Windpark von Energiekontor in Portugal. / Foto: Unternehmen

  Anleihen / AIF

Nachhaltig anlegen mit festem Zins: Sechs Wind- und Solar-Anleihen

100 Prozent ökologisch: Grüne Anleihen im Bereich Wind und Solar sind selbst für anspruchsvolle nachhaltige Anleger geeignet. Sie versprechen feste Zinsen. Bis zu 7,75 Prozent pro Jahr! Und sie finanzieren saubere Kraftwerke, die Stück für Stück dazu beitragen, die klimaschädlichen Kohleungetüme vom Netz zu nehmen. Aber wie sicher sind die grünen Anleihen? ECOreporter hat sechs von ihnen analysiert.

Das ist ordentlich: 7,75 Prozent im Jahr beträgt der Zins für die Anleihe der Photon Energy AG. Das Unternehmen aus Amsterdam plant und betreibt große Solaranlagen. Mit der Unternehmensanleihe 2017/22 hat sich das Unternehmen insgesamt 37,5 Millionen Euro an Kapital beschafft.

Zins ist nicht gleich Rendite

Derzeit notiert die Anleihe an der Börse Tradegate bei 106,10 Prozent (13.12.2019). Einzukalkulieren ist, dass der tatsächliche Zins bei diesem hohen Kaufkurs bei 7,30 statt bei 7,75 Prozent liegt. Und dass man am Ende der Laufzeit nicht die 106,10 Prozent von 1.000 Euro (also 1.061 Euro) zurückbekommt, die man bezahlt hat, sondern nur 1.000 Euro (= 100 Prozent).

Photon Energy hat zwar auch 2019 bisher bessere Zahlen vorgelegt als im Vorjahr, aber es ist immer noch ein kleines Unternehmen: 2018 erzielten die Niederländer 20,3 Millionen Euro Umsatz bei einem Gewinn von 600.000 Euro.

Das Unternehmen betreibt derzeit insgesamt 40 Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 37,1 Megawatt (MW), die in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Australien liegen. Etliche weitere Solarparks sollen geplant sein. Aber Investitionen in Ländern wie Ungarn könnten bei weiteren politischen Zuspitzungen in der EU riskanter werden. Anleger sollten berücksichtigen, dass es hier um große Pläne geht, aber um ein doch kleines Unternehmen. Und fest sind die Zinsen nur, solange das Unternehmen erfolgreich wirtschaftet. Fazit: Viel Zins, viel Risiko.

Grüne Anleihen – besser als Aktien?


Solaranlage von Photon Energy. / Foto: Unternehmen

Anleihen wie die von Photon Energy sind teilweise für mittelständische Unternehmen eine Alternative zum Bankkredit. Durch die Anleihe schulden die Unternehmen dem Anleger Geld. Anders als Aktionäre werden die Anleihe-Anleger aber nicht Teilhaber, sondern Gläubiger eines Unternehmens.

Den Nominalwert erhalten Anleger jedoch nur zurück, wenn das Unternehmen auch zur Zahlung in der Lage ist. Mit etlichen grünen Anleihen aus dem Mittelstand haben Anleger in den letzten Jahren Geld verloren, weil die Unternehmen gerade an einer Pleite vorbeischrammten oder gar Insolvenz anmelden mussten und die Anleihe nicht oder nur teilweise zurückzahlen konnten.

In manchen Fällen gibt es von einem nachhaltigen Unternehmen sowohl Aktien als auch Anleihen. Vorteile bietet die Anleihe gegenüber der Aktie dann, wenn das Unternehmen kriselt, aber nicht insolvent wird: Dann sinkt zwar auch der Anleihekurs, aber der Anleger kann bei der Anleihe bis zum Ende der Laufzeit abwarten und den Nominalwert zurückerhalten, also den 100-Prozent-Kurs. Und in der Zwischenzeit hat er noch den Anspruch auf die versprochenen Zinsen.

So kaufen Sie diese Anleihen

Anleger brauchen ein Depot bei ihrer Bank, um Anleihen zu kaufen, die bereits an der Börse notiert sind. Neue Anleihen zeichnet man oft direkt beim herausgebenden Unternehmen. Der Börsenhandel einer Mittelstandsanleihe ist allerdings nicht zu vergleichen mit dem Handel beispielsweise einer Aktie eines Großunternehmens: Diese ist Sekunden nach der Order verkauft. Bei einer kleinen grünen Anleihe kann es durchaus einige Tage bis zum Verkauf dauern.

SoWiTec-Anleihe 6,75 Prozent

Die SoWiTec Group GmbH aus Sonnenbühl in Baden-Württemberg entwickelt Wind- und Solarprojekte, vor allem in Brasilien, Argentinien und Chile. In 24 Jahren Geschäftstätigkeit hat SoWiTec eigenen Angaben zufolge Projekte mit einer Kapazität von 2,7 Gigawatt (GW) realisiert. Seit Juli 2019 hält der dänische Windanlagenbauer Vestas einen 25-prozentigen Anteil an SoWiTec und hat die Option, in drei Jahren das Unternehmen mit seinen 200 Arbeitsplätzen ganz zu übernehmen.

Die SoWiTec-Anleihe startete im November 2018 und läuft bis 2023. Bei der Emission hat SoWiTec 15 Millionen Euro Kapital eingeworben. Das Geld will SoWiTec nutzen, um Wind- oder Solarprojekte zu realisieren und später zu verkaufen. Die SoWiTec-Anleihe bietet Zinsen von 6,75 Prozent. Aktuell notiert die Anleihe an der Börse Frankfurt bei 106,49 Prozent. 2018 hatte SoWiTec knapp 30 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, bei einem Gewinn vor Steuern (EBT) von 11,3 Millionen Euro.

Fazit: SoWiTec hat gute Aussichten und mit Vestas einen erfahrenen Partner im Windkraftgeschäft. Allerdings operiert das Unternehmen in Ländern wie Argentinien, Mexiko, Chile und Brasilien, die nicht dieselbe politische und rechtliche Stabilität wie Mitteleuropa aufweisen. Das ist riskant.

7x7 Energieanleihe mit 4,5 Prozent Zins

Die 7x7 Energieanleihe 2027 ging im Januar 2018 an den Start und hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Sie soll Solarprojekte in Deutschland finanzieren. Im Fokus stehen dabei kleine Solarparks, für die keine Teilnahme an Ausschreibungen erforderlich ist. Emittentin der Anleihe ist die 7x7 Energiewerte Deutschland II. GmbH & Co. KG. Anleger haben Anleihen im Wert von 2 Millionen Euro gezeichnet. Die Stückelung der 7x7 Energieanleihe 2027 liegt bei 5.000 Euro, der Zinssatz beträgt 4,5 Prozent. Einmal im Jahr erhalten Anleger die Zinsen ausgeschüttet. Investoren können die Anleihe unter anderem an der Frankfurter Börse handeln. Derzeit notiert sie unter ihrem Nennwert bei 99,00 Prozent.

Die Anleihe ist besichert – etwa durch Rechte der Gläubiger an dem produzierten Strom und eine Eintragung im Grundbuch. "Damit ist die Anleihe besonders attraktiv für Stiftungen und ähnliche Organisationen, die strengeren Anlagekriterien unterliegen“, sagt Andreas Mankel, Geschäftsführer der 7x7 Energiewerte Deutschland II. GmbH & Co. KG.

ECOreporter hat das Angebot in einem ECOanlagecheck im Februar 2018 analysiert und bewertet. Das Fazit: "Wenn die Emittentin ihren Geschäftsplan umsetzen kann und sie zunächst vorrangig ein langfristig zu betreibendes Solarparkportfolio aufbaut, kann das Zins/Risiko-Verhältnis der Anleihe als angemessen gelten.“

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Naturstrom-Anleihe mit 3,25 Prozent Zins


Windkraftanlage von Naturstrom. / Foto: Unternehmen

Die Anleihe der Ökostrom- und Biogasanbieterin Naturstrom AG aus Düsseldorf bietet einen Zins von 3,25 Prozent pro Jahr. Sie läuft bis zum 31. August 2028. Die UmweltBank hatte den Vertrieb der Anleihe übernommen. Anleger benötigen zum Kauf der Anleihe ein Wertpapierdepot bei der nachhaltigen Bank aus Nürnberg. Interessenten können die Anleihe bei der UmweltBank derzeitigen Besitzern abkaufen. Nur: Bisher will sich kaum jemand von dieser grünen Anleihe trennen.

Über die Anleihe hatte sich die Naturstrom AG 7,9 Millionen Euro Kapital für den Bau weiterer Erneuerbare-Energien-Kraftwerke beschafft. Naturstrom ist gut im Geschäft: 2018 setzte die Ökostromproduzentin 11,34 Millionen Euro mit ihren Kraftwerken um, bei einem Nettogewinn von 2,69 Millionen Euro. 

ECOreporter hatte die Anleihe des Düsseldorfer Grünstromanbieters unter die Lupe genommen. Fazit im März 2019: "Die Naturstrom-Gruppe verfügt über eine starke Marktposition. Sie konnte sich im schwieriger gewordenen Ökostrommarkt behaupten und kontinuierlich Jahresüberschüsse erzielen. Das Zins/Risiko-Verhältnis der Anleihe kann als angemessen gelten.“

Enertrag: Windkraftanleihe EnergieZins 2025

Die Anleihe der Windkraftspezialistin Enertrag aus Brandenburg bietet 5,25 Prozent Zinsen pro Jahr. Das Anleihekapital investiert Enertrag vor allem in deutsche und französische Windenergie-Projekte. Die Anleihe wird an der Börse Düsseldorf gehandelt. Aktuell notiert die Anleihe bei 100,50 Prozent.

ECOreporter urteilte im November 2015 in einem ECOanlagecheck: "Die Emittentin Enertrag EnergieZins GmbH hat eine einwandfreie Leistungsbilanz. Ihre Muttergesellschaft Enertrag AG verfügt grundsätzlich über die Erfahrungen und Kompetenzen, um auch unter veränderten Rahmenbedingungen erfolgreich am Markt agieren (…) zu können. Unter Berücksichtigung des Risikoprofils ist die Verzinsung der Anleihe angemessen.“ Bisher kam es bei der Anleihe noch zu keinem Ausfall der Zinszahlungen – was die Einschätzung bestätigt. Achtung: An der Börse wird die Anleihe auch unter der Bezeichnung "ENERTRAG EnergieZins 15/26 auf Festzins“ geführt, es handelt sich aber um dieselbe Anleihe.

Energiekontor: Stufenzinsanleihe XII mit 4 bis 5 Prozent Zins

Die Bremer Windkraftspezialistin Energiekontor AG, ein Pionierunternehmen der Branche, hat bereits eine ganze Reihe von sogenannten Stufenzinsanleihen auf den Markt gebracht. Für die hier beschriebene stellt sie Investoren 4 bis 5 Prozent Zinsen pro Jahr in Aussicht – die Zinsen steigen mit der Laufzeit stufenweise. Die Laufzeit liegt bei 17 Jahren. Die Rückzahlung der Anleihe erfolgt in mehreren Tranchen. Das Kapital der Anleger soll drei Windparks in Deutschland und Portugal refinanzieren und fließt nicht an das Unternehmen selbst. Die Windparks dienen als Sicherheit für das Investment, und sie liefern schon seit mehreren Jahren sauberen Strom. Die Anleihe notiert an der Börse Frankfurt aktuell bei 102,00 Prozent.

ECOreporter hat die Anleihe zu ihrem Start im Juli 2019 ausführlich in einem ECOanlagecheck analysiert. Das Fazit: "Die Sicherheiten für die Anleihe sind insgesamt stimmig. In den meisten Szenarien, die während der Laufzeit eintreten können, sichern sie den Großteil der Rückzahlungsansprüche der Anleger. Das Zins/Risiko-Verhältnis der Anleihe ist deshalb angemessen.“

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