wird sich die EEG-Umlage schneller reduzieren als vorhergesagt. So erhält eine Solar-Anlage mit einer Vergütung von 4,59 ct/kWh bei einem aktuellen Börsenstrompreis von 4,2 Cent/kWh eine EEG-Zahlung von gerade noch 0,39 Cent/kWh. Wir können jetzt ganz einfach sagen: Jedes neue Windrad und jede neu Photovoltaikanlage reduziert die EEG-Umlage. Leider wird das weder in der Presse noch in der politischen Diskussion dargestellt.

Wird sich die Energiewende durch die gesunkenen Kosten noch beschleunigen?

Aufgrund des mittlerweile entstandenen wirtschaftlichen Vorteils von Solar- und Wind-Projekten gegenüber fossiler beziehungsweiser nuklearer Erzeugung wird der Zubau Erneuerbarer Kapazitäten weiter voranschreiten. Naturgemäß müssen wir davon ausgehen, dass für neue Erneuerbare-Energie-Projekte in absehbarer Zeit sowohl die fixe Einspeisevergütung wie auch der Einspeisevorrang entfallen werden. Ein weiterer Zubau wird unabhängig von der weiteren Börsenstrompreisentwicklung zu einer deutlich stärkeren Spreizung der Strompreise führen, was wiederum Speichermedien wirtschaftlicher machen wird.

Wie werden Sie darauf reagieren?

In unserem aktuellen Speicherprojekt im Rahmen des Kraftwerksparks III gehen wir genau die notwendigen Schritte. Natürlich wären hier politische Unterstützung und Klarstellungen willkommen. In dem aktuell nicht gegebenen regulatorischen Umfeld für Speicherprojekte sind wir in der Projektentwicklung stark gefordert.

Zusammengefasst sehen wir als zentrale Basis für den künftigen Geschäftserfolg im Bereich der Erneuerbaren die Bündelung der gesamten Wertschöpfung von der Erzeugung bis zur Steckdose. Genau darauf bereiten wir uns vor! Eine wesentliche Voraussetzung für 100 Prozent Erneuerbare Energien ist die Umsetzung der Sektorenkopplung: Wir werden künftig elektrisch fahren und auch elektrisch heizen. Wie bereits bei unserem ersten Solarprojekt werden wir auch hier den Markt mitgestalten. Das entspricht unserem Verständnis von unserer Arbeit und wird von unseren Anlegerinnen und Anlegern auch von uns erwartet.

Herr Wolf, wir danken Ihnen für die Antworten!

Den ersten Teil des Interviews mit Frank Wolf können Sie hier lesen.

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