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Institutionelle / Anlageprofis, Ratingagenturen
Im Porträt: RepRisk – Anbieter von ESG-Risikodaten
Nachhaltige Unternehmensrisiken erfassen und bewerten – das ist das Kerngeschäft von RepRisk. Das Schweizer Datenwissenschaftsunternehmen setzt dabei nicht nur auf erfahrene Analysten, sondern auch auf künstliche Intelligenz. ECOreporter stellt RepRisk näher vor.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
1. Welche Dienstleistungen bietet RepRisk an?
Wir bieten eine Reihe von Due Diligence-Lösungen an (Lösungen zum Identifizieren von geschäftlichen Risiken - Red.). Diese erleichtern das Risikomanagement sowie Compliance-Prozesse (Prozesse zur Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien - Red.). RepRisk ist spezialisiert auf ESG-Risiken, also Risiken aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Seit 2006 helfen wir weltweit führenden Finanzinstituten und Unternehmen, Schwachstellen zu reduzieren und ESG- sowie Geschäftsverhaltensrisiken in Bezug auf ihre Kunden, Investitionen und Geschäftsbeziehungen zu beleuchten.
Wir betreiben die weltweit größte Due Diligence-Datenbank für ESG- und Geschäftsverhaltensrisiken. Diese Datenbank, die "The RepRisk ESG Risk Platform“, enthält neben Daten und Analysen zu mehr als 120.000 Unternehmen auch Risikoprofile für Projekte wie Bergbauminen, Pipelines oder Chemieanlagen sowie für alle Sektoren und für jedes Land der Welt. Mit dem RepRisk Index, dem RepRisk Rating und dem RepRisk UN Global Compact Violator Flag bieten wir zudem drei Risikomaße an.
Unser Ansatz ist themen- und ereignisorientiert. RepRisk prüft Quellen und Anspruchsgruppen für ESG-Risikovorfälle und nicht eine definierte Liste von Unternehmen. Dies bedeutet, dass RepRisk eine universelle Abdeckung bietet. Das heißt: Alle Unternehmen, die ESG-Risiken ausgesetzt sind, unabhängig von Unternehmensgröße, Börsennotierung, Branche, Hauptsitz- oder Betriebsland, werden von RepRisk erfasst.
2. Aus welchen Ländern und Bereichen kommen die Kunden?
Wir haben Kunden auf der ganzen Welt, die meisten in Europa und den USA. RepRisk begann 1998 als ein Beratungsunternehmen für Umwelt- und Sozialrisiken mit Schwerpunkt im kommerziellen Bankengeschäft und Investmentbanking. Der erste Kunde von RepRisk war UBS. Heute arbeitet die Firma mit über 80 Banken aus der ganzen Welt.
Bald darauf begann die Kooperation mit Vermögensverwaltern. RepRisk arbeitet seit 2008 mit dem norwegischen Global Pension Fund zusammen, dem größten Staatsfonds der Welt. Ein anderes erwähnenswertes Beispiel ist RobecoSAM, eine Investmentgesellschaft mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Diese verwendet RepRisk seit 2009 im Rahmen ihrer jährlichen Unternehmensbewertung für den Dow Jones Sustainability Index (DJSI).
3. Woher beziehen Sie die für Ihre Analysen notwendigen Daten?
RepRisk ist der einzige Anbieter, dessen Analyse ausschließlich auf unternehmensexternen Quellen basiert. Wir schauen uns an, welche Medien, Anspruchsgruppen und anderen öffentlichen Quellen über das jeweilige Unternehmen berichten – und nicht, was ein Unternehmen selbst berichtet, zum Beispiel in seinem Nachhaltigkeitsbericht oder auf seiner Website. Dies ist unserer Erfahrung nach wichtig, um eine umfassende Bewertung eines Unternehmens vornehmen zu können.
Unsere Analyse beginnt jeden Tag mit der Überprüfung von über 80.000 Quellen und Anspruchsgruppen durch unser IT-Tool, das mithilfe von "machine learning“ (maschinellem Lernen - Red.) auf durchschnittlich 15 Millionen News pro Monat kommt. Diese werden an unser Team von über 60 Analysten weltweit weitergereicht. Die Quellen umfassen Printmedien, Online-Medien, soziale Netzwerke einschließlich Twitter und Blogs, Anspruchsgruppen wie Nichtregierungsorganisationen, Regierungsorgane und Aufsichtsbehörden sowie andere Quellen wie Think Tanks, Forschungsfirmen oder Newsletter. Ausschlaggebend ist, dass nicht nur große, internationale Quellen wie beispielsweise das Wall Street Journal abgedeckt werden, sondern auch unbekanntere Quellen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene. Das macht RepRisks Analyse einzigartig.
RepRisk führt dieses Screening nicht nur in Englisch, sondern in 20 Sprachen durch. Dies ist wichtig, weil wir festgestellt haben, dass Risiken oft auf lokaler Ebene früher erkennbar werden. Die Erfassung bedeutender Geschäftssprachen hilft, mögliche Risiken so früh wie möglich zu identifizieren.
4. Prüfen Sie die Unternehmen auch vor Ort?
Die Prüfung von Unternehmen vor Ort gehört nicht zu unserer Methodik.
5. Wer bezahlt die Risikoprofile: auch die gerateten Unternehmen?
Nein, es zahlen nur die Nutzer.
6. Zahlen die Kunden nach dem Volumen des verwalteten nachhaltigen Vermögens oder pro Rating?
Unser Preismodell basiert auf jährlichen Lizenzen, die die Kunden an ihren Bedarf an internen Benutzern und beispielsweise die Größe ihres Portfolios anpassen können.
7. Nachhaltigkeit ist zum Trendthema geworden. Sind Ihre Auftragszahlen in der jüngeren Vergangenheit entsprechend gestiegen?
Ja, der Markt wächst stark und wir entsprechend auch. Wir profitieren davon, dass unser Ansatz nicht auf Selbstdeklaration, sondern auf externen Quellen beruht. Der Markt will unabhängige Belege zu Unternehmensaktivitäten, zu diesem Schluss kommen auch Studien. Mehr Transparenz dank öffentlicher Quellen erhöht den Druck und kann dadurch schnellere Reaktionen auf Unternehmensseite auslösen.
Noch vor zehn Jahren wusste niemand wirklich, was in einer Tochtergesellschaft in Südamerika vor sich ging, ob Kinderarbeit genutzt, Menschenrechte verletzt oder Partner in der Lieferkette mit Korruption in Verbindung gebracht wurden. Heute wird erwartet, dass Unternehmen diese Kenntnisse besitzen, die damit verbundenen Risiken managen und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung gewährleisten. Denn wenn dies nicht geschieht, verbreiten sich nachteilige Nachrichten in Sekundenschnelle auf der ganzen Welt, und die ESG-Risiken können sich in Reputations-, Compliance- und Finanzrisiken verwandeln.
8. Spüren Sie eine verstärkte Konkurrenz durch herkömmliche Ratingagenturen, die versuchen, im nachhaltigen Sektor Fuß zu fassen?
Nein. Herkömmliche Ratingagenturen machen erste Schritte, um ESG-Kriterien in ihre Bewertungen einzubauen. In den meisten Fällen ist dies vorerst ein separates ESG-Risiko-Rating. Fitch Ratings ist unserer Kenntnis nach die einzige Ratingagentur, die ESG bereits direkt in ihr Kredit-Rating eingebaut hat. Der erste Schritt für ESG in dieser Bewertung ist, herauszufinden, was im Kredit-Rating in Bezug auf ESG maßgebend ist. Der zweite Schritt besteht darin, die passenden Daten zu finden. Hier kommt RepRisk zum Zug, da Ratingagenturen eigentlich keine Fähigkeiten haben, solche Daten selber herzustellen.
9. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für RepRisk in den nächsten Jahren?
Wir fokussieren uns momentan darauf, unsere "Machine learning“-Fähigkeiten auszubauen. Darin sehen wir eine große Chance. Dank unserer von Analysten markierten und kuratierten Datensätze aus mehr als zehn Jahren verfügen wir über die besten Voraussetzungen, um mit maschinellem Lernen unseren Analyseprozess zu optimieren. In Kombination mit menschlicher Analyse können unsere "Machine learning“-Fähigkeiten die Qualität und Aktualität unserer Daten für höchst anspruchsvolle Due Diligence-Anwendungen garantieren. Mit künstlicher Intelligenz allein ist das nicht zu erreichen.
Eine Herausforderung besteht im wachsenden Bedarf der multinationalen Firmen an Informationen zu ESG- und Unternehmensführungsrisiken. Im Gegensatz zur Finanzbranche fehlen hier aber oft das Know-how und interne Prozesse. Deshalb arbeiten wir daran, neben Daten auch zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, die diesen Kunden eine umfassende Betreuung bieten.

RepRisk AG
Gründungsjahr: 1998
Mitarbeiterzahl: über 120
Unternehmenszentrale: Zürich
Niederlassungen: Berlin, Manila, Toronto
Analysierte Unternehmen: 120.000
Analysierte Projekte: 30.000