Der russische Angriffskrieg hat die Sicht auf das Thema Rüstung verändert. / Foto: Pixabay

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Nachhaltige Banken: Rüstung ist notwendig, aber nicht nachhaltig

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wird viel darüber diskutiert, ob Rüstung ein nachhaltiges Geldanlagethema sein kann. Mehrere nachhaltige Banken haben sich jetzt klar dazu positioniert.

„Die geopolitische Lage zwingt Wirtschaft, Politik und Finanzmarktakteure dazu, die Finanzierung von Rüstungsgütern strategisch neu zu bewerten. Verteidigungsfähigkeit und Wehrhaftigkeit müssen gewährleistet sein beziehungsweise werden. Dass damit zwangsläufig eine uneingeschränkte Aufnahme von Rüstungskonzernen in nachhaltige Finanzprodukte verbunden sein sollte, sehen die Sonderinstitute innerhalb des Genossenschaftsverbundes sowie weitere Unterstützer kritisch“, heißt es in einer Mitteilung zu einem neuen Positionspapier, das unter anderem die Bank im Bistum Essen (BIB), die Evangelische Bank, die Bank für Kirche und Caritas (BKC), die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank), die DKM – Partner für Kirche und Caritas, die GLS Bank, die Pax-Bank und die Steyler Ethik Bank gemeinsam ausgearbeitet haben.

Klare Absage an die Deutsche Kreditwirtschaft

In dem Positionspapier sprechen sich die Banken ausdrücklich dagegen aus, die Auswahlkriterien für nachhaltige Finanzprodukte aufzuweichen und Investments in Rüstungskonzerne zuzulassen. Die nachhaltigen Finanzinstitute stellen sich damit gegen die mittlerweile gültige Vorgabe der Deutschen Kreditwirtschaft, die es Banken erlaubt, Rüstungsunternehmen umsatzunabhängig als nachhaltige Investments zu deklarieren.

Dem Argument der Rüstungsindustrie, dass Rüstungs- und Waffenproduktion unabdingbar für die soziale Nachhaltigkeit seien, stimmen die nachhaltigen Banken nicht zu. Investitionen in Rüstung trügen nicht ausschließlich zu Verteidigung und Sicherheit bei, sondern ermöglichten auch bewaffnete Konflikte in aller Welt. Darüber hinaus stünde Rüstungsunternehmen der Markt nicht-nachhaltiger Finanzprodukte weiterhin uneingeschränkt offen.

Schutz vor Greenwashing

In dem Positionspapier heißt es zudem: „Menschen, die sich bewusst für Investments in ethisch-nachhaltige Geldanlagen entscheiden, sollten sich sicher sein können, dass dadurch keine Verletzung ihrer Werte erfolgt. Auf europäischer Ebene gibt es aktuell zahlreiche sinnvolle Maßnahmen, um mehr Transparenz in nachhaltige Finanzprodukte zu bringen und die Verbraucher vor Greenwashing zu schützen. Die Aufnahme von Rüstungskonzernen in nachhaltige Fonds widerspricht diesem Ansinnen deutlich. Der damit verbundene Vertrauensverlust bei Anlegerinnen und Anlegern ist unumkehrbar. Eine „neutrale“ Einstufung von Waffen und Rüstungsgütern und das Belassen von Rüstungskonzernen in konventionellen Fonds wirkt einem Vertrauensverlust entgegen.“

„Natürlich sehen auch wir eine dringende Notwendigkeit, in Rüstung zu investieren, um die Wehrhaftigkeit unseres Landes sicherzustellen“, erläutert Peter Güllmann, Vorstandssprecher der BIB. „Als Bank mit nachhaltiger Ausrichtung erachten wir es aber als richtig, das Konzept der nachhaltigen Geldanlage, das wir in den vergangenen Jahrzehnten aktiv mitgestaltet haben, nicht zu verwässern.“

„Für uns als Bank für Kirche und Diakonie ist die aktuelle geopolitische Lage kein Anlass dafür, unsere kritische Haltung zu Waffen und Rüstung zu ändern“, ergänzt Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender der KD-Bank. Bei der gemeinsamen Arbeit am Positionspapier waren Thiesler und der KD-Bank vor allem zwei Argumente gegen die Aufnahme von Rüstungskonzernen in nachhaltige Geldanlagen wichtig: „Erstens: Wer in Hersteller von Rüstungsgütern und Waffen investiert, geht das Risiko ein, dass diese Produkte nicht nur zu Abschreckungszwecken eingesetzt werden. Zweitens: Finanzinvestitionen in Rüstungskonzerne sind nach unserer Einschätzung überwiegend rendite-orientiert und spekulativ. Wir möchten von möglichen Gewinnen dieser Branche nicht profitieren.“

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Waffen im nachhaltigen Depot?.

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